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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.10.2022

Spannender Reihenauftakt

Im Feuer
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Polizeibeamtin Lilly Hed hatte in Stockholm eine aussichtsreiche Ermittlungskarriere vor sich, entscheidet sich jedoch aus persönlichen Gründen für eine Versetzung nach Nynäshamn - ein idyllischer Ort ...

Polizeibeamtin Lilly Hed hatte in Stockholm eine aussichtsreiche Ermittlungskarriere vor sich, entscheidet sich jedoch aus persönlichen Gründen für eine Versetzung nach Nynäshamn - ein idyllischer Ort an der Schärenküste. Allzu idyllisch ist es im Rekordsommer durch die akute Brandgefahr jedoch nicht. Während zunächst vor erhöhter Brandgefahr gewarnt wird, Grillverbote verhängt und kleinere Feuer gelöscht werden, wird schnell klar, dass Lilly Hed ein größeres Problem hat. Denn die Brände, die Feuerwehrmann Jesper und seine Einsatztruppe tagtäglich herausfordern, lassen sich nicht auf den Rekordsommer, sondern auf Brandstiftung zurückführen. Und spätestens als die zweite Leiche im Brandherd gefunden wird, muss sich Lilly Hed die Frage stellen, welcher Mörder Feuer als gefährliche Waffe nutzt und zahlreiche Menschenleben aufs Spiel setzt.

Wie in schwedischen Krimireihen üblich, hat auch Lilly Hed privat akute Probleme, eine schwierige Vergangenheit und versucht - so wie Jesper, dem es ähnlich geht - nach vorn zu sehen und sich auf neue Beziehungen und Freundschaften einzulassen. Obwohl ich einige Seiten brauchte, um gepackt zu werden und mich voll auf den Fall einlassen zu können, war mir Lilly Hed von Anfang an sympathisch. Die Kapitel sind recht kurz, werden aus wechselnden Perspektiven mit Tagebucheinschüben erzählt und entblättern Kapitel um Kapitel, worum es bei den Morden geht und wie Lilly Hed trotz schwieriger Beweislage doch auf die Auflösung kommt. Pernilla Ericsons Schreibstil ist flüssig und auch wenn es - gerade bei den Ausführungen über Lillys Privatleben - weniger spannend wurde, hat mich der Fall insgesamt gefesselt und ich freue mich auf die weiteren Bände der Reihe!

Veröffentlicht am 21.10.2022

Fesselnder Zeitebenenroman

Die versteckte Apotheke
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Sarah Penner hat mit "Die versteckte Apotheke" einen Roman geschrieben, der sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit spielt. Ende des 18. Jahrhunderts, im Jahr 1791, bietet Nella Frauen in ...

Sarah Penner hat mit "Die versteckte Apotheke" einen Roman geschrieben, der sowohl in der Gegenwart als auch in der Vergangenheit spielt. Ende des 18. Jahrhunderts, im Jahr 1791, bietet Nella Frauen in gewalttätigen Ehen ein besonderes HIlfsmittel aus ihrer geheimen Apotheke. Die Frauen nehmen durch eine verschlüsselte Botschaft Kontakt zu ihr auf und bekommen dann ein Gift, mithilfe dem sie sich ihres Ehemannes entledigen können. Lange Zeit klappt dieses Modell gut, bis eines Tages die 12-jährige Eliza in ihrer Apotheke auftaucht und ein schwerwiegender Fehler geschieht.
Knapp 200 Jahre später, in der Gegenwart, findet Caroline Parcewell beim Mudlarking in der Themse ein altes Apothekerfläschchen mit einer interessanten Gravur. Eigentlich wollte sie mit ihrem Ehemann ein paar Tage in London verbringen, doch aufgrund eines Streits ist sie allein gereist und lässt nun ihrem historischen Interesse freien Lauf und stellt Nachforschungen zum Apothekerfläschchen an.

Der Schreibstil von Sarah Penner ist so flüssig und anschaulich beschrieben, dass sie mich mit einer Leichtigkeit zu Nella und Eliza in die Apotheke und die Welt der Kräuter und Heilmittel geführt hat. Dabei hat sie die beiden Erzählstränge auf verschiedenen Zeitebenen clever miteinander verknüpft, sodass die Übergänge leicht sind und die verschiedenen Ereignisse sich gut aneinanderfügen.
Auch wenn einige Erkenntnisse überraschend leicht gewonnen wurden, habe ich auch Carolines Nachforschungen gebannt verfolgt, obwohl mich Nellas Erzählperspektive etwas mehr gereizt hat.
Ein fesselnder Roman, der mir schöne Lesestunden bereitet hat!

Veröffentlicht am 17.10.2022

Zwischen Himmel und Erde

Die Ewigkeit ist ein guter Ort
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Elke hat in Köln Theologie studiert und ist in der Seelsorge tätig. Eines Tages soll sie die Position ihres Vaters - Pastor in einem Dorf in Norddeutschland - einnehmen, worauf sie hinarbeitet. Doch als ...

Elke hat in Köln Theologie studiert und ist in der Seelsorge tätig. Eines Tages soll sie die Position ihres Vaters - Pastor in einem Dorf in Norddeutschland - einnehmen, worauf sie hinarbeitet. Doch als ihr am Sterbebett einer alten Dame das Vaterunser nicht mehr einfällt und generell alle Worte, die an Gott gerichtet sind, wie weg sind und nicht mehr über ihre Lippen kommen, macht sie sich auf die Suche. Elke denkt, sie leide an Gottesdemenz und dafür muss es ja schließlich eine Lösung geben? Bei ihrem Freund Jan stößt sie zwar irgendwie auf Verständnis und offene Ohren, aber an Gott glaubt er nicht. Und in ihrem Elternhaus spürt Elke auch nicht mehr die Anwesenheit Gottes, ganz im Gegenteil ist dort die Leere spürbar, die ihr Bruder vor einigen Jahren hinterlassen hat, als er zu weit auf dem See hinausschwomm.

Zunächst fand ich sowohl den Plot als auch den Schreibstil von Tamar Noort etwas eigenwillig. Doch je mehr Seiten ich las, desto mehr zog mich Elke in ihren Sog aus Gedanken und Gefühlen. Es ist sehr deutlich und anschaulich geschildert, dass Elke verloren ist, etwas sucht, von dem sie selbst nicht genau weiß, was es ist, sondern immerzu von "Gottesdemenz" spricht. Doch immer mehr wird ihr klar, dass sie die Vergangenheit wohl noch nicht verarbeitet hat und die sehr stark mit der Gegenwart und der Zukunft zusammenhängt.

Ein sehr schöner, berührender und zum Nachdenken anregender Roman, der zwar Gott thematisiert, aber für mein Gespür nicht allzu religiös oder gar missionierend ist. Da die Thematik, die Umsetzungsweise und die Art des Erzählens recht eigenwillig sind, kann ich keine pauschale Empfehlung aussprechen. Wem jedoch die Leseprobe gefällt, der*die wird auch mit dem ganzen Buch Freude haben.

Veröffentlicht am 17.10.2022

Selbstliebe durch Reduktion

Die Selbstliebe-Illusion
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In den letzten Jahren sammelten sich immer mehr Ratgeber zur Selbstliebe und Selbstakzeptanz in den entsprechenden Regalen der Buchläden. In der Regel ist der Weg zur Selbstliebe in solchen Ratgebern tief ...

In den letzten Jahren sammelten sich immer mehr Ratgeber zur Selbstliebe und Selbstakzeptanz in den entsprechenden Regalen der Buchläden. In der Regel ist der Weg zur Selbstliebe in solchen Ratgebern tief verbunden mit Selbstoptimierung und Methoden wie Meditation, Dankbarkeitstagebüchern, Glaubenssätze etc., was sehr zeitaufwändig ist und sich nur in den seltensten Fällen als feste Routine in den Tag einbauen lässt - bzw. was die wenigsten schaffen.
Im Gegensatz dazu schafft Ruediger Schache einen alternativen Weg: Selbstliebe durch Weglassen, einfach mal den Druck rausnehmen, Selbstliebe nicht als Wahn der Selbstoptimierung und Zwang zu sehen, sondern sich auf Wesentliches zu konzentrieren, durchatmen und sich nicht selbst unter Druck setzen. Auch wenn sicherlich nicht alles im Buch für alle Leserinnen gleich passend ist, finde ich den Ansatz sehr erfrischend und die Aussagen im Buch regen zum Nachdenken und zur Reflexion an. Was daraus mitgenommen oder im Alltag umgesetzt wird, sei jeder und jedem* selbst überlassen.

Ein Buch zur Selbstliebe, was raussticht und das ich gern gelesen habe.

Veröffentlicht am 16.10.2022

Wege der Entscheidung

Sonnenblumentage
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Marie lebt nach dem Tod ihrer Mutter - einer begnadeten Künstlerin, mit der sie schon in den verschiedensten Orten der Welt gelebt hat - in einem kleinen Dorf in der Nähe Bambergs und versucht, sich dort ...

Marie lebt nach dem Tod ihrer Mutter - einer begnadeten Künstlerin, mit der sie schon in den verschiedensten Orten der Welt gelebt hat - in einem kleinen Dorf in der Nähe Bambergs und versucht, sich dort als Floristin ein sicheres und stetes Leben aufzubauen. Doch trotzdem fragt sie sich, was wäre, wenn sie Entscheidungen anders träfe. Und genau diesen Ansatz setzt Frieda Bergmann in "Sonnenblumentage" um, sodass Marie in zwei verschiedenen Erzählsträngen unterschiedliche Entscheidungen trifft und ihr Leben sich entsprechend unterschiedlich entwickelt.

Obwohl ich den Strang "Was wäre, wenn sie geht" von Anfang an lieber mochte als "Was wäre, wenn sei bleibt", habe ich beide Kapitelabfolgen sehr gern gelesen und mit Marie mitgefiebert. Auch vom Erzählstil und der Schriftart haben sich die beiden Stränge etwas unterschieden, sodass ich immer sofort wusste, in welchem Strang ich gerade lese. Die Figuren sind liebevoll ausgearbeitet, die Entwicklungen werden deutlich geschildert und Frieda Bergmann hat einen sehr bildreichen, anschaulichen und fesselnden Schreibstil. Während viele Figuren meine Sympathie bekamen, konnte ich auch Antipathie festlegen und war an einigen Stellen ungeduldig, wenn Marie ihre Entscheidungen anders traf, als ich sie getroffen hätte, oder Dinge nicht beachtet hat, die ich schon längst gesehen habe. Generell gefällt mir die Figurengestaltung und -entwicklung in "Was wäre, wenn sie geht" sehr viel besser. Denn während diese hier sehr konstant und progressiv geschieht, passiert eine deutliche Entwicklung erst im letzten Drittel von "Was wäre, wenn sie bleibt".

Ein schöner Roman, der mich emotional getroffen und für wunderbare Lesestunden gesorgt hat! Die Idee, zwei unterschiedliche Romane zu entwerfen und die Stories zu verflechten, ist Frieda Bergmann mit "Sonnenblumentage" sehr gut gelungen!