Ein Buch, das die Nation spaltet. Die einen mögen es, die anderen hassen es.
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Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der ...
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Mrs. Bennets Leben dreht sich nur um das Eine: Wie kann sie es bloß schaffen, dass ihre Töchter endlich den Richtigen finden? Zumindest für Jane, die Älteste, gibt es Hoffnung: Chip Bingley, der attraktive Arzt, der noch vor Kurzem als Bachelor in der Fernsehshow „Vermählung“ vergeblich nach der großen Liebe suchte, zieht in die Kleinstadt. Und gleich beim ersten Zusammentreffen knistert es zwischen Chip und Jane. Doch was ist mit Liz Bennet? Chips Freund, der ungehobelte Neurochirurg Fitzwilliam Darcy ist definitiv keine Option! Dennoch scheinen die beiden nicht voneinander lassen zu können … (Quelle: Verlag)
Anfang
Lange vor seiner Ankunft war in Cincinnati allgemein bekannt, dass Chip Bingley auf der Suche nach einer Ehefrau war.
Meine Meinung
Bevor ich anfange euch meine Meinung mitzuteilen, muss ich sagen, dass ich das Original von Jane Austen ("Stolz und Vorurteil") nie gelesen habe. Ich kenne nur die Verfilmung von 2005 mit u.a. Keira Knightley und Donald Sutherland. Ich habe auch "Im Hause Longbourn" von Jo Baker gelesen, in dem es sich um die Bediensteten der Bennets dreht. Allerdings ist das eine ganz eigene Geschichte.
Meine Rezension bezieht sich also lediglich auf Vergleiche mit dem Film und meine Meinung über "Vermählung".
Die Geschichte um die Bennets ist mittlerweile fast jedem bekannt. Vater und Mutter haben einen Stall voll Töchter, die sich mehr oder weniger abgenabelt haben (die eine Tochter mehr, die andere weniger), wie Kraut und Rüben selbstbestimmt aufwachsen und sich nach eigener Facon entfalten können. Während sich Mr. Bennet um das Familienvermögen kümmert und ewig so weiter machen könnte, gibt es für Mrs. Bennet keine höhere Priorität als die Kinderlein unter die Haube zu bekommen. Und während fast alle Bennet-Mädchen damit leben können, gibt es eine, die damit nicht einverstanden ist. Elizabeth Bennet. Die Älteste der Kinderschar.
Soweit so gut. Doch was hat es nun mit "Vermählung" auf sich?
Curtis Sittenfeld nahm sich dieser Geschichte von 1813 an und katapultierte sie in unsere Zeit. Noch eine kleine Prise Kaufsucht bei Mama Bennet dazu und den ein oder anderen Liebhaber für die Bennet-Töchter und fertig ist ein fast 600 Seiten dicker Roman, der mich kontinuierlich gut unterhalten hat. Auch in der Neuauflage sind alle Probleme aus dem Original vertreten. Aber eben ein bisschen moderner.
"Es gibt reichlich Männer, die keine Kinder wollen." Mr. Bennet trank einen Schluck Kaffee. "Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob ich welche will." (Seite 10)
So sucht Chip Bingley nicht auf Bällen nach seiner Traumfrau, sondern geht ins Fernsehen. Im Reality-TV rennen ihm als Bachelor 25 Frauen hinterher und es ist doch nicht die Richtige dabei. Im eigentlichen Leben ist er, ebenso wie sein Freund Darcy, Mediziner. Natürlich wäre er in den Augen von Mutter Bennet DIE Partie für eine ihrer Töchter. Aber in der modernen Welt tauchen Probleme auf, die es damals in der Form nicht gab. Und auch wenn man eigentlich weiß wie die Geschichte ausgeht, ist es beim Lesen doch immer wieder unklar, ob sich die Autorin daran gehalten, oder ihr ganz eigenes Ende geschrieben hat.
Die Charakterzüge wurden allerdings sehr gut übernommen. So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich Darcy und Liz von Beginn an unsympathisch sind und daran auch eigentlich nichts ändern wollen. In anderen Rezensionen habe ich gelesen, dass sich über die überspitzte Darstellung von Mrs. Bennet beschwert wurde. Ich muss sagen, dass ich sie sehr gut fand. Auch hier ist sie eine Frau, die nicht nur aus purer Mutterliebe gute Partien für ihre Kinder will und an einer Stelle sogar eine ihrer Töchter ablehnt. Auch badet sie in Selbstmitleid, obwohl ihr persönlich nichts Schlimmes wiederfahren ist. Zumindest im Film wird das so ja auch sehr gut gezeigt.
"Ich glaube nicht, dass sich eine von euch vorstellen kann, was für ein Albtraum es für einen Mann ist, allein unter so vielen Frauen zu sein", sagte Mr. Bennet. "Ich weine auch oft, und ihr seid bloß sechs." (Seite 12)
Ganz wunderbar lustig und sympathisch fand ich Mr. Bennet. Das ging mir im Film schon so. Diese stoische Gelassenheit, die man bei so einem "Weiber-Haufen" auch haben muss, gepaart mit gut platziertem Humor. Stellenweise musste ich bei seinen Aussagen wirklich lachen. Doch auch die Dialoge zwischen Darcy und Liz waren lohnenswert.
"Fred!", sagte der Pfleger, obwohl die beiden sich noch nie begegnet waren. "Wie geht es uns heute?"
Mr. Bennet las das Namensschild am Kittel des Pflegers und antwortete übertrieben munter: "Bernard! Wir betrauern den Tod der Manieren und den Aufstieg übermäßig vertrauter Konversation. Wie geht es dir?" (Seite 81)
Leider haben einige Leser dieses Buch abgebrochen und ihm gar nicht die Chance gegeben sich zu beweisen. Vielleicht haben einige Austen-Fans auch Probleme damit, dass die Geschichte und die Personen satirisch etwas aufs Korn genommen wurden. Manchmal gibt es für einen selbst eben keine bessere Version, als das Original. Mich persönlich hat die Geschichte ganz hervorragend unterhalten!
Mit Freuden erklärte Mrs. Bennet: "Sein Ururgroßvater war es, der Bingley Manufacturing gründete, die schon seit etlichen Jahren Armaturen und so was machen."
"Und mit Armaturen meint Mom Klos", sagte Lydia. "Wir alle drücken die Daumen, dass Jane zur Königin der Scheißhäuser wird." (Seite 114)
Fazit
Ein Buch, das die Nation spaltet. Die einen mögen es, die anderen hassen es.
Mir persönlich hat es wirklich sehr gut gefallen und ich würde es jedem empfehlen, der sich die Originalgeschichte mal mit einem Augenzwinkern betrachten möchte. Die Autorin hat wirklich viel Liebe in die Modernisierung eines geliebten Klassikers gesteckt und ihn mit etwas Witz und Moderne gewürzt. Auf ganzer Linie gelungen!