Stark und berührend gleichermaßen
Verführung und Verrat. Die Somerset-Saga (2)Mit Teil 2 der Somerset-Reihe habe ich wieder einen Abstecher in die Regency-Zeit unternommen. Obwohl ich mit dem Auftaktband inhaltlich ein paar Probleme hatte, wollte ich das zweite Buch unbedingt lesen. ...
Mit Teil 2 der Somerset-Reihe habe ich wieder einen Abstecher in die Regency-Zeit unternommen. Obwohl ich mit dem Auftaktband inhaltlich ein paar Probleme hatte, wollte ich das zweite Buch unbedingt lesen. Immerhin steht hier Rebecca Seagrave im Mittelpunkt - und die habe ich schon als Nebenfigur in "Sehnsucht und Skandal" gefeiert.
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Rebecca ist eine ganz starke Frau. Junge Witwe. Chefin eines Wirtshauses. Und im ersten Teil hatte ich sie bereits als gewiefte Geschäftsfrau mit ungewöhnlichen Praktiken kennengelernt. Nachdem ihr da ein lukratives Einkommen weggebrochen ist, verfolgt sie jetzt den nächsten ehrgeizigen Plan und will in die Politik gehen. Um dieses Ziel zu erreichen, muss eine Frau im 18. Jahrhundert knallhart sein. Und Rebecca ist der absolute Wahnsinn. Ihr macht so schnell keiner was vor und sie lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Eine Rebecca Seagrave sollte man nicht unterschätzen!
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"Zeig dich niemandem, sonst wirst du verletzt" (Zitat S. 423)
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Aber natürlich hat auch Rebecca Gefühle und Schwächen. Aber sie kämpft dagegen an. Ihre Beweggründe, warum sie keine Nähe zulassen will, haben mich tief berührt. Ich weiß gar nicht, wie ich es ausdrücken soll, aber irgendwie erscheint mir Rebecca gerade durch die Offenlegung ihrer verletzlichen Seite noch um ein Vielfaches stärker. Man kann gar nicht anders, als dieser Frau alles Glück der Welt zu wünschen.
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Natürlich kommt im Roman ein Mann ins Spiel. Natürlich läuft es auf ein Happy End hinaus. Gut gefällt mir, dass der Plot auf dem Weg dahin aber auch mal ungewöhnlich ist. Weniger Bridgerton-like (obwohl der Vergleich mit dem Cover-Sticker wieder heraufbeschworen wird), dafür mehr wahres Leben. Ein Hoch auch darauf, dass hier im Kontext der damaligen Zeit ein beeindruckendes Zeichen gegen Homophobie gesetzt wird.
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Fazit: "Verführung und Verrat" fand ich auf ganzer Linie stimmig inszeniert und überzeugend aufgebaut. Der tolle Schreibstil von Emma Hunter hat sein Übriges dazu beigetragen, dass mich der Roman total begeistert hat.