Atmosphärisch aber leider langatmig
Nachdem mich die Atmosphäre aus dem ersten Band damals mitgerissen hatte, habe ich mich gefreut, zu den Frauen in die Marktgasse zurückzukehren.
Der Schreibstil der Autorin ist erneut flüssig, bildlich ...
Nachdem mich die Atmosphäre aus dem ersten Band damals mitgerissen hatte, habe ich mich gefreut, zu den Frauen in die Marktgasse zurückzukehren.
Der Schreibstil der Autorin ist erneut flüssig, bildlich und zeitgenössisch. Mir ist die Zeitreise nach Kassel in 1832 sofort gelungen.
Das Leben und die Arbeit der Putzmacherinnen von damals haben mich von Anfang an fasziniert. Laute, unverheiratete Frauen, die unter einem Dach arbeiten und auch leben. (Verheiratete Frauen durften keine Gewerbe ausüben)
Elise ist noch immer die gleiche aufgeweckte junge Frau wie im Band eins, jedoch ist sie meiner Meinung nach nicht mehr so kindisch und naiv. Ich habe für sie gefreut, dass sie wieder ihr altes Leben reingefunden hat, aber auch den Kontakt mit ihrem frisch gefundenen Vater aufrecht halten konnte. Auch meine Lieblingsnebencharaktere, die Großmutter Anna und die alte Näherin Babette sind weiterhin dabei. Leider auch Moritz, den ich von Anfang an nicht leiden konnte.
Man könnte denken, dass der Skandal um Elise und ihren Halbbruder Johann Georg schon längst vergessen wäre, bekommt Elise die Nachricht von ihrem Vater, dass das Manuskript von seinen Lebenserinnerungen gestohlen wurde. Diese ist nicht nur für Elise und ihre Mutter kompromittieren, sondern auch für weitere bekannte Bewohner Kassels.
Elise beginnt sich mit Anweisungen ihres Vaters auf die Suche nach dem Manuskript. Zuerst verdächtigen sie den jungen Studenten Hans Christian, der zeitlang der Gast ihres Vaters in Frankfurt war und von dem Manuskript wusste. Elisa verfolgt mit dem Lehrmädchen Greta diese Spur.
Bedauerlicherweise ab dem Punkt wurde mir die Geschichte ziemlich unrealistisch. Es waren einfach zu viele Stränge nicht vollständig weiterverfolgt worden. Handlungen, die die Geschichte nicht wirklich weiterbrachten, dafür aber viele Seiten füllten. Etwas Spannung brachte der Erpresser in die Story, aber so geschickt diese Spannung aufgebaut wurde, desto plumper geschah die Auflösung. Wenn die Autorin auf einen Überraschungseffekt appelliert hat, ist etwas schiefgegangen. Ein, aus dem Nichts hergezauberter, Täter und eine Auflösung, die genauen Beweggründen Täter erläutert, ließen mich unbefriedigt zurück.
Grundsätzlich ist der zweite Band über die Frauen aus der Marktgasse ein atmosphärischer historischer Roman, jedoch in dem Fall wäre weniger mehr gewesen.