Er neigte den Kopf zur Seite und ließ die Nackenwirbel knacken
Francis Ackerman junior ist ein brutaler, bestialischer Massenmörder. Seine Opfer müssen entsetzlich leiden, nachdem er mit ihnen „ein Spiel“ gespielt hat. Die Regeln sind schräg, der Gewinner immer er. ...
Francis Ackerman junior ist ein brutaler, bestialischer Massenmörder. Seine Opfer müssen entsetzlich leiden, nachdem er mit ihnen „ein Spiel“ gespielt hat. Die Regeln sind schräg, der Gewinner immer er. Der ehemalige Polizist Marcus Williams landet in Dimmit County, weil seine Tante, die ihn nach dem Tod seiner Eltern großgezogen hatte, vererbt hat. Schnell wird er in die Geschehnisse hineingezogen. Immer öfter kreuzen sich die Wege von Francis und Marcus. Die Katastrophe scheint vorprogrammiert …
Die Idee des Buches ist schlicht und ergreifend genial. Leider ist die Umsetzung nur bedingt gelungen. Insgesamt liest sich das Buch weg wie nix. Doch leider nicht, weil es so super toll und in sich stimmig wäre, sondern weil man immer öfter den Kopf schütteln muss und nur noch denkt: „Ja, nee, is klar!“, „Echt jetzt?!“, „Im Ernst??“ oder „Hallo?!?“. Ein Bolzen jagt den nächsten und in vielen Teilen habe ich mich gefragt, ob mich Ethan Cross verschaukeln will. Ich habe dann für mich beschlossen, das Buch als Persiflage zu lesen. Das machte es mir etwas leichter, wenn unser Held Marcus mal wieder aus einer ausweglosen Situation ohne jede Schramme herauskam und dabei noch die halbe Welt gerettet hat.
Viele Phrasen wiederholen sich immer und immer wieder. Besonders genervt hat mich irgendwann dieses elende Genickknacken von Marcus. Seine wundersamen Fähigkeiten hat er laut eigener Aussage von Chuck-Norris-Filmen – und das ist ein eindeutiger Hinweis auf alles, was kommt.
Cross versucht, den Leser eine gewisse Sympathie für Francis aufbringen zu lassen. Bei mir hat das allerdings nicht funktioniert. Auch die nach und nach einsetzende Entwicklung dieser Figur macht es nicht besser.
Der Titel ist, wie so oft, ganz gruselig gewählt worden. Im Original lautet er „The Shepherd“. Das macht in mehrerlei Hinsicht wesentlich mehr Sinn, als „Ich bin die Nacht“. Die Kapitel beziehen sich auf eine Herde und deren Schutz und in der Handlung wird ebenfalls mehrfach Bezug dazu genommen. Der Bezug zur Nacht ist kurz auch gegeben, spielt aber eine sehr viel kleinere Rolle.
Das Ende kommt mit einem gewaltigen, überwältigenden Showdown, der quasi die Krönung der ganzen Kampfszenen auf den vorherigen Seiten darstellt. Die einen nennen es Wendung, die anderen sehen darin die Bestätigung der Vermutungen beim Lesen. Für mich ist diese Auflösung ein wenig zu sehr drüber, auch wenn sie mich ein wenig mit dem Verlauf versöhnt.
Für mich ist „Ich bin die Nacht“ eine zu lang geratene Vorgeschichte für die folgenden Bände. Ob ich diese lesen werde, vermag ich jetzt noch nicht zu sagen. Noch fühle ich mich zu sehr verschaukelt, noch habe ich keine Lust auf weitere Überhelden und bitterböse Psychopaten mit Wahnvorstellungen. Für die Älteren unter uns: das Buch hat einen „Dallas“-Faktor, Stichwort: Bobby unter der Dusche. Doch ein kleiner Funke in mir lodert immer wieder auf und will mich dazu bringen, herauszufinden, ob sich das Niveau doch noch steigert. Wir werden sehen.
Für den ersten Band der Shepherd-Reihe gibt es von mir jedenfalls nur drei Sterne.