Absolut zu empfehlen
Die letzte Jüdin von WürzburgAn ihrem siebzehnten Geburtstag ändert sich das Leben der jungen Jüdin Jaelle völlig: sie lebte bisher recht behütet in Straßburg, doch an diesem Tag fallen alle Barrieren und die jüdische Gemeinde wird ...
An ihrem siebzehnten Geburtstag ändert sich das Leben der jungen Jüdin Jaelle völlig: sie lebte bisher recht behütet in Straßburg, doch an diesem Tag fallen alle Barrieren und die jüdische Gemeinde wird von einem hasserfüllten Mob regelrecht abgeschlachtet. Jaelle entkommt knapp und wird von ihrem sterbenden Vater nach Würzburg geschickt; denn dort leben die Juden in Sicherheit unter dem persönlichen Schutz des Bischofs. Als Mann getarnt macht sich Jaelle auf den Weg…
Wer hier eine seichte Frau-verkleidet-als-Mann-Story mit viel Herzschmerz und wenig historischem Input erwartet, der irrt. Roman Rausch schildert hier die Ereignisse um den Pogrom der jüdischen Gemeinde Würzburgs Mitte des 14. Jahrhunderts und würzt das Ganze mit einer fiktiven Handlung, die erfreulicherweise nie ins Kitschige oder Klischeehafte abzurutschen droht. Die Charaktere sind sehr gut ausgearbeitet, egal ob es sich dabei um Jaelle handelt, mit der man mitfiebert und –bangt oder um Michael de Leone, die rechte Hand des Würzburger Bischofs, der in Jaelles Leben eine immer wichtigere Rolle spielt.
Der Erzählstil hat mir sehr gut gefallen, die oft sehr dramatischen und grausamen Ereignisse wurden sehr authentisch dargestellt ohne übertrieben zu wirken. Die Willkür, mit der die jüdischen Mitbürger zum Sündenbock sämtlichen Übels gemacht werden, von der Pest bis hin zum Wetter (!), ist manchmal schwer zu ertragen; zu glauben fast noch weniger, aber die jüngere deutsche Geschichte zeigt ja leider, dass sich Geschichte gerne mal wiederholt.
Neigen andere Autoren historischer Romane ja gerne mal dazu ein ellenlanges Nachwort zu erstellen, gibt es hier zusätzlich alle paar Kapitel einen kurzen historischen Einschub, der das nötige Hintergrundwissen für das Fortkommen der Geschichte liefert. Ich fand diese Minikapitel sehr hilfreich und sie haben in keiner Weise den Lesefluss gestört.
Fazit:
Für mich hat dieses Buch die perfekte Mischung von fiktiver Handlung und historischen Fakten geboten, ich wurde durchweg gut unterhalten und weiß jetzt Einiges mehr über die Stadtgeschichte meiner Würzburger Nachbarn.