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Harakiri

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.10.2022

Das Glück der anderen darf man nicht stehlen

Alle Farben meines Lebens
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„Ich will die Stimmungen der anderen nicht, ich will meine eigenen“ (S.314)
Synästhesie – als 8-Jährige merkt Alice, dass sie die Stimmung ihrer Mitmenschen als Aura wahrnehmen kann. Für sie ist das ein ...

„Ich will die Stimmungen der anderen nicht, ich will meine eigenen“ (S.314)
Synästhesie – als 8-Jährige merkt Alice, dass sie die Stimmung ihrer Mitmenschen als Aura wahrnehmen kann. Für sie ist das ein Schock, hat sie doch Angst, die misstönenden Stimmungen der anderen in sich aufzunehmen. Ihre Familie ist ihr kein wirklicher Halt, die Mutter krank, der Bruder kriminell und der andere Bruder ausgewandert. So muss sich Alice ihren Platz im Leben hart erkämpfen.
Alice‘ Geschichte hat mich tief berührt. Wie sie es schafft, sich aus ihrem traurigen Leben zu befreien und ihre Erfüllung zu finden. Diesen Weg bin ich gerne mit ihr gegangen, Ahern hat es geschafft, dass man sich sehr gut in Alice einfühlen konnte.
Dabei gibt Ahern jedem Lebensabschnitt ein eigenes Kapitel mit einer bestimmten Farbe. Was mich ein wenig gestört hat waren die harschen Übergänge mancher Absätze. Man wähnt sich in der Gegenwart, die Handlung switchte aber in die Vergangenheit. Hier hätte man vielleicht die Wechsel in einer anderen Schriftart darstellen können.
Fazit: eine schöne Geschichte, die zum Nachdenken und Mitfühlen anregt.
Auf dem Klappentext des Buches steht bei mir ein falscher Name: Violet statt Alice.

Veröffentlicht am 14.10.2022

Ein kniffliger Fall für Forss und Nyström

Die Spur der Luchse
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Bei einem Naturkundeausflug eines Internats verschwinden 4 Schüler und ein Lehrer. Ingrid Nyström, wegen eines vorhergehenden Unfalls nicht voll einsetzbar, und Stina Forss sind an der Suche beteiligt. ...

Bei einem Naturkundeausflug eines Internats verschwinden 4 Schüler und ein Lehrer. Ingrid Nyström, wegen eines vorhergehenden Unfalls nicht voll einsetzbar, und Stina Forss sind an der Suche beteiligt. Als eine Leiche gefunden wird, gerät der Vermisstenfall mehr und mehr zu einem Politikum. Denn eine der verschwundenen Schüler ist die Tochter eines Politikers.
Bereits zum 10. Mal ermittle ich mit den beiden Kommissarinnen und freue mich jedes Mal über einen neuen Fall.
Der Einstieg fiel mir dieses Mal leider etwas schwer. Das lag daran, dass es für mich die Geschichte mit den Waldgegnern nicht gebraucht hätte. Die lenkt nur vom eigentlichen Fall ab.
Und der hat es tatsächlich in sich. Vor allem die kursiv geschriebenen Absätze am Ende der Kapitel aus der Sicht eines Unbekannten, der sich selbst als Monster sieht. Da geht dann das Kopfkino an und man überlegt, was denn so schlimm sein könnte. Eine Verunstaltung? Übergewicht? Hier haben die Autorinnen noch einige Überraschungen parat.
Ganz einfach ist der Fall nämlich nicht zu lösen. Den Ermittlerinnen fehlen die Zusammenhänge und so gerät die Suche etwas ausladend und tritt ein wenig auf der Stelle. Aber dann kam für mich der „Point of no return“ mit dem Fund eines Autos im Wald und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil es immer spannender wurde und die Aufklärung auch sehr erstaunlich war.
Fazit: Das Buch hat wieder sehr gut unterhalten, wenn es mir auch am Anfang etwas schwer in die Gänge kam.

Veröffentlicht am 12.10.2022

Spannung durch Unkenntnis

Beschütze sie
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Als Hannah Wilson ein Zettel mit den Worten „Beschütze sie“ zugespielt wird, weiß sie nicht, wovor. Das Ganze wird noch rätselhafter, als ihre Stieftochter mit einer Tasche voll Geld nach Hause kommt. ...

Als Hannah Wilson ein Zettel mit den Worten „Beschütze sie“ zugespielt wird, weiß sie nicht, wovor. Das Ganze wird noch rätselhafter, als ihre Stieftochter mit einer Tasche voll Geld nach Hause kommt. Die beiden haben nicht den besten Draht zueinander, raufen sich aber zusammen, um das Rätsel um das Verschwinden von Baileys Vater zu lösen.
Sehr geheimnisvoll beginnt das Buch und so bleibt es auch über lange Strecken. Der Leser ist genauso ahnungslos wie Hannah und so kann man das Buch kaum aus den Händen legen, weil man wissen möchte, worum es denn nun wirklich geht. Daher lebt das Buch eher von der unterschwelligen Spannung. Die eigentliche Handlung ist rasant und mitreißend und Bailey wuchs mir sofort ans Herz.
Dadurch, dass man anfangs keinen Schimmer hat, wie die beiden Owen auf die Spur kommen könnten, freut man sich über jeden Krümel, den die Autorin die Handlung weiterbringt. Durch kleine Rückblenden in die Vergangenheit kommen immer wieder Kleinigkeiten zur Sprache, die die Erinnerung von Hannah und Bailey pushen und das fand ich sehr gut gemacht.
Fazit: Beschütze sie ist der erste Krimi der Autorin, der ins Deutsche übersetzt wurde. Ich hoffe, es bleibt nicht der letzte.

Veröffentlicht am 21.09.2022

Mitreißend

Unsre verschwundenen Herzen
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Nach „Kleine Feuer überall“ nun der neue Roman einer Ausnahmeautorin.
Celeste Ng legt den Finger in die Wunde. Das Thema ihres neuen Romans ist Ausgrenzung. Sie zeichnet eine fiktive Welt in den USA in ...

Nach „Kleine Feuer überall“ nun der neue Roman einer Ausnahmeautorin.
Celeste Ng legt den Finger in die Wunde. Das Thema ihres neuen Romans ist Ausgrenzung. Sie zeichnet eine fiktive Welt in den USA in einer gar nicht so fernen Zukunft. Kinder werden von ihren Eltern entfernt, wenn die Eltern nicht regelkonform leben oder sich etwas zuschulden kommen lassen. Natürlich geschieht diese „Aktion“ immer gegen den Willen der Kinder. Auch Noah, 12 Jahre und von seiner Mutter Bird genannt, muss diese Erfahrung machen, als seine beste Freundin Sadie verschwindet. Noah, dessen Mutter ihn vor 3 Jahren verlassen hat, sucht Antworten. Und macht sich auf die Suche nach seiner Mutter.
Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Wohin geht die Welt? Kann es zu solch einem Szenario auch tatsächlich kommen? Aber auch ein Buch, das zeigt, was Mutterliebe ist.
Den Einstieg fand ich etwas schwierig. Bis man weiß, was PACT ist und wie die Menschen damit leben. Aber als Bird sich auf die Suche nach seiner Mutter macht, war ich hin und weg. Atmosphärisch dicht geschrieben und sehr mitreißend, authentisch und beklemmend.
Fazit: Birds Geschichte ist nichts, das man schnell vergisst.

Veröffentlicht am 03.09.2022

#inkürzetot

Stille blutet
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Mit ihrem neuen Thriller beginnt Ursula Poznanski eine neue Reihe um die Polizistin Fina. Fina ist neu im Team in Wien und nicht von allen geduldet.
Bizarre Todesfälle bilden den Auftakt zu ihrem ersten ...

Mit ihrem neuen Thriller beginnt Ursula Poznanski eine neue Reihe um die Polizistin Fina. Fina ist neu im Team in Wien und nicht von allen geduldet.
Bizarre Todesfälle bilden den Auftakt zu ihrem ersten Fall: die Morde werden angekündigt und vorher öffentlich gemacht. Fina und ihr Team finden keinen Einstieg, treten auf der Stelle. Verdächtig ist der Ex-Freund des weiblichen Opfers. Doch der ist unschuldig – und muss das beweisen.
Ich habe mich sehr über das neue Buch der Autorin gefreut. Auch, dass es wieder eine Reihe wird. Die Handlung wird aus mehreren Sichtweisen erzählt, die dazu beitragen, dass alles rätselhaft und spannend bleibt. Wobei die Spannung mir teilweise etwas nachgelassen hat, weil die Ermittler so gar nicht vorankamen und sich die Handlung so nicht viel vorwärtsbewegt hat. Zudem lag mir der Fokus von Anfang an zu stark auf Tibor und auch hier gab es zahlreiche Wiederholungen. Erst gegen Ende steigt die Kurve wieder so an, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Der Plot am Ende kam überraschend, aber logisch und konnte mich auch überzeugen.
Der Reihenauftakt ist sehr gut gelungen und ich verfolge diese auf jeden Fall weiter. Zumal die Autorin mit „Der Stimme“ eine geheimnisvolle Komponente einfügt, die sehr undurchsichtig ist, aber wohl etwas mit Finas Vergangenheit zu tun hat. Jedenfalls bin ich sehr gespannt, was mich im nächsten Buch erwartet.
Fazit: Durch die zähe Ermittlung teilweise nicht ganz so spannend. Jedoch raffiniert konstruiert und aufgebaut und auf jeden Fall mit überraschendem Ende.