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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.11.2022

Einfühlsamer Roman über die Liebe, Verlust und das Loslassen

Die Frau von früher
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Ein großartiges Buch über Ex-Partner, das Verlassenwerden, Beziehungen an und für sich und diverse Arten der Liebe. Es ist nicht so, dass es darüber nicht schon genügend Bücher gäbe, aber dieses hier ...



Ein großartiges Buch über Ex-Partner, das Verlassenwerden, Beziehungen an und für sich und diverse Arten der Liebe. Es ist nicht so, dass es darüber nicht schon genügend Bücher gäbe, aber dieses hier ist einfühlsam (in alle Richtungen) und intelligent.
Moriarty ist eine tolle Beobachterin menschlichen Verhaltens, nicht nur in speziellen Situationen, sondern auch in kleinen Begebenheiten. In ihren Büchern wirken die Protagonisten einfach natürlich und realistisch. Und sie ist eine Meisterin der menschlichen Psyche.
Ich habe auch dieses Buch sehr genossen und konnte es kaum aus der Hand legen, Ellen ist eine Protagonistin, die man mit all ihren Ecken und Kanten einfach lieben muss, zu Patrick fand ich erst später Zugang und selbst für Saskia empfand ich - so schräg das auch klingen mag - Sympathie und zeitweise sogar Verständnis.

Es ist kein Roman für ungeduldige Menschen, die gerne rasante Erzählungen mögen, dafür ist er sicher nicht gedacht, diese Geschichte entwickelt sich langsam und dadurch erhalten die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander Tiefgang. Auch die Themen - Verlustbewältigung, Vertrauen, Selbstbewusstsein, Stalking und Liebe - werden nicht einfach nur abgehandelt, sondern mit viel Respekt und Tiefe bearbeitet.

Ich liebe die Roman Liane Moriartys sehr und dieser hier wurde ganz wunderbar übersetzt von Sylvia Strasser.

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Veröffentlicht am 29.10.2022

Spannender Pageturner

Der Fremde am Strand
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Dies war bereits mein zweiter Roman von Lisa Jewell und der hat mich genauso gefesselt und umgehauen wie der erste.
Die Story ist packend und man ist von der ersten Seite mitten drin und rätselt mit. Alice, ...

Dies war bereits mein zweiter Roman von Lisa Jewell und der hat mich genauso gefesselt und umgehauen wie der erste.
Die Story ist packend und man ist von der ersten Seite mitten drin und rätselt mit. Alice, eine alleinerziehende dreifache Mutter, findet am Strand, in der Nähe ihres kleinen Hauses, einen Mann der unter Gedächtnisverlust leidet und sich nicht mal mehr an seinen Namen erinnert.
Geichzeitig vermisst die frisch verheiratete Lily ihren Ehemann, der einfach von der Bildfläche verschwindet.
Aber wir dürfen auch einen Blick in die Vergangenheit werfen, ins Jahr 1993, als eine Familie mit zwei Teenagerkindern Urlaub am Meer macht... und etwas Ungeheuerliches passiert.

Als Leser hat man eine Ahnung, tappt aber lange im Ungewissen und das mochte ich sehr, auch die Auflösung war stimmig.

Jewell kann einfach irre gut und spannend Geschichten erzählen und ich werde mir wohl nach und nach ihr Gesamtwerk holen müssen. Dieses packende und äusserst empfehlenswerte Buch wurde exzellent von Carola Fischer übersetzt.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Wunderbar erzählte Familiengeschichte

Liebesheirat
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Geschichten in denen unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen, haben es mir schon immer angetan. Der Roman, den Monica Ali hier vorlegt, ist in dieser Hinsicht etwas ganz Besonderes. Sie lässt sich ...

Geschichten in denen unterschiedliche Kulturen aufeinander prallen, haben es mir schon immer angetan. Der Roman, den Monica Ali hier vorlegt, ist in dieser Hinsicht etwas ganz Besonderes. Sie lässt sich beim Erzählen Zeit und so entstehen nach und nach sehr greifbare Charaktere und am Ende des Buches hat man das Gefühl, dass man sich von guten Freunden - nein von einer Familie - verabschieden muss.

In einigen anderen Rezensionen musste ich Begriffe wie: langatmig, ausschweifend, hätte kürzer sein können, lesen und es tut mir leid, dass einige Leser nicht mehr in der Lage sind, sich auf eine Geschichte einzulassen, für die die Autorin sich Zeit genommen hat. Für mich war kein Kapitel, keine Figur überflüssig, alles hat am Ende Sinn ergeben.
Ein ganz besonderer Familienroman, in dem die Menschen einfach menscheln, manchmal Dinge tun, über die man den Kopf schüttelt, Sachen denken und sagen, die man nicht sympathisch findet... und genau das macht die authentische Atmosphäre aus. Und ganz "nebenbei" erhalten wir Einblick in das schlechte Gesundheitssystem Englands und den Alltagsrassismus, der überall zu finden ist.

Ich mochte diese Erzählung sehr und werde gedanklich noch länger bei den Figuren sein, übersetzt von Dorothee Merkel.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Herzerwärmender herbstlicher Familienroman

Was uns bleibt, ist jetzt
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Vier Geschwister zwischen Mitte Vierzig und Sechzig finden sich im ehemaligen Elternhaus ein, um auf ihre demenzkranke Mutter aufzupassen, während der Vater sich von einem Sturz in der Klinik erholt.
Vier ...

Vier Geschwister zwischen Mitte Vierzig und Sechzig finden sich im ehemaligen Elternhaus ein, um auf ihre demenzkranke Mutter aufzupassen, während der Vater sich von einem Sturz in der Klinik erholt.
Vier Geschwister, die einander ein wenig aus den Augen verloren haben und durch die gemeinsamen Tage Annäherung erfahren, als sie mehr oder weniger viele Dinge "wie früher" machen: gemeinsam essen, spielen und letztendlich auch reden.
Was für ein aussergewöhnlich feinfühliger und liebevoller Roman, in dem Menschen miteinander agieren, wie im echten Leben. Gerade wenn man selbst Geschwister hat - mit größerem Altersunterschied, mit normalen Entfremdungen die das Leben so mit sich bringt - gibt es viele Momente, die unter die Haut gehen. Und wie sie allesamt mit der Mutter im fortgeschrittenen Demenzstadium umgehen, ist herzerwärmend.
Dazu noch der besondere Schreibstil, der mal poetisch anmuted, mal witzig und wortgewandt daher kommt - ganz großes Kino!

Ein ganz wunderbarer Herbstroman, mitten aus dem Leben gegriffen, da möchte man gerne eine Schwester sein und dabei sitzen. Das war wirklich ein tolles Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 19.10.2022

Ungeschönt und authentisch

Heldinnen werden wir dennoch sein
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Das war nun der dritte Roman von Christiane Wünsche, den ich gelesen habe und ich war wieder begeistert.
In diesem Buch geht es um Freundschaft, aber auch um Dinge die nicht gesagt wurden und nicht getan, ...

Das war nun der dritte Roman von Christiane Wünsche, den ich gelesen habe und ich war wieder begeistert.
In diesem Buch geht es um Freundschaft, aber auch um Dinge die nicht gesagt wurden und nicht getan, um Entwicklungen, die anders hätten verlaufen können... um das pure Leben, ungeschönt mit allen Schmerzen.
Auf der einen Seite begleiten wir sechs Teenager, die sich Ende der 70er zu einer Clique zusammenfinden und befreundet sind, bis Mitte der 80er Jahre etwas passiert, das die eingeschworene Gruppe empfindlich stört.
Im Hier und Heute gibt es nur noch vier der einstmals sechs Freunde und der Freitod des einen ehemaligen Freundes erschüttert sie in ihren Grundfesten und läßt die alten Zeiten wieder im Geiste lebendig werden, mit allen schönen und unschönen Erinnerungen.

Die Protagonisten waren mir nicht immer sympathisch, aber sie waren authentisch und ehrlicherweise konnte ich mich selbst sehr oft in ihren Gedanken und Handlungen wiederfinden, was nicht immer angenehm war.
In diesem Roman menschelt es gehörig, es gibt kein schwarz/weiß, die Personen sind mit all ihren Makeln und Irrungen beschrieben.
Der Zeitgeist der 70er und 80er Jahre ist großartig eingefangen und ich konnte Vieles aus meiner Kindheit/Jugend wiedererkennen (bin auch nur ein Jahr jünger als die Protagonisten). Aber auch viele unangenehme Themen aus dieser Zeit kommen auf den Tisch... nein, früher war sicher nicht alles besser und schöner.
Insgesamt ist die Erzählung kein Wohlfühlbuch, das will es auch nicht sein, es will Denkanstösse geben... wir sollten einfach mehr miteinander reden, richtig reden und zuhören.

Die Atmosphäre dieses Buches wird mich sicher noch eine Weile begleiten und beschäftigen.

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