In seinem letzten Fall läuft Georg Wilsberg noch einmal zu großer Form auf
Wilsberg - Sein erster und sein letzter Fall32 Jahre ist es her, dass der Privatdetektiv Georg Wilsberg aus Münster seinen ersten Auftritt in Buchform feiern konnte. Mit dem nunmehr 21. Band bringt der Autor Jürgen Kehrer die Reihe nun zu einem ...
32 Jahre ist es her, dass der Privatdetektiv Georg Wilsberg aus Münster seinen ersten Auftritt in Buchform feiern konnte. Mit dem nunmehr 21. Band bringt der Autor Jürgen Kehrer die Reihe nun zu einem würdigen Abschluss, der noch einmal einen großen Bogen schlägt und endlich erklärt, wie und warum Wilsberg seinerzeit die Zulassung als Rechtsanwalt verloren hat. Dabei ist schon nach wenigen Seiten das alte Wilsberg-Feeling wieder da und es kommt einem vor, als hätte man das erste Buch der Reihe erst gestern gelesen.
Wer Wilsberg bisher nur aus dem Fernsehen kennt, wird Figuren wie Ecki, Alex, Kommissarin Springer und auch ihren Assistenten Overbeck vermissen, diese sind aber reine Erfindung der TV-Autoren (zu denen u. a. auch Jürgen Kehrer gehört) und haben in den Büchern nie eine Rolle gespielt. Das der Autor dies bis zum Schluss konsequent beibehält, gefällt mir sehr gut und sorgt für eine klare Abgrenzung zum TV-Wilsberg.
Dieses Mal stolpert Georg Wilsberg in eine Geiselnahme in einem Münsteraner Kaufhaus und trifft dabei auf Frank Knierim, seinem Mandanten im ersten und zugleich letzten Mordfall während seiner kurzen Zeit als Rechtsanwalt. Und schnell wird klar, dass Knierim die damaligen Ereignisse noch nicht vergessen hat und endlich seine offene Rechnung mit Wilsberg begleichen will.
In bekannt lakonischer Schreibweise treibt der Autor seinen Helden von einer absurden und gefährlichen Situation in die Nächste und Wilsberg muss dabei natürlich auch wieder einiges einstecken. Doch auch der feine Humor, der für die Reihe so typisch ist, kommt dabei nicht zu kurz. Die Handlung wechselt ständig zwischen der Geiselnahme in der Gegenwart und dem Mordprozess im Jahr 1988. Obwohl Wilsberg in beiden Strängen als Ich-Erzähler fungiert, sind die Übergänge kein Problem, zumal die jeweilige Zeitebene in den Kapitelüberschriften eindeutig gekennzeichnet ist. Diese Erzählform ermöglicht es dem Autor, durch ständige Cliffhanger die Spannung immer weiter in die Höhe zu treiben, was er auch mit sichtlichem Vergnügen ausnutzt. So liefert jedes Kapitel ein kleines Puzzlestück zum Gesamtbild, dass erst ganz zum Schluss sichtbar wird.
Am Ende stellt sich dann doch eine gewisse Wehmut ein, wenn es heißt, Abschied zu nehmen von einer Figur, die mich durch die letzten 32 Jahre begleitet und dabei viele schöne Lesestunden beschert hat.