Joli Rouge
Meinung:
Wäre die liebe Alexandra nicht auf mich und meinen Blog zugekommen, wäre dieser Roman wohl an mir vorbei gegangen. Wie ich es an anderer Stelle bereits schon mitgeteilt hatte, bin ich kein großer ...
Meinung:
Wäre die liebe Alexandra nicht auf mich und meinen Blog zugekommen, wäre dieser Roman wohl an mir vorbei gegangen. Wie ich es an anderer Stelle bereits schon mitgeteilt hatte, bin ich kein großer Fan des Drachenmondverlags, was mehrere Gründe hat. Da diese an sich nichts mit der Rezension zu schaffen haben, belasse ich es bei den unten aufgeführten Kritikpunkten.
Alexandra Fischers historisches Werk dreht sich um das Leben der jungen Piratin Jacquotte Delahaye, auch bekannt als “Back from the Dead Red”, die tatsächlich in der Zeit von (ca.) 1640 bis 1660 gelebt hat. Um Jacquotte drehen sich einige Mythen und Legenden, die ebenfalls ihren Weg in den Roman gefunden haben.
Die Recherchearbeit und Liebe zum Detail sind „Joli Rouge“ direkt auf den ersten Seiten anzumerken. Es ist für mich immer sehr schwierig Romane zu bewerten, die auf real existierenden historischen Personen basieren, da die genauen Charakterzüge meinst nicht mehr genau zu rekonstruieren sind. Allerdings könnte man sich den Alltag und das Leben der Jacquotte wie von Fischer beschrieben, genau so vorstellen. Die Mischung aus historischen Fakten und Fiktion halte ich daher für perfekt vermischt.
„Noch nie eine Frau gesehen, die es selbst mit dem Tod aufnimmt und die Geißel der Spanier stellt?“
Auch wenn die Schilderungen sehr bildhaft dargestellt werden, so dass die karibische Kulisse vor meinem geistigen Auge schnell Gestalt angenommen hat, blieben mir einige Passagen zu weit weg, da sie nur nacherzählt wurden. Meine persönliche Präferenz ist es, direkt mitten im Geschehen zu sein (show, don’t tell), dennoch gab es auch hiervon zu genügen, dass dieser Kritikpunkt wirklich das berüchtigte Haar in der Suppe ist. Zu erwähnen wären noch die Zeitsprünge, die an mancher Stelle zu einem abrupten Szeneriewechsel führten, aber dies ist auch eher eine Kleinigkeit.
Generell hat mir der Roman so gut gefallen, dass mein größter Kritikpunkt das Verlegen im Drachenmond Verlag ist. Wie auch bereits in „Mondprinzessin“ (von Ava Reed) sind mir die Zeichnungen übel aufgestoßen, wenn es zum Glück auch nur zwei gewesen sind. Dieser zwanghafte Wille, die Bücher mit Illustrationen zu füllen, erschließt sich mir leider überhaupt nicht. Vor allem nicht in diesem Umfang. Entweder zieht man dies von Anfang bis Ende durch, oder lässt sie am besten direkt weg. Natürlich ist auch dies dem eigenen Geschmack geschuldet, aber für mich sind die Figuren in gezeichneter Form genau so ein Dorn im Auge, wie direkte Fotos auf den Covern. Ich lese immerhin einen Roman und nicht etwa einen Comic, oder sehe mir einen Film an. Die eigene Fantasie sollte deswegen im Vordergrund stehen und nicht durch (teilweise sehr schlechte) Zeichnungen beeinflusst werden. Die beiden hier verwendeten Zeichnungen mögen stilistisch zwar gut sein, die Einarbeitung ist qualitativ jedoch nicht sehr hochwertig.
Dieser Freibeuterroman ist blutig, derbe und ist voll mit interessanten Charakteren – allen voran seine Protagonistin. Fischer überrascht mit unerwarteten Wendungen und einem mitreißendem Ende. Moralisch betrachtet, ist Jacquotte aus heutiger Sicht sicher kein Vorbild, ihrer Zeit war sie allemal voraus. Aus diesem Grunde findet sie auch in dem Kinderbuch „Good Night Stories for Rebel Girls“ Erwähnung, was ich euch auch bald einmal vorstellen werde. Ihr Charakter wandelt sich im weiteren Verlauf und wirkt dadurch sehr authentisch.
„Nicht nur die Spanier werden für diese Tat büßen, wir ebenso.“
Der Roman hat mich wirklich gut unterhalten und mitfiebern lassen. Und das, obwohl ich sonst kein großer Fan von Piratenromanen oder historischen Geschichten bin. Das Personenregister im hinteren Teil des Buchs war des Weiteren eine große Hilfe, wenn ich einmal mit einem Namen durcheinander geraten bin. Auch einige von diesen ganzen Nebenfiguren haben tatsächlich gelebt. Welche dies genau sind, solltet ihr aber selbst herausfinden.
Fazit:
„Joli Rouge“ ist ein spannender historischer Roman mit einer starken Heldin. Fans von authentischen Piratengeschichten ist „Joli Rouge“ sehr ans Herz zu legen, er wird aber auch sicher allen anderen gut gefallen können. Dies wird nicht mein letzter Roman der Autorin sein, so viel steht fest.