Sensibles Familiendrama; eine etwas andere Vater-Tochter Geschichte, allerdings auch recht vorhersehbar erzählt
Wenn du vergisstGegenwart:
Margaret ist eine Lehrerin aus Leidenschaft, verheiratet mit Ben, von dem sie zwei Kinder bekommen hat. Margaret neigt jedoch dazu, sich Tag für Tag zuviel aufzuhalsen und so gerät sie eines ...
Gegenwart:
Margaret ist eine Lehrerin aus Leidenschaft, verheiratet mit Ben, von dem sie zwei Kinder bekommen hat. Margaret neigt jedoch dazu, sich Tag für Tag zuviel aufzuhalsen und so gerät sie eines Tages, als sie mal wieder zu spät dran ist, auf dem Nachhauseweg in einen Unfall. Nach dem Aufprall, schnellt Margarets Adrenalinspiegel sogleich in die Höhe, denn ihr Wagen hat Feuer gefangen und sie droht, in ihrem Wagen zu verbrennen, weil die Tür klemmt. Nur dem Mut und der Kraft eines Mannes, der gezeichnet ist von alten Brandverletzungen, ist es zu verdanken, dass sie heil aus ihrem Wagen gezogen werden kann. Der Mann lässt Margaret nicht mehr los. Auch Tage später muss sie immer noch an ihn denken und plötzlich kommen Erinnerungsfetzen in ihr hoch, die seit ihrer Kindheit in ihr vergraben waren. Sie beginnt auf dem alten Dachboden ihres Elternhauses zu suchen und findet schließlich das Tagebuch ihrer bereits seit Jahren verstorbenen Mutter. Außerdem Zeitungsausschnitte, die über einen Entführungsfall, der sich im Jahre 1985 zugetragen hat, berichten. Margarets Entführung. Margaret fällt aus allen Wolken und will nun mehr erfahren…
1985:
George McLaughlin stammt aus einer schottischen Familie mit mafiösen Strukturen. Nicht nur der verschollene Vater regierte sein Viertel mit strenger Hand und schreckte selbst vor Mord nicht zurück, auch Georges Geschwister sind allesamt berechnend, korrupt und gefährlich. Seinen Sanftmut hat George von der Mutter mitbekommen; überhaupt gilt George in seiner Familie als schwarzes Schaf- er ist freundlich zu jedermann, hatte bereits Lerndefizite in der Schule und ist trotz seiner beeindruckenden Größe ein Erwachsener mit kindlich naivem Gemüt geblieben. Sein größter Wunsch ist es, eine eigene Familie zu gründen, doch seine große Liebe, die er schwängerte, entschied sich für einen anderen Mann. Nun hat er sie jedoch aufgespürt und will alles auf eine Karte setzen. Er glaubt, dass Katherine, sobald er persönlich vor ihr steht und sie sieht, wie viel Mühe er sich gegeben hat, zu ihm zurückkommt. Und mit ihr, ihre gemeinsame Tochter Molly…
Ich entschied mich für Lisa Ballantynes Roman „Wenn Du vergisst“, weil Cover und Klappentext darauf hindeuteten, dass man es hier womöglich mit einer äußerst packenden Story zu tun bekommt, einem Thriller nicht unähnlich. Doch leider entpuppte sich der Roman dann als etwas völlig anderes. „Wenn Du vergisst“, ist ein intensiv gezeichnetes Familiendrama, eine etwas andere Vater-Tochter Geschichte, die durchaus zu berühren versteht und einem beim Lesen unter die Haut geht. Allerdings fand ich manche Romanpassagen schwer zu lesen, was daran lag, dass die Autorin einen sehr bildhaften und realistischen Schreibstil besitzt und die deprimierenden Zustände in Georges Kindheit mich beim Lesen daher ziemlich herunterzogen.
George ist ein Antiromanheld, der eigentlich stets nur Gutes im Sinn hat, aber leider immer zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Man leidet mit ihm mit, wenn er sich in Kindheitserinnerungen ergeht oder auch später, wenn aus einer anfangs harmlosen Übersprungshandlung, eine kopflose Flucht wird.
Ich fand, dass die Autorin ein gutes Händchen dafür hat, bestimmte Situationen und Stimmungen zu beschreiben. Man kann sich gut in ihre Figuren hineindenken, doch trotz der vielen positiven Aspekte möchte ich dennoch keine volle Punktzahl vergeben, denn die Geschichte ist von Anfang bis Ende völlig vorhersehbar und es kommt daher auch keinerlei Spannung beim Lesen auf. Selbst wenn mich die Dialoge zwischen George und Molly sehr berührt haben, fand ich, dass sich die Handlung ziemlich in die Länge zog. Außerdem wurde der Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, recht unspektakulär erzählt, so dass ich am liebsten gleich vorgeblättert hätte, zu Georges Erlebnissen. Empfehlen würde ich „Wenn Du vergisst“, daher nur Lesern, die ein Faible für gutgeschriebene Familiendramen haben. Eingefleischte Krimi und Thrillerfans sollten allerdings lieber die Finger von diesem Roman lassen.
Kurz gefasst: Sensibles Familiendrama; eine etwas andere Vater-Tochter Geschichte, allerdings auch recht vorhersehbar erzählt.