Spannender Mystery-Thriller
SCHNEEVor Jahren habe ich von Yrsa Sigurdardóttir das Buch „Geisterfjord“ gelesen, weil mich das Cover so angesprochen hat. Dieses Buch ist mir so im Gedächtnis geblieben, dass ich seitdem immer wieder gerne ...
Vor Jahren habe ich von Yrsa Sigurdardóttir das Buch „Geisterfjord“ gelesen, weil mich das Cover so angesprochen hat. Dieses Buch ist mir so im Gedächtnis geblieben, dass ich seitdem immer wieder gerne Bücher dieser Autorin lese. Im August 2022 ist nun ihr neuestes Buch „Schnee“ erschienen. Weil das Setting (und der Titel) so winterlich ist, hatte ich mir das Buch bis zum Winter aufgehoben. Nun habe ich es letzte Woche gelesen, während bei uns sehr viel Schnee lag, das passte vom Setting her total.
Die Handlung spielt in Island, in einem Naturschutzgebiet. Zu Beginn der Handlung erfahren wir von einem gefundenen Kinderschuh, der wohl seit Jahren auf einem Grundstück im Garten lag. Die Finderin, die das Grundstück kürzlich gekauft hatte, entschließt sich, den Schuh zum mutmaßlichen Besitzer zurückzubringen. Doch dieser erinnert sich nicht an den Schuh. Er scheint weder ihm, noch seinem Bruder gehört zu haben. Nach der Reinigung zeigt sich, dass der Schuh einem Mädchen gehört haben muss. Doch was hat es damit auf sich? Im zweiten Handlungsstrang geht es um eine Gruppe Wanderer, die im Naturreservat vermisst wird. Ein Suchtrupp hat die Ermittlungen aufgenommen, doch es fehlt jede Spurt von den jungen Erwachsenen – und der Winter ist derart kalt, dass sie ohne Rettung nicht lange in der Wildnis überleben können.
Der Einstieg ins Buch konnte mich direkt überzeugen, weil das Rätsel um den alten Kinderschuh sehr spannend beginnt. Er scheint zur Familie gehört zu haben, aber niemand kann sich diesen Zusammenhang erklären. Die Auflösung, welche Verbindung es gibt, kam recht schnell. Das war für mich so in Ordnung, nur die Herleitung war nicht plausibel. Von der einen auf die andere Sekunde wird dem Protagonisten die Lösung serviert, was in der Situation nicht authentisch war. Der Handlungsstrang um die vermissten Wanderer nimmt dann erstmal einen Großteil des Fokus‘ ein und baut dabei enorm Spannung auf. Durch die verschiedenen Erzählperspektiven konnte ich mich gut in die Handlung hineinversetzen. Die Umgebungsbeschreibungen sind ausführlich und sehr gelungen, sodass ich richtige Bilder der Szenen vor Augen hatte.
Nach und nach erfahren wir aus Sicht der Beteiligten, was der Wandergruppe zugestoßen ist. Nach und nach werden immer mehr übernatürliche Elemente angedeutet. Manche Situationen waren ziemlich gruselig – somit war ich sehr gespannt, was hinter den Vorfällen steckt. Immer wenn ich eine neue Vermutung hatte, kam eine weitere Wendung, die mich überrascht hat. Das hat unglaublich viel Spannung aufgebaut, die sich über alle Handlungsstränge und Perspektiven erstreckte. Das Ende kam für meinen Geschmack etwas zu kurz. Die Auflösung hat mich grundsätzlich überzeugt, aber ich blieb mit vielen offenen Fragen zurück. Manche Entwicklungen und Zusammenhänge bzw. Erklärungen waren für mich rückblickend nicht stichhaltig. Hier hätte ich mir eine andere Umsetzung gewünscht.
Insgesamt hat mich „Schnee“ aber sehr gut unterhalten und mir unglaublich spannende Lesestunden beschert. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung für diesen Mystery-Thriller. Am besten ihr nutzt das aktuelle Winterwetter, um die Stimmung im Buch bestens nachzufühlen.