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Veröffentlicht am 05.11.2022

Wir dürfen niemals vergessen!

Wo ist Anne Frank – Eine Graphic Novel
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Ich habe schon dutzende Rezensionen und Leseeindrücke geschrieben. Mittlerweile kenne ich viele Formulierungen und Synonyme, finde meistens die richtigen Worte, um das auszudrücken, was die Geschichte ...

Ich habe schon dutzende Rezensionen und Leseeindrücke geschrieben. Mittlerweile kenne ich viele Formulierungen und Synonyme, finde meistens die richtigen Worte, um das auszudrücken, was die Geschichte mit mir gemacht hat. Bei dieser Graphic Novel fällt es mir schwer. Ich schreibe, halte inne, lösche, schreibe neu, halte wieder inne, überlege, werde emotional. Weil in dem Werk vorrangig Illustrationen zu bewundern sind, hatte ich angenommen, dass mich die Story selbst nicht mehr so berührend würde. Schließlich nahmen wir damals den Stoff in der Schule durch, und ich kenne auch den Vorgänger »Das Tagebuch der Anne Frank« und somit alles rund um Anne und ihr Schicksal. Aber weit gefehlt!

Jetzt spricht Kitty. Und Kitty hat ebenso ein schweres Los gezogen wie ihre beste Freundin Anne, denn sie ist an deren Tagebuch gebunden, eine fiktive Freundin, die es ohne den historischen Bezug nicht geben würde. Die eines Tages im Anne Frank Museum zum Leben erweckt wird und damit ziemlich überfordert ist. Gefangen in einer ihr völlig fremden Zeit, macht sie sich auf die Suche nach Anne und versteht nicht, wo all die Menschen plötzlich hin sind, die sie kannte. Erst nach und nach wird ihr das Ausmaß aller Dinge bewusst. Wir werden Zeuge dessen, was diese Erkenntnis mit Kitty macht. Begleiten sie und ihre neuen Freunde dabei, sich nicht nur für Anne stark zu machen, sondern für die Geschichte selbst. Für all das, was früher passiert ist. Um an all jene armen Seelen zu erinnern, die so grausam ermordet und vergessen wurden.

Zitat Seite 98: "Es wäre besser gewesen, wir hätten uns nicht versteckt. Sterben ist besser, als die Hoffnung zu hegen, dass irgendwas Gutes passieren wird."

Das Ende, und mag es noch so traurig sein, könnte das Ganze nicht besser abrunden. Es war ein Stück weit vorhersehbar und konnte mich trotzdem enorm berühren. Ich habe die Buchdeckel zugeklappt und musste erst einmal durchatmen.

Zitat Seite 126: "Eines Tages erzählte Anne mir, dass ihre Schwester Margot gestorben war. Am nächsten Tag kam Anne nicht mehr zum Zaun, auch sie war gestorben."

Vom Artwork bin ich ebenfalls begeistert. Man liest so viel in den Bildern, auch wenn manchmal nichts dabei steht. Die Illustrationen sind sehr aussagekräftig und wunderschön anzusehen.

Fazit: Eine wichtige Lektüre mit ausdrucksstarken Illustrationen, die von Jedem gelesen werden sollte, der nicht vergessen möchte.

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Veröffentlicht am 03.11.2022

Wer eine Vorliebe für Schreckgespenster und uralte Spukvillen hat...

The Me You Love in the Dark
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Ich höre fast täglich Musik. Zum Entspannen, beim Einkaufen, wenn ich durch die Stadt gehe oder um meine Umgebung auszublenden. Meistens greife ich auf YouTube, Spotify oder gekaufte mp3-Tracks zurück, ...

Ich höre fast täglich Musik. Zum Entspannen, beim Einkaufen, wenn ich durch die Stadt gehe oder um meine Umgebung auszublenden. Meistens greife ich auf YouTube, Spotify oder gekaufte mp3-Tracks zurück, aber eigentlich würde ich viel lieber Platten abspielen. Das hat was von Retro-Feeling und ist dennoch irgendwie zeitlos. Wisst ihr, was ich meine? Deswegen war mir Ro auf Anhieb sympathisch.

Die junge Künstlerin steckt in einer Flaute - und die meisten von uns wissen, wie sich sowas anfühlt, oder? Thema Leseflaute. Ro hat das große Glück, dass ihre Werke ausgestellt werden, aber dafür muss sie natürlich erst welche erschaffen. Um die kreative Blockade zu überwinden, mietet sie sich ein uraltes Haus auf dem Lande an. Dort möchte sie zu sich selbst finden, ein paar Gläschen Wein genießen, die Lieblingsplatten auflegen und vor Ideen nur so übersprudeln. Allerdings hat Rowena die Rechnung ohne das finstere Wesen gemacht, das dort spukt. Und ich kann euch eines verraten: Was da abgeht, ist nicht nur völlig abstrus und merkwürdig, sondern führt sogar zu einem Mord.

Erst war ich skeptisch ob der Dinge, die geschehen, dann erfreut, anschließend entsetzt. Man wird mit Themen konfrontiert, die auch in unsere Realität und Zeit passen. Es geht um Liebe, Obsession, Einsamkeit, um die Schönheit des Düsteren und um Selbsterkenntnis. Dazu ein paar gruselige Horrorelemente, detailverliebte Illustrationen - und fertig ist eine Graphic Novel, von der man sich eine Verfilmung wünscht. Ich bin begeistert!

Fazit: Wer eine Vorliebe für Schreckgespenster und uralte Spukvillen hat, darf sich diese Geschichte nicht entgehen lassen!

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Spannende Mordfälle, Figur mit Ecken und Kanten

Psycho Investigator. Band 1
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Hellsehen? Sich unsichtbar machen können? Die Zeit manipulieren? Welche Fähigkeit würde einem wohl den meisten Nutzen bringen? Am liebsten wäre mir ja ein Gesamtpaket, dann bin ich Superjulie, die Heldin ...

Hellsehen? Sich unsichtbar machen können? Die Zeit manipulieren? Welche Fähigkeit würde einem wohl den meisten Nutzen bringen? Am liebsten wäre mir ja ein Gesamtpaket, dann bin ich Superjulie, die Heldin im Kampf gegen das Böse. Oder ich mache es wie Simon Radius und dringe in den Geist meiner Mitmenschen ein. Klingt auch ziemlich cool, oder?

Radius ist nämlich ein Psychoanalytiker der besonderen Art, denn er kann in die Erinnerungen seiner Patienten reisen und sich dort seelenruhig umsehen. Man kann es eine erweiterte Form der Hypnose nennen, bei der tief verborgene Traumata aufgespürt werden. Und die dunkelsten Geheimnisse. Radius selbst hat nicht nur mit einem Mordfall zu tun, bei dem es um eben jene Geheimnisse geht, sondern muss sich aufgrund eines Schicksalsschlags seinen eigenen Dämonen stellen. Hierbei war es spannend, zu erleben, wie der Psycho Investigator bei Opfern und Tätern in die hintersten Ecken derer Erinnerungen eindringen kann. Er schafft es jedoch nicht, sein eigenes Puzzle zusammenzusetzen. Und man spürt förmlich seine Verzweiflung, seine Traurigkeit, möchte ihn in die Arme nehmen und trösten. Hachz.

Als wäre das nicht schon blöd genug, gibt es Menschen, die ihn für einen Spinner halten und über ihn lachen. So erging es sicher schon anderen Genies im wirklichen Leben, die dabei waren, etwas total Irres zu erfinden, und deswegen belächelt wurden. Oder schlimmer noch: gemobbt, ausgegrenzt. Mir tat Simon wirklich sehr leid, wie er da so zurückgezogen haust, oft in sich gekehrt, in vergangenen Momenten gefangen, von der Außenwelt oft nicht ernst genommen. Er war für mich die Schlüsselfigur, nicht nur weil er der Hauptprotagonist ist, sondern weil er einen solch schwachen und zugleich starken Charakter hat, dass man einfach von ihm gefesselt ist.

Die anderen Figuren kommen ebenfalls ausreichend zu Wort. Den Einen mag man, den Anderen nicht - absolut okay so. Ich muss nicht jeden super sympathisch finden. Wenn er authentisch rüberkommt, passt es. Und das war hier der Fall. Ich bin gespannt darauf, wer uns im zweiten Teil wieder beehren wird.

Wie auch schon mit seinem Meisterwerk »Im Kopf von Sherlock Holmes«, konnte mich Benoit Dahan auch hier mit seinen Illustrationen überzeugen. Ich liebe all die Details, der er geschickt eingeflochten hat. Überall gibt es Dinge zu bestaunen. Es ist, als würden die Bilder zu einem sprechen und ihre Version der Geschichte erzählen. Es macht riesigen Spaß, dieses Buch zu lesen. Auch beim zweiten und dritten Mal.

Fazit: Großartige Grafiken, spannend verstrickte Mordfälle und eine Hauptfigur mit Ecken und Kanten. Genau so muss eine Geschichte für mich sein, damit ich sie in mein Herz schließe. Ein Jahreshighlight und zugleich mein Lesetipp an euch!

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Richtig feiner Horror mit Sci-Fi-Elementen

DC-Schocker: Das Haus am See
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Man bietet dir an, für immer Urlaub machen zu können: Welchen Ort wählst du?

Für immer Urlaub machen klingt erst einmal richtig cool, oder? Keine Arbeit, keine Verpflichtungen, kein Stress. Wobei ich ...

Man bietet dir an, für immer Urlaub machen zu können: Welchen Ort wählst du?

Für immer Urlaub machen klingt erst einmal richtig cool, oder? Keine Arbeit, keine Verpflichtungen, kein Stress. Wobei ich dazusagen muss, dass mir bereits nach wenigen Tagen langweilig wird, wenn ich nur am Strand herumliege. Ich brauche Bewegung, will raus, was erleben und entdecken. Was wäre aber, wenn das nicht möglich wäre? Wenn mein Urlaubsort kein Paradies mit Sandstrand und Palmen ist, mit Sehenswürdigkeiten und Ausflugszielen in der Nähe? Wenn es sich eigentlich eher um ein Haus am See handelt, das ich nie wieder verlassen darf...

Hat man sich diese Tatsache vor Augen geführt, hat man gar nicht mehr so richtig Lust auf Urlaub dort, stimmt's? So ergeht es unseren Figuren in diesem DC-Schocker. Eingeladen wurden sie unter falschem Vorwand von jemandem, der sich Walter nennt.

In sechs Kapiteln erfahren wir, mit welchen Charakteren wir es zu tun haben, wer sich über den Aufenthalt dort freut und wem das alles zu viel wird, wer für die Gruppe einsteht und wer sich als Singleplayer herausstellt. Dabei stellt man sich unweigerlich selbst die Frage, wie man in so einer Situation reagieren würde. Könnte man die Umstände akzeptieren und sich mit alldem arrangieren? Würde man bis zuletzt versuchen, das Ruder herumzureißen? Ich weiß es nicht. Vermutlich würde ein Fünkchen Hoffnung bleiben, aber irgendwann wäre es sicher ratsamer, sich anzupassen. Ihr merkt schon: Dieser Horror-Comic bietet allerlei Stoff zum Nachdenken. Insbesondere hat mich das dystopische Grundthema fasziniert. (Achtung Spoiler!) Man hockt da in so einem luxuriösen Haus, während der Rest der Welt wortwörtlich in Flammen aufgeht. Die Liebsten sterben da draußen und man kann nichts dagegen tun. Uff! Und auch Walter ist nicht der, für den man ihn hielt. Ich bin sehr gespannt, was er im zweiten Teil geplant hat und wie die Gruppe damit umgehen wird.

Das düstere Artwork spiegelt perfekt die inhaltliche Atmosphäre wider und ist ziemlich beeindruckend. Hier stimmt einfach alles!

Fazit: Mit Abstand einer der besten Comics, die ich je verschlungen habe! Unheimlich, beklemmend, spannend - richtig feiner Horror mit ein paar Sci-Fi-Elementen.

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Veröffentlicht am 21.10.2022

Fesselnde, dystopische Fantasy-Story

Hidden Lies. Mein Geheimnis kann dich töten
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Für ein Jugendbuch finde ich das Thema wirklich ziemlich hart. Es hat mich ein wenig an „The Walking Dead“ erinnert. Morbus Shade ist eine Art Zombiekrankheit, die in einer dystopischen Welt circa 15/20 ...

Für ein Jugendbuch finde ich das Thema wirklich ziemlich hart. Es hat mich ein wenig an „The Walking Dead“ erinnert. Morbus Shade ist eine Art Zombiekrankheit, die in einer dystopischen Welt circa 15/20 Jahre nach der unsrigen spielt. Entflohen aus einem Forschungslabor, übertragen durch Blut und Bisse. Die Krankheit hat mehr als die halbe Menschheit ausgerottet, ein Viertel davon ist weiterhin infiziert, jedoch schläft die Krankheit im Körper, unterdrückt durch eine Art Medikament. Die Ressourcen und Mittel allgemein sind knapp, daher weiß man nicht, wie lange die Infizierten noch versorgt werden können. Ist das Medikament leer, dann bricht die zweite Welle los und zerstört wahrscheinlich den Rest der Menschheit.

Mir haben diese Infizierten wirklich leidgetan, ich habe mit ihnen stark sympathisiert und die Menschen gehasst, die sie wie Aussätzige behandeln, wie Ungeziefer, wie Dreck. Natürlich, dank der Infizierten haben viele ihre Familien verloren, ihre Freunde, aber im Großen und Ganzen wissen die „Zombies“ nicht, was sie überhaupt tun. Sie können nichts dafür, dass sie infiziert worden sind. Hier ist die Regierung schuld, die das Virus erschaffen hat. Sollte man kranke Menschen dafür hassen, dass sie etwas unwissend und bei nicht vollem Bewusstsein tun? Ich finde es mehr als fragwürdig. Viele sind einfach in ihrem Schmerz des Verlustes gefangen und vergessen, dass auch nur ein Mensch dahintersteckt, welcher mit dem leben muss, was er als „Zombie“ getan hat. Denn ja, die Erinnerungen kommen zurück und sind nur schwer zu ertragen.

Man kann sehen, dass ich mir während des Buches viele Gedanken über Dieses und Jenes gemacht habe. Die Geschichte regt auf jeden Fall dazu an. Die Autorin konnte dieses ernste Thema wunderbar umsetzen, hat es verknüpft mit humorvollen und auch romantischen Szenen. Ich fand es zwischendurch wirklich spannend und der Showdown zum Ende des Buches hin hat mich überrascht und überzeugt. Es gab viele nicht vorhersehbare Wendungen, die abwechslungsreich und detailliert beschrieben worden sind. Der tolle Schreibstil wird nur der Form halber von mir erwähnt. Hier hat es mir gut gefallen, dass zwischendurch nach jedem Hauptkapitel immer eine andere Nebenperson zu Wort gekommen ist. Sei es der Vater, die Mutter, die Schwester, der Freund etc.

Die Charaktere fand ich richtig sympathisch, auch wenn mir die weibliche Prota hin und wieder auf die Nerven gegangen ist. Kara ist impulsiv, sie vertraut sich kaum noch selbst, sie ist wütend und wirkt häufig auch zynisch und verbittert. Nun gut, sie hat viel erlebt, aber sie muss versuchen, damit abzuschließen. Adrian hingegen konnte ich lange Zeit nicht einschätzen und ich fand ihn zu verkopft. Er hat viele Vorurteile gegenüber den Infizierten, nicht so viele wie andere Nebenprotas zum Beispiel, aber er ist durch seinen Schmerz doch sehr festgefahren in seiner Meinung. Doch auch er hat eine Entwicklung durchgemacht und mich dadurch sehr überrascht. Im Großen und Ganzen fand ich, dass die Charaktere gut ausgearbeitet waren.

Fazit: Mir hat die dystopische Fantasygeschichte sehr gut gefallen. Die Ernsthaftigkeit und hin und wieder auch die Brutalität innerhalb des Buches haben mich überrascht und häufig auch erschreckt, aber genau das hat es zu einem tollen und vielfältigen Leseerlebnis gemacht. Müsst ihr lesen!

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