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Veröffentlicht am 28.10.2022

Faszinerend und abstoßend zugleich

Euphorie
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Inhalt:
Sylvia Plath und ihr Mann Ted Hughes ziehen 1960 nach England. Sie renovieren ein altes Pfarrhaus auf dem Land und gründen eine Familie. Doch Ted lässt sie immer öfter allein mit den Kindern ...



Inhalt:
Sylvia Plath und ihr Mann Ted Hughes ziehen 1960 nach England. Sie renovieren ein altes Pfarrhaus auf dem Land und gründen eine Familie. Doch Ted lässt sie immer öfter allein mit den Kindern und dem Haushalt. Er schreibt in seinem Arbeitszimmer, besucht tagelang Freunde in London, während Sylvia im Grunde nur eins will: Schreiben, leben, lieben, der Welt ihren Stempel aufdrücken. Aber wie aus dieser Situation heraus etwas schaffen, das bleibt?

Meine Meinung:
Ich habe vor Jahren einiges von Silvia Plath gelesen, zu meist Gedichte. Ich fand diese Frau faszinierend, diese Besessenheit vom Schreiben. Elin Cullhed legt mit ‚Euphorie‘ einen Roman über die Autorin Sylvia Plath vor, die durch ihren frühen selbstgewählten Tod zum einem Mythos wurde. Cullhed weist in ihrer Buchbeschreibung ausdrücklich darauf hin, dass es sich hier um keine Biografie, sondern um einen Roman handelt. Sylvia Plath ist in diesem Roman eine fiktive Figur und dient der Autorin als Projektionsfläche um ihre eigene ähnlich gelagerte Lebenskrise zu verarbeiten. Demzufolge kann sich Cullhed auch so authentisch und echt in Plaths Seelenwelt einfühlen. Ich hatte fast durchgehend den Eindruck, Cullhed beschreibt das letzte Lebensjahr der wirklichen Sylvia Plath.

Die Autorin schreibt sehr intensiv. Ihre Sprache ist ausdrucksstark, bildgewaltig und erdrückend. Elin Cullhed lässt Seelenbilder entstehen. Faszinierend und abstoßend zugleich.‚Euphorie‘ ist keine leichte Kost. Bereits der Prolog gibt dem Leser einen tiefen Einblick in die Todessehnsucht der Protagonistin. Ich war beim Lesen hin und her gerissen zwischen der wirklich mitreißenden Erzählkunst und kompletter Ablehnung. Die Stimmungsschwankungen der Protagonistin sind kaum auszuhalten und ziehen einem psychisch nach unten. Deshalb würde ich dieses Buch einer psychisch angeschlagenen Person nicht empfehlen.

Von mir nur eine eingeschränkte Leseempfehlung. Wer sich von der Sprache begeistern lassen möchte, der ist mit diesem Buch gut beraten. Doch Finger weg bei psychischen Problemen. Trigger-Gefahr.

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Veröffentlicht am 22.10.2022

Ein Stück Ankommen

Oomblik
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Ein bisschen beneide ich die Autorin fast. Wer träumt nicht davon sich in Südafrika ein Stück Land zu kaufen und sich darauf sein kleines Häuschen zu bauen?
Lina Mallon kauft sich ich kleines Stück Land ...


Ein bisschen beneide ich die Autorin fast. Wer träumt nicht davon sich in Südafrika ein Stück Land zu kaufen und sich darauf sein kleines Häuschen zu bauen?
Lina Mallon kauft sich ich kleines Stück Land und plant den Bau einer Cabin. Sie hat sich in Südafrika verliebt und will sich einen Ort schaffen, in dem sie dem Moment leben kann, weit weg von allen Ablenkungen der modernen.

Dass so ein Bau nicht ohne Hindernisse vor sich geht, muss Lina Mallon bald feststellen. Aber so ergeht wohl den meisten Bauherren und ist sicherlich nicht nur typisch für Südafrika. Sie findet eine Architektin, die ihren Traum ermöglicht und doch wird sie auch von ihr enttäuscht.

Lina Mallon ist freiberufliche Autorin, Kolumnistin, Bloggerin und Fotografin, die in Hamburg und Kapstadt lebt. Sie schreibt gut lesbar. Ich hatte mir von diesem Buch jedoch mehr Südafrika versprochen. Ich hätte gerne mehr über Land und Leute erfahren. Leider geht in dem Buch tatsächlich nur um den Hausbau. Zwar entschädigen mich die zwei wunderschönen Bilderstrecken im Buch und geben mir einen kleinen Eindruck. Die Umgebung des Standorts ihres Traumhauses beschreibt sie sehr jedoch atmosphärisch. Man spürt, dass sie sich in diese Gegend verliebt hat. Dennoch fehlte mir was, um für dieses Buch zu brennen.

Oomblik ist übrigens Afrikaans und steht für den Augenblick, den Moment.

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Die scheinbar perfekte Welt der Influencer

Vielleicht hatten all die Therapeuten ja recht
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Selten habe mich so durch ein Buch gequält. Ich hatte was ganz anderes erwartet. Der Titel versprach großartige Szenen zum Weglachen. Leider bietet Jennys Leben wenig Anlass für Humor. Trotzdem hat mich ...

Selten habe mich so durch ein Buch gequält. Ich hatte was ganz anderes erwartet. Der Titel versprach großartige Szenen zum Weglachen. Leider bietet Jennys Leben wenig Anlass für Humor. Trotzdem hat mich der letzte Abschnitt dann doch noch gepackt.

Jennys Leben steht Kopf. Sie ist über 30, arbeitet bei einem feministischen Online-Magazin und hat sich gerade eben von ihren Freund Art getrennt. Dieser ist jetzt mit einer von ihr verehrten Influencerin zusammen, Suzy Brambles. Jennys Problem ist: sie ist süchtig, süchtig nach Social-Media-Aufmerksamkeit. Sie ist ständig am Handy, kommentiert und hofft auf möglichst viele Likes. Das nimmt bei ihr sehr, sehr ungesunde Züge an. Selbst ihr Job gerät dadurch in Gefahr. Schließlich großes, großes Drama: Diese Suzy Brambles entfernt sie auf Insta aus ihrer Follow-Liste. Und zu allem Überfluss zieht dann auch noch ihre überdrehte Mutter bei ihr ein.

Meine Meinung:
Mir fiel es sehr, sehr schwer zu Jenny einen Zugang zu finden. Sie ist dermaßen Ich-bezogen, nur sie hat Probleme, alles dreht sich um ihre kleine Welt, dass sie für die Probleme ihrer besten Freundin Kelly kein Ohr hat. Wer möchte eine Frau wie Jenny zur Freundin? Ich nicht. Carmen ihre Mutter, ist ebenfalls eine Nummer für sich. Ich glaube, sie war sicherlich keine perfekte Mutter. Jenny leidet anscheinend unter ihrer Mutter, die sie als zu laut empfindet, im Sinne von ‚schrill‘. Ihre Launenhaftigkeit überschattete ihre Kindheit. Mit 18 zog sie von zu Hause aus, um dem Chaos zu entfliehen. Ihre Mutter, die gescheiterte Schauspielerin, ist jetzt Hellseherin.

Jenny hat für mich echt eine Meise. Genau wie Carmen, ihre Mutter. Obwohl ich denke, die ist trotz ihrer Spinnerei ein gefestigter Typ. Sie nutzt die Dummheit der Menschen aus, damit lässt sich gut verdienen. Ich musste Schmunzeln, als ich las, dass ein Kunde sich Trauerhilfe um seine verstorbene Schildkröte bei Carmen holte.

Emma Jane Unsworth Intention war es vermutlich nicht, die Leser zu amüsieren. Vielmehr hält sie uns den Spiegel vor. Es gibt viele junge Frauen, die mit ihren Insta-Idolen umgehen, als wären sie ihre Freunde. Jennys schrille Mutter hat es sehr gut erkannt. Sie durchschaut Suzy Brambles Instagram Botschaften sofort. Alles nur Fake und Werbung. ‚Suzy Brambles ist ein einziges großes Konstrukt.‘ Leider passt dieser Spruch auf sehr viele erfolgreiche Insta-Profile. Da ist nichts echt. Gefährlich wird es, wenn sich 12-jährige bereits eine Brust-OP wünschen.

Wie bereits erwähnt, bin ich erst zum Schluss mit dem Buch warm geworden. Deshalb von mir nur 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.10.2022

Auf und davon

we fell in love in october
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‚We fell in love in October‘ ist das Romandebüt von Inka Lindberg. Es ist ein etwas anderer Young-Adult-Roman.

Die 19-jährige Lisa ist genervt von ihrer Arbeit in der Bank, der Direktor macht sie ständig ...


‚We fell in love in October‘ ist das Romandebüt von Inka Lindberg. Es ist ein etwas anderer Young-Adult-Roman.

Die 19-jährige Lisa ist genervt von ihrer Arbeit in der Bank, der Direktor macht sie ständig von der Seite an, sein Verhalten ist zum Teil sehr übergriffig. Ihr reicht es. Sie bricht ihre Ausbildung ab und steigt, da sie von ihren Eltern und ihrem Freund Max keine Unterstützung erhält, in einer Nacht- und Nebelaktion in einen Bus nach Köln. Dort kommt sie in einer WG als Couchsurferin unter.

Für mich ist der Schlüsselsatz: ‘Manchmal fragt man sich, wer diese ganzen beschissenen Entscheidungen für einen trifft, bis man feststellt, dass man das selbst war.‘

Lisa macht es sich verdammt leicht. Schuld sind immer die anderen. Sie hatte nur ein mäßiges Abi hingelegt und überhaupt keinen Plan, was sie mit ihrem Leben anstellen wollte. Also akzeptierte sie aus Bequemlichkeit den Vorschlag ihrer Mutter. Eine Banklehre ist was, worauf man bauen kann. Allerdings empfand ich ihre Mutter wie aus der Zeit gefallen. In den siebziger Jahren waren Mütter so bestimmend, aber in unsere heutige Zeit passt dieses Mütterbild nicht mehr.

Lisa kommt durchaus authentisch rüber. Genauso eine junge Dame kenne ich auch. Planlos. Das Lisa in Köln gleich eine WG gefunden hat, und noch dazu so großzügige Menschen, erscheint mir eher unrealistisch. Und wer braucht schon einen Freund wie Max?

Die queeren Themen sind recht gut umgesetzt. Und der Schreibstil ist leicht lesbar. Allerdings wurde ich vor allem mit der Hauptprotagonistin absolut nicht warm. Schade.

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Veröffentlicht am 27.09.2022

Der Traum vom Spitzentanz

So federleicht wie meine Träume
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Der Jugendroman „So federleicht wie meine Träume“ von Mariko Turk erzählt von der 17-jährigen Alina. Der Prolog fängt bereits tragisch an. Alina ist leidenschaftliche Balletttänzerin. Ein Trümmerbruch ...

Der Jugendroman „So federleicht wie meine Träume“ von Mariko Turk erzählt von der 17-jährigen Alina. Der Prolog fängt bereits tragisch an. Alina ist leidenschaftliche Balletttänzerin. Ein Trümmerbruch ihres Beines macht ihren Traum von einer Karriere im Ballett zunichte. Acht Monate später fühlt sie sich an ihrer Schule als Außenseiterin. Bisher hatte sie wegen ihres intensiven Sports hauptsächlich Homeschooling gehabt. An den Schulalltag und muss sie sich erst gewöhnen. Ihrer Freundin Margot zuliebe nimmt sie am Schulmusical teil und bekommt tatsächlich eine begehrte Rolle. Ihr Gegenspiel auf der Bühne ist Jude, der es versteht Alina auch privat aus ihrem Schneckenhaus hervorzuholen.

Mir gefällt es, dass die Geschichte aus Alinas Perspektive erzählt wird. Der Schreibstil von Mariko Turk ist ‚federleicht‘ und gut lesbar. Die Gefühle und Launen der Hauptprotagonistin konnte ich nur zum Teil nachvollziehen. Mir ging sie oft auf die Nerven. Sie machte es ihrer Familie und besonders ihrer Schwester nicht leicht mit ihr auszukommen. Ihre Freunde Margot, Ethan und Jude muntern sie immer wieder auf und sind insgesamt sehr nett. Dass sie so lange die Kontaktversuche von Colleen, ihrer alten Freundin aus dem Ballett, nicht reagierte nahm ich ihr übel.

Überrascht hat mich das Thema Rassismus im Ballett und ich fand es gut, dass es angesprochen wurde. Aber insgesamt bin ich mit dem Buch leider nicht warm geworden.

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