starke Frauen im 20. Jahrhundert
ClaireNathalie C. Kutscher ist unter verschiedenen Pseudonymen und in diversen literarischen Genres, unter anderem Dark Fantasy, Thriller, Erotik, vertreten. „Claire“ ist ein historischer Roman, welcher das ...
Nathalie C. Kutscher ist unter verschiedenen Pseudonymen und in diversen literarischen Genres, unter anderem Dark Fantasy, Thriller, Erotik, vertreten. „Claire“ ist ein historischer Roman, welcher das Leben und Wirken starker junger Frauen in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufzeigt. Claire, die einzige Tochter der Familie wird in ihrer Kindheit und Jugend stark von ihrer konservativ eingestellten Mutter geprägt. Als Michelle, die junge, selbstsichere und moderne Angetraute ihres Bruders, in ihr Leben tritt, stehen für Claire grosse Veränderungen bevor. Michelle zeigt ihr den Weg in eine neue Welt. Eine Welt, in welcher Frauen ihr Leben selbstbestimmt gestalten können. Claires Wunsch Kunst zu studieren, wird von ihren Eltern erfüllt und so zieht sie vom beschaulichen Boston ins grosse, weltoffene, aufregende New York. Bereits vor ihrem Umzug, hat Claire festgestellt, dass sie sich von Frauen angezogen fühlt und in ihrer Zimmergenossin Josephine findet sie die grosse Liebe. Eine Liebe, für die es sich zu kämpfen lohnt, obwohl in den 1920er Jahren eine lesbische Beziehungen alles andere als einfach war.
Die Idee, die Geschichte eines lesbischen Paares zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit all ihren Hürden und Schwierigkeiten zu erzählen, ist anregend. Kutscher zeigt dabei nicht nur die Probleme auf, welche sich einem homosexuelles Paar stellen, sondern allgemein die Stellung der Frau zur damaligen Zeit und die langsame Loslösung von festgefahrenen Rollenbildern. Der Weg der schüchternen und zu Beginn etwas naiven Claire zu einer selbstbewussten und starken Frau wird liebevoll und anschaulich dargestellt.
Die Tatsache, dass Claire als Ich-Erzählerin fungiert, erlaubt uns einen Einblick in ihre Gedanken und Emotionen. Der Leser teilt ihre Ängste, Wünsche, Freuden und Geheimnisse und kann sich so gut in sie hereinversetzen und sich mit ihr identifizieren. Die Sprache ist einfach gehalten und spiegelt so gut Claires Hintergrund. Die Sätze wirken zum Teil etwas holprig, was vor allem an der manchmal ungewöhnlichen und schwerfälligen Syntax liegt. Zahlreiche Tipp- und Grammatikfehler erschweren das Lesen stellenweise zusätzlich. Claires Leben wird bis in die 1960er Jahre verfolgt, was nicht ohne Auslassungen geschehen kann. Dennoch wäre an einigen Stellen eine ausführlichere Darstellung wünschenswert gewesen. Der Klappentext erwähnt, dass sich Josephine in Mafia Kreisen aufhält. Auch da wäre eine eingehendere Beschreibung, welche über die oberflächlich gehaltene Erwähnungen der Mafia hinausgeht, schön gewesen.
Das Buch zeigt die Geschichte von Claire und Josephine auf eine liebevolle Art und Weise auf. Der Schluss ist mir persönlich zu pathetisch. Die gesamte Frauenbewegung(en) auf diese eine Generation zu projizieren und die Zurschaustellung der weltoffenen, amerikanischen Gesellschaft der 1960er Jahre sind hier etwas übertrieben. Dennoch bleibt es eine schöne Geschichte, aus der man jedoch mehr hätte machen können.