Eine geheimnisvolle Geschichte für Bücherwürmer
Als ich den Titel des Buches gelesen habe war ich sofort neugierig. Ich finde das Cover sehr schön (vor allem, wenn man am Ende die Bedeutung dahinter versteht) und nachdem ich den Klappentext gelesen ...
Als ich den Titel des Buches gelesen habe war ich sofort neugierig. Ich finde das Cover sehr schön (vor allem, wenn man am Ende die Bedeutung dahinter versteht) und nachdem ich den Klappentext gelesen habe stand für mich fest: Ich möchte dieses Buch unbedingt lesen. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Aber mal der Reihe nach. Der Roman ist ein wirklich gutes Fantasy-Buch mit einer für mich vollständig neuen Idee.
Wir begleiten dabei den Protagonisten Samir, welcher als sehr geschickter Dieb aufgewachsen ist. Nach einem tragischen Ereignis entschließt er sich seinem alten Leben den Rücken zuzuwenden und möchte in die Palastwache des weißen Königs aufgenommen werden. Durch ein paar kleine Tricks gelingt ihm das zwar, aber er gelangt nicht unbedingt in den Bereich, den er sich vorgestellt hat. Samir erhält die Aufgabe das Herz der Bücherstadt Paramythia zu bewachen, wovon Sam (wie er meistens genannt wird), welcher weder lesen noch schreiben kann, nicht sehr begeistert ist. Aber auf einmal schleichen ungewöhnliche Schatten durch die Gänge, es ereignet sich eine Verfolgungsjagd, er lernt die Dienerin Kani kennen und er ist innerhalb kürzester Zeit aus der Langeweile hinein in ein großes Abenteuer gezogen worden ...
Die Geschichte hat mir wirklich unglaublich gut gefallen. Alleine die Idee einer unfassbar großen und geheimnisvollen Bücherstadt unter der eigentlichen Stadt ist wahrscheinlich für jeden Bücherwurm ein Traum. Der Autor hat eine wundervolle Welt erschaffen in der schon bald auch Fabelwesen auftauchen. Diese sind jedoch nicht die typischen mythischen Wesen, was den Roman noch besonderer macht. Ich habe wirklich selten ein Buch gelesen, in dem es so viele Geheimnisse gibt. Und immer wenn man eine Antwort bekommt tauchen drei neue Fragen auf. Dadurch war es wirklich durchgängig spannend und man hat immer mitgerätselt und seine eigenen Theorien aufgestellt, was der Ursprung der magischen Wesen ist, was als nächstes passieren wird und vor allem wer was beziehungsweise wie viel weiß. Die Spannung wurde auch dadurch gefördert, dass es nur selten Ruhepausen gab. Unsere Protagonisten haben zu jedem Zeitpunkt mitten in einem Abenteuer gesteckt, haben gekämpft, Geheimnisse gelüftet, Verfolgungsjagden bestritten und geheime Pläne geschmiedet.
Damit leite ich auch mal direkt zum wirklich tollen Schreibstil von Akram El-Bahay über. Nicht nur das er sehr spannende Actionszenen schreiben kann fand ich richtig gut, sondern vor allem die Art und Weise, wie er dem Leser immer Stück für Stück neue Informationen bietet, um die Handlung zum Höhepunkt zu führen. Dies hat er sehr geschickt mithilfe verschiedener Methoden gemacht. Häufig war es nur ein kleiner Nebensatz, den man beinahe überlesen hätte. Ab und zu hat er auch Geschichten aus fast vergessenen Büchern der Bücherstadt oder aus mündlichen Überlieferungen einfließen lassen, die immer etwas leicht märchenhaftes hatten. Ebenfalls bemerkenswert waren die sehr lebendigen und bildlichen Beschreibungen. Ich hatte stets ein klares Bild der verschiedenen Handlungsorte vor Augen. Lediglich in der Bücherstadt habe ich die ein oder andere Beschreibung als nicht unbedingt notwendig empfunden, da der Grundaufbau dort überall größtenteils gleich ist.
Jetzt kommen wir aber endlich mal zu den Charakteren. Wie bereits erwähnt ist der ehemalige Dieb Samir unser Protagonist und ich finde ihn, wie die meisten anderen auch, unglaublich sympathisch. Man begleitet ihn nicht nur bei diesem großen Abenteuer rund um die Bücherstadt, in dem er sich stets als klug und leidenschaftlich, aber auch hin und hergerissen erweist, sondern auch auf seinem ganz privaten Weg fort von seinen Tagen als Dieb und hin zu seinem neuen Leben als Wache. Wenn man jedoch sein ganzes Leben lang ein geschickter Dieb ist kann man diese Eigenschaften selbstverständlich nicht einfach so über Nacht ablegen, weswegen es auch sehr interessant war sein "inneres Abenteuer" zu verfolgen.
Mit Kani als Gegenstück zu Sam kamen noch mehr Leidenschaft, Wille, Offenheit und vor allem Liebe zu Büchern in die Geschichte. Im Verlauf des Buches nahm ihre Initiative zwar immer mehr ab, was meiner Meinung nach jedoch wegen dem zugrundeliegenden Ereignis vollkommen nachvollziehbar war. Auch sie birgt ein großes Geheimnis, was den Leser sehr neugierig auf die darauffolgenden Bände macht.
Die Beraterin des Königs spielt ebenfalls eine wichtige Rolle und ist meiner Meinung nach die so ziemlich mysteriöseste und geheimnisvollste Figur der Geschichte. Mehr möchte ich dazu denke ich auch gar nicht sagen.
Das liegt teilweise aber auch daran, dass der Leser selbst gar nicht so viel über sie weiß,. Genauso ist es beim weißen König. Den Sinn dahinter, dass man so wenige Informationen über die beiden (und auch dem ein oder anderen weiteren Charakter) bekommt kann ich zwar durchaus nachvollziehen, fand ich an manchen Stellen aber teilweise etwas traurig oder frustrierend, weil man so sehr in diese Welt hineingezogen wird, dass man immer und immer mehr darüber erfahren möchte.
Die Fabelwesen waren ebenfalls unglaublich toll. Sie wurden sehr gut und glaubhaft in die Geschichte eingeführt und waren, wie bereits erwähnt, mal neue Wesen (zumindest für mich). Bei ihnen wusste man auch nie wer gut und wer böse ist, was es logischerweise umso spannender gemacht hat.
Alles in allem kann ich sagen, dass es ein sehr einzigartiges und unglaublich gutes Buch ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass es einer großen Breite an (Fantasy-)Bücherwürmern zusagen wird, da nicht nur viele Geschmäcker sondern auch viele Altersklassen ihre Freude daran haben können. Es gibt kaum Bücher mit so vielen Geheimnissen, wie in diesem und ich würde am liebsten sofort in den zweiten Band eintauchen. Ich kann euch das Buch wirklich sehr ans Herz legen und ich bin fast schon sicher, dass die nächsten beiden Bände noch besser werden.