Liebe kennt keine Grenzen
Mit dem Mut zur LiebeNach zahlreichen Romanveröffentlichungen (wie z.B. Das Superweib, Das letzte Versprechen oder Die Zauberfrau) hat Hera Lind nun ihr neustes Werk Mit dem Mut zur Liebe, dass im Mai 2023 im Knaur Verlag ...
Nach zahlreichen Romanveröffentlichungen (wie z.B. Das Superweib, Das letzte Versprechen oder Die Zauberfrau) hat Hera Lind nun ihr neustes Werk Mit dem Mut zur Liebe, dass im Mai 2023 im Knaur Verlag erschienen ist, vorgelegt. Ich muss leider gestehen, dass ich die Autorin und auch einige Bücher von ihr namentlich kenne, aber noch keins davon gelesen habe (obwohl sie auf meiner To do Liste steht). Bei diesem Roman haben sowohl der Klapptext sowie auch die Leseprobe meine Neugierde mehr als nur geweckt und da die Geschichte in der ehemaligen DDR spielt, fiel meine Entscheidung, dieses Buch lesen zu müssen, sehr leicht.
Der flüssige und leichte Schreibstil der Autorin hat mich sofort in Dietos (bürgerlicher Name: Dieter Kretschmar) Geschichte ein und abtauchen lassen. Bereits ab der ersten Seite merkte ich, wie mich der Roman mehr und mehr in seinen Bann zog. Es fiel mir regelrecht schwer dieses Buch einfach so aus der Hand zu legen. Zu jedem Zeitpunkt musste, nein, wollte ich wissen, wie es mit Dieto und seiner Familie weitergehen wird. Ab diesen Moment merkte ich, dass Hera Lind ihr Handwerk mehr als nur versteht und ganz genau weiß, womit sie ihre Leserschaft begeistern kann. Zum einen mit ihrem fesselnden Erzählstil und der perfekten und detaillierten Kulisse, in der sie ihre Handlungen spielen lässt. Dies ist aber nur zwei Punkte, dass das Leserherz höherschlagen lässt. Zum anderen gesellen sich auch noch die authentischen und lebensnahen Charaktere hinzu, die, wie ich fand, exzellent wiedergegeben worden sind. Sofort entstand das Gefühl, dass man Dieto und Co. schon jahrelang kenne würde. Mein größtes Kompliment an Hera Lind ist, dass sie es geschafft hat, die damalige und schreckliche Zeit des zweiten Weltkrieges von 1945 brillant einzufangen und wieder zu gegeben. Beeindrucken wie sie das Grauen so lebensnah in Worte gepackt hat. Zwar wurden viele Details nicht berücksichtigt bzw. ausgelassen, aber das Wesentliche, worauf es ankam, wurde erzählt. Auf den ca. 140 Seiten hatte ich das Gefühl, dass ich mitten im Geschehen stehen würde. Förmlich spürte ich die Angst der Menschen, die Tag täglich dem Bombenhagel ausgesetzt waren, die um ihr Leben und das ihrer Familie bangten und auch den Hunger, der durch die Lebensmittelknappheit herrschte. Selbst die schrecklichen Gräueltaten, die die Russen begangen haben, ließ Hera Lind nicht außen vor. Zu Recht, denn sowas was zwischen 1939 und 1945 auf dieser Welt geschehen ist, darf sich nie wieder wiederholen. Leider muss die ukrainische Bevölkerung diese schreckliche Zeit erneut durchleben.
Wer jetzt aber meint, dass diese Geschichte nur vom Dresdener Krieg handelt, der irrt, aber genau da beginnt Dietos Erzählungen. Dieto war vier Jahre alt, als Dresden dem Bombenhagel ausgesetzt war. Um ihr Leben und das ihrer Jungs zu schützen, floh Dietos Mutter zu Bekannten. Dietos Vater war im Krieg, aber ob dieser noch lebte oder nicht, blieb einige Zeit noch im Unklaren. Als der Krieg vorbei war, zog die Familie wieder ins stark ausgebombte Dresden, denn dies war und sollte ihre Heimat bleiben. Als der Vater aus dem Krieg kehrte, lernte Dieto das Jonglieren. Aber nicht nur dass: er lernte auch die Artistin Johanna „Jo“ kennen und lieben. Für die beiden stand schnell fest, dass sie in der DDR nicht glücklich, allen voran nicht frei sein werden und so beschlossen sie, zu fliehen. Ihre Flucht war dramatisch und gewagt, aber irgendwie schafften sie es.
Ein kleiner Minuspunkt muss ich leider hier dennoch vergeben, denn ich fand die Beschreibung der Artistennummern ein wenig zu detailliert und an manchen Stellen wiederholte sich einiges. Der Lesefluss wurde dadurch ein wenig gestört, aber es hielt sich in Grenzen.
Auf etwas über 490 Seiten erzählt Hera Lind diese einzigartige und emotionale Lebensgeschichte von Dieter „Dieto“ Kretschmar und seiner Frau Johanna „Jo“. Hierbei handelt es sich nicht nur um eine Erzählung. Nein, die Autorin nimmt ihre Leser mit und lässt sie hautnah an den Erlebnissen der beiden teilhaben. An manchen Stellen fragte ich mich, kann man den betreffenden Personen überhaupt trauen oder werden sie an die Stasi verpfiffen?
Für mich war es eine sehr berührende und spannende Zeitreise, die ich sehr gerne mitgereist bin. Ein toller Roman über Liebe, Mut, Freundschaft, Vertrauen, Misstrauen und Überleben.
Für mich steht jetzt schon klar, dass dies nicht der letzte Roman von Hera Lind gewesen ist.
4 von 5 Sternen und ein Muss für Leser, die wahre Lebensgeschichten lesen möchten. Dies ist eine davon.