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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.03.2023

Helden mit Superkräften und Girlpower

Spring Storm 2: Dornen der Hoffnung
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Inhalt:


Gerade erst haben Cora, King und ihre Freunde Fedir aus der Gefangenschaft befreit, schon müssen sie sich auf eine neue Reise begeben. Denn Fedir fürchtet, dass sein Bruder, der als wichtiger ...

Inhalt:


Gerade erst haben Cora, King und ihre Freunde Fedir aus der Gefangenschaft befreit, schon müssen sie sich auf eine neue Reise begeben. Denn Fedir fürchtet, dass sein Bruder, der als wichtiger Wissenschaftler in einem Labor in Berlin mit der Forschung an einem der Quellfragmente betraut wurde, in Gefahr sein könnte.

Himari, Sam, Grant, Fedir, King, Cora und ihr Kater Bob haben noch nicht einmal die Hauptstadt erreicht, da erfahren sie aus dem Radio, dass die Hauptstadt von unbekannten Menschen und Cosmics angegriffen wurde. Das erste Cosmic-Balance-Gate, der Ort, an dem die Menschen noch Schutz vor der Quellstrahlung finden konnten, sei bereits gefallen.

Zu der Sorge um Fedirs Bruder kommt nun auch Kings Angst um das Wohlergehen ihrer Familie, die ebenfalls in Berlin wohnhaft ist.

Nun gilt es Prioritäten zu setzen. Doch neben privaten Belangen stellen sich schon bald weitere Probleme. Denn die Gruppe trifft auf alte Feinde. Unter anderem auf Jax, einen der Gründer der Chinesisch-Russischen-Allianz (ECRA) und auch einen der stärksten Cosmics. Und dieser scheint hinter den Quellfragmenten herzu sein.

Die Gruppe muss sich, auch wenn sie dann auf die Fähigkeit einzelner Teammitglieder verzichten muss, wohl oder übel aufteilen. Ein gefährliches Unterfangen.

Wird es King gelingen, ihre Familie zu finden? Wird Fedir seinen Bruder noch rechtzeitig befreien? Und werden die Freunde die Quellfragmente in Sicherheit bringen und die Menschheit vor Schlimmeren bewahren können? Nach und nach müssen Cora und ihre Gruppe jedoch feststellen, dass hinter allem eine noch viel größere Gefahr steckt.



Meinung:


Leser, die das Erscheinen aller Bände einer Reihe nicht abwarten können, machen sich oft Sorgen, ob sich Charaktere im Gedächtnis eingebrannt haben, ob Pointen und Appelle der Vorbände im Gedächtnis nachhallen.

Diese Sorge ist bei „Spring Storm“ unbegründet. Denn Marie Graßhoff hat sich im zweiten und somit auch zugleich finalen Band ihrer Reihe dazu entschlossen, gleich zu Anfang zwei Abschnitte abzubilden, die es dem Leser wirklich leicht machen, wieder in die Geschichte hineinzukommen. So findet sich hier die Abschnitte „Erinnerungen an die Welt“ und „Was bisher geschah“, in denen die Autorin im Schnelldurchlauf noch einmal die wichtigsten Fakten rund um die Quellfragmente/-strahlung, die Cosmics und auch Coras Lebenslauf wiedergibt.

„Dornen der Hoffnung“ beginnt also dort, wo Band 1 aufgehört hat. Die Freunde haben sich entschlossen ihre Reise nach Berlin anzutreten. Was sie dort antreffen, übersteigt ihre kühnsten Erwartungen. Denn die Hauptstadt befindet sich mitten im Krieg.

Schnell war ich wieder in der spannenden Geschichte rund um die Quellfragmente versunken. Bereits im ersten Teil gefiel mir die Idee der Autorin, dass Teile der Welt durch die Quellstrahlung verseucht worden waren. Diese waren über und über mit den schönsten Blumen versehen und von der Natur völlig zurückerobert worden. Doch so schön diese Abschnitte auch anmuten mochten, sie waren auch genauso gefährlich. Denn nur 20 % der Menschen konnten diese Quellstrahlung überleben. Und diese reagierten mit der Cosmic Power. Einer besonderen, starken Fähigkeit. Nicht selten nahm die Natur auch Teile des menschlichen Körpers für sich in Besitz. So wuchsen zum Beispiel aus Coras Kater Bobs Fell, den sie im Wald aufgefunden hatte, überall die schönsten Blumen und Gräser.

Während also jedes Mitglied der Gruppe mit seiner Fähigkeit etwas beitragen konnte, ist es in diesem zweiten Band Himari, die sich strickt weigert ihr Talent zu offenbaren. Diese Tatsache, aber auch weitere Streitigkeiten, die unter anderem mit der Priorisierung der Reiseziele einhergehen, sorgen immer wieder für Konflikte und Streitigkeiten zwischen den Teammitgliedern.

Marie Grasshoff gelingt es aber nicht nur mit diesen Zwistigkeiten Spannung zwischen den Buchseiten zu schaffen. Eine Gefahr jagt die nächste. Die Gruppe teilt sich auf und verliert dadurch an Stärke. Aber auch mächtige Cosmics, machen es den Teammitgliedern nicht einfach. Immer wieder müssen sich die Freunde in Kämpfen behaupten. Der Autorin gelingt es auch, diesen Szenen eine gute Portion Dynamik zu verleihen. Ich empfand es spannend zu beobachten, wie die einzelnen Fähigkeiten der Cosmics hierbei zum Tragen kommen. So muss Cora zum Beispiel auf ihr Glück vertrauen, Grant bedient sich seiner Schattenmagie und Sam greift auf sein Talent zurück, sich unsichtbar machen zu können. Die mächtigste Fähigkeit von allen besitzt aber wohl King, die Dinge erschaffen und diese im Kampf einsetzen kann.

Im zweiten Teil des Buches häufen sich die Sprünge durch die Wälder und auch die Kämpfe. Für mich war ein klarer Fokus zu erkennen, den die Autorin hier verfolgt. Leider wurden ab diesem Teil dann zwangsläufig auch einige anderen Figuren (wie zum Beispiel mein heimlicher Favorit Bob) vernachlässigt.

Der Leser erfährt ab diesem Punkt mehr darüber, was es mit der Quellstrahlung auf sich hat, aber auch über die Beweggründe von Jax (dem Gründer der ECRA). Zudem erhält die Beziehung zwischen Cora und King mehr Tiefe.



Fazit:


Marie Graßhoff wusste mich auch mit ihrem zweiten Band der „Spring Storm“-Reihe, „Dornen der Hoffnung“, zu überzeugen. Die visuelle Ausstattung mit den detailreichen Schwarz-Weiß-Zeichnungen ist gewohnt erstklassig, genauso wie das fantasievolle Worldbuilding. Die Figuren sind ebenfalls faszinierend entwickelt.

Geboten wird ein großartiger Erzählfluss, in dem interessante Figuren, Helden mit Superkräften und Girlpower herumschwimmen.

Was das Ende betrifft, bin ich mir noch unsicher, wie ich es einordnen möchte. Von Stereotypen und einer übereilten Handlung ist das Buch bis dahin allerdings befreit.

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Veröffentlicht am 08.03.2023

Eine berührende Geschichte

Skaterherz
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Inhalt:


Schon sein halbes Leben lang liegt der 13-jährige Elias im Krankenhaus und wartet sehnsüchtig auf ein passendes Spenderherz. Als eines Nachts Schwester Suzanna an Elias Bett erscheint und ihn ...

Inhalt:


Schon sein halbes Leben lang liegt der 13-jährige Elias im Krankenhaus und wartet sehnsüchtig auf ein passendes Spenderherz. Als eines Nachts Schwester Suzanna an Elias Bett erscheint und ihn vorsichtig wachrüttelt, glaubt er erst an einen Traum. Wir haben ein Herz gefunden, verkündet Suzanna. Elias kann es kaum glauben.

Mit der OP, mit dem Erhalt des neuen Herzens, verändert sich einiges in Elias Leben. Die Transplantation ist mit Ängsten verbunden. Was ist, wenn der Körper das neue Organ nicht annehmen wird? Aber Elias hat auch noch andere Sorgen. Denn plötzlich hört er eine fremde Stimme. Eine, die andere nicht hören können. Die von Boyd. Dem Jungen, dem das Herz zuvor gehörte.

Boyds Leben war so ganz anders als das von Elias. Er hat in den Tag hinein gelebt, hat sich um seine Zukunft nur wenig Sorgen gemacht. Diese Unüberlegtheit jedoch war es auch, die Boyd zum Verhängnis wurde. An einem Nachmittag wollte er einen Stunt mit dem Skateboard üben. Er wollte auf dem Geländer der Autobahnbrücke grinden. Doch das ging gewaltig schief. Kurz darauf befand sich Boyd im freien Fall und knallte mit dem Kopf auf die darunterliegende Straße.

Boyds Herz konnte gerettet werden. Sein Leben nicht. Und nun ist sein Geist an einen anderen Jungen gebunden. An Elias, der stets so vorsichtig ist, dessen Leben so behütet und damit auch unglaublich langweilig verläuft. Etwas, an das sich Boyd noch gewöhnen muss. Aber vielleicht kann er Elias ja dabei helfen, schnellstmöglich das Krankenhaus zu verlassen und noch einmal seinen Opa aufzusuchen.



Meinung:


Brenda Heijnis schreibt mit Skaterherz auf 144 Seiten ein kurzes, aber zugleich auch sehr fesselndes und intensives Werk, das aus zwei Perspektiven erzählt wird.

Einerseits berichtet sie aus der Sicht von Elias, einem Jungen, der aufgrund einer Herzerkrankung und einem jahrelangen Krankenhausaufenthalt nur zu genau weiß, wie wertvoll ein Menschenleben sein kann. Elias wächst in der behüteten Obhut von Pflegern und besorgten Eltern auf. Als er endlich ein Herz erhalten soll, reagiert er ängstlich, denn was ist, wenn der Körper das neue Organ abstößt?

Mit Boyd entwirft die Autorin ein Gegenbild. Boyd liebt das Abenteuer, er hasst die Langeweile. Sein unüberlegtes und leichtfertiges Handeln wurde ihm nun schon zum zweiten Mal zum Verhängnis.

Im Krankenhaus lernen sich Elias und Boyd kennen. Boyds Geist ist durch das Herz an Elias gebunden. Dieses Schicksal ist für die Jungs nicht gerade einfach zu akzeptieren. Doch bald merken beide, dass sie voneinander lernen können. Elias gelingt es mit Boyds Tatendrang aus seiner Komfortzone auszubrechen und wieder aktiv am Leben teilzunehmen. Dafür ist er bereit, dem Geist dabei zu helfen, mit der Vergangenheit abzuschließen. Es entsteht eine die sinnlich erkennbare Welt überschreitende Freundschaft und darüber hinaus ein kleines Abenteuer.

Die Geschichte spielt sich zum großen Teil im Krankenhaus ab. Der Leser lernt hier neben den beiden Protagonisten ein paar weitere Patienten kennen. So zum Beispiel Puck, ein Mädchen, für das Elias über die Zeit im Krankenhaus Gefühle entwickelt hat. Diese Liebesgeschichte ist ein netter Nebenplot, den es aber - meiner Meinung nach - nicht unbedingt bedurft hätte.

Brenda Heijnis schreibt intensiv und verstörend, wenn sie einen Eindruck von Boyds individueller Todeserfahrung vermittelt.

Dass Boyd weiterhin riechen, hören und sehen kann, lässt sein Schicksal noch greifbarer erscheinen. Der Junge reflektiert sein Leben. Schuldgefühle belasten ihn. Er begreift, wie naiv sein bisheriges Verhalten war. Doch all die Einsicht kommt zu spät.

All das macht „Skaterherz“ zu einer Geschichte, die unter die Haut geht, berührt und zugleich auch ein wenig verstört. Doch Brenda Heijnis lässt den jugendlichen Leser nicht alleine. Sie schreibt von Vergebung, von Freundschaft, ein wenig von Liebe und von Wiedergutmachung.



Fazit:


Der Titel „Skaterherz“ kommt auf den ersten Blick unscheinbar daher. Hinter dem Buchtitel versteckt sich eine sehr intensive Geschichte, die von zwei Jungen erzählt. Die beiden Hauptfiguren könnten dabei gegensätzlicher kaum sein.

Elias, ein Junge, der bisher stets vorsichtig und ängstlich durchs Leben gegangen ist, und Boyd, dessen Vergangenheit zwischen Affekt und Emotion verortet war.

Für eine Auseinandersetzungen mit einem gemeinsamen Schicksal bildet dann eine Herzoperation die Klammer.

Skaterherz hat etwas Berührendes und Verstörendes und ist gleichzeitig psychologisch klug komponiert.

Von mir gibt es eine Empfehlung.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Mystery-Lovestory

Schattenflittern. A Love Beyond
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Inhalt:


Seit dem Vorfall vor genau neun Jahren als ein violett leuchtender Feuerball auf die Erde fiel und ein kleines Erdbeben ausgelöste, als Vis Mutter von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand, ...

Inhalt:


Seit dem Vorfall vor genau neun Jahren als ein violett leuchtender Feuerball auf die Erde fiel und ein kleines Erdbeben ausgelöste, als Vis Mutter von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand, ist Vis Leben nicht mehr dasselbe. Ein Umzug folgt dem nächsten. Denn Vis Vater hat sich seit dem Ereignis voll und ganz der Forschung verschrieben. Er ist sich sicher, dass einst mit dem Feuerball auch außerirdisches Leben auf die Erde gelangt ist. Er ahnt, dass das Verschwinden seiner Frau kein Zufall war.

Vis Vater forscht mittlerweile in Avondale. Als Vi hier ankommt, muss sie erst einmal ankommen. Bei einem Besuch im Baumarkt trifft sie auf den Kassierer Liam. Der erste Kontakt verläuft merkwürdig. Denn als Vi das Wechselgeld annehmen möchte, bekommt sie einen Schlag. Sie wird von den Beinen gerissen und durchlebt eine Vision.

Als Liam Vi später wiedersieht, versucht er alles, um ihr aus dem Weg zu gehen. Der Vorfall im Baumarkt soll sich auf keinen Fall wiederholen. Doch der Plan geht nicht auf. Denn Vi geht auf die gleiche Schule wie er. Hinzu kommt, dass Vi scheinbar gerne mehr über das erfahren möchte, was ihr im Baumarkt widerfahren ist. Und dann gerät dieses Mädchen auch ständig in Lebensgefahr, immer dann, wenn Liam zufällig in der Nähe ist ...

Dann gibt es da noch Hayden, der Junge, der Vi bereits im Baumarkt darauf hingewiesen hatte, dass Liam religiöse Eltern hat und der gerne ein wenig stichelt und ständig an den unmöglichsten Orten auftaucht. Ganz so, als würde er Vi beobachten.

Das alles hat Vi gerade noch gefehlt. Denn eigentlich möchte sie sich nur, gemeinsam mit ihrem Freund, dem Gecko Lewis, in ihrer neue Heimat einleben. Sie möchte die Hollywoodschaukel vor dem Haus reparieren und hier zur Ruhe finden. Doch schon bald ist Vis Leben aufregender als je zuvor. Denn ihre neuen Bekanntschaften haben allesamt Geheimnisse, in die Vi hineingezogen wird. Ob sie nun will oder nicht.



Meinung:


„Schattenflirren. A Love Beyond“ wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen erlebt der Leser das Geschehen aus der Sicht von Vi, die gemeinsam mit ihrem Vater, ihrer Haushälterin und dem Gecko Lewis von einem Ort zum anderen zieht, um der Ursache des Verschwindens ihrer Mutter auf die Spur zu kommen.

Die zweite Perspektive betrachtet das Geschehen aus Liams Sicht, der seine Freizeit gerne in der Gesellschaft seiner zwei Cousinen Tessa und Naomi verbringt. Alle drei haben ein Geheimnis, das sie auf jeden Fall wahren wollen. Denn jeder von ihnen besitzt besondere Fähigkeiten. Als Liam eines Tages gezwungen wird Vi zur Hilfe zu eilen, droht er sich, Tessa und Naomi zu entlarven. Ein fatales Problem, wollen sie doch nicht als menschliche Laborratten dienen. Naomi, Tessa und Liam haben also allerhand damit zu tun, den Vorfall zu vertuschen.

Anna-Sophie gelingt mit „Schattenflirren“ eine Geschichte, die facettenreich bis schillernd daherkommt. So habe ich den kleinen Gecko Lewis sofort ins Herz geschlossen, der ständig auf Vis Schulter hockt und bei dem das Mädchen Trost findet. Dabei wird ein lebendiges Kopfkino in Gang gesetzt.

Die Charaktere sind gut verständlich und nachvollziehbar dargestellt. Jeder von ihnen hat eine Hoffnung, ein Ziel, das ihn antreibt. Sowohl Liam, als auch Vi wollen eigentlich nur ein ganz normales Leben führen. Doch dieses ist beiden nicht vergönnt. Denn mit ihrem Zusammentreffen prallen wortwörtlich zwei Welten aufeinander. Beide geraten ständig in neue Konflikte hinein.

Im Mittelteil werden dann interessante Theorien über intelligentes außerirdisches Leben vorgestellt. Hier verliert die Geschichte streckenweise ein wenig an Dynamik, gewinnt jedoch zugleich an Tiefe.



Fazit:


„Schattenflirren. A Love Beyond.“ ist eine Mystery-Lovestory. Das Buch ist eine Einladung zum Rätseln und Nachdenken.

Und weil das Rätseln kein Ende findet, bleibt die Anteilnahme stets lebendig, denn Anna-Sophie Caspar wahrt kunstvoll den Schleier des Geheimen, wodurch bis zum letzten Wort eine gewisse Intensität aufrechterhalten bleibt.

Eigentlich hat diese Geschichte alles, was es braucht, um zu einem fesselnden Leseerlebnis zu werden. Teilweise muss dann aber auch der eine oder andere deus ex machina her, um die Situation zu retten.

Einfallsreich und locker bringt die Autorin vieles unter dem Dach dieses Buches unter. Summa summarum bietet das Werk leichte Lektüre, die aber durchaus Unterhaltungswert besitzt.

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Veröffentlicht am 26.10.2022

Eine Weihnachtsgeschichte mit einem interessanten Thema

Eine Weihnachtsmaus namens Miika
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Inhalt:


Irgendwo, ganz weit hinten in Finnland, in einem kleinen Dörfchen namens Wichtelgrund, da lebt eine Maus namens Miika. Bei dieser Maus handelt es sich um genau diese eine, die einst einem kleinen ...

Inhalt:


Irgendwo, ganz weit hinten in Finnland, in einem kleinen Dörfchen namens Wichtelgrund, da lebt eine Maus namens Miika. Bei dieser Maus handelt es sich um genau diese eine, die einst einem kleinen Jungen namens Nicholas Gesellschaft leistete, als er seine Familie verlor. Diesem Jungen, der in Wichtelgrund eine neue Heimat gefunden hat, der nun mit seinen Renntieren und einer Horde Wichtel dort lebt und eine Menge neuer Aufgaben und Freunde gefunden hat. Aber das ist eine ganz andere Geschichte …

Miika jedenfalls geht es ein wenig anders als Nicholas. Der Mäuserich ist immer noch auf der Suche nach einer Bestimmung. Er möchte dazugehören. Ihm fehlt dieser eine feste Freund, mit dem er feststellen kann, was „Freundschaft“ heißen kann. Wobei, das ist so nicht ganz richtig, denn Miika hat eine Freundin: Künna die Kühne. Doch Künna ist so ganz anders als er. Sie ist mutig, sie ist tough und sie würde nie ihre Identität preisgegeben.

Um eine richtig gute Maus zu werden darf man nämlich nicht wie Miika in einem Wichtelzuhause auf einem weichen Teppich schlafen und jeden Tag Lebkuchenkrümel essen. Man muss in einem Baumhaus auf einem Bett aus Laub nächtigen und muss jeden Tag hart um jeden Pilz kämpfen, den man dann zum Abendbrot alleine verzehrt.

Miika, der froh ist, in Künna eine Artgenossin gefunden zu haben, tut alles, um Künna zu gefallen. Er gibt ihr in allem recht. Er ist bereit, sich auf ihre wilden Abenteuer einzulassen. Da braucht es oft nicht lange, bis die Dinge zu eskalieren beginnen.

Doch als Künna eines Tages vorschlägt, in das Heim der Trolle vorzudringen und dort den besten Käse der Welt, den Urga-Burga zu klauen, da wird auch Miika langsam skeptisch. Ja, er wurde erst vor Kurzem aufgrund eines Unfalls versehentlich verdrumwickelt und ja, er hat nun ein paar magische Fähigkeiten. Aber deswegen ist er noch lange kein unsterblicher Mäuseheld, der einem riesigen Troll entgegentreten könnte. Oder doch? Künna ist da ganz und gar zuversichtlich. Sie will diesen Käse und Miika muss, wenn er denn ihr Freund sein will, an ihrer Seite stehen …



Meinung:


Wer bereits die anderen Bände der Weihnachts-Reihe von Matt Haig gelesen hat, der wird wissen, warum ich sofort Feuer und Flamme war, als ich hörte, dass in diesem Jahr wieder eine neue Geschichte aus der Feder des Autors erscheinen würde.

In erster Linie habe ich mich gefreut, die liebgewonnenen Figuren in diesem Büchlein wiederzutreffen. Natürlich waren aber auch die witzigen und detailreichen Zeichnungen von Chris Mould ein Highlight, das ich mir nicht entgehen lassen wollte.

In „Eine Weihnachtsmaus namens Miika“ erfahren wir, wie der Titel des Buches schon verrät, mehr über die Maus, die einst dem kleinen Jungen Nicholas als treuer Freund zur Seite stand. Miika hat eine Heimat in Wichtelgrund gefunden, doch was ihm fehlt, ist das Gefühl dazuzugehören. Denn Mäuse gibt es, seit die Schneeeule im Dorf unterwegs gewesen ist, nur noch wenige. Um genau zu sein, kennt Miika nur eine einzige: Die schmuddelige Maus Künna.

Künna ist, das wird schnell klar, kein netter Charakter. Denn sie ist unglaublich neidisch auf Miikas Leben. Als der Mäuserich dann noch von Nusch bei einem Beinaheunfall verdrumwickelt wird und somit Zauberkräfte entwickelt, wird alles nicht viel besser. Denn anstatt Miika dankbar zu sein, dass er seine neuen Fähigkeiten zu ihren Gunsten wirkt, wird Künna nur noch gemeiner. Denn ein Mäuserich, der zaubern kann, sei, so ihre Ansage, nicht normal! Nun, so Künnas Worte, würde Miika ja noch viel weniger dazugehören, als zuvor.

Künna legt den Finger in seine Wunden, wo es nicht sein muss und nicht angebracht ist, um dabei stets in Besserwisserei zu verfallen.

Sehr gekonnt erzählt Matt Haig mit seiner Geschichte also nicht nur ein großes Abenteuer, in dem es um gefährliche Trolle, leckeren Käse und einen Haufen guter Wichtel geht. Er berichtet auch von toxischer Freundschaft und dem Gefühl dazugehören zu wollen.
Durch Miika erfährt der junge Leser, dass das Glück oft doch viel näher ist, als man manchmal ahnt. Dass man auch in schwierigen Situationen versuchen sollte zu reflektieren. Manchmal muss man sich von Menschen (oder wie in diesem Buch Mäusen), die einem nicht guttun, lösen und oft ist das gar nicht so einfach, weil man eben auch nicht immer vor schwierigen Situationen weglaufen möchte und ja immer noch die Hoffnung besteht, dass sich der Mensch (oder die Maus) mit dem man eine Menge erlebt hat, doch noch zum Besseren ändern könnte.

Sein Verhalten verändern, dieser Prozess muss nicht immer radikal ablaufen. Man kann und sollte etwas bewirken, indem man sich anschließend noch selbst im Spiegel in die Augen schauen kann. Diesen Weg zeigt Matt Haig mit seinem neuesten Buch auf.

Sehr gefallen hat mir als Fan der Reihe das kurze Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren. Insbesondere die Wahrheitselfe Pixie bekommt in diesem Buch eine größere Rolle als Nebenfigur zugestanden. Pixie ist ebenfalls ein Charakter, der nicht mit harten Worten geizt. Sie bildet hier aber auch einen sehr schönen und passenden Kontrast zu Künna. Denn ganz im Gegensatz zur Mäusedame ist Pixie nicht manipulativ. Sie kann nicht anders, als die Wahrheit zu sprechen. Und die ist, wie das Leben eben auch, nicht immer schön. Doch auch hier spricht wieder eine Menge Weisheit aus den Zeilen des Autors. Ohne Schatten bekanntlich kein Licht.



Fazit:


„Eine Weihnachtsmaus namens Miika“ braucht etwas, um in Schwung zu kommen. Ein kurzer, knackiger Überblick erzählt von Miikas Kindheit und von seinem Zusammentreffen mit dem kleinen Jungen Nicholas. Ein Beginn, der Fans der Reihe in Erinnerungen schwelgen lässt.

Nachdem die Geschichte dann ins Rollen gekommen ist, kann man sich als Leser kaum noch von den Seiten lösen. Denn Matt Haig erzählt hier nicht nur ein spannendes Abenteuer. Das Spannungsfeld reicht vielmehr von Fremdbestimmung und Identitätssuche bis zu toxischen Freundschaften.

Auch Miikas Identitätssuche gehört zum Faszinierendsten, was man im Kinderbuchbereich findet. Über Metaphern gelingt hier der Zugang zur Lebenswelt vieler Menschen.

Unbedingt empfehlenswert und daher auf meine Liste empfehlenswerter Weihnachtslektüre für das Jahr 2022.

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Veröffentlicht am 09.08.2022

Eine berührende Geschichte

In unserem Universum sind wir unendlich
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Inhalt:


Ansels großer Traum wäre es gewesen, direkt nach dem Abitur ins Medizinstudium zu starten. Leider hatte das nicht geklappt und somit macht er das Beste aus der Situation und beginnt ein Praktikum ...

Inhalt:


Ansels großer Traum wäre es gewesen, direkt nach dem Abitur ins Medizinstudium zu starten. Leider hatte das nicht geklappt und somit macht er das Beste aus der Situation und beginnt ein Praktikum auf einer Intensivstation in einem Krankenhaus.

Als er auf Emil, einen Patienten trifft, markiert das für ihn eine persönliche Wasserscheide. Denn die beiden Jungen verstehen sich vom ersten Moment an. Emil berichtet Ansel von einem Paralleluniversum, in das man sich ganz schnell wegträumen kann. Es handle sich um einen paradiesischen Ort.

Doch bald schon muss Ansel feststellen, dass Emil nicht mehr lange zu leben hat. Die Metastasen in seinem Kopf breiten sich immer weiter aus. Eine Heilung ist nicht mehr möglich. Emil wird entlassen und für Ansel bricht eine kleine Welt zusammen.

Die beiden Jungen beschließen, sich privat weiter zu treffen. Sie kommen sich näher, und fassen an einem Nachmittag einen spontanen Entschluss. Emil wünscht sich nichts mehr, als noch einmal eine Reise zu machen. Über Paris nach Schottland. Spontan stellt Ansels Bruder den beiden seinen Van zur Verfügung. Ansel und Emil packen ihre Sachen und starten zu einer letzten gemeinsamen Reise.



Meinung:


Der Klappentext des Buches verriet bereits, dass diese Geschichte keine leichte sein würde. Emil ist an unheilbarem Hirnkrebs erkrankt. Der Roadtrip wird die letzte Reise sein, auf die er sich begeben wird. Das war mir beim Griff zum Buch bewusst. Ich erhoffte mir aber neben der Krankheitsgeschichte auch ein wenig angenehme Kurzweil einer Reise sowie einen Einblick in die Tiefen einer besonderen Freundschaft.

Leser, die mit der gleichen Erwartung an dieses Buch herangehen, muss ich vorwarnen. Dieses Buch legt seinen Fokus stark auf Emils Krankheitsverlauf. Die Autorin beschönigt nichts. Sie berichtet davon, wie Emil immer mehr abbaut, wie der Roadtrip sogar zu scheitern droht, weil der aggressive Krebs schnell voranschreitet. Nichtsdestotrotz gibt es hier aber auch positive Momente. Denn Sarah Sprinz zeigt, dass auch eine Odyssee, die von den meisten sicher nicht angetreten worden wäre, für Emil und Ansel eben doch genau das Richtige war.

Die Geschichte beginnt damit, dass sich Emil und Ansel im Krankenhaus auf der Intensivstation kennenlernen. Ansel ist jemand, der sein Handeln hinterfragt. Eigentlich eine sehr lobenswerte Eigenschaft, die jedoch auch mit Unsicherheit einhergeht. Auch ist er mit seiner derzeitigen Lebenssituation nicht unbedingt zufrieden. Er hätte gerne ein Medizinstudium absolviert, was jedoch nicht geklappt hat. Er wünscht sich mehr Nähe zu seinem Bruder, der ihm aber mit seiner freizügigen und lockeren Art viel zu fremd erscheint. Sein bester Freund steht nur in vertrauter Umgebung zu ihm. In der Öffentlichkeit schließt er sich den Lästereien über Ansel an, der angesichts seiner Homosexualität gerne zur Zielscheibe von Gleichaltrigen wird. Ansel gelingt es nicht, sein Leben in die eigene Hand zu nehmen. Das ändert sich, als er Emil kennenlernt.

Denn Emil ist so ganz anders als Ansel. Trotz seiner aktuellen Lebenssituation (oder vielleicht auch gerade deswegen) beginnt er jeden Tag mit guter Laune. Er begegnet seinen Mitmenschen mit einer unglaublichen Geduld und Freundlichkeit.

Als Emil und Ansel aufeinandertreffen, prallen zwei Welten aufeinander, die sich jedoch vom ersten Moment an perfekt verstehen. Emil gelingt es, Ansel zu erreichen. Er hilft ihm dabei, die schönen Momente des Lebens zu erkennen und aus seiner Komfortzone auszubrechen. So stiftet er ihn z.B. zu einer Nachtwanderung im Krankenhaus an. Etwas, was vielleicht nicht verboten ist, aber Emil schon einiges an Mut abverlangt. Schließlich könnten Dritte die beiden erwischen und zur Rechenschaft ziehen.

Ansel hingegen weiß genau, wie man sich einem Patienten gegenüber in Krisensituationen zu verhalten hat. Er weiß welche Handgriffe erforderlich sind, wenn Emil zu krampfen beginnt, er weiß, wie er mit seinem Gegenüber sprechen muss, um Panikattacken in den Griff zu bekommen.

Die beiden sind komplementär angelegt und ergänzen sich perfekt.

Erst ab der Mitte des Buches beginnt der Roadtrip, den der Klappentext bereits ankündigt. Die Jungs beginnen die Reise ihres Lebens, die mit einigen schönen Momenten, aber auch einem riesigen Haufen Problemen behaftet ist. Immer wieder fordert Emils Körper Ruhe ein, er wird von Zusammenbrüchen, Schmerzen und Ängsten heimgesucht. Ansel gerät hier nicht selten an seine Grenzen. Und doch machen beide Jungen immer weiter.

Über allem liegt immer dieses düstere Gefühl, dieser dunkle Schatten des wachsenden Krebsgeschwüres, worin ein Stück weit natürlich auch die Moral der Geschichte liegt. Nämlich die, dass Zeit relativ ist. Vielleicht sind es manchmal nur ein paar Minuten, ein paar Stunden oder wenige Tage, die dir mit einem wichtigen Menschen vergönnt sind oder die dir besondere Erfahrungen und wichtige Momente bringen. Diese bleiben dir allerdings für die Ewigkeit.



Fazit:


Mit „In unserem Universum sind wir unendlich“ schreibt Sarah Sprinz eine sehr intensive Geschichte über zwei Menschen, denen nur noch wenige gemeinsame Tage miteinander verbleiben. Die Geschichte ist keine Variation des Feel-Good-Spiritualismus; oft vielmehr wie ein Schlag in die emotionale Magengrube.

Auf beeindruckend unaufdringliche Weise wirbt das Buch allerdings für Achtsamkeit. Sarah Sprinz zeigt, dass sich aus unser aller Endlichkeit ableitet, dass jeder Moment des Existierens als wertvoll zu erachten ist.

Das Buch ist traurig. Die Geschichte tut stellenweise weh. Doch zugleich hilft sie auch dabei einen Weg zu finden, wie man mit Verlust umgehen kann.

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