Die Schatten der Vergangenheit
Sterz und der MistgabelmordFerdinand Sterz, 36, ist nach ersten Erfolgen bei der Steirischen Kripo von der Steiermark zu Europol nach Köln fast schon geflohen. Seit dem Unfalltod seiner Mutter in seiner Kindheit, herrscht zwischen ...
Ferdinand Sterz, 36, ist nach ersten Erfolgen bei der Steirischen Kripo von der Steiermark zu Europol nach Köln fast schon geflohen. Seit dem Unfalltod seiner Mutter in seiner Kindheit, herrscht zwischen ihm und seinem Vater quasi Eiszeit. Alles erinnert ihn zu sehr an sie und die Sinnlosigkeit ihres Verlustes. Warum musste es ausgerechnet seine Mutter treffen? Doch als frühmorgens Lena, seine einstige Verlobte, Liebe seines Lebens und Schwester seines einstmals besten Freundes Ludwig anruft, um ihn über dessen Ermordung zu informieren, kehrt Sterz zurück. Für ihn ist klar, dass er sich von Europol in das örtliche Ermittlerteam versetzen lassen will. Trotz der Geister der Vergangenheit, ist er entschlossen, den Mord an seinem einzig wahren Freund aufzuklären. In der Soko reagiert der Leiter abweisend, aber seine neue Partnerin Gitte Busch, eine Zugezogene aus Wien, ist nicht nur engagiert, sondern schafft es auch immer wieder ihn mit Humor, auf den Boden zurück zu holen. Der Mord scheint ebenso grausam wie sinnlos zu sei. Während die Ermittlungen auf der Stelle zu treten scheinen, enthüllen ihm sein Vater und die Patentante seiner Mutter, erschreckende Wahrheiten über ihn selbst. Wie gut, dass Gitte stets an seiner Seite ist.
Ein Mord mit einer Mistgabel, so kaltblütig und absurd, dass die Ermittler im Dunkeln tappen. Außerdem scheinen alle Infragekommenden entweder ein unerschütterliches Alibi zu haben, oder unauffindbar zu sein.
Sterz ist ein ungewöhnlicher Held, etwas abweisend und schwer zugänglich, ein echter Einzelgänger, doch Gitte scheint ihn zu knacken, wobei die attraktive Pathologin Dr. Casella auch einen Zugang zu ihm findet. Erfrischenderweise ist hier der Kommissar, bzw. Inspektor weder Kettenraucher, noch Alkoholiker, oder Tablettenabhängig, nur eben nicht unbedingt ein Menschenfreund. Seine freudlose Kindheit nach dem tödlichen Verkehrsunfall seiner Mutter hat ihn zu sehr traumatisiert. Kein Wunder also, dass ihm trotz erfolgreich bestandener Führerscheinprüfung Schweiß ausbricht, sobald er hinterm Steuer sitzt. Ein Ermittler der nicht Auto fährt, auch das ist außerhalb von Großstädten möglich. Dieses logistische Problem, das er immer wieder in den Griff bekommt, gefällt mir ebenfalls, gibt es ihm doch eine sehr eigene Note. Er jammert nicht, er macht einfach. Bisweilen auch ganz alleine, was in einem Team nicht gern gesehen ist, aber er lässt sich auch nur ungern in die Karten gucken. Für Gitte mit ihrer offenen, humorvollen Art gibt er sich allerdings echt Mühe.
Sehr direkt und unverblümt schildert Isabella Archan die Gedanken und Gefühle dieses Ermittlers, der noch seine innere Mitte sucht. Die Leere in sich versucht er mit Arbeit aufzufüllen, aber das geht nicht so einfach. Man wird seine Vergangenheit nicht los und die Menschen, die einem nahestehen zu ignorieren bringt auch nichts. Manche Gefühle müssen einfach raus, oder zumindest muss man sich mit ihnen auseinandersetzen. So wird dieser sehr persönliche Fall, zu einer Auseinandersetzung mit sich selbst und seiner Vergangenheit. Um nicht wegen Befangenheit aus dem Team, das ihn ja eigentlich gar nicht will, ausgeschlossen zu werden, verheimlicht Sterz, dass Ludwig bzw. Wiggerl einst sein einziger und bester Freund war. Umso mehr erschüttert es Sterz, als er auf dessen Hof, den Tatort zurückkehrt und dessen desolaten Zustand bemerkt. Was ist hier nur geschehen während all der Jahre, in denen er seine eigene Vergangenheit zu verdrängen versuchte? Ich hatte bis kurz vor Schluss das Gefühl im Dunkeln zu tappen und etwas ganz entscheidenes zu übersehen. Als ein zweiter Mord geschieht und auch Sterz Leben in Gefahr gerät, wird es immer spannender. Dabei wird die steirische Kulisse hervorragend in die Geschichte integriert, ebenso wie die Vorbehalte gegenüber Menschen, die sich allzugewählt ausdrücken....
Der dunkelgrüne Farbschnitt gefällt mir ausgesprochen gut und hat auf den ersten Blick mein Herz erobert!
Ein sehr ungewöhnlicher und spannender Krimi, der hoffentlich der Auftakt zu einer neuen Reihe ist.