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Veröffentlicht am 26.11.2022

Was im Leben wirklich zählt

Töchter der Hoffnung
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In Europa tobt der erste Weltkrieg und in Russland ergreift Lenin die Macht über das Land. Währenddessen betreiben Helena Lindner und ihr Vater Gustav im Lindenhof ein Lazarett für kriegsverehrte Soldaten. ...

In Europa tobt der erste Weltkrieg und in Russland ergreift Lenin die Macht über das Land. Währenddessen betreiben Helena Lindner und ihr Vater Gustav im Lindenhof ein Lazarett für kriegsverehrte Soldaten. Als dann Maxim Baranow auf dem Lindenhof ankommt, wird sich Helena's Leben sehr verändern. Dass ihre leibliche Mutter eben nicht Elisabeth Linder ist, wusste Helena schon lange. Als Gustav ihr jedoch gesteht, nicht ihr leiblicher Vater zu sein, bricht ihre Welt zusammen. Von Maxim erfährt sie alsbald mehr über ihre Herkunft und russischen Wurzeln. Die beiden kommen sich immer näher. Doch dann bricht die Spanische Grippe im Lazarett aus und Helena erkrankt schwer. Auch Maxim hat schlimmes erlebt, denn seine Frau und die drei Kinder wurden von seinen Augen von Bolschewiki ermordet. Aber Helena und Maxim haben beide Träume, sie möchte aus dem Lindenhof ein Grandhotel machen und Maxim ein neues Leben anfangen. Werden sich die Wünsche der beiden erfüllen?
@marianikolaispot verwebt in ihrem Roman "Töchter der Hoffnung" gekonnt historische Ereignisse mit der Geschichte um eine junge Frau, welche ihr Leben neu ordnen muss. Da stellt sich die Frage nach der eigenen Identität. Gleichzeitig fühlt sie sich ihrer Familie im Lindenhof verpflichtet. Und ein unbekannter russischer Baron steht ihr unterstützend zur Seite. Es ist eine berührende Geschichte um das Leid während eines schlimmen Krieges und einer lebensbedrohlichen Pandemie. Aber Maria Nikolai erzählt auch von Glaube, Hoffnung und Liebe.
Denn obwohl Helena und Maxim viel schlimmes durchleben und verlieren, lernen sie gemeinsam worauf es im Leben wirklich ankommt.
"Töchter der Hoffnung" ist eine angenehm unaufgeregte Lektüre für entspannte Lesestunden am Abend. Für mich eine gelungene Abwechslung, daher von mir eine klare Leseempfehlung 🤗

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Ein farbenreich gefülltes Kaleidoskop

Was mittwochs war, und freitags
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Ich weiß nicht recht, wie ich es in Worte fassen kann, denn dieser wunderbar vielfältige Kurzgeschichtenband "Was mittwochs war, und freitags" aus dem zauberhaften @akono.verlag hat mir den Start in die ...

Ich weiß nicht recht, wie ich es in Worte fassen kann, denn dieser wunderbar vielfältige Kurzgeschichtenband "Was mittwochs war, und freitags" aus dem zauberhaften @akono.verlag hat mir den Start in die neue Woche in seltener Weise bereichert.
Die afrikanischen Geschichten handeln unter anderem von ernüchternden Dreiecksbeziehungen, tabuisierter Liebe, einem zugelaufenen Phallus, glühender Eifersucht, leidenschaftlichen Sehnsüchten, tiefen Bedürfnissen, einer innigen Liebe zum Regen und Sexorgien in Küchenschränken.
Jede Geschichte ist einzigartig, humorvoll, traurig, lustig, absurd oder auch beflügelnd.
Obwohl mitunter sehr intim, ist keine einzige schlüpfrig oder obszön. Und auch das Philosophieren über queere Dates wird nicht ausgelassen. Für mich ist dieses Buch DAS Jahreshighlight 2022!! Ein Lieblingsbuch, welches ich nicht mehr missen will.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Von großen Träumen und Wünschen...

Das geträumte Land
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.. erzählt Imbolo Mbue's erster Roman "Das geträumte Land" aus dem @kiwi_verlag
Das junge Ehepaar Jende & Neni Jonga möchte sich zusammen mit ihrem Sohn Liomi in New York ein neues und auch besseres Leben ...

.. erzählt Imbolo Mbue's erster Roman "Das geträumte Land" aus dem @kiwi_verlag
Das junge Ehepaar Jende & Neni Jonga möchte sich zusammen mit ihrem Sohn Liomi in New York ein neues und auch besseres Leben als in ihrer Heimat Limbe - Kamerun aufbauen. Der Start ist vielversprechend: Jende wird Chauffeur der reichen amerikanischen Familie Edward, Neni möchte Apothekerin werden und beginnt ihr Studium. Als die beiden ihr 2. Kind erwarten arbeitet auch Neni als Haushaltshilfe für die Edwards. Doch nun sieht sie, dass die schillernde Fassade dieser Familie Eheprobleme und psychische Erkrankungen verbirgt. Als dann Jende unverhofft seinen guten Job verliert und auch noch sein Asylantrag abgelehnt wird sehen die Jongas ihrer Zukunft in Amerika mit großen Sorgen entgegen. Waren ihre Träume von einem sorglosen Leben mit bescheiden Wohlstand utopisch? Wird Neni ihr Studium doch noch fortsetzen können?

Imbolo Mbue's Roman erzählt eindrücklich was es bedeutet heute in die USA immigrieren zu wollen.
Ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist es offenbar nicht mehr, zumindest nicht für jeden Menschen. Die Bürokratie der Einwanderungsbehörden ist knallhart. Desweiteren werden eingewanderte Menschen auch oft und gerne von einigen wohlsituierten Amerikanern ausgenutzt, wie es hin und wieder in der Handlung scheint. Außerdem beleuchtet die Autorin eine zentrale Frage mit den beiden Familien. Ist finzieller Reichtum jedes Opfer wert und bedeutender als Zusammenhalt in der Partnerschaft und Rückhalt in der Familie?
Das Ende der Geschichte um die Edwards und Jongas hat mich dann doch ein wenig überrascht, aber auch mit dem komplexen Thema versöhnt.
Von mir gibt es hier eine uneingeschränkte Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Angenehm unaufgeregt...

Die Unschärfe der Welt
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..hat mich Autorin Iris Wolff gepackt und in den Banat/Siebenbürgen (heutiges Rumänien) entführt. Es ist die Zeit hinter dem sogenannten Eisernen Vorhang, als Simon geboren wird. Er wächst behütet von ...

..hat mich Autorin Iris Wolff gepackt und in den Banat/Siebenbürgen (heutiges Rumänien) entführt. Es ist die Zeit hinter dem sogenannten Eisernen Vorhang, als Simon geboren wird. Er wächst behütet von seiner geduldigen Mutter Florentine und seinem Vater Hannes, dem Dorfpfarrer auf. Der Junge spricht von klein auf eher wenig, ist jedoch nicht dumm, eher bedächtig, sanftmütig. Als Teenager entwickelt sich zwischen ihm und seiner Freundin Sana aus einer Freundschaft eine zarte Liebe. Als jedoch Simon's bester Freund Oz zunehmend unter dem totalitären Regime, welches seine Bürger*innen dazu nötigt sich gegenseitig zu bespitzeln, entschlißt sich Simon seinem Freund zu helfen und sie fliehen nach Westdeutschland.
Dort werden die beiden erwachsene Männer, ihre Freundschaft wird immer wieder auf neue Proben gestellt. Und Simon vermisst zunehmend seine Sana. Wird er seine Liebe und seine Eltern jemals wieder sehen?

"Die Unschärfe der Welt" von Iris Wolff ist ein Roman, der zwar packend, aber eher unaufgeregt daher kommt. Geschickt verwebt die Autorin eine Geschichte über Freundschaft, Familie und Liebe mit der damaligen Politik, dem herrschenden Kommunismus. Da die Autorin selbst in Siebenbürgen geboren ist, scheint auch immer wieder ein leicht autobiografischer Einschlag durch. Obwohl es hier keine starken Spannungsbögen gibt, hat mich die Lektüre stets mitgenommen in ein Land, welches ich so noch nie kennengelernt habe.
Daher gibt es an dieser Stelle eine eindeutige Leseempfehlung

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Eine Kindheit im postkolonialen Rhodesien

Aufbrechen
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Die Farm von Tambudzai und ihrer Familie ist relativ ärmlich. Einzig Tambu's älterer Bruder Nhamo kann zur Schule gehen, ermöglicht von Onkel Babamukuru. Dieser hatte als einziger in der Familie Zugang ...

Die Farm von Tambudzai und ihrer Familie ist relativ ärmlich. Einzig Tambu's älterer Bruder Nhamo kann zur Schule gehen, ermöglicht von Onkel Babamukuru. Dieser hatte als einziger in der Familie Zugang zu schulischer Bildung durch christliche Missionare. Er hat studiert und mit seiner Frau und den Kindern einige Jahre in England gelebt. Als Tambu's Bruder urplötzlich stirbt, kann sie zur Missionsschule gehen und lebt von nun an in der Familie ihres Onkels. Sie ist sehr dankbar, denn sie lernt gerne und fleißig. Im Gegensatz zu ihrer Cousine Nyasha, welche ihre ganz eigene Weltsicht hat und sehr rebellisch ist und dem Vater gegenüber immer wieder aufsässig.

Tsitsi Dangarembga's Roman "Aufbrechen" (übersetzt aus dem Englischen von Ilja Trojanow ist nicht nur die Geschichte über ein junges und wissbegieriges Mädchen. Sie erzählt auch von den patriarchalen Strukturen in Tambu's Familie, in der die männlichen Mitglieder immer als erstes begünstigt werden und Mädchen und Frauen hintenstehen. Und obwohl die Missionsschulen einheimischen Kindern Bildung ermöglichen, hat nicht jedes Zugang, denn viele Familien sind sehr arm. Dennoch geht Tambu ihren Weg. Zwischen der Verehrung und Dankbarkeit ihrem Onkel gegenüber, Verständnis und Sorge um ihre Cousine und den komplizierten Verhältnissen zu Hause. Auch Rassismus ist hier immer wieder Thema, vor allem Nyasha redet immer wieder kritisch über die weißen Missionare, auch Tambu's Mutter, welche Angst hat, noch ein Kind zu verlieren.
Ich habe aus dem Roman viel mit genommen, was den Zugang zu Bildung in Afrika betrifft und dass auch heute noch immer nicht jedes Mädchen uneingeschränkt diese Bekommt. Es hängt in vielen Teilen unseres Globus immer noch von dem Einkommen der Eltern ab. Ich hoffe sehr, dass sich dies in Zukunft ändert.
Und empfehle von Herzen dieses augenöffnende Buch.

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