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Veröffentlicht am 10.12.2022

Spinner und Spinnerinnen

Tea Time
1

Die Freundinnen Nina und Franziska haben Macken. Es sind Macken, die keinen stören, sondern eher schrullig und liebenswert sind. Zusammen mit vier weiteren Frauen gründen sie den Club der Spinnerinnen, ...

Die Freundinnen Nina und Franziska haben Macken. Es sind Macken, die keinen stören, sondern eher schrullig und liebenswert sind. Zusammen mit vier weiteren Frauen gründen sie den Club der Spinnerinnen, treffen sich regelmäßig und tauschen sich aus. Bei einem dieser Treffen kommt Nina ihre Handtasche abhanden, ein unbekannter Mann meldet sich und behauptet, er hätte diese gefunden. Wider besseren Wissens besucht Nina ihn zu Hause, wird bedrängt und wehrt sich. Sofort ist Franziska zur Stelle, um ihrer Freundin zu helfen. Bedauerlicherweise ist die Sache damit nicht ausgestanden, denn so leicht kommen die Frauen natürlich nicht davon.

Ingrid Noll ist eine der erfolgreichsten Krimiautorinnen in Deutschland und das ganz zu recht. Ihre Figuren sind meistens schrullig und oft ein wenig skurril, deswegen aber nicht weniger sympathisch. Aus Alltagssituationen passieren in den Büchern von Ingrid Noll meistens unerwartete Ereignisse, die weitere Unannehmlichkeiten nach sich ziehen, genauso ist es hier. Die Personen bringen sich selbst in Umstände, die man nicht immer nachvollziehen, meistens aber doch ein wenig verstehen kann. Ob Naivität oder einfach Dummheit dafür maßgeblich sind, das kann hierbei jeder selbst entscheiden.

Leider ist im vorliegenden Buch die Ausgangslage zwar recht witzig, oftmals blieb aber trotzdem die Spannung ziemlich auf der Strecke. Eigentlich passiert das halbe Buch über nichts. Das Leben von Nina ist unglaublich langweilig und die Ausführungen darüber kamen mir etwas langatmig vor. Ich bin von der Autorin bessere Geschichten gewöhnt und hätte mir mehr Ausführungen zu den Marotten der Frauen gewünscht. Lediglich die Passagen mit dem unbekannten Mann waren witzig und unterhaltsam, diese haben mir sehr gefallen und führen dazu, dass das Buch mir letztendlich positiv im Gedächtnis bleibt.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Leider enttäuschend

Der Sturm
1

Kieran ist mit seiner Freundin Mia und der gemeinsamen Tochter auf der australischen Insel Tasmanien zu Besuch, um seinen Eltern beim Umzug zu helfen. Als kurz nach seiner Ankunft ein Verbrechen geschieht, ...

Kieran ist mit seiner Freundin Mia und der gemeinsamen Tochter auf der australischen Insel Tasmanien zu Besuch, um seinen Eltern beim Umzug zu helfen. Als kurz nach seiner Ankunft ein Verbrechen geschieht, brechen alte Wunden auf und die Vergangenheit holt ihn ein. Vor zwölf Jahren gab es einen Sturm auf der Insel, Menschen starben und Kieran gibt sich selbst die Schuld. Plötzlich gibt es Anschuldigungen und Verdächtigungen, die Gerüchteküche brodelt und Geheimnisse kommen ans Licht. Was geschah wirklich vor zwölf Jahren und was hat das Ganze mit dem Mord vor ein paar Tagen zu tun?

Die Geschichte fing gemächlich an und blieb bis zum Ende hin eher ruhig und zurückhaltend. Ich würde hier deswegen eher von einem Spannungsroman sprechen, als von einem Thriller. Lange Zeit wurde ein Geheimnis darum gemacht, was vor zwölf Jahren beim Sturm passiert ist, die vielen dazwischen eingestreuten Andeutungen und Hinweise wiesen aber immer wieder darauf hin, dass es ein Unglück ungeahnten Ausmaßes gewesen sein muss. Die Gegenwart wurde dabei immer wieder unterbrochen durch Erinnerungen und Gedanken von Kieran, was ich zwischendurch als sehr störend empfand, weil diese Abschnitte nicht klar abgegrenzt wurden, was manchmal dazu führte, dass ich kurz irritiert war und gar nicht wusste, in welcher Zeit ich nun tatsächlich bin. Das hätte ich mir anders gewünscht, die fließenden Übergänge empfand ich als schlecht gewählt.

Leider konnte mich das Buch auch insgesamt nicht wirklich abholen, zu langatmig und uninteressant fand ich viele Abschnitte, zu wenig spannend die gesamte Story. Erst im letzten Drittel kam ein wenig Bewegung in die Geschichte rein, allerdings blieb die Spannungskurve permanent weit unter meinen Erwartungen zurück. Die Auflösung war zwar schlüssig, aber der große Knall blieb auch da gänzlich aus. So wirklich überrascht hat mich das Ende, das ich als etwas zu abrupt empfand, leider nicht. Für Fans der Autorin ist das Buch sicherlich empfehlenswert, allen anderen empfehle ich zum Einstieg ihre früheren Werke. Von mir gibt es solide drei Sterne.

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Veröffentlicht am 10.10.2022

Trauer hat viele Gesichter

Schlangen im Garten
0

Johanne Mohn ist tot, sie hinterlässt Mann und Kinder. Die Trauerarbeit wird verschleppt, meint das Traueramt, sodass ein Trauerarbeiter auf die Familie angesetzt wird. Die Familie aber hat ihren eigenen ...

Johanne Mohn ist tot, sie hinterlässt Mann und Kinder. Die Trauerarbeit wird verschleppt, meint das Traueramt, sodass ein Trauerarbeiter auf die Familie angesetzt wird. Die Familie aber hat ihren eigenen Weg gefunden, zu trauern. Vor allem aber möchte man die Erinnerungen an Johanne bewahren.

„Er wünschte, sie hätten einen inneren Reißwolf, sodass schäbige Bemerkungen nicht eindringen könnten, sondern gleich zu Beginn, bevor sie Hirn und Herz erreichten, in Streifen geschreddert würden. Was sich die Leute nur herausnehmen. Sie als Familie sind ein zerbrochenes Gefüge. Und die anderen stellen Fragen und kommentieren.“ (Seite 68)

Dieses Buch war ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Es gab Worte und Sätze einer Poesie gleich, manche Sätze dabei seltsam unvollständig, was passend, geradezu stellvertretend für das Leben der Familie stand, in dem eine Lücke klafft, fehlt dort ja nun ein Mensch; eine Ehefrau, eine Geliebte, eine Mutter. Die Trauer der verbliebenen Familienmitglieder sickerte aus jeder Zeile, ihre Handlungen erschienen oft irrational und fremd; als wäre Trauer sonst vertraut und ließe sich erkennen.

Außergewöhnlich und fast skurril erschien mir das Buch, unwirklich und märchenhaft. Ich empfand es zu wirr und dadurch fiel es mir schwer, der Erzählung zu folgen. Ein Sprung nach da, einer hier und dort, aber einen Grund für das alles habe ich nicht gefunden. Mir war das zu experimentell, es ergab vieles wenig bis keinen Sinn. Mir fehlte Struktur und ein roter Faden, zuletzt blieb ich verwirrt zurück und hatte mehr Fragen als Antworten. Es war wohl nicht der richtige Zeitpunkt für mich und das Buch. Wer außergewöhnliche und märchenhafte Erzählungen mag, wird hier aber begeistert sein.

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Veröffentlicht am 06.10.2022

Acht Schicksale in Korea

Miss Kim weiß Bescheid
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Das Buch versammelt acht Kurzgeschichten über koreanische Frauen. Es behandelt verschiedene gesellschaftliche Themen, allerdings geht es fast immer um Probleme von Müttern, Töchtern, Ehefrauen, Geliebten; ...

Das Buch versammelt acht Kurzgeschichten über koreanische Frauen. Es behandelt verschiedene gesellschaftliche Themen, allerdings geht es fast immer um Probleme von Müttern, Töchtern, Ehefrauen, Geliebten; also Frauen überhaupt. Ich habe hier etwas anderes erwartet, etwa eine Message, die sich aus den Stories ergibt, oder eine versteckte Botschaft, die zwischen den Zeilen steht. Manchmal war dies tatsächlich so.

„Mir wurde klar, dass meine Angst nicht unbedingt einem Stalker oder Einbrecher galt, sondern etwas Wesentlicherem. Es war meine Situation, die mir Angst machte - die einer jungen, allein lebenden Frau, die die Verantwortung für sich selbst tragen musste.“ (Seite 129)

Meistens aber waren es Geschichten, die bereits nach dem ersten lesen verpufften und in Vergessenheit gerieten, nichts blieb bei mir haften, weder Name noch Grund, es blieb einfach nichts hängen, so banal empfand ich diese. Es gab lediglich wenige Stories, die mich begeistert haben und die die grundlegende Thematik auch wirklich betrafen. Da ist zum Beispiel die junge Frau, die ihrem Freund nach zehn Jahren den Laufpass gibt, weil ihr endlich klargeworden ist, welch schlechten Einfluss er auf ihr Leben hat, wie schlecht er sie behandelt und wie behindernd er für ihr Glück ist. In einem Brief wird sie endlich alles los, wozu ihr der Mut fehlt, es persönlich anzusprechen. Oder die Großmutter, die sich nicht alt genug dafür fühlt, sich fortwährend um ihr Enkelkind kümmern zu müssen, weil sie stattdessen ihr Leben leben und genießen will; Schuldgefühle inklusive. Diese und noch eine weitere Story waren wunderbar, die Quintessenz daraus ganz klar. Der Rest war nicht interessant genug, um Erwähnung zu finden, etwas Neues erfuhr ich dabei jedenfalls nicht. Das ist schade, zumal ich die Kultur spannend und faszinierend finde.

Für Liebhaber koreanischer Literatur ist das Buch sicherlich geeignet, für mich war es okay, aber herausragend fand ich es nicht. Vielleicht war der Zeitpunkt für mich und das Buch aber auch einfach nur falsch.

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Veröffentlicht am 08.09.2022

Verzweifelte Suche nach der Wahrheit

Was ans Licht kommt
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Ein anonymer Anruf im Februar des Jahres 1986 alarmiert die Polizei. Ein Mann behauptet, er habe eine Frau vergewaltigt und kündigt an, es wieder tun zu wollen. Kurz danach wird das Opfer gefunden, das ...

Ein anonymer Anruf im Februar des Jahres 1986 alarmiert die Polizei. Ein Mann behauptet, er habe eine Frau vergewaltigt und kündigt an, es wieder tun zu wollen. Kurz danach wird das Opfer gefunden, das an den Verletzungen stirbt. Der Polizist, der die junge Frau fand, macht sich verbissen auf die Jagd nach dem Täter, findet diesen aber nicht. Über dreißig Jahre nach seinem Tod findet sein Sohn auf dem Dachboden die Ermittlungsakte nebst einem Karton weiterer Unterlagen und stellt eigene Nachforschungen an. Dabei kommen Dinge ans Licht, die besser verborgen geblieben wären.

Meine Erwartungen an das Buch waren hoch, ich habe ein Jahres-, mindestens aber ein Monatshighlight erwartet. Geworden ist es keines davon, was ich wirklich schade finde, denn die Geschichte enthält alles, was ich in einem Kriminalroman sehr mag; ein ungelöster Fall, mysteriöse Verwicklungen, ungewöhnliche Figuren, Geheimnisse. Dennoch hatte ich die meiste Zeit das Gefühl, der Autor lässt mich außen vor, und nicht nur das, seinen Figuren erging es ebenso. Fast alle sind wortkarg, tun geheimnisvoll, machen alles mit sich aus, keiner spricht mit anderen. Immer wieder hat eine Person einen Gedanken, einen Einfall oder ein Gefühl, die nicht klar kommuniziert werden. Das kann spannend sein, wenn es aber permanent passiert, ist es irgendwann einfach nur noch frustrierend.

Dabei ist die Story selbst unglaublich interessant, allerdings fehlt es in der Umsetzung an Spannung. Zu ausschweifend, zu langatmig wird diese erzählt und erst im letzten Drittel kommt etwas Schwung in die ganze Sache. Allerdings geht es da genauso weiter; niemand stimmt sich ab, jeder macht sein Ding und es dauert unglaublich lange, bis endlich Licht ins Dunkel kommt. Ich habe einen Verdacht, der sich zunächst nicht bestätigt, und dann kommt eine Wendung, die ich nicht erwartet habe und diese ist ungeheuerlich. Dieser Ansatz hat mich wirklich überrascht und ich habe versucht, mich zu erinnern, ob es Hinweise darauf gab. Dennoch war durch die vielen Längen bereits ein wenig die Luft raus, hier hätte eine Kürzung wohl Wunder gewirkt, und ich glaube, die Story hätte eher ihre volle Wucht entfalten können. Die erneute Kehrwende kam dann zwar unerwartet, aber der große Knall blieb trotzdem aus. Als sich dann erstaunlicherweise mein Anfangsverdacht bestätigt, fühle ich keine Befriedigung, sondern bin froh, dass dieses Verbrechen, das so viele Jahre ungeklärt blieb, endlich einen Abschluss finden kann, und das Buch damit auch.

Als Fazit bleibt zu sagen, dass hier viel Potential verschenkt wurde. Eine Straffung der Story hätte zur Folge gehabt, dass ich mich mehr darauf hätte einlassen können. Zu krampfhaft hat der Autor sich bemüht, eine besondere Atmosphäre zu schaffen und dadurch leider das Gegenteil erreicht. Das Buch ist nicht schlecht, aber eben auch nicht herausragend, sodass ich die goldene Mitte wähle und drei Sterne vergebe. Beim nächsten Buch wird hoffentlich alles anders.

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