Lektionen des Lebens
Der über 700 Seiten starke Roman des britischen Autors unterhält nicht nur, sondern fordert auch den Leser. Erzählt wird das Leben des Roland Baines, der einige biographische Parallelen zum Autor aufweist.
Die ...
Der über 700 Seiten starke Roman des britischen Autors unterhält nicht nur, sondern fordert auch den Leser. Erzählt wird das Leben des Roland Baines, der einige biographische Parallelen zum Autor aufweist.
Die Geschichte beginnt in der Kindheit Rolands, der als Sohn eines britischen Armeeoffiziers in Libyen aufwächst. Mit elf Jahren wird er nach England aufs Internat geschickt, da der Vater Kinder für störend in der Ehe empfindet. Für den bis dahin sehr behütet aufgewachsenen Roland ist das ein Schock. Doch nach der ersten Verunsicherung findet er sich im Internat mit den anderen Jungs gut zurecht. Wegen seiner musikalischen Begabung erhält er Klavierstunden bei Miriam Cornell, die ihn zunächst in Angst und Schrecken versetzt, ihn aber mit 14 Jahren zu einem sexuellen Verhältnis verführt, das Roland zeit seines Lebens prägen wird.
Erst spät erkennt er, welche Macht Miriam Cornell über ihn ausüben will. Er verlässt trotz seiner Begabungen die Schule, lässt sich durchs Leben treiben, übt mal diesen, mal jenen Job aus, verdingts sich als Barpianist und hangelt sich ohne Ziele oder Ambitionen durchs Leben. Als er beim Deutschunterricht Alissa Eberhart kennenlernt, werden die beiden schnell ein Paar, heiraten und bekommen ein Baby. Doch sehr bald verlässt Alissa Roland und den 4 Monate alten Lawrence, um sich ihrem Ziel, Schriftstellerin zu werden, voll und ganz widmen zu können.
Dies ist der Zeitpunkt, an dem Roland beginnt, sein Leben genauer zu betrachten und nach Antworten zu suchen, warum sein Leben so und nicht anders verlaufen ist. Wir Leser begleiten Roland bei seinen Erinnerungen in die frühe Kindheit und Jugend, aber dann auch weiter bis ins hohe Alter. Dabei schweift der Autor oft sehr weit ab, geht in teils epischer Breite auf das Weltgeschehen ein, was teils interessant, teils aber auch ausufernd ist.
Während der Held (oder eher Antiheld) Roland mich zu Beginn eher geärgert hat mit seiner Antriebslosigkeit und Unentschlossenheit, ist er mir im Laufe der Lektüre doch ans Herz gewachsen. Seine Fehler sind zutiefst menschlich, seine Antriebslosigkeit wandelt sich im Alter eher in Güte und Verständnis. Die Lektionen, die der Protagonist in seinem Leben lernt, lassen auch den Leser bewegt und nachdenklich zurück.