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Veröffentlicht am 01.06.2023

Modernes Mafia-Märchen mit Potential zum Blockbuster

City of Dreams
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Zum Inhalt:
In Providence, Rhode Island, begibt sich Danny Ryan mit seinem alten Vater, seinem kleinen Sohn und den letzten Überlebenden seiner Crew auf die Flucht. Seit einem missglückten Coup ist so ...

Zum Inhalt:
In Providence, Rhode Island, begibt sich Danny Ryan mit seinem alten Vater, seinem kleinen Sohn und den letzten Überlebenden seiner Crew auf die Flucht. Seit einem missglückten Coup ist so ziemlich jeder hinter ihnen her, die italienische Mafia unter Peter Moretti und das FBI an vorderster Front. In San Diego angekommen, begeben sie sich auf Tauchstation, um Gras über die Sache wachsen zu lassen, doch ein allerletzter Coup soll ihnen das Geld für einen Neuanfang liefern, was auch zunächst gelingt, bis zwei Mitglieder von Danny's Crew in Hollywood bei einer Filmproduktion über den Mafiakrieg mitmischen wollen und Danny sich einschalten muss. Doch dann begegnet er Diane, einem berühmt-berüchtigten Filmstar und verliert sein Herz an sie. Bald bekommt die Presse Wind von der Beziehung von Diane und Danny und beginnt, in seiner Vergangenheit zu graben. Die Schlagzeilen erreichen auch Providence und Mexiko und bald wird Danny von seiner Vergangenheit eingeholt ...

Zum Buch:
Dies ist der zweite Band einer Trilogie; Band eins erschien 2022 unter dem Titel "City on Fire". Das Buch ist in drei Hauptteile unterteilt, die jeweils von einem etwas düsteren, aber stimmigen Hintergrundbild und einem passenden Zitat aus Vergil / Aeneis eingeleitet werden. Die Perspektiven wechseln häufig, so dass man die Möglichkeit hat, alle wichtigen Charaktere kennenzulernen. Der Hauptprotagonist ist allerdings ganz klar Danny Ryan, aus dessen Perspektive auch überwiegend erzählt wird. Don Wilson hat für seine Buch die Zeitform Präsens gewählt, was ich erst ungewohnt, dann aber sehr angenehm empfand, da sie die Story so direkt und unmittelbar transportiert, dass man als Leser wirklich mittendrin ist. Auch die Sätze sind wie die Kapitel kurz und knackig, was gut zu dem hohen Erzähltempo passt und die Handlung immer schneller vorantreibt, bis es auf das scheinbar unausweichliche Ende zusteuert. Die Ausdrucksweise ist sehr direkt und oft auch recht obszön, das f-Wort kommt in gefühlt jedem dritten Satz vor, aber das ist wohl dem beschriebenen Milieu geschuldet.

Persönliche Meinung:
Ich habe bereits den ersten Teil "City on Fire" verschlungen und fand mich deshalb im zweiten Band gleich gut zurecht. Obwohl Mafia-Geschichten so gar nicht zu meinen bevorzugten Genres zählen, hat es mir diese tragische Geschichte irgendwie von Anfang an angetan. Die Hauptfigur, Danny Ryan, ist ein sehr interessanter Mann, der so gar nicht in das Klischee eines Mafioso passt. Die Romantikerin in mir fand natürlich die Love-Story mit Diane toll und hat auf ein Happy End gehofft, obwohl eigentlich schon klar war, dass es keines geben wird. Nicht alles fand ich schlüssig bzw. fand ich das eine oder andere auch zu konstruiert, aber vielleicht klärt sich auch dies in Band drei vollständig auf. Das Ende lässt zwar wieder einige Fragen unbeantwortet, umso mehr freue ich mich jetzt schon auf den finalen Showdown in Band drei, welcher hoffentlich spätestens in einem Jahr erscheint.
Der prägnante Schreibstil von Don Winslow passt perfekt zu dieser Story. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe jede Leseminute genossen. Mein Kopfkino kam nicht zur Ruhe und hat die Hauptrollen schon mit passenden Schauspielern besetzt ;) Die Filmrechte zu Band eins sind ja wohl schon verkauft und ich kann mir gut vorstellen, dass es ein cooler Blockbuster werden könnte.
Die Story und die Charaktere haben definitiv das Potential dafür!

Fazit:
Spannende Story und sehr vielschichtige, interessante Charaktere. Dazu mit Danny Ryan ein Hauptprotagonist, mit dem man sich schnell anfreundet, weil er im Grunde seines Herzens eine ehrliche Haut ist. Ein Buch, dass man kaum aus der Hand legen kann: spannend, brutal, tragisch und doch auch sehr emotional.

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Veröffentlicht am 19.03.2023

Die(ses Buch) spürst du ... Garantiert!

Die spürst du nicht
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Was das Cover und der Titel nicht geschafft haben, hat der Inhalt zwischen den Buchdeckeln dafür umso mehr - diese Geschichte hat mich schon auf der ersten Seite erfasst, in den Bann gezogen und nicht ...

Was das Cover und der Titel nicht geschafft haben, hat der Inhalt zwischen den Buchdeckeln dafür umso mehr - diese Geschichte hat mich schon auf der ersten Seite erfasst, in den Bann gezogen und nicht mehr losgelassen ...

Da ist zum einen natürlich die Story selbst, die tief berührt:
Es fängt ganz unverfänglich mit dem Beginn des Toskana-Urlaubs zweier gut situierter österreichischer Familien an, die sich auf ein paar entspannte Tage unter südlicher Sonne freuen. Zum einen Familie Strobl-Marinek: Mutter Elisa, eine wohl bekannte Politikerin und ihrem besserwisserischen Mann Oskar sowie der 14-jährigen Sophie-Luise und der 9-jährigen Lotte. Sophie-Luise hat durchgesetzt, ihre Schulkameradin Aayana, ein somalisches Mädchen, mitzunehmen, was ihre Mutter nach diversen Widerständen schließlich möglich macht. Das befreundete Ehepaar Melanie und Engelhart Binder und ihrem 9-jährigen Sohn Benjamin, erfolgreiche Winzer, sind ebenfalls mit von der Partie. Kurzum: aus dem entspannten Urlaub wird nichts, denn schon am ersten Abend kommt es zur Katastrophe.

Das Unglück selbst nimmt nur einen kleinen Teil der Geschichte ein, stattdessen geht es darum, was es bei den einzelnen Familienmitgliedern auslöst und wie sie damit umgehen und zurechtkommen. Dabei liegt der Fokus auf Elisa und ihrer Tochter Sophie-Luise. Während Elisa anfangs sehr darum bemüht ist, ihre außereheliche Liebesgeschichte zu verkraften und ansonsten das Unglück aus ihrer politischen Karriere herauszuhalten - was dank der sensationslüsternen Medien und deren oft nicht minder sensationslüsternen Leserschaft natürlich NICHT gelingt - merkt sie zu spät, dass ihre ansonsten als so patent und pflichtbewusst bekannte große Tochter Sophie-Luise in die Drogensucht abrutscht, weil sie sich komplett allein gelassen fühlt und seit dem Unglück von ihren Mitschülern ausgegrenzt und übel gemobbt wird. Sie findet Gehör im Internet, wo sie einen Jungen namens Pierre kennenlernt - doch Pierre ist nicht der, für den sie ihn hält und so ist das nächste Drama vorprogrammiert.
Dann ist da doch das Gewissen von Melanie Binder, die es nicht fassen kann, dass ihre Freundin Elisa aus Angst vor dem politischen Untergang nicht die ganze Wahrheit über das Unglück sagt und stattdessen vor Gericht deren "Schuld" auf sich selbst nimmt, um mit ihrem Gewissen weiterleben zu können.
Unweigerlich kommt im Verlauf des Buches die Frage auf, was eigentlich mit der Familie von Aayana ist und wie diese mit dem Verlust zurechtkommen. Nun, der Autor hat sich das bewusst bis zum Schluss aufgehoben und das nicht ohne Grund, denn deren Schicksal geht wirklich unter die Haut und berührt zutiefst. Ja, es ist die Geschichte einer fiktiven Familie, aber in der Realität passieren unsagbare Dinge wie diese täglich unzähligen Flüchtlingsfamilien und es wird kaum noch wahrgenommen. Deren Anwalt bringt es im Buch auf den Punkt, denn eigentlich ging es nicht nur um die große Frage "Was ist ein Menschenleben wert bzw. was kostet ein Leben?" sondern er gibt den Flüchtlingsfamilien eine Stimme, gehört zu werden: "Anders ist es bei denen da. Die sind zwar auch unter uns, aber nun scheinbar mitten unter uns. Sie sind unter uns in einem anderen Sinne: Sie sind darunter. Unter unserer Wahrnehmung. Unter unserem Interesse. Ihre Geschichte will hier keiner hören..."

Mich hat nicht nur die Geschichte selbst mitgerissen, sondern wieder einmal ist es der einmalige Schreibstil von Glattauer. Seine Gabe, mit Worten umzugehen und dabei zielsicher ins Schwarze zu treffen, fasziniert und begeistert mich total!
Sein Stilmix aus verschiedenen Elementen gibt dem Buch die besondere Würze: mal liest es sich wie ein Drehbuch mit wechselnden Dialogen und Blickrichtungen, dazwischen Pressetexte und Bekanntgaben incl. diverser Postings von Lesern, die von verständnisvoll über hämisch bis absolut menschenverachtend reichen - ein guter Querschnitt dessen, was täglich im Netz zu lesen ist. Zudem Plädoyers vor Gericht und diverse Interviews. Der Umfang von knapp 300 Seiten ist eigentlich zu wenig, um allen Facetten wirklich gerecht zu werden. Hier hätte es noch mindestens 100 Seiten benötigt, um noch mehr Tiefe zu erreichen. Dennoch:
Alles in allem ist es eine stimmige Geschichte, die einen als Leser nicht kalt lassen kann. Ich fand die Protagonisten so authentisch, dass ich das Buch mit Wehmut zu Ende gelesen habe, weil ich so gerne wissen würde, wie es mit So-Lu und ihrer Familie und natürlich Aayanas Familie und den Binders weitergeht.

Fazit:
Diese Geschichte geht unter die Haut und bleibt dort auch noch lange. Es ist nicht nur die Story selbst, auch die Schreibkunst von Daniel Glattauer ist ein wahrer Genuss.
Absolute Leseempfehlung!!!

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Veröffentlicht am 17.01.2023

Spannender neuer Fall aus Fjällbacka - Alte Sünden verjähren nicht

Kuckuckskinder (Ein Falck-Hedström-Krimi 11)
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Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen ...

Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen und nur kurz darauf werden Peter und seine Kinder im Schlaf getötet. Hängen diese zwei Fälle miteinander zusammen und wenn ja, wie? Während Patrik Hedström mit seinem Team die Ermittlungen aufnimmt, wird seine Frau Erica, die eine erfolgreiche Krimi-Schriftstellerin ist, auf einen alten Fall im Stockholm der 80-er Jahre aufmerksam gemacht und beginnt erste Recherchen. Bald schon stellen Patrik und Erica fest, dass der damals ungelöste Mord mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängen. Alte Sünden aus der Vergangenheit kommen ans Licht und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Zum Buch:
"Kuckuckskinder" ist ein weiterer Fall der seit Jahren bestehenden erfolgreichen Serie von Camilla Läckberg. Die Hauptprotagonisten sind Patrik Hedström, Ermittler bei der Kripo Tanum und seiner Frau Erica, einer bekannten Schriftstellerin, die ihre Nase allzu gern in die Fälle ihres Mannes steckt und quasi backstage mitermittelt. Weitere bekannte Protagonisten sind die Kollegen von Patrik namens Martin, Paula, Annika, Gösta und der faule Dienststellenleiter Bertil. Und natürlich die Familie rund um Patrik und Erika: ihre drei kleinen Kinder, ihre Schwester Anna und die oftmals anstrengenden Eltern. Familiäre Angelegenheiten aller Protagonisten nehmen viel Raum ein, dadurch lernt man die Akteure gut kennen und kann ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, wenn die Ermittler mit all ihren persönlichen Facetten viel Raum bekommen - ich finde sie dann umso autthentischer und die ganze Geschichte berührt mich mehr. Man muss die Serie übrigens nicht kennen, um gut mitzukommen. Der aktuelle Fall entblättert sich langsam, aber stetig, die Spannung steigert sich kontinuierlich. Bis fast zum Schluss ist es unklar, wer der Täter ist und die Auflösung birgt noch so manche Überraschung.

Persönliche Meinung:
Für mich war es ein Wiedersehen mit den bereits liebgewonnenen Figuren Patrik und Erica, die mir inzwischen wirklich ans Herz gewachsen sind, da sie so authentisch und mit Ecken und Kanten beschrieben sind. Auch schätze ich es, dass es etwas dauert bis zur Auflösung und sich die Teile Stück für Stück wie ein Puzzle zusammenfügen, bis man das komplette Bild sieht. Dies ist kein reißerischer, blutrünstiger, schneller Plot, bei dem jedes Kapitel mit einer Cliffhanger endet, sondern ähnelt eher einem genussvollen mehrgängigen Menü.
Da ich ein großer Schweden-Fan bin, freute ich mich auch hier wieder über viel Lokalkolorit.

Fazit:
Absoluter Lesegenuss für alle, die einen sehr guten nordischen Krimi zu schätzen wissen. Zum Inhalt:
Das beschauliche Fjällbacka wird zum Schauplatz gleich zweier brutaler Morde.
Der bekannte Fotograf Rolf wird bei der Vorbereitung seiner neuen Ausstellung mit einer Nagelpistole erschossen und nur kurz darauf werden Peter und seine Kinder im Schlaf getötet. Hängen diese zwei Fälle miteinander zusammen und wenn ja, wie? Während Patrik Hedström mit seinem Team die Ermittlungen aufnimmt, wird seine Frau Erica, die eine erfolgreiche Krimi-Schriftstellerin ist, auf einen alten Fall im Stockholm der 80-er Jahre aufmerksam gemacht und beginnt erste Recherchen. Bald schon stellen Patrik und Erica fest, dass der damals ungelöste Mord mit den aktuellen Geschehnissen zusammenhängen. Alte Sünden aus der Vergangenheit kommen ans Licht und nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint.

Zum Buch:
"Kuckuckskinder" ist ein weiterer Fall der seit Jahren bestehenden erfolgreichen Serie von Camilla Läckberg. Die Hauptprotagonisten sind Patrik Hedström, Ermittler bei der Kripo Tanum und seiner Frau Erica, einer bekannten Schriftstellerin, die ihre Nase allzu gern in die Fälle ihres Mannes steckt und quasi backstage mitermittelt. Weitere bekannte Protagonisten sind die Kollegen von Patrik namens Martin, Paula, Annika, Gösta und der faule Dienststellenleiter Bertil. Und natürlich die Familie rund um Patrik und Erika: ihre drei kleinen Kinder, ihre Schwester Anna und die oftmals anstrengenden Eltern. Familiäre Angelegenheiten aller Protagonisten nehmen viel Raum ein, dadurch lernt man die Akteure gut kennen und kann ihre Handlungsweisen gut nachvollziehen. Mir persönlich gefällt das sehr gut, wenn die Ermittler mit all ihren persönlichen Facetten viel Raum bekommen - ich finde sie dann umso autthentischer und die ganze Geschichte berührt mich mehr. Man muss die Serie übrigens nicht kennen, um gut mitzukommen. Der aktuelle Fall entblättert sich langsam, aber stetig, die Spannung steigert sich kontinuierlich. Bis fast zum Schluss ist es unklar, wer der Täter ist und die Auflösung birgt noch so manche Überraschung.

Persönliche Meinung:
Für mich war es ein Wiedersehen mit den bereits liebgewonnenen Figuren Patrik und Erica, die mir inzwischen wirklich ans Herz gewachsen sind, da sie so authentisch und mit Ecken und Kanten beschrieben sind. Auch schätze ich es, dass es etwas dauert bis zur Auflösung und sich die Teile Stück für Stück wie ein Puzzle zusammenfügen, bis man das komplette Bild sieht. Dies ist kein reißerischer, blutrünstiger, schneller Plot, bei dem jedes Kapitel mit einer Cliffhanger endet, sondern ähnelt eher einem genussvollen mehrgängigen Menü.
Da ich ein großer Schweden-Fan bin, freute ich mich auch hier wieder über viel Lokalkolorit.

Fazit:
Absoluter Lesegenuss für alle, die einen sehr guten nordischen Krimi zu schätzen wissen.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Sehr gelungener Auftakt einer neuen Viveca Sten-Reihe

Kalt und still
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Für die junge Stockholmer Polizistin Hanna kommt es knüppeldick: Zuerst macht ihr Chef ziemlich unmissverständlich klar, dass sie sich eine andere Dienststelle suchen soll und stellt sie mit sofortiger ...

Für die junge Stockholmer Polizistin Hanna kommt es knüppeldick: Zuerst macht ihr Chef ziemlich unmissverständlich klar, dass sie sich eine andere Dienststelle suchen soll und stellt sie mit sofortiger Wirkung frei. Zuhause erwartet sie der nächste Tiefschlag: ihr Freund beendet die Beziehung und gibt ihr eine Woche Zeit, aus der Wohnung auszuziehen. Im Ferienhaus ihrer Schwester in Nord-Schweden verkriecht sich Hanna und leckt ihre Wunden, doch das Verschwinden eines jungen Mädchens dort lässt sie nicht los und so rutscht sie mehr oder weniger in den laufenden Fall und ergänzt bald das Ermittler-Team um Daniel Lindskog, Anton und Raffe. Bald müssen sie erkennen, dass nichts so ist, wie es nach außen hin scheint...

Mit "Kalt und still" beginnt Bestseller-Autorin Viveca Sten eine neue, vielversprechende Serie mit der Hauptprotoagonistin Hanna Ahlander. Die Handlung spielt in Are, einem beliebten Skiort im Norden Schwedens. Mit Hanna hat die Autorin eine spannende Figur geschaffen: auf den ersten Blick wirkt sie sehr introvertiert und auf ihren Job fixiert, doch je besser man sie kennenlernt, umso mehr erwärmt man sich für sie, denn sie hat das Herz auf dem rechten Fleck und wehrt sich gegen Ungerechtigkeit und falsche Loyalität. Sie leidet darunter, den Erwartungen ihrer Mutter nicht gerecht zu werden und hegt große Selbstzweifel. Auch der Ermittlungsleiter Daniel Lindskog ist einer der Hauptfiguren und ist wie Hanna ein Charakter mit Ecken und Kanten. Man fühlt mit, wie er den Spagat zwischen junger Familie und der Auflösung dieses Falles hinzubekommen versucht. Hanna und Daniel ergänzen sich gut und es läuft wohl darauf hinaus, dass diese beiden künftig gemeinsam ermitteln. Auch die weiteren Figuren sind gut ausgearbeitet und das Zerbrechen der fiktiven Familie Halvorssen geht wirklich unter die Haut. Durch die Zeitform Präsens ist alles sehr direkt und unmittelbar und durch die kurzen Kapitel wird das Tempo der Geschichte deutlich forciert. Die Spannung baut sich langsam, aber stetig auf. Es ist kein Krimi, wo sich die Aktionen wild überschlagen, alles läuft etwas entspannter auf die finale Auflösung zu, aber das tut dem Lesevergnügen absolut keinen Abbruch.

Mir hat der erste Fall mit Hanna Ahlander sehr gut gefallen und ich habe mich bestens unterhalten gefühlt. Ich habe mitgelitten - sowohl mit Hanna und Daniel, als auch ganz besonders mit dem Schicksal der Familie Halvorssen: wie schnell kann eine bisher (scheinbar) intakte Familie aus dem Gleichgewicht geraten und zerbrechen.... Doch auch das Schicksal der Menschen, die unter falschen Versprechungen und voller Hoffnung ins Ausland gelockt werden und dort gnadenlos ausgebeutet werden, wird einem schmerzlich vor Augen geführt. Dies passiert ja nicht nur in Schweden, sondern überall, auch in Deutschland.

Ich freue mich schon auf den nächsten Fall dieser neuen Serie und hoffe sehr, dass Viveca Sten nicht allzu lange mit der Fortsetzung auf sich warten lässt.

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Veröffentlicht am 03.07.2022

Die schlimmste Bestie ist immer noch der Mensch

Findelmädchen
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Worum geht's?
Helga, 15, und ihr ein jahr älterer Bruder Jürgen erfahren bei ihren Pflegeeltern Claire und Albert in Frankreich, dass ihr Vater den Krieg überlebt hat und in ihrer Heimatstadt Köln auf ...

Worum geht's?
Helga, 15, und ihr ein jahr älterer Bruder Jürgen erfahren bei ihren Pflegeeltern Claire und Albert in Frankreich, dass ihr Vater den Krieg überlebt hat und in ihrer Heimatstadt Köln auf sie wartet. Die Wiedervereinigung mit ihrem leiblichen Vater ist herzlich, doch von ihrer Mutter fehlt jede Spur. Gerade Helga kann den Gedanken nicht aufgeben, was damals in ihrer Kindheit passiert sein mag. Sie beginnen ihr neues Leben in Köln, Jürgen geht bei Ford in die Lehre und Helga wird gegen ihren Willen auf der Haushaltsschule angemeldet, was sie sehr unglücklich macht, da es ihr sehnlichster Wunsch ist, auf's Gymnasium zu gehen. Im Rahmen eines Praktikums wird Helga in ein Waisenhaus geschickt und erlebt dort, wie unendlich grausam mit den Kindern umgegangen wird. Besonders die kleine, dunkelhäutige Bärbel wird seelisch und körperlich gequält und Helga kann nicht anders, sie muss handeln...

Zum Buch:
"Findelmädchen" ist die Fortsetzung von "Trümmermädchen", konzentriert sich aber auf die Geschichte von Helga und Jürgen. Man muss den ersten Band nicht gelesen zu haben, um den Nachfolger zu verstehen, beide stehen auch sehr gut für sich alleine. Es spielt in Köln Mitte der 50-Jahre: die Stadt ist immer noch deutlich gekennzeichnet mit Brandnarben aus dem Krieg, viele Menschen leben in halben Ruinen, Flüchtlinge aus den Ostgebieten darben ein armseliges Leben. Doch überall ist die Stadt im Aufbruch und die jungen Leute tanzen ausgelassen zur Musik von Elvis Presley, tragen Jeans und Petticoats und begehren gegen ihre Eltern auf. Was die 50-er Jahre ausmacht, wurde sehr anschaulich im Buch umgesetzt, man spürt förmlich den Puls der Zeit.
Doch hinter den oft glitzernden Fassaden gibt es immer noch die alten, harten Strukturen und Hierarchien. Besonders deutlich wird dies am Beispiel der Waisenhäuser und dem Schicksal der Besatzerkinder. Was sie ertragen mussten, mag sich kaum ein Mensch vorstellen. Der gut recherchierte Blick hinter diese Kulissen ist wirklich kaum auszuhalten ...Und wieder einmal bewahrheitet es sich: die wahre Bestie ist der Mensch (selbst wenn sie als Nonne daherkommt).
Auch die weiteren Charaktere wie z.B. Fanny sind authentisch und mit ihrer eigenen interessanten Geschichte ausgestattet, die nach und nach ans Tageslicht kommt.

Persönliche Meinung:
"Findelmädchen" hat mich von der erste Seite an mitgerissen. Helga und Jürgen sind mir schnell ans Herz gewachsen, weshalb ich vor allem mit Helga sehr mitgelitten habe und ihre Empfindungen und Handlungen gut nachvollziehen konnte. Die Autorin hat einen wunderbaren, warmherzigen Schreibstil und ihre Geschichte gleicht einer emotionalen Achterbahnfahrt. Ganz besonders mitgenommen haben mich die Geschehnisse im Waisenhaus und ich fragte mich ein ums andere Mal, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind. Was dort und in vergleichbaren Einrichtungen geschah, ist ja kein Fantasiekonstrukt der Autorin, sondern leider die bittere Wahrheit, wie man inzwischen weiß.
Im übrigen finde ich es absolut richtig, dass im Buch das N-Wort verwendet wurde: es ist ein Zeugnis der damaligen Zeit und gehört somit auch nicht verfälscht.

Fazit:
Ein wunderschöner Roman, der auch die dunklen Seiten der Vergangenheit nicht auslässt und Wahrheit mit Fiktion verschmelzen lässt. Absolute Leseempfehlung!

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