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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 29.10.2022

Fesselnder historischer Roman

Der eiserne Herzog
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„...Guilhem ist durch eine harte Schule gegangen. Er ist jung, nicht älter als dreiundzwanzig. Doch das Schicksal hat ihn seit der Kindheit gefordert, ihn gestählt und früh reifen lassen. Schon als Halbwüchsiger ...

„...Guilhem ist durch eine harte Schule gegangen. Er ist jung, nicht älter als dreiundzwanzig. Doch das Schicksal hat ihn seit der Kindheit gefordert, ihn gestählt und früh reifen lassen. Schon als Halbwüchsiger musste er seinen Mann stehen...“

So wird der Protagonist, der als Wilhelm, der Eroberer, in die Geschichte eingehen wird, auf den ersten Seiten des Buches charakterisiert. Momentan ist er unterwegs in Flandern. Er will Matilda von Flandern kennenlernen. Zwar hat der Papst eine Ehe ausgeschlossen, aber man weiß ja nie wie sich die Lage entwickelt.
Der Autor hat einen fesselnden und gut recherchierten historischen Roman geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.
Der Schriftstil passt sich den Zeitverhältnissen an. Dazu gehört auch, dass die Namen der Personen und Orte aus der historischen Epoche stammen.
Die Geschichte beginnt im Jahre 1049. Schon bei seinem Besuch in Flandern wird klar, dass der Normanne Guilhem auf Grund seiner Herkunft mit erheblichen Widerständen zu rechnen hat. Adela, Matildas Mutter, wird regelrecht ausfallend. Hier allerdings zeigt sich, dass Guilhem auch einstecken kann, wenn es ihm nützt. Im Krieg dagegen kann er unerbittlich, ja grausam sein, wenn er seine Ziele durchsetzen will.
Der Autor legt Wert darauf, die Gegebenheiten genau zu beschrieben. Das gilt für Land und Leute.

„...Wie auch in Rouen herrscht die Pfostenbauweise vor, mit lehmverputztem Flechtwerk in den Zwischenräumen. Nicht wenige Häuser sind zweistöckig...“

Nach der Befriedung der Normandie bricht Guilhem erneut nach Flandern auf. Ihr Bruder charakterisiert seine Schwester so:

„...Schon als Kind hatte sie ihren eigenen Kopf. Einmal hat sie mir fast das Nasenbein zertrümmert. Glaub ja nicht, dass sie ein sanftes Lamm ist...“

Mit Matilda bekommt Guilhem eine kluge Frau an seine Seite. Sie hat einen Blick für politische Zusammenhänge und Gefahren. Das sollte sich später häufig erweisen.
Währenddessen bahnt sich in England eine unerwartete Entwicklung an. König Eadweard hat keine Nachkommen. Seine Mutter Emma will, dass Guilhem der nächste König wird. Er ist mit ihr verwandt. So soll verhindert werden, dass ein Vertreter aus dem Geschlecht der Godwins auf den Thron kommt.
Der Autor arbeitet die historischen Ereignisse auf, sei es den Schiffbruch von Harold, das Treffen von Guilhem und Harold, aber auch die kriegerischen Auseinandersetzungen in England unter König Eadweard.
Schon früh lässt mich Guilhem an seinen taktischen und strategischen Überlegungen teilnehmen.

„...Offene Feldschlachten sind eine unsichere Angelegenheit, wie ihr wisst. Eine Fehleinschätzung, und man verliert womöglich alles. Also haben wir die beiden Heere erst einmal kommen und tief ins Herz der Normandie vordringen lassen...“

Harold unterliegt der Versuchung und lässt sich nach dem Tode des Königs in England im Schnellverfahren zum König krönen. Das ruft Guilhem auf den Plan Höhepunkt und Schlusspunkt der Geschichte ist demzufolge das Gemetzel in der Schlacht von Hasting. Damit beginnt Guilhems Aufstieg zum englischen König.
Es gibt viele interessante Gespräche, die das Geschehen beleuchten Eines davon ist das zwischen Königin Edythe und Harold. Sie wird deutlich:

„...Die Arme ist genauso ein Opfer eurer verdammten Politik wie Ealdgyth oder ich. Wir Frauen sind doch nur Figuren auf eurem Schachbrett. Ihr schiebt uns hin und her, wie es euch gefällt...“

In beiden Umschlagseiten befindet sich eine historische Karte mit den Handlungsorten. Orts- und Personenregister ergänzen das Buch. Im Nachwort trennt der Autor Historie und Fiktion und gibt ergänzende Informationen.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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Veröffentlicht am 28.10.2022

Tiefschwarzer Humor

Mücke und Elefant
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„...Dreißig Jahre Grafologie, dreißig Jahre Signaturen – betrachtet, begriffen, bewertet. Dreißig Jahre! Was soll ich sagen: So ein Fall wie Bernhard Mücke ist mir noch nicht untergekommen...“

Mit diesen ...

„...Dreißig Jahre Grafologie, dreißig Jahre Signaturen – betrachtet, begriffen, bewertet. Dreißig Jahre! Was soll ich sagen: So ein Fall wie Bernhard Mücke ist mir noch nicht untergekommen...“

Mit diesen Zeilen beginnt ein tiefschwarzer Krimi. Dabei zeigt der Autor, wie gekonnt er das Spiel mit Worten beherrscht und auch auf wenigen Seiten eine ganze Geschichte erzählen kann.
Bernhard Mücke ist tot. Er stürzte von einer Brücke. Der Grafologe, der vor kurzem erst es eine Unterschrift beurteilt hatte, geht dem Fall nach.
Kursiv gibt es immer wieder Rückblicke.
Der Grafologe kommt vom Hundertsten ins Tausendste. Mücke als Schriftsteller, Mückes Karriere, Mücke bei Lesungen, Mückes Handschrift und bekannte Maler – um nur ein paar Stichpunkte zu nennen.
Und dann gibt es Sätze, die lassen aufhorchen, wie der eines leitenden Polizeibeamten:

„...Wir stehen nicht am Abgrund, wir sind längst drüber weg...“

Wie geht das??
Kurz vor seinem Tod war Mücke auf der Passstelle, um einen Reisepass zu beantragen. Das Gespräch dort ist eine Persiflage der feineren Art. Darf man hinter seine Überschrift einen Punkt setzen? War er so verzweifelt, dass er sich danach umgebracht hat?
Natürlich hat der Autor am Schluss noch eine handfeste Überraschung in der Hinterhand.
Das Büchlein hat mir sehr gut gefallen. Man könnte es als tiefschwarze Komödie bezeichnen.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Schönes Beschäftigungsbuch

Findest du den Weg?
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„...Die Tiere kommen gerade von der Arche. Zeig ihnen den Weg nach Hause...“

So heißt die erste Aufgabe in dem Beschäftigungsbuch. Insgesamt befinden sich in dem Buch acht doppelseitige und vier halbseitige ...

„...Die Tiere kommen gerade von der Arche. Zeig ihnen den Weg nach Hause...“

So heißt die erste Aufgabe in dem Beschäftigungsbuch. Insgesamt befinden sich in dem Buch acht doppelseitige und vier halbseitige Labyrinthe. Die Aufgabe sind einfach und schon ab 3 Jahren zu bewältigen.
Alle Labyrinthe haben einen Bezug zur Bibel, sei es Mose im Körbchen, durch das rote Meer oder David und Goliath. Die Überschrift steht mit der Bibelstelle im oberen Bogen.
Zu den Labyrinthen gibt es ab und an auch Zählaufgaben, zum Beispiel dies:

„...Wie viele Palme siehst du?...“

Dazu hätte ich mir allerdings im Buch die Lösungen gewünscht.
Die Zeichnungen sind farbenfroh und groß genug gestaltet.
Dem Buch ist ein Stift beigelegt, mit dem der Weg im Labyrinth markiert werden kann. Die Striche lassen sich problemlos mit einem Tuch wieder entfernen, sodass die Aufgaben auch mehrmals oder von mehreren Kindern erledigt werden können.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 27.10.2022

Sehr einfühlsames Buch

Die Gewandnadel
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„...Das Tuch wärmt mich, Harun wärmt mich. Ich fühle mich geborgen.Über uns spannt sich der Wüstenhimmel. Um uns spannt sich Geborgenheit und an meinem Gewand funkelt die Hoffnung...“

Mit diesen poetischen ...

„...Das Tuch wärmt mich, Harun wärmt mich. Ich fühle mich geborgen.Über uns spannt sich der Wüstenhimmel. Um uns spannt sich Geborgenheit und an meinem Gewand funkelt die Hoffnung...“

Mit diesen poetischen Sätzen endet der Prolog. Dann geht die Geschichte in der Gegenwart weiter.
Die Autorin hat ein spannendes und tiefgründiges Buch geschrieben. Es laufen zwei Handlungsstränge parallel. Zum einen geht es um das Leben in der Seniorenresidenz Herbstlust, zum anderen erfahre ich viel über das Schicksal von Josefine bis zum Jahre 1951.
Der Schriftstil ist ausgereift. Das bedeutet, dass auch schwierige Situationen behutsam beschrieben werden.
Yasser oder Yakob, ein junger Mann aus dem Stamm der Amazigh in Libyen, arbeitet seit fünf Jahren als Altenpfleger. Seine Eltern sind einst aus der Heimat geflohen. Er zeichnet sich durch seine Empathie gegenüber den Bewohnern aus.
Die Residenz wird so beschrieben:

„...Die Seniorenresidenz Herbstlust ankert wie ein Kreuzfahrtdampfer in der Landschaft, doch im Inneren gleicht sie einem Militärschiff. Alle Passagiere sind pensionierte Rotkreuzschwestern. Die Herbstlust, ein ehemaliges Jagdschloss, ist nun ihr Ruhesitz...“

Es ist hart, dass diejenigen, die ihr Leben lang für andere da waren, nun nicht von allen mit der nötigen Achtung behandelt werden. An einer Stelle im Buch wird das so formuliert:

„...Es ging immer nur darum, sie ruhigzustellen. Sie wurde aufgeräumt wie ein Gegenstand, der immer im Weg liegt, an dem man sich stößt und stört...“

Es ist Yakob, dem auffällt, dass Josefine ab und an Worte einer fremden Sprache gebraucht. Zwar lebt er schon lange in Deutschland, doch er erkennt seine Muttersprache. Die anderen halten das für wirres Zeug.
Der Strang der Vergangenheit zeigt Josefine als Tochter eines Regisseurs. Sie träumt davon, Ärztin zu werden. Da sich ihre Eltern gegen das Naziregime stellen, wollen sie die Tochter in Sicherheit wissen. Sie geben sie nach München zur Ausbildung als Rotkreuzschwester. 1940 wird sie als Krankenschwester nach Afrika geschickt. Diese Zeit hat tiefe Spuren hinterlassen. Dem Geschehen aber ist zu entnehmen, dass sie später nie darüber gesprochen hat. Jetzt aber, wo die Gegenwart verschwimmt, kommen Bruchstücke hoch und sorgen für Unruhe.
Gekonnt fügt die Autorin das Leben von Yakob in die Geschichte ein. Sein Vater hat dafür gesorgt, dass sich die Familie integriert. Die Heimat ist kaum noch ein Thema. Doch seit der Begegnung mit Josefine fragt Yakob nach seinen Wurzeln.
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Der Autorin gelingt es, eine Entwicklung darzustellen, die nicht nur den Senioren ihre Ruhe wiedergibt und sie mit der Vergangenheit versöhnt, sondern auch Yakob und seiner Familie eine Perspektive aufzeigt, die den Verlust der Heimat nicht mehr ausblendet..

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Veröffentlicht am 26.10.2022

Richtig schön

Ein Winter wie dampfender Kakao
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„...Jannis kommt gleich mit zu meinem Opa. Er ist mein bester Freund, hier, auf der neuen Schule.. Ich bin erst seit einigen Wochen in der fünften Klasse...“

Luzy erzählt kurz, was in Band 1 der Reihe ...

„...Jannis kommt gleich mit zu meinem Opa. Er ist mein bester Freund, hier, auf der neuen Schule.. Ich bin erst seit einigen Wochen in der fünften Klasse...“

Luzy erzählt kurz, was in Band 1 der Reihe passiert ist. So lerne ich ihren Freund Jannis, der aus Griechenland stammt, und dessen Esel kennen. Band 1 ist mir zwar unbekannt, aber die wenigen Informationen genügen, um in die Geschichte einzusteigen.
Der Schriftstil lässt sich angenehm lesen. Er ist kindgerecht und humorvoll, lässt aber auch Raum für ernste Themen. Luzy passt gut als Ich – Erzählerin.

„...Während Sophia eine wahre Sportskanone und dazu noch supergut in der Schule ist, bin ich in unserer Familie die Technikfrau. Ich liebe es mit Papa zusammen Fahrräder zu reparieren...“

Lucy unternimmt viel mit Jannis und Jakob. Auch in der Schule ist sie meist mit Jannis zusammen. Jakob besucht eine andere Schule. Beide kennen sich schon lange. Als Lucy ihren kleinen Bruder Piet aus dem Kindergarten abholt, spricht Flo sie an. Deren Schwester geht ebenfalls in Piets Gruppe.
Als Jannis ein paar Tage nicht in die Schule kommt, integriert Flo Lucy in der Pause in ihre Mädchengruppe. Plötzlich fühlt sich Lucy aufgenommen und angekommen.
Anders geht es Jannis` älteren Bruder Niko. Der hat Heimweh nach Griechenland.

„...Wisst ihr, bei uns in Griechenland ist das normal. Wenn es jemand nicht gutAuf lockerleichte Art geht, ist man einfach für ihn da, das ist sonnenklar. Alles andere muss sich dann in die Warteschlange stellen...“

Jannis war zu Hause geblieben, um für Niko einzuspringen.
Auch der Esel Tzatziki will nichts fressen. Fehlt ihm die Sonne Griechenlands? Ist ihm der Winter in Deutschland zu kalt?
Erster Schnee und Schlittenfahrt, heißer Kakao und Waffeln, es sind die vielen Kleinigkeiten, die der Geschichte ihre weihnachtliche Stimmung geben und selbst Abschied und Trennung erträglich machen. Dass es dabei mit dem Esel eine handfeste Überraschung gibt, war nicht zu erwarten. Der weiß nämlich, was er will.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte ist in sich stimmig-

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