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Veröffentlicht am 25.06.2023

Familiensaga meets Hanni und Nanni

Das Pensionat am Holstentor: Frühlingstöchter
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Als ich den Roman von Anna Perbandt in der Vorschau entdeckt hatte und mir die Autorin direkt bekannt war, wenn auch unter anderem Namen, stand für mich fest, dieses Buch muss ich lesen.
Als Kind habe ...

Als ich den Roman von Anna Perbandt in der Vorschau entdeckt hatte und mir die Autorin direkt bekannt war, wenn auch unter anderem Namen, stand für mich fest, dieses Buch muss ich lesen.
Als Kind habe ich die Bücher von Hanni und Nanni regelrecht verschlungen und da ich die anderen Bücher der Autorin auch liebte, waren dies gleich zwei Kriterien dieses Buch lesen zu wollen.
Nora von Jagow, Lotte, Dabel, Agnes Kneske und Fanny Grape sind vier Töchter, die unterschiedlicher nicht sein könnten, doch sie werden im Pensionat von Frau Eggers zu vier Freundinnen, die füreinander einstehen.
Meine Lieblingsfigur war die junge Lehrerin Gesche Petersen, die alles für ihre Schützlinge tut und gleichzeitig den Spagat zwischen dem Anspruch, der an sie gestellt wird und der Herzlichkeit schafft.
Themen des Romans sind die Rolle der Frau, die Erziehung von Töchtern der höheren Gesellschaft, aber auch das Schulsystem um 1900. Sehr interessant fand ich auch das Gutsleben und die Unterschiede zwischen den Angestellten und den Herrschaften dargestellt.
Der Roman wird chronologisch erzählt, aus wechselnden Perspektiven. Meist nehmen wir die Sichtweise von Nora und Gesche ein, was ich sehr gelungen fand. So war die Sicht der Schülerin und der Lehrerin abgedeckt und dennoch haben beiden Frauen etwas ganz Eigenes an sich.
Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und gut zu lesen, der dialogorientierte Stil sorgt für ein hohes Lesetempo.
Der Roman endet sehr offen, was die Vorfreude auf den zweiten Band „Das Pensionat am Holstentor – Sturmschwester (ET: Okt. 2023) noch mehr schürt, denn man will natürlich wissen, wie es mit den vier Freundinnen und ihrer Lehrerin weitergeht.
Ein Roman für alle die gerne Hanni und Nanni gelesen haben und mal eine etwas andere Familiensaga lesen wollen.
Klare Leseempfehlung von mir!

9/10 P.

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Veröffentlicht am 30.10.2022

Ein Ort voller Geheimnisse

The Inheritance Games
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Eine Familie mit unendlich vielen Geheimnissen und eine Erbin, welche nichtsahnend zwischen die Fronten gerät. Dies war eine imposante Mischung für diesen außergewöhnlich spannenden Roman. Ich bin dabei ...

Eine Familie mit unendlich vielen Geheimnissen und eine Erbin, welche nichtsahnend zwischen die Fronten gerät. Dies war eine imposante Mischung für diesen außergewöhnlich spannenden Roman. Ich bin dabei sehr gut unterhalten worden. In der Geschichte geht es um die junge Avery Grambs, welche aus dem Nichts die Nachricht erhält eine Erbschaft antreten zu können. Es handelt sich dabei um das Vermögen eines der reichsten Menschen der Erde. Der verstorbene Multimilliardär Tobias Hawthorne knüpft die Erbschaft an nur eine einzige Bedingung. Sie muss in das schier unfassbar große Familienanwesen in Texas einziehen. Zusammen mit ihrer Schwester Libby stellt sie bald fest, dass sie dort nicht gerade willkommen ist. Die potenziellen Erben sind fast leer ausgegangen und lassen dies Avery gleich bei ihrer Ankunft bitter spüren. Doch es gibt ein Geheimnis, welches der Verstorbene hinterlassen hat. Überhaupt scheint dieser Ort nur von Geheimnissen zu strotzen. Avery lässt sich auf das Spiel ein und erfährt nach und nach mehr über das Haus und die Familie. Wird sie es schaffen das Geheimnis zu lösen oder sind die gegnerischen Kräfte zu stark für sie? Wer ist Freund und wer ist Feind, oder ist das gar nicht mehr auseinanderzuhalten? Eine spannende Rätselrally beginnt. Die Hauptdarstellerin ist eine junge, recht in sich gekehrte Frau, welche von der Erbschaft komplett überrumpelt wurde. Sie stellt sich dennoch den Herausforderungen und lässt sich dabei von ihrem Talent des logischen Denkens, sowie des Faibles für die Lösung von Rätseln nicht beirren. An ihrer Seite stehen außergewöhnlich interessante Nebenfiguren in der Story. Neben ihrer Schwester Libby sind dies neben ihrem persönlichen Bodyguard Oren, die Töchtern des Verstorbenen Skye und Zora, die Enkel des verstorbenen Milliardärs namentlich Grayson Hawthorne, Alexander Hawthorne, Jameson Hawthorne sowie Nash Hawthorne. Gerade Grayson sowie Jameson Hawthorne kommt in der laufenden Erzählung eine Schlüsselrolle zu. Beide sind charakterlich sehr unterschiedlich und trotz allem umkreist beide eine ganz mystische und geheimnisvolle Aura. Beiden kann man gleichzeitig vertrauen und misstrauen; somit sorgen beide Figuren für zusätzliche Spannung. Der Aufbau der Story ist stringent und spielt in der heutigen Zeit. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig, dialogorientiert und für tendenziell jugendliche Leser konzipiert. Aber auch Erwachsene Leser könne sich in der Geschichte sehr gut wiederfinden. Die Konzeption der Story ist sehr spannend und mystisch. Ich bin von der Idee des schier unfassbar großen und sehr diffizil gestalteten Anwesens und seiner Geschichte sehr angetan. Das Fazit ist sehr positiv. Spannend und kreativ gestaltet werde ich die Fortsetzung der Inheritance Games sehr gerne lesen. Eine klare Leseempfehlung für eine etwas andere Geschichte meinerseits.

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Veröffentlicht am 25.10.2022

Der Traum vom Theater

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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Wäre die Welt ein Theater, welchen Platz würde jeder einzelne davon einnehmen? Die des Zuschauers oder die der Schauspieler? Manch einer wäre vielleicht auch gerne Regisseur. Mit viel Eleganz und dem Flair ...

Wäre die Welt ein Theater, welchen Platz würde jeder einzelne davon einnehmen? Die des Zuschauers oder die der Schauspieler? Manch einer wäre vielleicht auch gerne Regisseur. Mit viel Eleganz und dem Flair der Berliner 20iger Jahre verziert bin ich sehr angetan von diesem Roman. In der Story geht es um die junge Nina von Veltheim, welche in der Provinz auf einem Gestüt groß wird. Schon in sehr jungen Jahren begeistert sie sich für das Theater und lebt auf dem Dachboden mithilfe von Puppen oder Tieren die Rolle der Regisseurin aus. Trotz vieler Vorbehalte in der Provinz unterstützt ihre Familie sie bei ihrem Vorhaben den Traum der Theaterkünste zu leben. In Berlin angekommen macht Nina schnell die Feststellung, dass sie sich in ein Haifischbecken begibt.

Facettenreich, laut und mondän kommt die große pulsierende Weltstadt daher. Dann hat sie ein Vorsprechen und ihr Traum droht sich in Luft aufzulösen. Aber da ist der so einzigartige Schauspieler Anton, welcher ihre Aufmerksamkeit erregt. Wird es Nina schaffen sich trotz der ganzen Hindernisse durchzusetzen?

Nina ist eine junge sehr willensstarke Frau, welche sich in den Kopf gesetzt hat in der Theaterwelt Fuß zu fassen. Dabei hat sie keinerlei Ängste ihre Meinung gegenüber gestandenen Theaterdirektoren oder gar Regisseuren zu äußern. Sie ist sehr von sich überzeugt und versteht es nicht, dass es geschlechterspezifische Rollenverteilungen in der Theaterszenerie gibt. Leider wirkt sie oft etwas verträumt, was sie öfters in Schwierigkeiten bringt. Als weitere sehr wichtige Figuren in dem Roman sind der Schauspieler Anton, die Tänzerin Jenny, sowie ihr Bruder Carlo zu nennen. Gerade Anton und Jenny sind neben Nina die tragenden Charaktere der Erzählung. Jenny war mir dabei am Anfang etwas unsympathisch, was sich im Laufe der Geschichte aber schnell gelegt hat. Sie beweist sehr viel Stärke und wer mit ihr befreundet ist, kann sich auf sie immer verlassen. Anton ist ein sehr gefragter Schauspieler, welcher im Innersten seiner Seele kleine Konflikte mit sich selbst ausfechtet. Er möchte sich nicht auf einzelne Rollen oder Szenerien festgelegt sehen und merkt erst sehr spät was ihm eigentlich wichtig ist.

Der Aufbau der Geschichte ist stringent und wird nur durch vereinzelt ganz kurze Zeitsprünge unterbrochen. Sehr detailliert beschreibend und mit sehr schöner Sprachfärbung versehen ist der Schreibstil der Autorin ein Genuss. Gerade die sehr tiefgründige Darstellung der damaligen Theaterszenerie mit der aufkeimenden Filmindustrie im Berlin der 20iger Jahre hat mir als Kulturfreund sehr imponiert. Ich konnte eintauchen in das Berlin der damaligen Zeit und hatte die erlebten Ereignisse sehr bildlich vor Augen. Als Besonderheit ist noch ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen bzw. Orten der Erzählung zu nennen. Verspielt mit einer schönen Erzählung der Theaterlandschaft Berlins der 20iger Jahre taucht der Leser in ein Varieté ein, was durchaus zum Träumen anregt oder der geliebten Fantasie einen Streich zu spielen droht.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Ein Auftakt der Lust auf mehr macht

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
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Mit „Minna“ legt Carla Berling ihren ersten Familienroman vor, der gleichzeitig ihr persönlichster Roman ist. Und mit „Minna“ hat sie einen Volltreffer gelandet, an dem ich nur ganz minimal etwas zu bemäkeln ...

Mit „Minna“ legt Carla Berling ihren ersten Familienroman vor, der gleichzeitig ihr persönlichster Roman ist. Und mit „Minna“ hat sie einen Volltreffer gelandet, an dem ich nur ganz minimal etwas zu bemäkeln habe.

Minna ist eine großartige Person, ich hätte sie sehr gerne kennengelernt. Sie strotzte nur so vor Schlagfertigkeit in jungen Jahren. Als das Schicksal ein paarmal arg zuschlägt, gibt sie trotzdem nicht auf und arbeitet fleißig weiter und wird optimistischer. Der Roman umfasst die Jahre 1924-1951, der Prolog und Epilog spielen im Jahr 1978. Somit weiß man, dass man sich auf mehrere Zeitsprünge und Zeitraffungen einstellen muss. Dies war aber überhaupt kein Problem. Der Roman ist gut aufgebaut und man kann der Autorin problemlos folgen. Vor jedem neuen Kapitel ist das Datum genannt und die Person aus welcher Sicht, die Episode erzählt wird.

Neben Minna spielen ihre Mutter Ida, ihre Schwester Adele und ihre Brüder, allen voran Karl eine große Rolle. Die Familie hält immer zusammen, egal in welchen Zeiten, sie sind füreinander da. Der Fokus liegt aber ganz klar bei Minna. Die Weltwirtschaftskrise, die Inflation, der Nationalsozialismus und der zweite Weltkrieg, der Wiederaufbau sowie das Schicksal der Sinti und Roma zu dieser Zeit spielen in dem Roman eine entscheidende Rolle. Das Thema Nationalsozialismus hätte man meiner Meinung nach noch etwas diffiziler beleuchten und bearbeiten können.

Mit ihrem Schreibstil hat die Autorin bei mir voll gepunktet, ich habe diesen Roman innerhalb von mehr oder weniger zwei Tagen gelesen. Ich bin regelrecht durch die Seiten gerauscht, so sehr hat mich der Schreibstil getragen. Er ist humorvoll, er ist spritzig, er ist so, dass er hervorragend zu Minna passt. Die vielen Dialoge, das einer oder andere Mal im Dialekt sorgen dafür, dass der Roman die nötige Authentizität bekommt. Wer ein Fan von eher einem ruhigen Schreibstil mit vielen Beschreibungen ist, wird es sehr wahrscheinlich etwas schwerer haben sich mit dem Werk anzufreunden.

Ein Roman für alle, die gerne in die Zeit unserer Eltern zurückblicken möchte, wobei der Fokus deutlich auf dem Schicksal der Frauen und der „kleinen Leute“ liegt. Ein Roman, der zeigt, dass der Mensch sehr viel aushalten kann und meist viel stärker ist, als man selbst denkt. Ein für mich fast perfekter Auftakt, ich werde die Reihe mit Sicherheit weiterverfolgen und freue mich schon auf den zweiten Band „Hanne. Die Leute gucken schon.“ Dieser erscheint im Januar 2023. Dann steht Minnas Tochter Hanne im Fokus der Erzählung, sodass es sehr wahrscheinlich ratsam ist die Bücher chronologisch zu lesen.

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Veröffentlicht am 02.07.2022

Totgesagte leben länger

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Sehr düster und mit einer sehr interessanten Sprache versehen habe ich diesen historischen Krimi höchst interessiert gelesen. Gerade die besondere Herangehensweise des Autors macht diesen Roman zu einem ...

Sehr düster und mit einer sehr interessanten Sprache versehen habe ich diesen historischen Krimi höchst interessiert gelesen. Gerade die besondere Herangehensweise des Autors macht diesen Roman zu einem Erlebnis.

In der wesentlichen Handlung geht es um den Juristen Cecil Winge, sowie um den ehemaligen Kriegsveteran Jean Michael Cardell die gemeinsam, durch Verkettung besonderer Umstände, Zeugen eines Leichenfundes in Stockholm werden. Die äußerst brutale Zurichtung des Opfers sorgt für großes Interesse. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem oder den Mördern. Werden Sie in einer von Armut und Brutalität gezeichneten Stadt fündig werden?

Die beiden Protagonisten zeichnen sich durch ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten aus. Winge, von Krankheit schwer gezeichnet, überzeugt durch seine Klarheit, aber auch durch sein besonderes Empfinden für Gerechtigkeit. Er hadert mit persönlichen Fehlern in seiner Vergangenheit und versucht diese durch „gute Taten“ wieder auszugleichen. Cardell ist ein grobmotorischer Kriegsveteran und Verfolger, welcher in einer Welt von ständiger Gewalt sein Dasein fristet. Durch Winge lernt er eine neue Seite an sich kennen. Dieser Fall scheint ihm neue Energie zu geben und er weiß seine bescheidenen Fähigkeiten geschickt einzusetzen.

Als wesentliche Nebendarsteller können die junge Anna Stina, der junge Kristoffer, sowie der äußerst sonderbare Johannes Balk genannt werden. Gerade Kristoffer hat mein Herz gewonnen. In der Hoffnung etwas aus seinem Leben zu machen, scheitert er oft und wirkt dabei sehr naiv und infantil. Sein Schicksal war sehr treibend für den Roman und er gab diesem eine interessante Wendung.

Der Aufbau der Geschichte ist stringent und ist in die vier Jahreszeiten eingeteilt. Teilweise sind die Handlungen durch Zeitsprünge unterbrochen, welche aber nicht zu zahlreich sind, als dass man diese als Leser nicht gut nachvollziehen kann.

Der Schreibstil des Autors ist düster, sehr detailliert beschreibend, manchmal derb und vulgär, aber auch sehr dialogorientiert. Gerade die sprachliche Darstellung muss hervorgehoben werden. Als Leser konnte ich mich sehr gut in das 18. Jahrhundert von Stockholm hineinversetzen. Gerade die sehr schonungslose Darstellung des Alltags hat mich manchmal schaudern lassen, aber gleichzeitig auch verdeutlicht, wie das Leben im damaligen Europa verlief. Die Menschen hatten wenig bis keinen Respekt vor dem Leben eines Menschen. Brutalität, Alkoholismus und sexuelle Ausbeutung von Frauen war (fast) alltäglich. Wer bei einer Straftat erwischt und verurteilt wurde ist meist öffentlich hingerichtet worden und dies war ein fröhliches öffentliches Ereignis wie heute ein Fußballspiel oder ein Konzert. Gewalt bestimmte den Alltag eines oft harten und trostlosen Lebens. Als Besonderheit im Roman ist noch eine Karte des historischen Stockholms zu nennen.

Das Fazit ist sehr positiv. Schonungslos und spannend dargestellt kommt dieser Krimi daher. Ich war sehr gefesselt von dem Ausflug in das historische Stockholm und bin gespannt auf die Fortsetzung dieses ungleichen Ermittlerduos, welches mir ans Herz gewachsen ist.

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