Von Max Bentow hab ich bisher ein Stand Alone gelesen und dieses hat mich damals extrem begeistert. Von der Nils Trojan Reihe kenn ich hingegen noch gar nichts.
„Das Bernsteinkind“ hat mich so angesprochen, dass ich es sofort lesen musste. Und mein Gott, was war das bitte?
Ich hab es quasi über Nacht verschlungen, weil es so unglaublich spannend war.
Ich weiß, es ist nicht besonders klug, mit der Reihe von hinten zu beginnen. Aber hier ist es absolut nicht von Nachteil, weil der eigentliche Fall immer im Fokus steht.
Der Schreibstil des Autors ist unglaublich fesselnd und bildhaft.
Nils Trojan ist ein sehr interessanter, aber auch verlorener Charakter. Er arbeitet an sich und seinen Dämonen, die ihn stetig begleiten, was mir unglaublich gut gefallen hat.
An diesem Buch hat es mir unglaublich gut gefallen, dass wir sowohl von den Opfern, dem Täter, als auch den Ermittlern die Perspektiven erfahren. Dadurch geht es ungemein in die Tiefe und die Brisanz, als auch die Verwundbarkeit ist unglaublich gut zu spüren.
Dabei sind sie sehr authentisch, lebendig und einfach wahnsinnig gut ausgearbeitet.
Bereits der Prolog hat mich ordentlich gefordert und schockiert.
Max Bentow wartet hier mit einer sehr genialen und abgründigen Grundidee auf, die mich wahnsinnig begeistert, aber zugleich auch sehr verstört hat.
Besonders weil man sich so gut in die Opfer hineinfühlen kann, fühlt man sich so verletzlich und angreifbar.
Es beginnt noch relativ human, bis es sich stetig steigert und auch die Opfer zunehmen.
Einen kleinen Teil des Puzzles hab ich schnell erkannt, was aber auch so beabsichtigt war.
Man hat das Gefühl, die Intensität und das Kalkül dahinter nimmt zu, aber gleichzeitig hat man das Gefühl, gefangen zu sein, es wirklich zu erleben und immer tiefer zu fallen.
Das ist unglaublich beängstigend und verstörend zugleich.
Denn der Autor wartet mit einer großen Brutalität auf, die nicht allein der Gewalt zuzuordnen ist.
Vielmehr tritt er immer drängender in den mentalen Bereich vor und zeigt, wie verletzlich, wie angreifbar man in seiner selbst geschaffenen Wohlfühloase ist.
Das ist der Teil, der so viele Gedanken in mir zum brodeln brachte.
Obwohl er mit viel Skrupellosigkeit und Perfidität aufwartet, so erzählt er uns auch eine Geschichte voller Einsamkeit und Verlorenheit.
Voller Tränen, Trauer und Wut.
Voller Angst und Zweifel.
Die sich auf sämtliche Richtungen fokussiert.
Eine zarte Hülle, die eingerissen, beschädigt und zerstört wird. Dabei wird das Drama dahinter unglaublich gut spürbar.
Er beweist sehr viel Feingefühl und Empathie und stattet es mit feinen Nuancen, aber auch schärferen Kanten aus, so dass man die Augen nicht verschließen kann.
Man aber begreift, wie der Wahnsinn immer tiefer sickert und bereit ist, sich Erlösung zu verschaffen.
Mich hat dieser Psychothriller unglaublich beschäftigt. Er ist nervenaufreibend, intensiv und bewegt sich auf einer ganz besonderen Ebene.
Bei der Ausarbeitung beweist der Autor große Kreativität und lässt es am Ende mit einem wahren Knall ausklingen.
Es sind zwar keine großen Überraschungen zu verzeichnen. Aber das ist hier auch nicht wichtig.
Hier geht es darum, endlich wieder frei sein zu können, keine Angst mehr zu haben und sich selbst zu akzeptieren.
Hier schwingt so viel Traurigkeit und Melancholie mit, dass es etwas mit dir macht.
Dich ruhelos und bedrückend einhüllt und dich damit das wahre Grauen spüren lässt.
Unbedingt lesen.
Fazit:
Wow. Mehr kann ich einfach nicht sagen.
Ja, es ist der zehnte Fall für Nils Trojan.
Für mich der erste von ihm und ich bin einfach nur unglaublich begeistert, was der Autor hier für ein geniales, abgründiges und zugleich tief bewegendes Psychospiel ausgearbeitet hat.
Voller Finesse, Kalkül, aber auch große Emotionen und tiefer Verwundbarkeit.
Ich brauch unbedingt mehr vom Autor und Nils.
Unbedingt lesen.