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Veröffentlicht am 01.11.2021

Geheimnisse in ihrer aufregendsten und schönsten Form

Kaleidra - Wer die Liebe entfesselt
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Nachdem die Welt nun augenscheinlich vor ihrem kaum noch abzuwenden Ende steht, heißt es für Emilia: Jetzt erst recht! Professor Avalanche überschüttet die Großstädte der Welt mit Unheil und Verderben, ...

Nachdem die Welt nun augenscheinlich vor ihrem kaum noch abzuwenden Ende steht, heißt es für Emilia: Jetzt erst recht! Professor Avalanche überschüttet die Großstädte der Welt mit Unheil und Verderben, mit dem klaren Ziel die alleinige Macht an sich zu reißen. Mitten im Zentrum dieses Wirbelsturms steht Emilia, an ihrer Seite ihrer Verbündeten und Freunde erster Stunde. Viele ungelöste Rätsel und Herausforderungen gilt es zu bestreiten. Während sich jedoch alle auf Professor Avalanche konzentrieren, wächst eine weitaus größere Gefahr heran, die erst bemerkt wird, als es eigentlich schon zu spät ist.

Allgemein zum Inhalt muss ich sagen, dass mir der Einstieg sehr gefallen hat, der natürlich auch durch den Cliffhanger des vorherigen Bandes begünstigt wurde. Er ist nicht zu rasant und bringt gleichzeitig aber genug Spannung mit, um sofort wieder von der Handlung eingenommen zu werden. Nach diesem Einstieg beginnt für mich erst einmal eine kleine Durststrecke, in der es nur wenig „Action“ gibt. Auch wenn es mich an dieser Stelle ein klein wenig Anstrengung gekostet hat weiter zu lesen, muss ich auch zugeben, dass dieser ruhigere Teil mehr oder weniger notwendig war, um Liegengebliebenes, wie die Beziehungen der Charaktere untereinander, aufzuarbeiten - was meiner Meinung nach nicht ganz zu 100%, aber zu sehr großen Teilen, gelungen ist.
Nach dem ersten Drittel fängt der Spannungsbogen erst richtig an zu wachsen, vor allem weil jetzt nach und nach damit begonnen wird Fragen zu beantworten, die dem ein oder anderen schon seit dem ersten Band unter den Nägeln brennen. Dass man dem Höhepunkt immer näher kommt merkt man nicht daran, dass die Spannung steigt, denn die ist spätestens ab dem letzten Drittel konstant hoch, sondern daran, dass die Geheimnisse, die aufgedeckt werden, sich häufen und immer größer und brisanter werden.
Der krasseste Wendepunkt ist, als die, aus Kaleidra entflohene, Ishtar wieder die Bildfläche betritt und das mit einem ordentlichen Paukenschlag.

Über die Charaktere muss man nicht wirklich etwas sagen, sowohl die gute, als auch die böse Seite, wenn man sie so nennen kann, sind mit starken Charakteren besetzt, die auf ihre Weise alle bewundernswert gestaltet sind.
Zu Emilia möchte ich noch sagen, dass ich es sehr gut finde, wie sie über die Reihe hinweg an ihren Aufgaben wächst und sich weiterentwickelt, was aber vor allem in diesem Band zu bemerken ist. Sie gewinnt an innerer Stärke, Mut und Selbstständigkeit, während um sie herum die Welt zusammenzubrechen droht.
Auch Ishtar, die man in diesem Band erst richtig kennenlernt, ist ein faszinierender Charakter. Ihren Machthunger kann man förmlich aus jedem ihrer Worte hören und gleichzeitig auch die seit Jahrtausende schwelende Wut und Sehnsucht und das Verlangen nach Rache. In sich ist ihr Charakter schlüssig und ebenso einfach wie genial aufgebaut. Sie hat von der Macht gekostet und wollte immer mehr, hat sie sich mit Gewalt genommen und hatte dennoch bei all ihrer Macht, wie jeder, einen Schwachpunkt. Also ist auch sie weit davon entfernt auf ihre Art perfekt zu sein und solche Charaktere schätze ich besonders. Nicht weil es heißt, dass sie besiegt werden können, sondern dass sie authentisch sind.
Zum Rest ist eigentlich nicht viel zu sagen. Seit dem ersten Band harmonieren unsere Helden sehr gut miteinander, sie sind viele unterschiedliche Charaktere, sodass es mich wundert, dass es nicht öfter zu Reibereien und Meinungsverschiedenheiten kommt. Besonders gefällt mir auch, dass Emilia sich wieder, wenn auch nur zu einem kleinen Teil, ihrem „früheren“ Leben zuwendet und ihre Freunde wieder in ihr Leben mit einbezieht.

Der Stil des Geschrieben ist einfach gehalten und leicht zu verstehen. An manchen Stellen kommt es, durch gegebene Umstände, zu erheblichen Irritationen, die einen dann auch mal innehalten und die Textstelle wiederholen lassen. Ansonsten finde ich es genial gemacht, wie so viele Stränge am Ende in einem Punkt zusammenlaufen. Auch die Kreativität und das Einfallsreichtum ist hier an dieser Stelle einmal zu loben, denn Rätsel und Problemlösungen sind wirklich genial konstruiert. Die ganze Welt, die mit Kaleidra erschaffen worden ist, ist schlüssig aufgebaut und mit Liebe zum Detail ausgearbeitet. Das immense Vorwissen auf der chemisch-biologischen Ebene ist zu bemerken und auch sehr gut eingesetzt. Eine wunderbare Welt wurde geschaffen, die Magie und Wissenschaft vereint.

Die Welt wird untergehen, aber du bist noch nicht bereit aufzugeben? Die Antworten auf zahllose Geheimnisse brennen unter deinen Fingernägeln? Du bist bereit die Liebe zu entfesseln und die Welt zu verändern? Dann ist dieser Kampf nicht nur Emilias, sondern auch dein Kampf.

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Veröffentlicht am 27.03.2021

Im Kampf um die Liebe, das Leben und die Freundschaft

Kaleidra - Wer die Seele berührt (Band 2)
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Nachdem Matti nun sein wahres Gesicht enthüllt hat und Emilias Welt sich innerhalb von Wochen ein weiteres Mal auf den Kopf gestellt hat, findet sie sich in der Quecksilberloge von Washington wieder. Natürlich ...

Nachdem Matti nun sein wahres Gesicht enthüllt hat und Emilias Welt sich innerhalb von Wochen ein weiteres Mal auf den Kopf gestellt hat, findet sie sich in der Quecksilberloge von Washington wieder. Natürlich ist sie dort nicht allein und noch immer gibt es nur ein einziges Ziel: die Herstellung des Wassers des Lebens. Um zu überleben muss Emilia ihre Gefühle zur Seite schieben. Alles wird auf eine Karte gesetzt, als sie mit Ben nach Kaleidra reisen soll, denn wenn sie je wieder zurückkommen sollte, ist die Welt vielleicht nicht mehr die, die sie verlassen hat…

Wirklich unmittelbar nach dem Geschehen in Band 1 wacht Emilia in Washington auf und wir lernen den Drahtzieher einer, seit Jahren schwelenden, Intrige kennen. Geschickt mit der Handlung verflochten lernt man die Wesenszüge der Quecksilberloge und ihrer Mitglieder kennen. Schon auf den ersten Seiten wird einem bewusst, wie ernst die Situation tatsächlich ist, in der Emilia jetzt steckt. An sich passiert immer irgendetwas, für den Verlauf der Handlung, Wichtiges, sodass es nie zu langatmig wird oder ausgetreten wirkt. Actionreiche, energiegeladene Szenen wechseln sich, manchmal mehr, manchmal weniger, mit ruhigeren Szenen zum Durchatmen und Verarbeiten ab. Die Handlung ist in sich stimmig und leicht zu verfolgen, frei von nicht nachvollziehbaren Zeitsprüngen. Immer wieder wird man auch von Wendungen überrascht mit denen man nicht gerechnet hätte, die das Geschehen sehr viel lebendiger machen.
Auch die Einschübe nach einigen Kapiteln, die es bereits im ersten Band gab, folgen einer, vielleicht nicht von Beginn an verfolgbaren, Logik. Der Handlungsstrang, der dadurch eröffnet wird, gliedert sich später geschickt in den Verlauf der Haupthandlung ein und sein Inhalt wird verständlich.

Zuerst einmal zu den bereits bekannten Gesichtern: Emilia ist immer noch die Alte: Sie lässt sich den Mund nicht verbieten, handelt sich mit wagemutigen Äußerungen und Handlungen genug Ärger für zwei ein und verteidigt das, was ihr viel bedeutet, mit dem kämpferischen, loyalen Herz einer Löwin. Sie ist noch immer die logisch denkende Rätsellöserin und obwohl sie immer mehr auch zur Kämpferin wir behält sie ihre menschliche Seite bleibt verletzlich und zerbrechlich. Auch Ben ist immer noch der gewissenhafte, kontrollierte und loyale Kämpfer, den wir in Band 1 kennengelernt haben. Allerdings ist es interessant zu sehen, was Kaleidra aus ihm macht. Im Hinblick auf die Beziehung der Beiden ist kaum eine Entwicklung zu sehen, da der Fokus in diesem Band eher auf der Handlung liegt, was ich etwas schade finde, aber nachvollziehen kann.

Zu den neuen Gesichtern: Die wohl wichtigste neue Figur ist der Meister der Quecksilberloge von Washington, Professor Avalanche. Gleich von Beginn an zeigt er seinen wahren Charakter, er ist böse und er macht keinen Hehl daraus. Ihm ist durchaus bewusst, was er tut, und er will es tun. Mit seiner Überheblichkeit, seiner Skrupellosigkeit und Gewaltbereitschaft scheint er zunächst wie der Rest der bösen Jungs der Quecks zu sein, mit ein Bisschen mehr Macht. Aber seine Gerissenheit, sein enormes Wissen und die Tatsache, dass er offensichtlich so etwas wie Gefühle nicht kennt, machen ihn nahezu unberechenbar und unantastbar. Er scheint keinen emotionalen Schwachpunkt haben, außer ihm selbst ist ihm nichts wichtig – und das macht ihn gefährlich. Ein würdiger Antagonist wie ihn die Buchwelt schon länger nicht mehr gesehen hat.
Neben den Söhnen des Meisters, Matti und Tyson, spielt auch der Fechtmeister Kyle eine entscheidende Rolle im Geflecht der Handlung, denn er scheint von Anfang nicht wirklich in die Umgebung im Quecksilberorden zu passen und könnte so noch zum Zünglein an der Waage werden, das alles kippt.

Wie schon in Band 1 verewigt sich die Autorin auch in diesem Band wieder mit ihrer einzigartigen Weise zu schreiben. Der Text fließt über die Seiten und enthält eine solche Bildgewalt, dass die Szenen beim Lesen vor dem inneren Auge ablaufen. Allein mit Worten schafft die Autorin hier Bilder, die einen nicht mehr loslassen. Auch auf der emotionalen Ebene hat mich der Schreibstil wieder vollkommen abgeholt und mitfiebern lassen. Den Ideenreichtum der Autorin, ihre Liebe zum Detail, finde ich immer wieder bewundernswert. Man merkt, wie viel Arbeit, Liebe und Leidenschaft in diesen Zeilen steckt, die man vor sich hat, und sie verdienen es angemessen gewürdigt zu werden. So schnell wie keine andere Geschichte hat mich Kaleidra von Anfang gefangen genommen und wird mich wohl auch nicht mehr so schnell loslassen.

Dieses Buch entführt seinen Leser auf magische Weise in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Magie und Menschlichkeit immer mehr verschwimmen. Stehe Emilia in ihrem Kampf gegen die bei, die dabei sind ihre Welt, alles was ihr wichtig ist, zu zerstören. Sei bereit in einer Welt aufzuwachen, in der nichts mehr von dem übrig ist, was einmal war – denn Kaleidra verändert dich, wenn du es überlebst.

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Veröffentlicht am 30.10.2022

Wenn das Schicksal der Welt in deinen Händen liegt…

Ich bin dein Schicksal
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Man kennt sie als „Monster unter dem Bett“, aber für Erin sind sie mehr als nur ein Kindermärchen, denn sie kann die Dämonen schon ihr Leben lang sehen. Mit ihren dämonischen Mitbewohnern hat sie sich ...

Man kennt sie als „Monster unter dem Bett“, aber für Erin sind sie mehr als nur ein Kindermärchen, denn sie kann die Dämonen schon ihr Leben lang sehen. Mit ihren dämonischen Mitbewohnern hat sie sich angefreundet und mit Cal, einem Dämon der Kategorie Alpha, verband sie mehr als nur Freundschaft, bis er vor drei Jahren von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand. Doch als er plötzlich wieder vor ihr steht, ahnt sie noch nicht in welches Spiel sie hineingezogen wird. Nicht nur, dass Cals Vater die Beziehung der beiden unter allen Umständen unterbinden will, auch Erins Vergangenheit wirft mehr Fragen auf, als sie Antworten gibt.

Der Start ist etwas holprig, aber es wird schnell einfacher die Textzusammenhänge zu verstehen. Es wird ein ziemliches Erzähltempo vorgelegt, sodass ich schon die Befürchtung hatte, dass es gegen Mitte und Ende sehr langatmig wird und die Ideen ausgehen. Aber zu Glück ist das nicht der Fall! Es ist immer noch eine Steigerung irgendwie möglich.
Die fantastischen Elemente wechseln sich in einer gelungenen Mischung mit den alltäglichen Elementen ab. Hierbei finde ich es auch eine gute Idee, dass Erin nicht alles allein mit sich rumschleppt, sondern auch in der „normalen“ Welt Menschen hat, mit denen sie über ihre Erlebnisse in der dämonischen Welt sprechen kann.
Diese zwei Welten werden auch nicht strickt getrennt, sodass hier fließende Übergänge möglich sind und alles irgendwie ineinanderzugreifen scheint. Die zwei Hauptproblem- / -konfliktfelder zeigen sich bislang als parallel laufende Stränge, die zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht wirklich zusammenpassen, sodass es eine Überraschung bleibt, wie sie am Ende zusammenpassen werden. Allerdings habe ich manchmal das Gefühl, dass sich diese beiden Erzählstränge ein wenig auf den Füßen herumstehen: Wird dem einen Problem nachgegangen, dann gerät das andere in den Hintergrund und umgekehrt. Und dann hätten wir da ja auch noch das Problem der Frage des Vertrauens, die wie eine drohende Gewitterwolke über allem hängt.
Als kleine Vorwarnung: Wer Kira Licht kennt weiß, dass das Ende wieder einen richtig fiesen Cliffhanger bereithält…

Erin ist ein Charakter, mit dem ich nicht auf Anhieb warm geworden bin. Woran das lag, kann ich nicht einmal sagen. Aber schlussendlich haben wir doch noch zusammengefunden. Sie ist eine willensstarke Persönlichkeit und keine hysterische, verliebte Teenagerin, die ihrem Angebeteten sofort wieder in die Arme fällt und alles, was war, vergisst. Ihr Vertrauen muss man sich verdienen. Sie zeigt im Allgemeinen ein sehr (Selbst-) kritisches Verhalten, sie ist mehr eine Denkerin. Aber das Schöne an ihr ist, dass auch sie sich nicht gegen ihre Gefühle wehren kann und diese sich zunehmend gegenüber dem Verstand durchsetzen. Erin ist eine Abenteurerin und doch auch ihrer Familie und ihren Freunden eng verbunden. Was mir außerdem auch sehr an ihr gefällt ist, dass sie, trotz außergewöhnlichen Fähigkeiten, reale, greifbare Ziele anstrebt. Sie ist in sich eine authentische, durchaus liebenswerte Figur.

Als männlicher Part kommt Callahan die zweite Hauptrolle des Romans zu. Ich gebe zu, dass ich persönlich sofort von ihm eingenommen war. Abgesehen davon, dass bei der Beschreibung seines Aussehens jedes Mädchen nicht nur einen zweiten Blick riskieren würde, umgibt ihn eine Aura, die förmlich nach „Bad Boy“ schreit. Er ist sehr gewissenhaft und pflichtbewusst, auch seine Loyalität steht außer Frage, aber gegenüber wem? Offensichtliche Schwächen scheint man bei ihm vergebens zu suchen. Die Einzige, die bislang in Frage kommen würde, ist Erin. Von Sinn für Familie sieht man bei ihm auch eher weniger, das Verhältnis zu seinem Vater ist eher unterkühlt und beruht scheinbar auf Gleichgültigkeit. Für sein Alter wirkt er sehr erwachsen, wenn auch hin und wieder die 18 Jahre zu merken sind. An sich wirkt er auf mich weniger authentisch als sein weiblicher Gegenpart, zu perfekt um wirklich zu sein.

Zu Beginn ist es noch ziemlich sachlich beschreibend geschrieben, Gefühl mischt sich nach und nach unter. Das Geschriebene ist stark an Erins Wahrnehmungen und Empfindungen gebunden, sodass es auch mit fortschreitender Handlung auch immer leichter wird mit ihr zu fühlen und zu denken. Kira Licht schafft es hier mich als Leserin in meiner Meinung und meinen Empfindungen gegenüber anderen Charakteren zu lenken und mich Erins Meinung anzuschließen. Der Stil ist flüssig und eher in einem ernsten, nicht verspielten, Ton gehalten. Ich finde mich zwar auch in durchaus emotionaler geschriebenen Teilen wieder, doch in weiten Stücken ist es keine Schnulze mit Heulpotential hoch zehn.

Wenn Angst zur Währung wird und das Schicksal seine langen Finger im Spiel hat, wenn das Vergessene Bedeutung bekommt und die Liebe dazwischen wachsen soll, dann sind Verwirrung, Überraschungen und (falsche) Versprechen Programm. Begleite eine zerbrochene Liebe dabei wieder zu heilen und das Aufeinanderprallen von Welten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, gehüllt in Geheimnisse, die alles heilen oder zerstören können.

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Veröffentlicht am 01.10.2022

Entscheide dich, welche Liebe dir mehr wert ist

Westwell - Heavy & Light
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Helena Weston, Prinzessin der New Yorker Upper Class, kehrt fast drei Jahre nach dem plötzlichen Tod ihrer Schwester Valerie und deren Verlobtem Adam aus ihrem Exil in die Heimat zurück - mit dem festen ...

Helena Weston, Prinzessin der New Yorker Upper Class, kehrt fast drei Jahre nach dem plötzlichen Tod ihrer Schwester Valerie und deren Verlobtem Adam aus ihrem Exil in die Heimat zurück - mit dem festen Vorsatz herauszufinden, was wirklich in der Nacht von Valeries Tod geschehen ist. Denn der tragische Tod des Paares hat aus den rivalisierenden Familien Weston und Coldwell Erzfeinde gemacht und Adams Mutter lässt keine Gelegenheit aus zu betonen, dass Valerie allein Schuld sei an ihrem eigenen und dem Tod ihres Sohnes. Von der Unschuld ihrer Schwester überzeugt, scheut sich Helena jedoch nicht gegen die mächtigste Frau New Yorks anzutreten. Aber das Schicksal spielt anders, als es Ihr in ihren Plan passt den Ruf ihrer Schwester wieder herzustellen, und sie ist gezwungen zwischen Herz und Verstand zu entscheiden.

Für meinen Geschmack vereint die Handlung genau das richtige Maß an Dramatik, Aufregung und Gefühlen. Der Einstieg ist eher gemächlich gestaltet, um erst einmal die Ausgangssituation und die Fronten zu klären und die wichtigsten Akteure vorzustellen. Die Handlung zieht nach den ersten drei, vier Kapiteln allmählich an und ehe man sich versieht hängt man mitten in der filmreifen Familienfehde drin. Ab der zweiten Hälfte des Romans habe ich dem Ende immer mehr entgegen gefiebert und ich muss sagen sie hat sich mit dem Unvermeidbaren wirklich Zeit gelassen, ohne dass es langatmig wird oder ich das Gefühl hatte unsere beiden Protagonisten drehen sich nur unnötig im Kreis.
Etwa auf Seite 450 denkt man sich, „Alles im Lot, so kann’s bleiben.“, aber auf den letzten 20 Seiten bekommt man dann eine jenseitsmäßige Klatsche, die zumindest ich nicht so schnell vergessen werde, sodass ich am liebsten diese besagten 20 Seiten herausgerissen hätte. Obwohl ich mit einer harten Wendung in dieser Art gerechnet hatte, da es hier und da Andeutungen gegeben hat, hätte ich trotzdem nicht erwartet, dass sie mich dermaßen heftig erwischt.
Anders als ich anfangs gedacht habe, wird Helenas Suche nach der Wahrheit zu einem Mitläufer, einem Nebenstrang der Handlung, der die ein oder andere Situation initiiert und bei mir zum aktuellen Zeitpunkt gefühlte Millionen Fragen aufwirft und auf ein Ende zusteuert, das absolut nicht vorherzusehen ist. Die Beziehung zwischen Helena und Jessiah stellt den Hauptstrang der Geschichte dar und unterliegt zahlreichen, teils unerwarteten Wendungen, besonders zum Ende hin und mündet in einem Paukenschlag, der noch lange nachhallt.

Als Titelfigur ist Helena eine sehr facettenreiche und detailliert beschriebene Figur. In Erinnerungen an Vergangenes ist gut zu erkennen, wie sehr sie sich in der Zeit, in der sie nicht Zuhause war, verändert hat. Die folgsame Tochter hat das Rebellische in sich entdeckt. Doch noch über der Rebellin in ihr steht die liebende Schwester und irgendwo auch die Tochter, die ihre Familie liebt. Bis zu einem gewissen Grad ist sie durchaus eigensinnig, doch mit ihrer Schwester und ihrer geliebten Heimat New York als Druckmittel schaffen es ihre Eltern immer wieder sie zu Entscheidungen zu zwingen, die gegen ihre Natur, ihrem Herzen zu folgen, sind. Helena ist eigentlich ein gefühlsbetonter Mensch und trifft Entscheidungen eher mit dem Herzen, als mit dem Verstand, sodass ich mir an manchen Stellen gedacht habe, warum sie noch zögert ihrem inneren Drang zu folgen, wenn ich aber ein zweites Mal hinschaue ist ein Zögern ihrerseits doch auch nachvollziehbar: Ihr Herz steht in einem Konflikt, der unmöglich ohne Verluste beizulegen ist, wie es scheint, denn jedes Mal muss sie sich zwischen Jessiah und ihrer Familie entscheiden. Sie muss entscheiden welche Liebe ihr mehr wert ist.

In einigen Teilen könnte man Jessiah als Gegenpart zu Helena sehen. New York ist ihm zutiefst verhasst und zu seiner Mutter konnte er nie ein wirkliches Verhältnis aufbauen. Einzig sein jüngerer Bruder Elijah hält ihn noch in der Stadt, nachdem Adams Tod ihn nach Hause geholt hat. Das öffentliche Leben der Upper Class ist ihm zuwider und daraus macht er auch kein Geheimnis, er hat, für sich erfolgreich, gegen das Leben in dieser „Elite“ rebelliert. Im Leben der einfachen Menschen findet er sich wieder. Durch diese Distanz ist er nur schwer emotional zu erpressen, was auch daran liegen könnte, dass er sich mit der Zeit immer mehr verschlossen hat und nach außen hin das Meiste an ihm abprallt.
Mit dem Tod seines Bruders hat er augenscheinlich schon beinahe abgeschlossen, bis er Helena kennenlernt, die unwiderruflich alte Wunden wieder aufreißt, sie wirft ihm Antworten und Fragen vor die Füße, die er nie hören wollte, die ihn jetzt aber auch nicht mehr loslassen.

Ich konnte sehr schnell mit den Figuren etwas anfangen und es fiel mir auch nicht schwer mit ihnen zu fühlen, da sie sehr lebendig beschrieben sind. Es wird mehr Wert auf das Innenleben, die inneren Konflikte der Figuren gelegt und nur hier da werden Äußerlichkeiten erwähnt. In Hinsicht auf diese Art von Charakterisierung beweist die Autorin ein Auge für das Detail und die Begabung mit Worten Mauern durchschlagen zu können. Gefühle sind sehr ausdrucksstark dargestellt und meiner Meinung nach auch die stärkeren Teile, auf die Sprache bezogen, als Teile, die sich mehr auf die Handlung konzentrieren. Allgemein folgt der Erzählstil einer klaren, etwas verspielten Sprache, passend für einen Roman des angesprochenen Genres.
Mit den ernsten Themen des Romans wird stets respektvoll umgegangen und sie werden auch nicht heruntergespielt, was der Geschichte zu einer hohen Authentizität verhilft.

In einem Leben, in dem sich alles um den Ruf der eigenen Person und der Familie dreht, in der erbittert ein Krieg zwischen Familien tobt, in einem Netz aus Lügen, Verzweiflung, Trauer und Liebe gefangen, finden zwei Menschen zueinander, die sich eigentlich bis auf‘s Blut hassen sollten. Auf der Suche nach der Wahrheit und ihrem inneren Frieden weigern sich Helena und Jessiah auf vorgezeichneten Wegen zu gehen. Aber wie lange schaffen sie das, bevor ihre Wirklichkeit sie wieder einholt?

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Veröffentlicht am 05.02.2021

Seelenverwandschaft in einer fantastischen Verkleidung

Soul Mates, Band 1: Flüstern des Lichts (Unvergessliche Romantasy von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
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Rayne weiß nicht, wie ihr geschieht, als sie unfreiwillig Zeugin des erbitterten Kampfes zwischen Licht- und Dunkelseelen wird. Und wider ihres eigenen Willens fühlt sie sich irgendwie mit dem undurchschaubaren ...

Rayne weiß nicht, wie ihr geschieht, als sie unfreiwillig Zeugin des erbitterten Kampfes zwischen Licht- und Dunkelseelen wird. Und wider ihres eigenen Willens fühlt sie sich irgendwie mit dem undurchschaubaren Colt verbunden, der immer wieder ihre Nähe sucht. Denn das Schicksal hat die beiden Seelenpartner zusammengeführt. Aber in der Welt, von der Rayne, mit ihren Fähigkeiten, nun ebenfalls ein Teil ist, droht ein Krieg auszubrechen. Für Colt ist klar, auf welcher Seite er steht, sein Platz ist bei den Lichtseelen. Aber Rayne ist noch immer unentschlossen.

Mit den Licht-, Dunkel- und Nebelseelen hat Bianca Iosivoni eine ganz eigene Art von Übernatürlichem erschaffen. Die Hintergründe dieser Erschaffung sind sehr gut ausgearbeitet und haben eine solide Grundlage. Besonders gelungen finde ich die Stelle, an der Lauren Rayne ihre Auffassung von Gut und Böse erklärt. Hier wird zum ersten Mal der Konflikt deutlich, in dem sich Rayne die ganze Zeit über befindet. Denn so genau kann man Gut und Böse nicht voneinander trennen. Diese Thematik zieht sich immer weiter durch den Roman, wird immer wieder hier und da angeschnitten: Sei es, als Rayne herausfindet, was Colt vor einiger Zeit getan hat, oder sie sich wieder von ihrem früheren Pflegevater bedroht fühlt. Die Grenzen verschwimmen für Rayne immer mehr. Sie weiß nur eines mit Sicherheit: Sie gehört zu Colt. Aber was wäre eine Seelenverwandschaft ohne Haken? Eine Prophezeiung, die niemals erfüllt werden soll, verbietet es Seelenpartnern sich emotional zu nahe zu kommen, sie dürfen einander niemals lieben. Es stellt sich später heraus, dass diese Prophezeiung noch eine wesentlich wichtigere Rolle spielt, dass sie Laurens Antrieb ist, und sie alles tun wird, um diese Prophezeiung zu erfüllen. Desweiteren finde ich es großartig, dass die Autorin es tatsächlich geschafft hat Wahrheiten einzustreuen, mit denen ich beim ersten Mal lesen niemals gerechnet hätte, und sie hat es so geschafft vom stereotypischen Kurs abzuweichen, auch wenn typische Elemente in diesem Buch hin und wieder auftauchen. Aber die unvorhergesehenen Wendungen überwiegen. Die Spannung wird zu Beginn langsam aufgebaut und hält sich mit kleinen und größeren Spannungs- und Actionkicks am Leben. Auf Seiten der Lichtseelen ist erst nicht klar, was eigentlich ihr Ziel ist, außer so viele Dunkelseelen wie möglich aus dem Weg zu räumen. Doch Lauren hingegen verfolgt von Beginn nur zwei Ziele: Die Prophezeiung erfüllen und Colt auf ihre Seite ziehen. Da mit der drastischen Wende am Ende alles so aussieht, als würde sie ihren Zielen immer näher kommen, haben die Lichtseelen im zweiten Band ziemlich sicher nur ein einziges Ziel.

Rayne und Colt, als Hauptfiguren, sind am detailliertesten ausgearbeitet und am engsten mit dem Hauptkonflikt verbunden. Von Rayne lernt man mehrere Seiten kennen: Den Bücherwurm, der am liebsten Tag und Nacht die Nase in ein Buch stecken würde, die große Schwester, die immerzu besorgt um ihre kleine Schwester Emma ist, das verängstigte Mädchen, in das sie sich verwandelt, sobald sie ihrem früheren Pflegevater über den Weg läuft, die mutige Kämpferin, die loyale Freundin, das Mädchen, das seiner Adoptivmutter auf ewig dankbar sein wird, dass sie sie aufgenommen hat und auch die zerrissene Seele, die nicht weiß, was sie nun glauben soll. Rayne ist ein unglaublich facettenreicher Charakter, der auf den ersten Blick schon fast perfekt erscheint, aber ihre Vergangenheit macht da immer einen Strich durch die Rechnung. Sie ist weit davon entfernt perfekt zu sein: Sie handelt impulsiv und die unerschütterliche Liebe zu Nora und ihrer Schwester Emma bringt sie nicht nur einmal in Gefahr. Diese Liebe und die Verbundenheit zu ihrem besten Freund Gray sind die besten Mittel, sie zu erpressen.
Colt ist jemand, der sich nach außen hin schon lange verschlossen hat, abgestumpft zu sein scheint, aber auch er hat seine Geschichte, die mehr als genug Dunkelheit bereit hält. Er glaubt, er müsse die Last der Welt auf seinen Schultern tragen und gibt sich an jedem kleinen Vorfall die Schuld. Gegenüber den Lichtseelen ist er äußerst loyal und würde seine Freunde dort vermutlich nicht einmal für Rayne aufgeben. Und das, obwohl sie die Einzige ist, die auch eine andere Seite als den unnahbaren Krieger, der er immer zu sein scheint, zu sehen bekommt. Seinen persönlichen Konflikt fechtet er mit einer Dunkelseele aus, mit der ihn seine dunkelste Erinnerung verbindet.
Als einzige Gegenspielerin ist Lauren ein äußerst starker, in sich jedoch auch gespaltener, Charakter. Als einstige Lichtseele weiß sie, wie es ist die Seiten zu wechseln, und sie kann Rayne ziemlich gut verstehen, da sie auf einem ähnlichen Weg in diese Welt geraten ist, wie sie. Ihre traurige Vergangenheit lässt mich auf der einen Seite mit ihr fühlen und ihre Taten, bis zu einem gewissen Grad, nachvollziehen, auf der anderen Seite bringen mich ihre Gerissenheit und die Skrupellosigkeit, die sie an den Tag legt dazu ihr eigenhändig den Hals umdrehen zu wollen. Sie weiß immer ganz genau, welche Knöpfe sie bei Rayne drücken muss, dass diese tut, was sie will, was nicht zuletzt auch an ihrer Fähigkeit Erinnerungen lesen zu können liegt.
William, den Anführer der Lichtseelen, kann ich nicht wirklich einschätzen. Er wirkt immer ruhig und verständnisvoll, teilweise etwas zu verständnisvoll. Aber man merkt, dass ihm die Lichtseelen sehr viel bedeuten und ich hatte bei ihm von Anfang an das Gefühl, dass er etwas, oder jemanden verloren hat.
Ich könnte jetzt noch stundenlang schreiben, was ich über die anderen mehr oder weniger wichtigen Figuren denke, aber das würde dann doch etwas zu lang werden. Nur eines sei gesagt: Sie alle erzählen ihre eigene Geschichte und fügen sich unglaublich gut in ihre jeweilige Rolle.

Was mir auch sehr gefällt sind die kleinen Andeutungen und Details, die immer wieder eingestreut werden und immer wieder Raum für Spekulationen lassen, schlussendlich oftmals sogar dazu führen, dass alles in einem ganz anderen Licht erscheint.

Geschrieben ist der Roman, wie immer, in einer hervorragenden Sprache, die einfach zu lesen ist und dennoch viel Gefühl transportiert, das bei mir auch ankommt. In dieser Geschichte steckt Herzblut, das merkt man.

Es lohnt sich auf jeden Fall für alle, die an die Seelenverwandschaft glauben und den Glauben an Magie nie verloren haben, Rayne und Colt in ihrem Kampf um Gut und Böse zu begleiten.

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