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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.10.2022

Packender Krimis mit einem Hauch True Crime

Felix Blom. Der Häftling aus Moabit
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Optisch gefällt mir das Buch auf Anhieb. Das Cover mit seinem Retrocharme wirkt ein bisschen wie das Fenster in eine vergangene Zeit. Richtig gut finde ich, dass sich die Buchdeckel aufklappen lassen und ...

Optisch gefällt mir das Buch auf Anhieb. Das Cover mit seinem Retrocharme wirkt ein bisschen wie das Fenster in eine vergangene Zeit. Richtig gut finde ich, dass sich die Buchdeckel aufklappen lassen und neben einer kurzen Autorenvorstellung auch ein Steckbrief zum Protagonisten Felix Blom zu finden ist. Das steigert meine Lust auf den Kriminalroman, der auf wahren Begebenheiten basieren soll.

Sofort auf der ersten Seite werde ich angenehm überrascht, als ich einen gedruckten Zeitungsausschnitt verfasst in altdeutscher Schrift entdecke. Ich kann ihn problemlos lesen und tauche damit direkt ins Zeitgeschehen um 1878 ab. Selbstverständlich wird der Text aus dem Ausschnitt noch einmal passend zum restlichen Schriftbild des Krimis abgedruckt, sodass ihr nicht zwingend altdeutsch beherrschen müsst, um zu wissen, was im Artikel steht.

Alex Beer nimmt mich sofort mit ihrem sehr eindrücklichen Schreibstil gefangen und erzählt atmosphärisch dicht von der damaligen Zeit in Berlin. Dabei schafft sie es mir den Lokalkolorit von Berlin im Jahr 1878 lebendig zu vermitteln und verwebt in ihren Dialogen gelegentlich auch den typischen berlinerischen Dialekt. So fällt es mir überhaupt nicht schwer, völlig abzutauchen und mich durch den interessant konzipierten Kriminalroman führen zu lassen.

Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist Felix Blom, seines Zeichens ein raffinierter und charmanter Krimineller. Bekannt ist er als der Schatten von Berlin, dem die Polizei nie etwas nachweisen konnte. Bis an einem denkwürdigen Tag etwas von ihm an einem Tatort zurückbleibt und er für drei Jahre ins Gefängnis nach Moabit kommt. Was klingt wie der Verlauf der Geschichte, ist nur der Anfang. Denn ich lerne Felix Blom kennen, als er frisch entlassen wird und vor dem Nichts steht. Mir ist der Ganove sofort sympathisch und richtig klasse fand ich, dass im Kontext zu den Handlungen hier und da bestimmte Diebstahltricks erklärt werden. Das gibt dem Buch eine richtig gute Stimmung und versetzt mich in die Lage, ein wenig mehr Einblicke ins stehlende Handwerk zu erhaschen.

Der auktoriale Erzähler lässt mich neben Felix Blom auch den Kommissaren Ernst Cronenberg und Bruno Hartling über die Schulter schauen. Hier und da darf ich auch noch andere Charaktere begleiten, aber hauptsächlich liegt der Fokus auf Felix Blom und Kommissar Cronenberg. Das verdichtet insgesamt die Erzählung spannend und sorgt dafür, dass ich einen umfassenden Blick auf die Ereignisse bekomme. Hinzu kommt ein Handlungsstrang, der drei Jahre vor den aktuellen Geschehnissen spielt und meine Spekulationen befeuert.

„Felix Blom. Der Häftling aus Moabit“ ist ein packender Kriminalroman, der sich trotz fiktiver Kernhandlung dicht an der Realität des Jahres 1878 hält. Die Rahmenbedingungen sind sauber recherchiert und bilden jene Zeit authentisch ab. Besonders die Verflechtungen der politischen Ereignisse sowie die Beschreibung der damaligen tatsächlich existierenden Orte machen dieses Buch zu etwas Besonderem.
Bis zum Schluss konnte ich den wahren Täter nicht ermitteln und Alex Beer überraschte mich gleich doppelt. Denn auf den letzten Seiten kommt noch so eine unerwartete Wendung, dass ich völlig verblüfft von der Auflösung bin.

Fazit:
Dieser Roman vereint alles, was einen fesselnden Krimi ausmacht. Authentische Rahmenbedingungen, einen ausgeklügelten Fall und sympathische sowie verschlagene Charaktere. Für mich ein gelungener Reihenauftakt und eine volle Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 17.10.2022

Eine sehr eindrückliche Romanbiografie

Dian Fossey - Die Forscherin
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Dian Fossey – ein Name, der mir anfänglich gar nichts sagte. Wer die gängigen Suchmaschinen mit diesem Namen füttert, erfährt schnell, dass sie eine US-amerikanische Zoologin und Verhaltensforscherin war, ...

Dian Fossey – ein Name, der mir anfänglich gar nichts sagte. Wer die gängigen Suchmaschinen mit diesem Namen füttert, erfährt schnell, dass sie eine US-amerikanische Zoologin und Verhaltensforscherin war, die von den meisten Mitmenschen gehasst wurde. Doch gleichzeitig ebnete sie den Weg für den so dringend benötigen Schutz von Berggorillas und schaffte es durch ihre ethologischen Studien bis dato unbekannte Einblicke in die Gorilla-Familienstrukturen mit ihrem Kommunikationsverhalten und Verhaltensweisen zu ermöglichen. Doch der Weg bis dahin war für Dian Fossey hart und verdammt steinig. Genau darauf geht dieses Buch ein.

Susanna Leonard erzählt in ihrem Roman „Dian Fossey – Die Forscherin“ von dem Leben dieser kompromisslos und stur wirkenden Persönlichkeit. Dazu verwebt sie biografisch gesicherte Stationen ihres Lebens mit Fiktion. Was hier genau real und was freierfunden ist, löst die Autorin nicht auf. Das fand ich schade, denn ich muss sagen, dass mich das Buch nachhaltig beschäftigt. Klar, viele Details kann man durchaus online nachlesen, aber sicherlich nicht alle. Die intensive Recherchearbeit ist in jeder Zeile zu spüren und macht dieses Buch zu einem besonderen Erlebnis.
Gut gefällt mir zu Beginn des Buches das Personenregister. Das erleichtert den Überblick über all die wichtigen Menschen, die in Dian Fosseys Leben einen großen Platz einnahmen. Erst am Ende des Buches findet sich eine Zeittafel über die Ereignisse und ein Glossar. Diese finde ich beide gut, hätte sie aber lieber am Anfang des Buches gehabt. So wäre der Übersicht schon zu Beginn komplett gewesen.

Der Aufbau des Buches hat mich anfänglich verwirrt. „Dian Fossey – Die Forscherin“ ist in drei Teile untergliedert. Je das erste Kapitel erzählt vom nahen Tod der Forscherin, die weiteren Kapitel teilen sich in zwei Vergangenheitsstränge auf. Der starke Erzählstrang beschäftigt sich mit dem beruflichen Werdegang von Dian Fossey, der schwächere Handlungsstrang betrachtet in chronologischer Reihenfolge ihre familiäre Situation von der Kindheit bis zur Jugend. Im Verlauf des Buches wird klar, warum der Aufbau der Erzählung so erfolgte. Nämlich immer dann, wenn Dian wieder einmal als völlig herrisch einen faden Beigeschmack beim Lesen erzeugt oder sie sich über bestimmte Dinge ausschweigt, gibt die Rückblende Erklärungsmöglichkeiten, warum sich die zähe Frau zu einer so resoluten und beinahe schon fanatischen Verfechterin für Gorillas entwickelt hat.
Überwiegend schildert der personale Erzähler die Ereignisse und mitunter auch die Emotionen Fosseys. Gelegentlich gibt es auch die Ich-Perspektive, die mich gleich noch ein Stückchen näher an Dian und ihre Lieblinge holt. Diese kurzen Momente rühren mich auf einer tieferen Ebene.

Neben einem sehr eingängigen Schreibstil und bildhaften Beschreibungen gelingt es Susanna Leonard, den damaligen Lokalkolorit der einzelnen Lebens- und Wohnstationen aus Dian Fosseys Leben authentisch und ohne Schnörkel darzustellen. Am meisten geschockt haben mich die Zustände während des blutigen kongolesischen Bürgerkrieges, in dessen Mühlwerk auch Fossey geriet. Das Grauen wird nur angedeutet und auch recht sachlich präsentiert, dennoch lief es mir kalt den Rücken hinab. Ich war entsetzt und sprachlos zu gleich. Am meisten war ich froh, dass der rote Faden in Dian Fosseys Leben wie ein kleines Irrlicht immer vor mir herschwebte: Gorillas.
Alleine schon die Beschreibung dieser sanften Riesen weckt in mir den Wunsch, sie in freier Wildbahn zu erleben, und ich kann auch Dian Fossey verstehen, warum sie so konzentriert darauf war, diese wundervollen Wesen, ihre Freunde, zu schützen.

Dian Fossey wird durch Susanna Leonard als Mensch porträtiert und nicht bloß auf ihre Tätigkeit als Forscherin oder ihres herrischen Auftretens reduziert. Stattdessen habe ich wirklich beim Lesen das Gefühl gehabt, Dian Fossey nicht nur näher gekommen zu sein, sondern entwickelte auch großes Verständnis für ihre Verhaltensweisen. Dass sie dabei nicht immer den richtigen Weg gewählt hat, geht deutlich hervor. Aber die Gründe, warum es dazu kam, werden hier sehr einfühlsam dargestellt. Der Schreibstil sorgt für ein flüssiges Lesen und leitet mich angenehm durch die Lebensstationen von Dian Fossey. Für mich ist dieses Buch ein Lesehighlight, weil hier die Verknüpfung von historischen Fakten mit leichter Fiktion äußerst gut gelungen ist. Die intensive Recherchearbeit der Autorin ist in jeder Zeile spürbar und macht diese Romanbiografie zu einem sehr greifbaren Leseerlebnis.

Fazit:
Eine sehr eindrückliche Romanbiografie, welche Dian Fossey als Mensch porträtiert und die verschiedensten Stationen ihres Lebens mit viel Feingefühl und auf historischen Fakten basierend zu einem eindrücklichen Leseerlebnis macht.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Lehrreich, interessant und unterhaltsam

Mathe Magic
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„Spannendes und kurioses aus der Welt der Zahlen“ klingt ja schon mal ganz interessant. Dementsprechend neugierig war ich, was ich dem Büchlein wohl so alles entdecken würde. Während ich so das Inhaltsverzeichnis ...

„Spannendes und kurioses aus der Welt der Zahlen“ klingt ja schon mal ganz interessant. Dementsprechend neugierig war ich, was ich dem Büchlein wohl so alles entdecken würde. Während ich so das Inhaltsverzeichnis überflog, blieb mein Blick bei der Milchmädchenrechnung hängen. Ich dachte ja immer, das sei nur ein Synonym. Doch tatsächlich gibt es sie wirklich, die Milchmädchenrechnung. Ich konnte es kaum glauben und habe mit meinen Fingern, die braucht es nämlich für diese spezielle Anwendung der Mathematik gleich mal nachgerechnet. Gut, am Anfang fand ich das etwas kniffelig, aber zum Schluss war ich verblüfft, wie einfach das geht. Und dass es verlässlich funktioniert.
Genauso wie die Rechentechnik der alten Ägypter. Addition und Subtraktion war im Grunde alles, was sie zum Rechnen beherrschten. Und dennoch konnten sie multiplizieren. Nicht so, wie wir das heute machen, aber es klappt und das nur mit Addition. Wahnsinn.
Was für eine schöne Erleichterung für mich, wo ich doch im Multiplizieren eine Null bin. Okay, im Alltag nicht ganz so nützlich, weil ich dazu doch Zettel und Stift benötige. Aber das Prinzip finde ich faszinierend.

In „Mathe Magic“ finden sich aber nicht nur verschiedenste Rechenmethoden, die uns in der Schule absolut niemand beibringen würde. Wobei ich das teilweise wirklich gut finden würde. Immerhin ginge so manches wesentlich schneller. Nein, es gibt noch viele andere spannende Themen rund um die Mathematik zu entdecken. So wird zum Beispiel das Hexeneinmaleins von Goethe unter die Lupe genommen, das Zahlengenie Rüdiger Gamm vorgestellt oder von der erotischsten und der vertracktesten Zahl erzählt.

Richtig gut gefallen hatte mir, dass es mittendrin immer lustige Denksportaufgaben und Rechenrätsel gab, die das Ganze auflockerten. Und diese hatten es manchmal ganz schön in sich und haben den Kopf ordentlich glühen lassen. Aber keine Angst, am Ende des Buches gibt es die Auflösung, falls ihr zu keinem Ergebnis kommt.

Fazit:
„Mathe Magic“ ist ein tolles Büchlein, um sich der Mathematik mal ganz anders zu nähern. Mit Witz, Charme und jede Menge erstaunlicher Methoden wird das staubige Matheimage aufpoliert. Das Buch eignet sich auch herrlich, das neuerworbene Wissen mit anderen zu teilen und deren Verblüffung zu erleben. Lehrreich, interessant und unterhaltsam. Eben echt magisch, für Groß und Klein.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Nichts für schwache Nerven

Rachesommer
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„Rachesommer“ von Andreas Gruber ist der erste Band der Walter-Pulaski-Reihe und wurde 2010 erstveröffentlicht. Mittlerweile gibt es schon relativ viele Auflagen inklusive eines neuen Coverkleidchens seit ...

„Rachesommer“ von Andreas Gruber ist der erste Band der Walter-Pulaski-Reihe und wurde 2010 erstveröffentlicht. Mittlerweile gibt es schon relativ viele Auflagen inklusive eines neuen Coverkleidchens seit 2018, damit alle Bücher der Reihe zusammenpassen. Ich persönlich mag das alte Cover ein bisschen lieber, zumal der Rettungsring tatsächlich annähernd etwas mit dem Inhalt von „Rachesommer“ zu tun hat. Beim neuen Cover fehlt mir ein bisschen die Fantasie, aber es kommt ja bekanntlich auf den Inhalt an.

Und der kann sich sehen lassen. Der Prolog machte direkt neugierig, gleich bildeten sich die ersten Fragen. Es kristallisierte sich ziemlich schnell heraus, dass „Rachesommer“ nicht nur aus verschiedenen Perspektiven die Ereignisse behandelt, sondern sich auch verschiedener Handlungsebenen bediente. Während ich mit dem Kriminaloberkommissar Walter Pulaski in deutschen psychiatrischen Kliniken ermittelte, begleitete ich Evelyn Meyers bei seltsamen Mandantenfällen. Beide Handlungsstränge hätten nicht unterschiedlicher sein können, auch wegen der beiden Protagonisten. Sie sind charakterlich verschieden, was einen schönen Kontrast ergab.
Anfänglich fiel es mir nicht so leicht, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen. Sie waren nicht so richtig greifbar. Je mehr ich aber über sie erfuhr, dienstlich wie auch privat, umso besser konnte ich sie in ihrem Verhalten und Überlegungen verstehen. Zum Schluss hatte ich Pulaski und Evelyn ins Herz geschlossen.

Die Kernthematik ist nichts für zarte Gemüter. Es geht viel um die Zerbrechlichkeit der menschlichen Psyche, die vor allem Kindern schutzlos ausgeliefert sind. Während die Morde an den wohlhabenden Männern relativ mild geschildert wurden, ist im Vergleich das Grauen aus der Vergangenheit der eigentliche Schocker. Mir ist häufig ein Schauer der Fassungslosigkeit über den Rücken gerieselt. Die Bösartigkeit mancher Menschen kennt keine Grenzen und die Konsequenzen für die Betroffenen sind lebenszerstörend. Hier gelang es Andreas Gruber auch einen richtig guten Übergang herzustellen. Während er mir auf der einen Seite einfach erklärte, wie Schutzmechanismen der menschlichen Seele funktionieren, trieb er gleichzeitig das Spiel mit der Rache im Reigen mit Recht und Unrecht auf eine moralische sowie emotionale Spitze.
Die Kombination aus Vergangenheits- und Gegenwartserzählsträngen brachte ebenso Vielfältigkeit wie auch Dynamik ins Geschehen.

Der Schreibstil war erfrischend leicht, auf den Punkt und dank relativ kurzer Kapitel zügig lesbar. Die unterschiedlichen Spannungskurven sorgten für Abwechslung und waren mit viel Authentizität angereichert.
Ich mochte „Rachesommer“, auch wenn mich einzelne Elemente an andere Geschichten von Andreas Gruber erinnerten. Dennoch gelang es ihm eine völlig authentische und unabhängige Story zu stricken, die trotz allem mit unerwarteten Wendungen aufwarten konnte und mich immer ans Geschehen fesselte. Ein bisschen fehlte mir der gewohnte actionreiche Pepp, aber als Start in eine neue Reihe fand ich den Einstieg schon super.
Besonders freue ich mich auf den nachfolgenden Band, denn ich erhoffe mir, dass ein paar persönliche Fragen, die ich mir gestellt habe, geklärt werden.

Fazit:
Mir hat der Auftakt in die Walter-Pulaski-Reihe definitiv gefallen. Das Kernthema ist nichts für schwache Nerven und das Spiel mit Recht und Unrecht ist fesselnd gelungen.

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Veröffentlicht am 14.10.2022

Reichlich heiße Szene mit kleinen, niedlich süßen Momenten

Caligula's Love
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„Caligula’s Love“ stammt aus der Feder der Mangaka Atami Michinoku und ist als Boys-Love-Einzelband erschienen. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass der Manga nicht ohne Grund eine Altersempfehlung ab 18 ...

„Caligula’s Love“ stammt aus der Feder der Mangaka Atami Michinoku und ist als Boys-Love-Einzelband erschienen. Wichtig ist hierbei zu wissen, dass der Manga nicht ohne Grund eine Altersempfehlung ab 18 Jahre hat, da die erotischen Szenen nicht nur ausgesprochen explizit, sondern auch sehr detailliert und offen gezeichnet sind. Der Fantasie bleibt dort rein gar nichts überlassen. Ich mochte das aber sehr. Die Zeichnungen sind anatomisch korrekt und durchaus erregend.
Der Erstauflage liegt auch eine schöne SNS-Card* bei. Ich brauche die zwar nicht zum glücklich sein, finde das Gimmick aber nett.

Die Story an sich ist bei „Caligula’s Love“ nicht neu, aber verdammt heiß umgesetzt worden. Der Lehrer Makoto Naruse nutzt gern den Service eines exklusiven SM-Clubs und liebt die sinnlichen Spiele mit seinem Master. Doch als er endlich die Chance bekommt, an einer namhaften Schule unterrichten zu können, kehrt er schweren Herzens dem Club den Rücken zu. Dumm nur, dass einer seiner neuen Schüler sich als sein Master entpuppt.
Die Stimmung dabei ist toll eingefangen und Atami Michinoku hat sich größte Mühe gegeben, besonders Makotos inneren Zwiespalt eingehend auszuarbeiten. Generell liegt der Fokus stark auf dem jungen Lehrer, der bemüht ist, eine Balance zwischen seinem Beruf und seinem Privatleben zu finden. Als Leserin durfte ich viel an seinen Gedanken teilhaben, und während er sich sprichwörtlich nackig machte, umgab Kiyotaka immer eine Aura der Unnahbarkeit. Er wirkte für einen Oberschüler schon extrem erwachsen, allerdings fand ich die Erklärung mit seinem familiären Umfeld als plausibel, weshalb mich dieser Umstand nicht sehr störte. Ich begleite beide Charaktere gern, allerdings ließ mich Makoto viel mehr an seinem Leben, seinen Emotionen und Gedanken teilhaben. Das erhöht natürlich die Bindung zu diesem Charakter enorm. Sympathisch waren mir jedoch beide.

Was mir jedoch am Allermeisten neben den wirklich sehr schönen Illustrationen gefallen hat, war der Umstand, dass Atami Michinoku zwar sehr ausführliche erotische Szenen umgesetzt, dabei aber nie die Besonderheit einer BDSM-Beziehung aus den Augen verloren hat. In vielen kleinen Details versteckt, teilweise im umsichtigen Verhalten Kiyotakas, wurde deutlich, wie wichtig der Vertrauensaspekt bei solch leidenschaftlichen Rollenspielen ist. Auch rutschte die Mangaka nie in Klischees ab, sondern verlieh trotz der prickelnd heißen Szenen der Story einen ansprechenden Tiefgang.
Teilweise wird auch mit Rückblenden gearbeitet, was sich aber beim Lesen sehr natürlich anfühlte.

Die Zeichnungen sind detailfreudig, sauber umgesetzt und ansprechend gestaltet. Das Setting immer passend zur aktuellen Situation mit teilweise ziemlich heiklen Orten, was gleichzeitig den Nervenkitzel mit sich brachte, ob die zwei in ihrem Tun nicht vielleicht sogar erwischt werden. Alle Charaktere sind so individuell grafisch dargestellt worden, dass ich sie spielend leicht auseinanderhalten konnte. Besonders mochte ich, dass die Figuren lebendig wirkten.
Kiyotaka fand ich am allerschönsten. Seine Aura hatte immer etwas Undurchsichtiges, Geheimnisvolles.
Makoto war aber auch schön gezeichnet und ich mochte, dass er trotz devoter Veranlagung als Lehrer eine respektvolle Figur abgab. Ich fand ihn in allen Bereichen des Mangas glaubwürdig dargestellt.
Bei den erotischen Szenen ging es hauptsächlich um Dominanz und Unterwerfung, wobei der SM-Anteil so minimal ist, dass es sich eher um eine softere Version handelt. Für mich war es stimmig.

„Caligula’s Love“ gehört mit seinen rund 274 Seiten zu den ausführlicheren und dickeren Mangas, was auch der Story eindeutig zu Gute kam. Besonders angenehm empfand ich es, dass die Geschichte um Makoto und Kiyotaka ohne große Dramen auskam, dafür reichlich heiße Szenen hatte und auch mit kleinen, niedlich süßen Momenten überzeugen konnte.
Mir hat der Manga richtig gut gefallen.

Fazit:
„Caligula’s Love“ bietet eine sehr detailfreudige Boy-Love-Story, die durch ihre eindeutigen erotischen Szenen für viel Prickeln sorgt. Süße Augenblicke und wenig Drama runden diesen Manga perfekt ab. Für Liebhaber des Genres oder wer gern mal was Neues wagen mag, eine volle Leseempfehlung!

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