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Veröffentlicht am 06.09.2023

Ungewöhnliche Gemeinschaft während des Lockdowns

The Marmalade Diaries
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Zum Inhalt:
London. Der 30-jährige Ben, Journalist und Autor, zieht im Oktober 2020 bei der 85-jährigen Winnie Carter ein. Als Gegenleistung hat er ein Auge auf sie und unterstützt sie bei alltäglichen ...

Zum Inhalt:
London. Der 30-jährige Ben, Journalist und Autor, zieht im Oktober 2020 bei der 85-jährigen Winnie Carter ein. Als Gegenleistung hat er ein Auge auf sie und unterstützt sie bei alltäglichen Arbeiten. Sie können sich nicht lange aneinander gewöhnen, als 10 Tage danach der Lockdown verhängt wird. Ein Jahr lang müssen nun Ben und Winnie miteinander auskommen und haben so die Möglichkeit voneinander zu lernen und sich auszutauschen, ob bei Toast mit selbstgemachter Orangenmarmelade, der täglichen Lektüre der Times oder beim gemeinsamen Gucken von The Crown.

Meine Meinung:
Dies ist das erste Buch, das ich mit dem Thema der weltweiten Pandemie und den Lockdown gelesen habe. Neugierig war ich deshalb auf dieses Buch, da ein Zusammenleben während des Lockdowns zwischen Familien schon schwierig werden kann, doch wie ist es, wenn zwei völlig fremde Menschen und dazu mit einem großen Altersunterschied in diese Lage kommen? Der Fokus liegt hier auf das reale, tägliche Zusammenleben der 85-jährigen Winnie und dem 30-jährigen Ben, während der Zeit vom Oktober 2020 bis Sommer 2021. Zwangsläufig bauen die Beiden eine enge Beziehung zueinander auf und es entwickelt sich eine außergewöhnliche Kameradschaft. Der Autor berichtet in Form eines Tagebuchs, wie sie sich langsam an die sich plötzlich veränderten Lebensumstände anpassen und wie sie mit ihrem Generationsunterschied klarkommen. Unterbrochen wird dies von Rückblicken in Winnies Vergangenheit, einem interessanten und bewegten Leben über das ich gerne mehr gelesen hätte. Trotz ihrer etwas ruppigen Art ist sie auf einer gewissen Weise liebenswert. Der Schreibstil ist flüssig und warmherzig, die Dialoge sind frech, liebevoll und skurril.

Fazit:
Ein Pandemie-Tagebuch über eine außergewöhnliche Kameradschaft, warmherzig und mit spitzzüngigen Dialogen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.03.2023

Wenn Geheimnisse krank machen

Die Nacht der Lichter - Die Sommerschwestern
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Inhalt:
Die vier Sommerschwestern treffen, auf Helens Einladung hin, in der Villa Vlinder im holländischen Bergen an der Nordsee aufeinander. Dies war vor 20 Jahren ihr letzter Urlaubsort als Familie, ...

Inhalt:
Die vier Sommerschwestern treffen, auf Helens Einladung hin, in der Villa Vlinder im holländischen Bergen an der Nordsee aufeinander. Dies war vor 20 Jahren ihr letzter Urlaubsort als Familie, denn in einer Sturmnacht fand ihr Vater dort seinen Tod. Helen plagt noch immer die Frage, was damals wirklich passiert ist und hofft nun auf neue Erkenntnisse und ein näherkommen der Schwestern. Ihre Schwestern jedoch schweigen, verheimlichen etwas oder ignorieren Helens Versuche, Licht in das damalige Geschehen zu bringen. Es wird immer klarer, dass Helens Schwestern etwas verschweigen.

Meine Meinung:
Dies ist der 2. Teil der Sommerschwestern und ich muss gestehen ich kenne den 1. Teil aus der Feder von Monika Peetz nicht. Das Cover mit der Rückenansicht der Frau in ihrem sonnengelben Kleid, wie sie auf das Meer schaut, hat mich magisch angezogen. Da wäre zunächst Helen, die nach der erneuten Hochzeit ihrer Mutter, die viele Fragen zum Tod ihres Vaters quälen und Licht in das Dunkel bringen will. Ich verstehe sie aus vollem Herzen, denn nur wer weiß, was wirklich passiert ist, kann alles aufarbeiten. Yella, die Mutter zweier Jungen, ist die Ausgleichende und möchte die Vergangenheit ruhen lassen, denn sie hatte einst ihrem Vater ein Versprechen gegeben. Amelie, Helens Zwillingsschwester, versucht einen Platz in ihrem Leben zu finden und ihrem verstorbenen Vater auf ganz besondere Weise nahe zu sein. Und Doro, die heißgeliebte Tochter ihrer Mutter, die ein erfolgreiches Atelier für Bühnenkostüme hat, wälzt gerne die Schuld auf andere ab wenn etwas schiefläuft. Alle wurden sehr gut ausgearbeitet in ihrer Art, ihrer Lebensweise und ihren Charakteren und realistisch dargestellt. Die Mutter empfand ich nur als egoistisch, wie sie immer wieder ihre Töchter unter Druck setzt und gegenseitig ausspielt. Doro erlebte ich ebenfalls als eine furchtbare Person. Helen hat mir richtig leidgetan in ihrem Bemühen ihren Schwestern wieder näherzukommen und zu erfahren, was wirklich damals passiert ist. Teilweise fand ich die ganze Situation der Schwestern doch recht bedrückend. Durch die mangelnde Kommunikation der Schwestern, hat jede leider allein mit ihren Dämonen zu kämpfen. Je näher es auf die Nacht der Lichter zugeht, umso mehr wird offenbart, aber letztendlich nicht, was sich Helen so sehr gewünscht hat. Deshalb bleibt nur auf den nächsten Teil zu warten, um vielleicht zu erfahren, was Herrn Thalberg in der Sturmnacht veranlasst hat, das Haus zu verlassen.

Fazit:
Keine leichte Sommerlektüre, sondern ein ernsthaftes und bedrückendes Buch über eine Familie die mit ihren Dämonen zu kämpfen hat.

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  • Cover
  • Erzählstil
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  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.02.2023

Die suche nach den Wurzeln

Als Großmutter im Regen tanzte
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Zum Inhalt:
Juni kehrt auf die kleine norwegische Insel und in das Haus ihrer Großeltern und ihrer Kindheit zurück. Nach dem Tod ihrer Mutter Lilla, die inzwischen das Haus bewohnte, muss Juni sich nun ...

Zum Inhalt:
Juni kehrt auf die kleine norwegische Insel und in das Haus ihrer Großeltern und ihrer Kindheit zurück. Nach dem Tod ihrer Mutter Lilla, die inzwischen das Haus bewohnte, muss Juni sich nun um das Haus kümmern.
Juni hatte eigentlich eine behütete Kindheit bei ihren Großeltern, nur die Spannungen zwischen ihrer Mutter und ihrer Großmutter konnte sie nie verstehen. Als sie auf die Insel zurückkehrt, verkriecht sie sich vor ihrem Mann und muss sich über ihre Zukunft klarwerden, zusätzlich leidet sie darunter, dass Lilla ihr nie etwas über ihren Vater erzählt hat. Als sie den Nachlass durchgeht, in der Hoffnung etwas über ihren Vater zu finden, stößt sie auf ein Foto, dass ihre Großmutter Tekla mit einem deutschen Soldaten zeigt. Juni fragt sich, ob ihre Großmutter Geheimnisse hatte, die das Verhältnis zwischen Tekla und Lilla stark beeinträchtigten. Ihre Neugier ist geweckt und sie beginnt mit Hilfe ihres Nachbarn in der Vergangenheit nach ihren Wurzeln zu suchen, dabei führen ihre Recherchen nach Deutschland und Juni erfährt, was für ein tragisches Schicksal ihre Großmutter erleiden musste.

Meine Meinung:
Der Klapptext hat mich auf das Buch neugierig gemacht. Die Autorin erzählt in einem, manchmal recht nüchternen Schreibstil, abwechselnd in zwei Zeitebenen und den beiden Protagonistinnen Tekla und Juni, Lilla bleibt nur eine Randfigur. Leider wurden die Wechsel nicht angekündigt und so stoppte der Lesefluss, da ich erst überlegen musste, mit wem es jetzt gerade weitergeht. Nach einer Gewöhnungsphase funktionierte es jedoch problemlos. Trude Teige vermittelt mit diesem fiktiven Roman und ihrer Protagonistin Tekla, wie norwegische Frauen behandelt wurden, die mit einem deutschen Soldaten eine Beziehung eingingen, was damals in der Ostdeutschen Stadt Demmin passierte sowie den Hunger in den Städten und die Taten einiger Besatzer. Diese Rückblicke in Teklas Vergangenheit waren für mich besonders interessant, denn ich bin der Meinung, selbst wenn es eine fiktive Geschichte ist, sollte man nie vergessen welches Leid und welche Auswirkungen ein Krieg auf die Menschen bis in die 2./3. Generation hat. Tekla suchte ihren Weg mit dem Ganzen zurecht zu kommen, indem sie im Regen tanzte. Juni wiederum will ihre Wurzeln kennen, entdeckt auch sehr vieles, jedoch nur der Leser erfährt letztendlich die ganze Wahrheit.
Die Geschichte ist teilweise sehr berührend, doch die Protagonistinnen konnten mich emotional nicht für sich gewinnen.

Fazit:
Eine Nachkriegsgeschichte und die tragischen Auswirkungen des Krieges, leider manchmal etwas zu nüchtern erzählt.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2022

Die Chance der Abgehängten

Weltfrieden
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Zum Inhalt:
Als kurz nach der Wende die Königswerder Chemiewerke die Tore schließen, scheint es für die Laborassistentin Erika und ihren Herrmann keine Zukunft mehr zu geben. Doch als immer mehr Berliner ...

Zum Inhalt:
Als kurz nach der Wende die Königswerder Chemiewerke die Tore schließen, scheint es für die Laborassistentin Erika und ihren Herrmann keine Zukunft mehr zu geben. Doch als immer mehr Berliner ihre Ferienvillen an ihren See kaufen und bauen, wittert Erika ihre Chance und zusammen mit ihrem Mann übernimmt sie für die Grundstücke die Hausmeister- und Putzarbeiten. Eines Tages jedoch werden sie gefragt, ob sie für das Grundstück, auf dem der ehemalige Betriebskindergarten „Weltfrieden“ steht, aufräumen, da der jetzige Besitzer es anderweitig verkaufen will. Die Grünings werden zurück in ihre Vergangenheit versetzt und zusammen mit ihren ehemaligen Kollegen machen sie eine Entdeckung, die an die damalige Abwicklung des Chemiewerkes Zweifel aufkommen lässt. Während sie noch überlegen, was sie mit ihrem neuen Wissen anfangen sollen, fällt der Eigentümer des Grundstücks und damaliger Abwickler bei Nacht in seine eigene Grube und somit in die Hände der Grünings und ihren Kollegen. Kommt nun die Rache der Abgehängten?

Meine Meinung:
Der Titel und das Cover haben meine Aufmerksamkeit geweckt. Der Schreibstil ist schon mal flüssig und das Buch umfasst 224 Seiten, die recht schnell gelesen sind. Die kurzen Kapitel wechseln sich ab, zwischen den Protagonisten Erika und Herrmann, ihrer Tochter Kiki in Berlin, sowie den Grundstücksbesitzer Sascha Behrends, der so einigen Dreck am Stecken hat sowie gelegentliche Rückblicke in die Vergangenheit. Ich tauche ein in einen Ort, in dem sich nach der Wende für die Bewohner so einiges geändert hat und ein Stück deutsche Geschichte charmant, aber auch bedrückend erzählt wird. Die Hauptprotagonisten sind Erika und Herrmann Grüning, die sich ihr Leben neu eingerichtet haben und damit zufrieden sind. Einziger Wermutstropfen, ihre Tochter Kiki hat sich nach Beendigung der Schule sofort nach Berlin auf und davon gemacht. Niemand kennt den wahren Grund, warum Kiki davon gerannt ist und sie läuft noch immer davon. Erika, Herrmann und ihre Kollegen hadern noch immer mit dem Schicksal der Schließung der Fabrik, die für sie schließlich mit ihren Mitarbeitern wie eine Familie für sie war. Was mich erschüttert hat, war nicht nur das Gefühl des Abgehängt seins nach der Wende, die die einzelnen Protagonisten vermitteln, sondern auch, dass Erika und Co. vorher schon ohne Murren Experimente an sich akzeptiert haben. Die Schriftstellerin verpackt so einige Themen in dieser Geschichte, die realistisch anhand ihrer Protagonisten dargestellt wurden. Leider fand ich keinen richtigen Draht zu den Figuren und der Story, die ab und zu auch etwas Spannung vertragen hätte.

Fazit:
Eine unterhaltsame Erzählung über ein Stück deutsche Geschichte.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Cold Case für Andrea Oliver

Die Vergessene
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Zum Inhalt:
Andrea Oliver hat ihre Prüfung zum US-Marshal bestanden und wird als Personenschützerin der Bundesrichterin Vaughn eingesetzt. Allerdings soll Andrea inoffiziell herausfinden, wer vor 40 Jahren ...

Zum Inhalt:
Andrea Oliver hat ihre Prüfung zum US-Marshal bestanden und wird als Personenschützerin der Bundesrichterin Vaughn eingesetzt. Allerdings soll Andrea inoffiziell herausfinden, wer vor 40 Jahren den Mord an Emily Vaughn, der Tochter der Richterin, begangen hat. Es besteht der begründete Verdacht, dass Andreas leiblicher Vater, der sich im Gefängnis befindet und schon bald entlassen werden könnte, dahintersteckt. Keine leichte Aufgabe für Andrea, die mit dem Bösen in der Kleinstadt Longbill Beach konfrontiert wird.

Meine Meinung:
Die Geschichte wird in zwei Zeitebenen in abwechselnden Kapitel erzählt. Zunächst und dann im Wechsel aus der Sicht von Emily, was sich 1982 in ihrem Leben zugetragen hat und der Gegenwart, in der Andrea versucht herauszufinden, was damals wirklich geschehen ist. Die Passagen der Vergangenheit um Emily waren sehr berührend, machten mich aber auch wütend und haben mich insgesamt mehr interessiert als die Gegenwart um Andrea Oliver. Zwar hat Andrea Oliver inzwischen die Ausbildung zum US-Marshal bewältigt, doch kam sie mir am Anfang mehr wie ein junges, unerfahrenes, unsicheres Mädchen statt wie eine erwachsene, selbstbewusste Frau vor. Die offizielle und die inoffizielle Aufgabe, die Andrea erledigen soll, spielen sich innerhalb einer kurzen Zeitspanne ohne viel Hochspannung ab, allerdings wurde die Neugier durch die abwechselnden Kapitel gehalten. Teilweise empfand ich das Buch auch etwas langatmig und die Szenen der Gegenwart hätten ruhig etwas kürzer ausfallen können. Obwohl die Spuren immer wieder auf bestimmte Personen gelenkt wurden, hatte ich ziemlich schnell einen bestimmten Verdacht, wer in Wirklichkeit Emily getötet hat, und dieser hat sich auch am Ende bestätigt. 3,5 von 5 Sternen

Fazit:
Ein unterhaltsamer und interessanter Krimi, dem es aber an durchgehender Spannung fehlt.

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