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Veröffentlicht am 08.07.2017

Die Schlafenden im Berg

Was die Spiegel wissen (Raven Boys 3)
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Achtung, das hier ist Band 3, könnte Spoiler zu den ersten beiden Büchern enthalten: Es wird Herbst in Henrietta, und das bedeutet, dass Blue und die Raven Boys wieder zur Schule gehen müssen und weniger ...

Achtung, das hier ist Band 3, könnte Spoiler zu den ersten beiden Büchern enthalten: Es wird Herbst in Henrietta, und das bedeutet, dass Blue und die Raven Boys wieder zur Schule gehen müssen und weniger Zeit haben, nach Glendower, dem mystischen König, zu suchen. Und doch lässt er sie nicht los, Gansey lässt sogar seinen alten Mentor aus England einfliegen, um mit ihm über die Ley-Linien und den König zu reden. Adam bekommt eine beunruhigende Vision: Drei Schlafende gibt es unter der Erde: einen soll man wecken, einer darf auf keinen Fall geweckt werden, und einer dazwischen. Was bedeutet das? Und dann verschwindet auch noch Maura, Blues Mutter.

Wenn man Stiefvaters Raven Boys liest, hat man das Gefühl, sich in einem Traum zu befinden. Obwohl man die meiste Zeit nicht genau durchblickt, was gerade warum passiert, sind sowohl der Schreibstil als auch die Personen so genial, auch was ihre Entwicklung betrifft, dass man sich unmöglich lösen kann. Es passieren extrem viel mystische Sachen, und doch hat man das Gefühl, stets im Jetzt und Hier zu sein und mit beiden Beinen fest auf dem Boden zu stehen. Die Leute, die auftauchen, sind alle so krass, nicht einmal Nebenfiguren sind nur Schall und Rauch, sondern sie haben alle irgendwie Substanz und Bedeutung. Abzug gibt's eigentlich nur, weil bei allem Magischen und Fantastischen, das passiert, mir ausgerechnet der Erzählstrang um Colin Greenmantle total unglaubwürdig vorkam, und ich auch nicht weiß, wie es Ronan aus der Höhle geschafft hat. Ansonsten kann ich nur sagen, dass es sich hier um eine absolut geniale Jugendbuchreihe handelt, und ich jetzt auf der Stelle den letzten Band lesen will.

Veröffentlicht am 29.06.2017

Mindfuck

Chosen 2: Das Erwachen
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Emma ist zurück am Eliteinternat und alles, was sie dachte und glaubte, ist auf den Kopf gestellt. Durch den Kampf an Silvester hat sie alles verloren: ihren Vater, Aidan, den sie noch immer liebt - obwohl ...

Emma ist zurück am Eliteinternat und alles, was sie dachte und glaubte, ist auf den Kopf gestellt. Durch den Kampf an Silvester hat sie alles verloren: ihren Vater, Aidan, den sie noch immer liebt - obwohl er der Mörder ihres Vaters ist. Und obwohl sich Farran, der Schulleiter und ihr Mentor, hinter sie stellt, wird sie gemobbt, doch das ist noch das Geringste ihrer Probleme. Etwas scheint mit ihren Gefühlen nicht zu stimmen, und das ist für einen Emotionentaucher mehr als verwirrend. Immer wieder kommt sie dahinter, dass nichts so ist, wie es scheint, dass Farran ihr einesteils die Welt zu Füßen legt, sie aber andererseits belügt. Und dann erfährt sie etwas über Aidan und ihren Vater. In New York wird sich schließlich nicht nur ihr Schicksal, sondern das aller Raben und Falken entscheiden ... sie muss nur wissen, wem sie mehr trauen kann: ihrem Verstand oder ihrem Gefühl.

Diese Dilogie war mal was echt Anspruchsvolles im Jugendbuchbereich, und die Autorin hat es gut geschafft, sich in diesem zweiten Teil noch zu steigern. Lag der Fokus im ersten Teil noch ziemlich auf dem Liebesgedöns(fast)dreieck, wenn auch angenehm dezent für dieses Genre, so hat sie hier einfach mal die Fesseln der Konventionen gelöst und drauflos fabuliert. Und das macht Spaß, denn das Mindfucking beginnt und endet nicht allein bei Emma, auch wir Leser werden wieder und wieder von den Ereignissen überrascht. Obwohl wir eigentlich wissen, was wirklich passiert ist (oder es glauben), so kann Farran mit seiner Art auch wirklich überzeugend rüberkommen. Er ist ein Meister im Aussprechen von Wahrheiten, die keine sind und mir hat gefallen, dass die Antagonisten nicht nur schwarz-weiß böse sind, ihre Motivationen sind schon ein wenig ausgefeilter als "ha, ich mach's, weil ich's kann". Das Ende mochte ich nicht sonderlich, es war ein wenig konstruiert á la Na, wie bringe ich das Ganze jetzt zu einem endgültigen Abschluss?, aber im Großen und Ganzen ist das richtig gute, teilweise harte Jugendfantasy, die sich lohnt.

Eine Warnung möchte ich jedoch aussprechen: Wer mit mehr als drei Protagonisten überfordert ist, sollte die Finger weglassen. Zu viele Leute spielen eine Rolle und es gibt komplexe Hintergründe, die erfasst werden wollen. Nichts für euch, Prinzessinnen, sorry.

Veröffentlicht am 18.06.2017

Ein feines, böses Buch

Geständnisse
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In einer Mittelschule in Japan stirbt ein kleines Mädchen - ertrunken, ein Unfall, sagt die Polizei. Es handelt sich um die Tochter der Lehrerin Moriguchi, welche am letzten Tag des Semesters verkündet, ...

In einer Mittelschule in Japan stirbt ein kleines Mädchen - ertrunken, ein Unfall, sagt die Polizei. Es handelt sich um die Tochter der Lehrerin Moriguchi, welche am letzten Tag des Semesters verkündet, dass sie aufhört, kündigt. Was sie dann noch sagt, schlägt ein wie eine Bombe. Der Tod ihrer Tochter sei Mord gewesen und zwei Schüler der Klasse wären schuld an ihrem Tod. Wie kann ein Mensch mit diesem Wissen leben? Was tun Moriguchi, die Mörder, die Klassenkameraden, die Eltern?

Mir ist dieses Buch vorher nie aufgefallen, es befand sich in dem Bücherpaket, das ich bei wld gewonnen hatte. Doch ich kann sagen, dass es mich beeindruckt hat. Die Art, indirekt auf die Ereignisse einzugehen und sowohl die Lehrerin, die Mörder, Mitschüler, eine Mutter des Mörders und dessen Schwester zu Wort kommen zu lassen, hat was extrem Intensives. Anfangs dachte ich, dass mir wahrscheinlich die japanische Lebensweise alles schwerer zu verstehen machen würde, aber dem war nicht so. Eigentlich sind diese Menschen nicht anders als wir, höchstens ... ein kleines bisschen böser. Zumindest in diesem Buch. Der Druck, der auf jedem dort lastet, sucht sich Ventile, und bei manchem führen sie dazu, sämtliche Grenzen von Gut und Böse zu überschreiten, einfach um zu wissen, dass sie selbst leben, um sich selbst besser zu fühlen. Fast wie eine Art Kammerspiel führt es den Leser in die Gedankenwelt der Mitwirkenden und hinterlässt am Ende Erschütterung und Ratlosigkeit.

Veröffentlicht am 15.10.2024

Magiekuss

Nightbirds, Band 1: Der Kuss der Nachtigall (Epische Romantasy)
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In Simta ist Magie verboten, deshalb leben Matilde, Sayer und Aesa gefährlich. Tagsüber sind sie die wohlbehüteten Töchter und Mündel einflussreicher Familien, nachts jedoch ... arbeiten sie als Nightbirds. ...

In Simta ist Magie verboten, deshalb leben Matilde, Sayer und Aesa gefährlich. Tagsüber sind sie die wohlbehüteten Töchter und Mündel einflussreicher Familien, nachts jedoch ... arbeiten sie als Nightbirds. Sie verkaufen ihre in ihnen schlummernde Magie mit einem Kuss. Doch als der Einfluss religiöser Fanatiker und machthungriger Politiker größer wird und die Mädchen auch nicht immer so diskret sind, wie es ihnen eingebläut wird, kommt es zu einer Katastrophe. Die Fanatiker eröffnen die Jagd auf sie, während einige Politiker sie nur unter der Bedingung beschützen wollen, dass sie ihnen zu Diensten stehen. Doch die Nightbirds - und viele weitere Mädchen und Frauen aus allen Gesellschaftsschichten - erkennen nach und nach ihre wahre Stärke und Macht; aber wenn man Menschen hat, die man liebt, ist man immer erpressbar.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich in dem Buch drin war, denn anfangs ging mir genau das gegen den Strich, was Matildes Tränkefreund anprangert: Dass sie ihre Gabe nur den Reichen schenken und sich damit quasi prostituieren. Doch schnell entwickeln sich alle drei Mädchen, die wirklich sehr unterschiedliche Charaktere haben, weiter und ich finde es mega, wie sehr die Gier, der Fanatismus und der Machtwillen der meist männlichen Gegenspieler hier herausgearbeitet wird und das Buch damit ab einem gewissen Punkt nicht nur sehr spannend wird, sondern regelrecht feministisch. Der Zusammenhalt, der zwischen den Frauen und Mädchen entsteht, ihr Mut, die Freundschaft/Liebe zwischen ihnen hat mich beeindruckt. Gut gefiel mir auch, dass die Männer, die ihnen halfen, es aus Freundschaft heraus und der richtigen Einstellung zum Leben taten, nicht, weil sie die Jungfrauen in Not waren, die ohne ihre Männer aufgeschmissen wären. Alles in allem ein wirklich spannendes Konzept; mal sehen, ob der zweite Band da mithalten kann.

Veröffentlicht am 04.10.2024

Crucible

The Games Gods Play – Schattenverführt
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In einer modernen Welt, in der die Götter trotzdem sehr präsent sind, werden alle hundert Jahre tödliche Spiele durchgeführt, bei denen menschliche Champions für ihre Götter darum kämpfen, wer von denen ...

In einer modernen Welt, in der die Götter trotzdem sehr präsent sind, werden alle hundert Jahre tödliche Spiele durchgeführt, bei denen menschliche Champions für ihre Götter darum kämpfen, wer von denen zum König wird. Lyra, die seit ihrem dritten Lebensjahr zur Diebesgilde gehört, rechnet nicht damit, auserwählt zu werden. Dennoch passiert nicht nur das, sondern ausgerechnet auch noch durch Hades, der einzige Gott, der eigentlich nie teilnimmt. Doch Hades hat seine Gründe und je mehr die Spiele fortschreiten, desto mehr bricht er auch die Regeln - doch tut er das für seine Ziele oder doch um Lyras Willen? Für sie steht bald schon mehr als nur das blanke Überleben auf dem Spiel, denn der düstere Gott hat sich längst in ihr Herz geschlichen.

Zum Glück ist das keine klassische Romantasy, bei der die Heldin sofort den Verstand verliert, nur weil der Held so mega sexy ist (und in dem Fall ist er das natürlich, weil Götter nun mal nicht alt und hässlich sind, egal was Marvel euch über Odin erzählt). Allerdings ist Enemies-to-lovers sowie Slow Burn ein bisschen weit hergeholt, denn die beiden fahren quasi von Minute eins, in der sie sich kennenlernen, aufeinander ab und Feinde sind sie auch nicht. Trotzdem ist das Buch trotz seiner 700 Seiten angenehm zu lesen. Der Schreibstil ist flüssig, Lyra hat ein schnoddrig-lässiges Mundwerk ohne Filter und sie lässt sich auch von Göttern nicht sonderlich einschüchtern. Bei Hades hätte ich mir ein paar mehr Ecken und Kanten gewünscht (nicht nur was das Aussehen betrifft), aber er ist wenigstens keine red flag und darüber bin ich in Verbindung mit Hunger-Games-Vibes und griechischer Mythologie schon mehr als glücklich. Die kurzen Kapitel halten das Tempo hoch, sodass auch in den ruhigeren Passagen keine Langeweile aufkommt und das Ende verspricht gute Action im nächsten Band.