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Veröffentlicht am 26.11.2022

Ein Auftragskiller wider Willen

Monsieur le Comte und die Kunst des Tötens
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Als Tatort-Kommissar Paul Brix jagt der Schauspieler Wolfram Koch Verbrecher in Frankfurt und Umgebung. Als Sprecher in Pierre Martins Hörbuch "Monsieur Le Comte und die Kunst des Tötens" tauscht er die ...

Als Tatort-Kommissar Paul Brix jagt der Schauspieler Wolfram Koch Verbrecher in Frankfurt und Umgebung. Als Sprecher in Pierre Martins Hörbuch "Monsieur Le Comte und die Kunst des Tötens" tauscht er die Rolle. Denn Lucien Comte de Charcarasse, der Protagonist dieses Cozy Krimis, ist von Kind an zum Assasinen ausgebildet worden, sprich zum Auftragsmörder, ganz wie es der glorreichen Familientradition entspricht. Durch die Jahrhunderte hinweg töteten die de Chacassanes für Könige und Päpste, auch die de Medici gehörten laut der diskret gepflegten Familienlegende zu den Auftraggebern.

Nur Lucien ist irgendwie aus der Art geschlagen, denn er kurvt lieber auf seiner Vespa die Cote Azur entlang, betreibt ein klienes Restaurant und ist überhaupt den schönen Dingen des Lebens zugetan. Geld ist schließlich kein Problem.

Doch dann holt die Familienpflicht auch Lucien ein: Sein Vater wird bei einem gescheiterten Arbeitseinsatz angeschossen und schwer verletzt. Auf dem Sterbebett nimmt er Lucien das Versprechen ab, die Familientradition fortzusetzen. Noblesse oblige - Lucien kann sei Wort nicht brechen. Eher unwillig lässt er sich von seinem nicht sonderlich sympathischen Onkel Edmonde in die Arbeitsteilung der Familie einweisen - Edmonde ist für die finanziell-organisatorische Abwicklung mit den Auftraggebern zuständig, Lucie für den eher praktischen Teil. Eine weitere Erkenntnis, an die sich Lucien erst gewöhnen muss, ist die Rolle der eleganten Francine, die für seinen Vater offenbar nicht nur Privatsekretärin war. Das sind ziemlich viele neuer Erkenntnisse auf einmal für den unfreiwilligen Assasinen.

Zu Luciens großem Bedauern dauert es nicht lange, bis der erste Auftrag kommt. Und obwohl der Comte alles tut, um seinen Auftrag nicht zu erfüllen, endet es mit einem Toten. Für die Zukunft muss sich Lucien einiges einfallen lassen, um nicht schuldig am Tod anderer Menschen zu werden. Ganz nebenbei entwickelt er detektivischen Spürsinn, der nicht nur für die Aufklärung der Hintergründe seiner Aufträge von Bedeutung ist. Die Fähigekeiten, die Lucien seit seiner Kindheit erlernt hat, stellen sich dann doch noch als recht praktisch heraus. Denn als er den Tod seines Vaters aufklären will. gerät er in gefährliche Situationen.

Die Abenteuer des Comte sind unterhaltsam geschrieben und werden von Koch mit spürbarem Vergnügen eingesprochen. Gutes Essen und savoir vivre sowie ein bißchen amour gehören auf jeden Fall auch dazu. Laut Verlagsangaben soll es weitere Abenteuer des Comte geben - das ist eine gute Nachricht. Dieser Südfrankreich-Krimi dürfte allen gefallen, die entspannende südliche atmosphäre mehr schätzen als allzu blutrünstige Schilderungen. Auch Nebenfiguren wie Haushälterin Rosalie und der nicht gänzlich korruptionsfreie Gendarm unterstreichen die heitere Note des Romans.

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Integrationsdebatten und Alltag

Zusammenwachsen
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Wenn es um die Debatten zu Integration, Assimilierung, Tradition und Eigenständigkeit, Mehrheits- und Parallemgesellschaften geht, kann Musa Deli zweifellos mitreden - zum einen hat er als Sohn türkischer ...

Wenn es um die Debatten zu Integration, Assimilierung, Tradition und Eigenständigkeit, Mehrheits- und Parallemgesellschaften geht, kann Musa Deli zweifellos mitreden - zum einen hat er als Sohn türkischer Migranten, der selbst erst nach Jahren den Eltern nachgezogen ist, viel praktische Lebenserfahrung. Zum anderen kennt er als Leiter des Kölner Gesundheitszentrum für Migrantinnen und Migranten viele Probleme, Reibungspunkte und gegenseitige Missverständnisse aus dem Arbeitsalltag.

Sein Buch "Zusammenwachsen" ist nicht nur ein Plädoyer für gegenseitige Akezeptanz und Dialog, es macht aich deutlich, dass es eben nicht "DEN Migranten" gibt - und dies, obwohl er sich ganz überwiegen auf die türkeistämmige Community stützt. Eine Vielzahl von anderen Gruppen mit ihren jeweiligen Heruasforderungen, Problemen und Besonderheiten ist da noch gar nicht berücksichtigt.

Doch auch die türkische Commuity ist schließlich nicht homogen und nicht so, wie es aus der Perspektive von Stammtischdiskussionen oder soziologischen Hauptseminaren ausehen mag. Deli zeichnet auf, was die erste, zweite und dritte Generation von Migranten unterscheidet, berichtet von Kofferkindern und Heiratsmigration, von Lebensverhältnissen, demütigenden Erfahrungne, von Stolz und Diskriminierung, aber auch vom Verharren in Isolation, sozialem Druck innerhalb der Community und der wachsenden Entfremdung von der "Heimat", die die "Almansi" oder Deutschtürken machen.

Manchmal gerät allerdings auch bei Deli der Blick nicht über den Tellerrand. Die soziale Frage wird (wieder einmal, das fällt mir in Texten zu Migration immer wieder auf) ausgeklammert. Diskriminierung auf dem Wohmumgsmarkt, in der Schule, ungleiche Bildungschancen - das betrifft eben nicht nur Menschen mit einer Migrationsgeschichte. Und umgekehrt flieht nicht jeder Migrant aus der Armut, sondern kommt als Doktorand, Unternehmer, Spezialist usw durchaus mit ganz anderen Erfahrungen, Hintergründen und Perspektiven als diejenigen, die einst als "Gastarbeiter" aus entlegenen Orten in Anatolien geholt wurden.

Veröffentlicht am 01.11.2022

Schuld, Lügen und Wahrheitssuche

Unschuld
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Mit seinem neuen Roman "Unschuld" hat sich Takis Würger weg von Semidokumentarischem und historischen Stoffen bewegt - und das ist gut so. Denn auch wenn der Plot sich relativ vorhersehbar bewegt und ...

Mit seinem neuen Roman "Unschuld" hat sich Takis Würger weg von Semidokumentarischem und historischen Stoffen bewegt - und das ist gut so. Denn auch wenn der Plot sich relativ vorhersehbar bewegt und sich die Überraschungsmomente in Grenzen halten, ist die Geshichte über eine junge Frau, die versucht, ihren Vater aus der Todeszelle zu retten und den Mordverdacht gegen ihn zu entkräften, durchaus unterhaltsam.

Allerdings sind die Protagonisten durch möglichs klaffende Gegensätze doch recht plakativ geraten - hier Molly, die junge Frau aus dem Wohnwagenpark einer amerikanischen Kleinstadt, die schon mit ihrem Namen Rosedale für die Dominanz einer Unternehmerfamilie steht, da eben jene Familie, die ein Beweis dafür ist, dass Reichtum und Einfluss auch nicht glücklich machen.

Mollys Vater sitzt in der Todeszelle, und die Zeit bis zu seiner Hinrichtung tippt. Molly glaubt an die Unschuld ihres Vaters, der als Mechaniker für die Rosedales gearbeitet hat und gestanden hat, deren ältesten Sohn Caspar erschossen zu haben. Um der Wahrheit auf die Spur zu kommen, geht Molly mit Hilfe einer Journalistin undercover und heuert als Hausmädchen bei den Rosedales an. Rosedale Senior ist sofort misstrauisch und entlarvt sie als Reporterin, lässt sie aber bleiben unter der Bedingung, ihren Artikel freigeben zu dürfen. Sein jüngerer Sohn Joel hat eiin Alkoholproblem, ist hyperaktiv und wird offenbar von seinem Vater geschlagen. Die Mutter schwebt in höheren Sphären in einem Retreat, schätzt Flüstertöne und ruhig stellende Meidkamente. Wie gesagt, Reichtum macht nicht glücklich.

Dass auch Caspar nicht glücklich war, zeigt eine weitere Erzählebene, die einige Ereignisse aus Caspars Leben in den Wochen vor seinem Tod, seine erste Liebe und seine Träume von Flucht und Aufbruch schildern.

Als wäre hier nicht schon viel Schicksal am Werk, sind die Rosedales Vertreter der Waffenlobby und neigen ebenso wie Molly zu Medikamentenmissbrauch, währen Mollys Vater wegen eines Gendefekts an einer tödlich verlaufenden Krankheit leidet. Molly fürchtet, auch bei ihr könne in späteren Jahren Huntington ausbrechen, weigert sich aber konsequent, den Brief des Untersuchungslabors zu öffnen, das bei ihr einen Gentest vorgenommen hat.

Auf ihrer Suche nach der Wahrheit erlebt Molly zunächst zahlreiche Rückschläge, tastet sich aber auch mit Hilfe von Joel immer näher vor. Doch gleichzeitig läuft ihr die Zeit davon... Die Auflösung des wahren Verantwortlichen für den Tod Caspars hat mich nun wirklich nicht überrascht. "Unschuld" wirkt, als sei es bereits mit Gedanken an eine spätere Verfilmung geschrieben. Und bei der Umsetzung fürs Fernsehen oder die Leinwand kann Subtilität ja häifig hinderlich für einen Kassenerfolg sein.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Agent im Zentrum einer Intrige

Einmal noch sterben
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Es war die Rede von Colin Powell in der UN, die auch Skeptiker in die Koalition der Willigen brachte und den Irakkrieg ermöglichte: Die USA hätten Beweise dafür, dass der Irak im Besitz von Massenvernichtungswaffen ...

Es war die Rede von Colin Powell in der UN, die auch Skeptiker in die Koalition der Willigen brachte und den Irakkrieg ermöglichte: Die USA hätten Beweise dafür, dass der Irak im Besitz von Massenvernichtungswaffen sei, so Powell. Dem gemäßigten Republikaner, Berufsmilitär und Diplomaten, der international Ansehen und Glaubwürdigkeit genoss, wurde Glauben geschenkt. Heute weiß man: Die Angaben waren nicht wahr. Möglicherweise war Powell selbst getäuscht worden von der Falkenfraktion des Bush-Administtation.

Und wenn das alles früher bekannt gewesen wäre? Diese Idee steht im Mittelpunkt des Plots des Politthrillers "Einmal noch sterben" von Oliver Bottini um den ausgebrannten BND-Agenten und Präzisionsschützen Frank Jaromin. Ein französischer Geheimdienstoffizier erhält von einer irakischen Quelle eine brisante Nachricht: Die Angaben über irakische Massenvernichtungswaffen sind ein Fake, es gibt Beweise dafür, dass der Informant, der wiederum vom BND in Deutschland geführt wird, gelogen hat. Die Übergabe dieser Beweise geht nicht nur spektakulär daneben, Jaromin steht plötzlich im Verdacht, durch eigenmächtiges Handeln - womöglich gar Sabotage? - die Operation zum Scheitern gebracht zu haben.

Begleitumstände wie eine kriselnde Ehe, zittrige Hände, Medikamentenmissbrauch scheinen Jaromin weiter zu belasten. Selbst seine Teammitglieder, Männer, mit denen er brenzlige Situationen unter Lebensgefahr durchgestanden hatte, trauen ihm plötzlich nicht mehr. Zunehmend isoliert, fällt es dem Agenten schwer, Beweise für seine Unschuld ausfindig zu machen.

Eine BKA-Ermittlerin betreibt unterdessen eigene Nachforschungen im Auftrag des Sicherheitsberaters des Kanzlers, höchst inoffiziell und geheim. Gibt es innerhalb des BND und anderer Sicherheitsdienste eine geheime Gruppe von strengkonserativen Falken, die in Allianz mit den Amerikanern ihre eigene Agenda haben - für den Krieg, für militärische Stärke? eine anonyme Quelle weist die Polizistin auf eine Verschwörung hin, die bis in höchste Kreise reicht. Doch wie Beweise finden, zumal die Nachforschungen gefährlicher sind als zunächst angenommen?

Das "was wäre, wenn..." Szenario Bottinis ist reizvoll und nicht völlig aus der Luft gegriffen, während die persönlichen Krisen und schicksalhaften Vergangenheit seiner Protagonisten wieder einmal die Überfrachtung persönlichen Leidens sind, ohne die manche Autoren einfach nicht auszukommen scheinen. Da wäre dann weniger mehr, vor allem auch mehr Glaubwürdigkeit gewesen. Trotzdem spannend zu lesen, nicht nur für Anhänger von Verschwörungstheorien.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Japanisch ist mehr als nur Sushi

Tohrus Japan
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"Alles außer Sushi" verspricht "Tohrus Japan", das gleichermaßen Kochbiographie und Rezeptsammlung ist. Tohru Nakamuru war mir bis dahin völlig unbekannt, vermutlich weil ich zum einen wenig Sterneköche ...

"Alles außer Sushi" verspricht "Tohrus Japan", das gleichermaßen Kochbiographie und Rezeptsammlung ist. Tohru Nakamuru war mir bis dahin völlig unbekannt, vermutlich weil ich zum einen wenig Sterneköche kenne und zum anderen bei japanischer Küche tatsächlich eher gen Sushi schiele. Ganz puristisch geht es auch in diesem Buch nicht zu, was allerdings mit der persönlichen Geschichte des Autors zusammenhängt. Denn als Kind einer Deutschen und eines Japaners wuchs er mit beiden (Ess-)Kulturen auf, mit bayrischen Schmankerln ebenso wie mit der Originalküche der Großeltern in Japan, zu denen es jedes Jahr in den Sommerferien ging.Viele der Rezepte des Buches enthalten daher Fusionselemente.

Da gibt es etwa Schololaden-Cookies, die auf den ersten Blick völlig herkömmlich erscheinen, aber nicht nur weiße Schokolade und Walnuss, sondern auch Kombu-Alge enthalten. Oder die Miso-Bayerische Creme ist ein anderes süßes Crossover. Selbst so etwas deutsch-Bodenständiges wie Spätzle erhält mit Tofu eine neue Note.

Nicht alle Rezepte lassen japanische Elemente erkennen, so rätselte ich etwa bei der Entenbrust mit Chicoree, Kaki und Pinienkernen, wo die speziell japanische Handschrift des Rezeptes zu finden sei. Bei einem Gemüsegericht mit Möhren und Kohlrabi ist es dann wieder die Sauce sowie die Gemüsemarinade, die japanisches Flair in das Gericht bringt.

Einen Vorteil hat das alles - die Zutatenliste scheint nicht überirdisch schwer zu beschaffen, auch wenn ich mich bei einigen Algensorten etc schon frage, ob ich die im durchschnittlichen Asialaden finde. Denn dort kann ich zwar zuverlässig viel für thailändische, vietnamesische und chinesische Küche einkaufen, bei speziell japanischem Zubehör könnte es aber bereits schwieriger aussehen.

Die Fotos im Buch haben teilweise "Sterne-Ästhetik" - da lese ich dann eher aus Neugier und Interesse, nicht aber mit dem Anspruch, so etwas selbst auf den Tisch zaubern zu können. Interessant ist es allemal zu sehen, was ein Profi aus den Zutaten herausholen kann.

Nicht zuletzt verrät der Autor auch ein bißchen über seine eigene Kochphilosophie. Im Glossar gibt es ein umfangreiches Verzeichnis von Zutaten, die in der japanischen Küche eine Rolle spielen. Wieder einiges dazugelernt!