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Veröffentlicht am 21.11.2022

Eine sehr kraftvolle und ausdrucksstarke Dystopie

Unsre verschwundenen Herzen
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Bird, der jetzt Noah heißen muss, lebt in einer Welt, die geprägt ist durch PACT, ein Gesetz, das die Krise beendete und Amerika wieder zu Wohlstand verhalf. Allerdings gibt es immer wieder Demonstrationen ...

Bird, der jetzt Noah heißen muss, lebt in einer Welt, die geprägt ist durch PACT, ein Gesetz, das die Krise beendete und Amerika wieder zu Wohlstand verhalf. Allerdings gibt es immer wieder Demonstrationen gegen PACT, von denen jeder, der es mitbekommt, so tut, als gäbe es sie nicht. Ebenso, wie die offene Diskriminierung von Menschen asiatischer Abstammung. Bird darf seine Mutter nicht vermissen, die Dichterin Margaret Miu, die ihn und seinen Vater verließ, er darf nicht über sie reden und er darf keine Fragen zu PACT stellen, oder irgendwie auffallen. Aber als er einen seltsamen Brief in der Handschrift seiner Mutter erhält, kann Bird nicht anders, er muss herausfinden, was passiert ist und wo seine Mutter ist.


Der erste Teil des Buches ist komplett aus Birds Perspektive geschrieben. Er lebt schon sein ganzes Leben mit PACT. Er ist auch die Diskriminierungen gewohnt – er ähnelt zu sehr seiner Mutter und obwohl sein Vater ein "richtiger" Amerikaner ist, kann ihn das nicht vor allem beschützen. Anfangs irritiert einen das Verhalten von Birds Vater, er wirkt kalt und distanziert und so passiv. Aber dann wird einem zusammen mit Bird immer mehr klar, warum er sich so verhält und dass PACT eben nicht das Gottes Geschenk ist, als dass es allen verkauft wird.

Im zweiten Teil, der aus einer anderen Perspektive geschrieben ist – ich verrate aber nicht aus wessen, das würde spoilern – verrät einem viel darüber, was es mit dieser Krise auf sich hat, die PACT beendete. Wie das Leben damals war, wie PACT entstand und wie zunächst wirklich alles besser zu werden schien, bis man die Misstöne nicht mehr ignorieren konnte. Die Übergriffe auf Menschen asiatischer Abstammung, ihre faktische Rechtlosigkeit. Die Willkür und Gewalt überall, die Machtlosigkeit derer, die hinter die Fassade blickten. Und die Erkenntnis, dass das alles viel größer ist, als es anfangs wirkte.

Celeste Ng hat hier eine Dystopie geschaffen, die einem ganz klar an die Nieren geht und das soll sie auch. Ich fand diese Welt sehr überzeugend und man konnte wirklich im gesamten Buch diese Schwere und Angst fühlen.
Gleichzeitig zeigt es aber auch, wie schnell die eigene Welt im Chaos versinken kann, wie schnell ein Ereignis zum nächsten führen kann, wie populistische Parolen in Zeiten der Angst, der Unsicherheit und des wirtschaftlichen Abschwungs auf nährenden Boden fallen und Schreckliches anrichten können. Wie Verschwörungstheorien die Runde machen und blinder Aktionismus seine Blüten treibt.


Fazit: Es ist wirklich erschreckend, wie realistisch diese Welt und deren Entstehungsgeschichte wirkt, vor allem in Zeiten wie diesen. Wie schnell Wut und Angst in sinnlosen, unbegründeten Hass umschlagen, wie Populisten Feindbilder erfinden oder neu beleben, nur um ihre Ziele durchzusetzen.

Mich hat das Buch teilweise an die USA zu Zeiten des Kalten Krieges, vor allem unter Nixon erinnert. Wie da überall russische Verschwörungen gewittert wurden und jeder, der nicht in der x. Generation in den USA lebte, schnell in Verdacht geriet.

Toll fand ich, wie diese Welt aufgebaut und einem mit den zwei Perspektiven nahegebracht wurde. Erst die eines Kindes, das seine Welt anfangs nicht hinterfragt und dann die eines Erwachsenen, der live dabei war, wie sich die Welt veränderte und irgendwann die Misstöne nicht mehr ignorieren konnte.
Mir persönlich gefiel allerdings das Ende nicht, es ist offen und wie es dazu kam, war mir zu viel unnötiges Drama, ich hätte mir da einfach etwas anderes gewünscht, das war mir zu konstruiert.
Davon abgesehen hatte ich massive Probleme damit, dass in dem Buch komplett auf Anführungszeichen verzichtet wird, mich hat das regelmäßig irritiert und aus der Handlung geworfen.

Davon abgesehen gefiel mir das Buch aber richtig gut und bekommt von mir 4,5 Sterne.

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Veröffentlicht am 21.11.2022

Ich fand das Buch sehr gut, aber hatte stellenweise meine Probleme

You Color my Soul
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Eli leidet an chronischer Tollpatschigkeit und genau die ist es auch, die sie in die Notaufnahme bringt. Die Erzieherin aus Leidenschaft wollte nur mit ihren Schützlingen Kastanientiere basteln, als einer ...

Eli leidet an chronischer Tollpatschigkeit und genau die ist es auch, die sie in die Notaufnahme bringt. Die Erzieherin aus Leidenschaft wollte nur mit ihren Schützlingen Kastanientiere basteln, als einer der kleinen Bohrer auf die Idee kam, einen Mordanschlag auf die zu verüben. Okay, eigentlich war es nur ein Kratzer, aber Eli kann leider kein Blut sehen und wurden ohnmächtig. Im Krankenhaus gerät sie an Daniel, dem sie bald den Spitznamen Doktor Grumpy verpasst. Immer wieder laufen sie einander über den Weg dabei sind sie wie Feuer und Wasser. Eli ist voller Farben, bunt und fröhlich, tollpatschig und offen. Daniel ist so ernst und arrogant und behandelt Eli, als wäre sie Ungeziefer. Doch dann schlägt ausgerechnet er ihr einen unglaublichen Deal vor: Sie soll seine Freundin spielen, bis zur Hochzeit seiner Schwester, dafür spendet er ihrer Einrichtung die dringend benötigte Feuerleiter. Eli ist schockiert, hat aber keine Wahl. Daniel ist sich sicher, nach Eli wird seine Mutter ihn mit dem Thema "Freundin" endlich in Ruhe lassen und vielleicht wird seine Ex sogar eifersüchtig.


Dieses Buch hat es mir von Anfang an nicht leicht gemacht. Ich mochte Eli total. Sie ist das wandelnde Chaos und was ihr so alles passiert, ist irgendwie total liebenswert. Sie hat ein großes Herz, das sich sogar für Daniel erweichen lässt, als sie mitbekommt, wie schrecklich er von seiner Familie behandelt wird.
Daniel hat es mir dafür wirklich lange schwer gemacht. Ich habe ihn stellenweise wirklich zutiefst dafür verachtet, wie er von Eli gedacht und über sie geredet hat. Ja, es war von Anfang an klar, warum er so ist, aber trotzdem hat es oft an seiner Sympathie heftig gekratzt.

Daniel ist Neurochirurg und keineswegs schlecht in seinem Job. Doch er ist nicht der Beste, keine Koryphäe, niemand, der quasi von Ehrungen und Auszeichnungen erschlagen wird. Deswegen hält ihn seine Familie für unzulänglich und lässt ihn das bereits sein gesamtes Leben spüren. Er ist das schwarze Schaf der Familie und wird niemals gut genug für sie sein. Die ständigen Vorwürfe und Demütigungen hört er immer und immer wieder in seinem Kopf und sie beeinflussen sein Leben. Nichts anderes als Perfektion ist gerade gut genug. Kein Wunder also, dass er Eli verachtet.

Eli hat selbst vieles durchgemacht und hatte kein einfaches Leben. Auch ihre Zukunft ist nicht unbedingt rosig. Doch sie lässt sich davon weder runterziehen noch verbittern. Sie lebt jeden Tag voller Leidenschaft und Farben.


Fazit: Ich hatte anfangs – und auch immer wieder mal zwischendrin – große Probleme mit Daniel. Zwar verstand ich, wo sein Verhalten herkam, aber trotzdem fand ich das, was er manchmal über Eli dachte und sagte einfach schlimm. Dafür habe ich ihn manchmal wirklich verachtet. Er kann auch anders und hat sich dann doch irgendwie in mein Herz geschummelt. Eli mochte ich von Anfang an.

Die behandelten Themen fand ich wichtig und toll rübergebracht, vor allem in Bezug auf Daniel und was seine Familie bei ihm angerichtet hat.

Manchmal empfand ich die Handlung aber als ein bisschen zu vorhersehbar. Vor allem der letzte Teil kurz vor Schluss war mir zu drüber. Das war mir einfach zu viel. Außerdem blieben mir im Epilog noch ein paar Fragen offen, die ich gern beantwortet gehabt hätte.

Von mir bekommt das Buch 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 02.11.2022

Ich hätte mir u.a. eine längere Einleitung gewünscht

Until You: April
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Achtung: Teil einer Reihe, aber unabhängig lesbar!

April ist eine erfolgreiche Immobilienmaklerin und soll nun für einen Freund der Familie – der ihr damals als Teenagerin ihren ersten Kuss schenkte – ...

Achtung: Teil einer Reihe, aber unabhängig lesbar!

April ist eine erfolgreiche Immobilienmaklerin und soll nun für einen Freund der Familie – der ihr damals als Teenagerin ihren ersten Kuss schenkte – ein Haus in Nashville finden. Dummerweise ist er noch attraktiver geworden und haut sie aus den High Heels. Und als wäre das noch nicht genug, taucht ihr nerviger Ex wieder auf und geht April gehörig auf die Nerven. Doch Maxim will nicht bloß einen One-Night-Stand, er will April und er kriegt immer was er will.


Ich fand April und Maxim echt sympathisch und süß zusammen. Was mich allerdings gestört hat, war die kurze Exposition des Buches. Die Einleitung, das Kennenlernen, das ging alles so extrem schnell. Ich hätte mir gewünscht, dass sie mehr miteinander reden, mehr Zeit miteinander verbringen, sich mehr kennenlernen, bevor sie gleich All-in gehen. Mir ging das einfach viel zu schnell. Ich habe mich da immer wieder gefragt "wie ist denn das jetzt so schnell passiert?".

April liebt ihren Job und ist sehr gut darin. Was ich besonders toll fand, war, dass ihr Assistent, Harris, das Downsyndrom hat, was ihn aber null bei seiner Arbeit behindert und auch für April keinen Unterschied macht. Das zeigt, dass mehr hinter ihrer doch manchmal etwas oberflächlich wirkenden Fassade steckt. Es dreht sich viel um elegante und sexy Outfits bei ihr, aber auch als es um einen gewissen kleinen Kater geht, merkt man, dass April deutlich mehr zu bieten hat.

Was ich schade fand, war, dass es für mich zu wenig Gespräche zwischen ihr und Maxim gab. Ich hätte es schöner gefunden, wenn sie einfach mehr geredet hätten und zum Beispiel das Thema Ex-Freund, der ja durchaus präsent ist, mehr besprochen hätten. So hätte man auch ihre alten Wunden noch besser nachvollziehen können.

Maxim bleibt lange etwas undurchsichtig. Erst ab Kapitel 14 (S. 190) kommt seine Sichtweise dazu und bringt etwas Licht in seine Gefühlswelt und Gedanken. Ich fand es irgendwie süß, wie er sich in Aprils Leben gedrängt hat. Total kompromisslos. Er will sie, also tut er alles dafür, um ein Teil ihres Lebens zu werden. Aber es klingt auch immer wieder seine dunklere Seite an, die sich gegen alle richtet, die April schaden oder sie traurig machen.


Fazit: Ich fand das Buch sehr gut. Was ich allerdings mega schade fand, war, dass die Exposition, die Einleitung so kurz war. Mir war sie zu kurz. Mir ging das viel zu schnell. Ich hatte da das Gefühl, etwas nicht mitbekommen zu haben, so schnell ging es von "kennst du mich noch" zu "zieh dich aus". Ich hätte mir ein langsameres Wiederannähern und mehr Gespräche gewünscht.

Allerdings sind die beiden zusammen echt süß und ich mochte sie. Spannend wurde es durch die beiden Spannungshandlungsstränge, die mir jedoch etwas zu eng aufeinander aufgelöst wurden.

Insgesamt bekommt das Buch von mir ganz knappe 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Sehr heftige Themen, aber wirklich gut und sehr "anders"

Die Welt zum Zittern bringen, nur weil man da ist
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Triggerwarnung: Trauma, PTBS, häusliche Gewalt!

Marie lebt in den Bäumen. Seit etwas Schreckliches passiert ist, will sie den Boden nicht mehr berühren. Ihre Mutter sitzt im Gefängnis und ihre Schwester ...

Triggerwarnung: Trauma, PTBS, häusliche Gewalt!

Marie lebt in den Bäumen. Seit etwas Schreckliches passiert ist, will sie den Boden nicht mehr berühren. Ihre Mutter sitzt im Gefängnis und ihre Schwester lebt woanders, also ist das Jugendamt für Marie zuständig und versucht sie irgendwie aus den Bäumen zu bekommen. Sie verstehen nicht. Sie verstehen Marie nicht und sie verstehen nicht, warum sie nicht weg kann. Warum sie es in geschlossenen Räumen nicht mehr aushält. Denn das Rot lauert auf Marie. Es schleicht sich an sie an und überfällt sie, nur in den Bäumen ist sie einigermaßen sicher. Dann will ihre Schwester das Haus verkaufen, das Haus wo ES passiert ist und Marie hat panische Angst, dass es noch einmal passieren wird. In Jori, dem Sohn der potenziellen Käufer findet Marie einen Verbündeten, denn Joris will auf keinen Fall in diesem Kaff wohnen.


Dieses Jugendbuch hat es wirklich in sich. Marie hat etwas zutiefst Traumatisches erlebt und fühlt sich nun nur noch in den Bäumen sicher. Aber niemand versteht das so wirklich, bis auf eine angehende Sozialarbeiterin, die wenigstens ein wenig Zeit für Marie herausschinden kann. Sie tut niemandem etwas, fällt niemandem zur Last und doch gibt es genug Leute im Ort, die absolut nicht damit umgehen können, dass Marie anders ist. Allen voran die Zwillinge, die alles tun, um Marie zu schikanieren, als ginge es ihr nicht schon schlecht genug.

Der Schreibstil ist durchaus gewöhnungsbedürftig. Marie gibt vielem andere Namen und das macht es manchmal nicht ganz leicht zwischen den Zeilen zu lesen. Unter "das Rot" kann man sich einfach nicht so viel vorstellen. Auch Menschen nennt sie nicht bei ihrem "richtigen" Namen, sondern gibt ihnen neue, wie "die Gute" oder "Pfosten". Das sagt teilweise etwas darüber aus, wie Marie zu ihnen steht, teilweise aber auch nicht. Manchmal war das insgesamt einfach etwas verwirrend.

Es werden mehrere wichtige Themen angesprochen und wie ich finde gut dargestellt und vermittelt. Allerdings sind es teilweise echt heftige Themen, die einem auch nachhängen, gerade weil sie so lebensnah sind.

Keiner der Charaktere ist perfekt, wenn man streng sein will, könnte man sagen, alle seien sehr egoistisch. Allerdings muss man differenzieren. Maries Mutter versucht, das Beste für ihre Töchter zu tun, auch wenn sie dafür vielleicht auch mal falsche Entscheidungen trifft. Maries Schwester ist einfach mit allem total überfordert und versucht sich deswegen komplett zu distanzieren, außerdem ist sie wütend und eifersüchtig auf Marie. Lange war sie mir unsympathisch, weil ich sie als extrem egoistisch empfand, aber man darf auch nicht vergessen, dass sie erst 19 Jahre alt ist und damit selbst noch sehr jung. Marie selbst ist auch in gewisser Weise egoistisch, aber gleichzeitig versucht sie auch andere zu beschützen vor dem, was ihrer Meinung nach geschehen könnte. Zudem darf man nicht aus den Augen verlieren, wie traumatisiert sie ist. Jori handelt oft sehr "jung". Er ist in Maries Alter, aber handelt immer wieder auch ohne nachzudenken, weil ihm etwas nicht passt oder er sich verletzt fühlt.

Mir hat die Sprache des Buches manchmal etwas Schwierigkeiten bereitet – ich spreche einfach keine Jugendsprache und hab mich in den Bereichen etwas schwergetan.


Fazit: Marie tat mir von Anfang an sehr leid. Sie ist zutiefst traumatisiert – ganz am Ende des Buches erfährt man, wodurch, obwohl man es schon teilweise erahnen konnte – und versucht nur irgendwie zurecht zu kommen. Weil sie dabei aber stark von der Norm abweicht und dem, was die Gesellschaft tolerieren will, macht man es ihr vor allem von Seiten des Jugendamtes immer wieder schwer. Klar, sie wollen ihr helfen, aber das Problem ist, dass niemand wirklich auf Marie hört. Sie ist fünfzehn und deswegen wird ihr jegliche Fähigkeit irgendetwas von Bedeutung zu entscheiden aberkannt.

Ich persönlich hatte meine Schwierigkeiten mit Maries Schwester. Für sie ist ihre kleine Schwester vor allem eine unliebsame Erinnerung an Dinge, die sie gern vergessen würde und eine Belastung, um die sie sich nicht kümmern will. Klar, sie ist überfordert, handelt aber in meinen Augen oft egoistisch. Ihre Entwicklung – und auch Maries und Joris – fand ich dafür toll.

Jori verhält sich für mich immer wieder sehr "jung" und manchmal hatte ich so meine Probleme mit ihm. Aber ich mochte ihn auch immer wieder.

Ich fand das Buch gut, es behandelt mehrere sehr wichtige, aber heftige Themen. Diese werden meiner Meinung nach sehr gut transportiert. Ich hätte mir allerdings eine Triggerwarnung gewünscht. Mich hat das Buch gepackt und Marie immer wieder berührt. Von mir bekommt das Buch 4 Sterne.

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Veröffentlicht am 24.10.2022

Ein sehr interessantes Kinderbuch

Alva und das Rätsel der flüsternden Pflanzen
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Seit dem Tod ihrer Mutter lebt die zwölfjährige Alva allein in ihrer Hütte am Waldrand. Nun, ganz allein ist sie nicht, sie hat ihr Pferd und ihre Pflanzen-Freunde. Denn Alva ist besonders, sie kann mit ...

Seit dem Tod ihrer Mutter lebt die zwölfjährige Alva allein in ihrer Hütte am Waldrand. Nun, ganz allein ist sie nicht, sie hat ihr Pferd und ihre Pflanzen-Freunde. Denn Alva ist besonders, sie kann mit Pflanzen kommunizieren. Als eine schreckliche Krankheit ausbricht, geben die Menschen, allen voran der mächtige Atlas, den Pflanzen die Schuld und versuchen sie alle auszurotten. Alva kann das nicht zulassen, sie muss ihre Freunde retten und die Wahrheit ans Licht bringen, also riskiert sie alles und macht sich gemeinsam mit zwei Verbündeten auf die Suche nach dem wahren Ursprung der Krankheit.


Alvas besondere Beziehung zu den Pflanzen ist unglaublich schön zu lesen. Wie sie mit ihnen redet, ja sogar streitet, wie sie ihr antworten und alle unterschiedlich sind. Die Pflanzen sind ihre Freunde, ihre Verbündete und sie versuchen sie zu unterstützen, indem sie ihr zuflüstern, welche Pflanzen sie für welches Heilmittel benutzen soll. Alva bittet die Pflanzen um das, was sie braucht, Blätter oder ähnliches und bedankt sich auch dafür. Sie sind für sie eindeutig Lebewesen. Umso schrecklicher ist es für sie, als die Dorfbewohner plötzlich die Pflanzen, auch ihre Pflanzen angreifen, weil ihnen ein Mann einredet, die Pflanzen seien an der mysteriösen Krankheit schuld, die plötzlich aufgetreten ist. Es bricht einem wirklich das Herz, wie die Pflanzen um Hilfe rufen, nach Alva rufen, als sie angegriffen werden.
Das sorgt direkt dafür, dass man Pflanzen mit anderen Augen sieht. Ich muss dazu sagen, dass ich schon als Kind ein besonderes Verhältnis zu Tieren und Pflanzen hatte und bis heute auch mit meinen Pflanzen rede, sie lobe, sie bitte, sich zu erholen, wenn sie die Köpfe hängen lassen und all sowas. Dieses Buch bringt sie einem aber noch einmal näher, weil sie eben reden und kommunizieren können. Man liest ihre Gefühle.

Allerdings wird schon sehr, sehr früh angedeutet, was das Problem sein könnte, nur nebenbei, aber doch deutlich genug. Das fand ich etwas schade, weil so eigentlich schon alles verraten wurde.

Besonders interessant fand ich dafür, dass jedes Kapitel mit einer Pflanze begann, eine Illustration samt Beschreibung, was die Pflanze kann, was man aus ihr machen kann und welche Krankheiten oder Beschwerden sie lindern oder heilen kann. Das war sehr informativ und gerade heut zu Tage, wo solches Wissen eher verschwindet als bewahrt zu werden, finde ich es besonders toll, dass dieses Kinderbuch das Wissen weitergibt.

Alva ist zunächst wenig begeistert bei ihrer Reise Begleiter zu bekommen. Gerade Idris gegenüber ist sie mehr als misstrauisch, immerhin gehört er zu den Schiffern und die haben ihr ihre Mutter weggenommen und sie irgendwo im Wald verscharrt. Also traut sie keinem Schiffer mehr, zumal Idris sie zu Beginn des Buches auch angelogen hatte. Ariana und Alva trennen Welten, doch bald merken die drei, dass sie zusammenhalten müssen, wenn sie das Rätsel lösen wollen.

Das Buch ist in der dritten Person geschrieben, folgt aber immer Alva. Die ist keineswegs perfekt. Sie begegnet anderen stets zuerst mit Misstrauen und hat wie gesagt gerade gegenüber den Schiffern einige Vorurteile. Zudem ist sie fest davon überzeugt, alles immer allein schaffen zu können und keine Hilfe zu brauchen.


Fazit: Ich bin eigentlich keine Leserin von Kinderbüchern, aber dieses hat mich einfach angesprochen. Ich fand die Informationen über die verschiedenen Heilpflanzen sehr interessant und die Illustrationen dazu sehr schön.
Alva war mir auf Anhieb sympathisch und ihre Fähigkeit mit Pflanzen zu reden fand ich faszinierend, vor allem, dass jede Pflanze ihren eigenen Charakter hat. Allerdings bricht einem das Herz, wenn die Pflanzen attackiert werden.

Immer wieder merkt man, dass Wissen vermittelt werden soll und das gelingt in meinen Augen auch sehr gut. Ich persönlich fand nur ein paar der Themen etwas problematisch, bzw. vielleicht etwas zu krass für die Altersgruppe. Zum Beispiel wurde Alvas Mutter umgebracht und im Wald verscharrt – das finde ich schon etwas heftig.

Was mich etwas gestört hat, war, dass man eigentlich schon relativ am Anfang erfährt, was los ist, nur nebenbei, aber das hat mir einfach zu viel verraten.

Insgesamt hat mir das Buch gut gefallen. Von mir bekommt es 4 Sterne.

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