Profilbild von uli123

uli123

Lesejury Star
offline

uli123 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit uli123 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2022

Das Trauma häuslicher Gewalt

Liebe ist gewaltig
0

Das Buch führt uns eindringlich vor Augen, welches lebenslange Leid Kindern zugefügt wird, die von ihren Eltern physisch und psychisch misshandelt werden. Zu dieser Gruppe gehört die Protagonistin Juli, ...

Das Buch führt uns eindringlich vor Augen, welches lebenslange Leid Kindern zugefügt wird, die von ihren Eltern physisch und psychisch misshandelt werden. Zu dieser Gruppe gehört die Protagonistin Juli, die wir abschnittsweise als 17jährige, 24jährige und 26jährige erleben. Sie blickt immer wieder zurück auf ihre Kindheit in einer gutbürgerlichen, angesehenen Anwaltsfamilie mit drei Geschwistern, deren Vater ein Psychopath ist und alle Familienmitglieder körperlich und seelisch drangsaliert. Und die Mutter negiert diese Zustände, stellt sich nicht schützend vor ihre Kinder. Dass Juli daran Schaden nimmt, ist nur allzu verständlich. Vor ihrem endgültigen Zerbrechen bewahrt sie letztlich ihr Bruder.
Lesern, die selbst nie Ähnliches erlebt haben, geht das Geschilderte sicherlich an die Nieren. Aber solange es häusliche Gewalt in Familien gibt, kann nicht oft genug mit dem Finger darauf gezeigt werden, um Außenstehende zu sensibilisieren und zum Eingreifen zu animieren. Die Protagonistin kommt unsympathisch rüber. Aber bei ihrer Vergangenheit auch kein Wunder. Die Sprache liegt manchmal auf Fäkalniveau und ist gewöhnungsbedürftig. Allerdings lässt sie so alles sehr eindringlich erscheinen.
Wer nicht nur reine Unterhaltungsliteratur sucht, dem empfehle ich dieses Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.11.2022

Die verantwortungsvolle Tätigkeit einer Dolmetscherin

Intimitäten
0

Dieses Buch hat für mich seinen Reiz darin zu erfahren, wie es am Internationalen Gerichtshof in Den Haag zugeht, der Genozide, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ahndet. Diese Kenntnisse ...

Dieses Buch hat für mich seinen Reiz darin zu erfahren, wie es am Internationalen Gerichtshof in Den Haag zugeht, der Genozide, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ahndet. Diese Kenntnisse vermittelt uns die Ich-Erzählerin, die dort als Dolmetscherin arbeitet und gerade in einem Verfahren gegen einen afrikanischen Präsidenten übersetzt. Das ist eine sehr verantwortungsvolle Tätigkeit, zumal die Wortwahl eines Dolmetschers wichtige Prozesse beeinflussen kann. Daneben können wir einige ihrer Freundschaften und Liebesbeziehungen verfolgen. Die Protagonistin selbst und die Nebenfiguren wirken auf mich nicht sehr sympathisch, sie bleiben recht distanziert. Nüchtern sind auch Sprache und Erzählstil. Das wiederum passt gut zu der speziellen Dolmetschertätigkeit. Auf jeden Fall versteht es die Autorin, ähnlich wie eine Übersetzerin gut mit Worten umzugehen.
Ein kurzes, aber sehr interessantes Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 12.11.2022

Verschachtelte Geschichte

Phlox
0

Dieses Buch ist schon sehr anspruchsvoll, nicht so sehr in Bezug auf seinen Umfang (fast 480 Seiten) als vielmehr was die formale Erzählweise anbelangt. Es ist einfach sagenhaft, was der Autor an Informationen ...

Dieses Buch ist schon sehr anspruchsvoll, nicht so sehr in Bezug auf seinen Umfang (fast 480 Seiten) als vielmehr was die formale Erzählweise anbelangt. Es ist einfach sagenhaft, was der Autor an Informationen in einen einzigen Satz packt, der dadurch sehr verschachtelt wird. Solche Schachtelsätze reihen sich endlos aneinander. Oft füllt nur ein Satz eine Seite. Zum Problem wird dann, wo sich zwischendurch beim Lesen pausieren lässt. In meinen Augen ist das hohe Erzählkunst. Und noch eine formelle Besonderheit fällt auf – es gibt viele Klammereinschübe, entweder Erläuterungen oder verballhornte Äußerungen/Kindermund der Kinder des Ich-Erzählers. Der Buchtitel passt gut zum Inhalt. Denn die Geschichte entwickelt sich ähnlich vor uns wie die sich weit auffächernde Pflanze Phlox.
Inhaltlich kommt der Erzähler dann vom Hölzchen aufs Stöckchen. Er schildert seine wiederkehrenden Aufenthalte von Kindheit an in einer Art Pension in dem fiktiven Ort Schmogrow direkt an der deutsch-polnischen Grenze im Oderbruch. Die skurrilen Wirtsleute hatten einen Haufen Stammgäste und Angehörige, jeder einzelne mit einer ihm eigenen Historie, die nun geschildert wird. Auf diese Weise erhält der Leser ein umfassendes Bild über die deutsche Geschichte in einem Zeitraum zwischen vor dem Zweiten Weltkrieg bis hin zur Nachwendezeit, wenngleich die Anzahl der Romanfiguren so groß ist, dass sich der Überblick kaum behalten lässt. Das eigene Leben des Erzählers wird längst nicht so offen gelegt. Hier hätte ich mir mehr Informationen gewünscht. Erfolgloser Dichter scheint er zu sein, die Trennung von seiner esoterischen Lebensgefährtin droht, die Zeiten in Schmogrow verklärt er.
Auf jeden Fall kein Nullachtfünfzehnbuch und deshalb sehr interessant.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 02.11.2022

Ruhige Liebesgeschichte

Die Zeit, die vor uns liegt
0

In ruhigem, bedächtigem Erzählstil präsentiert uns die Autorin eine sich anbahnende Liebesgeschichte zweier über 60jähriger. Er ist Witwer und hat den Kontakt zu seinem Sohn verloren, sie lebt schon seit ...

In ruhigem, bedächtigem Erzählstil präsentiert uns die Autorin eine sich anbahnende Liebesgeschichte zweier über 60jähriger. Er ist Witwer und hat den Kontakt zu seinem Sohn verloren, sie lebt schon seit vielen Jahren in einer von Gleichgültigkeit geprägten Ehe. Bei einem gemeinsamen Yoga-Kurs lernen sie sich kennen. Beide wissen, dass sie zunächst ihre Vergangenheit aufräumen müssen, bis sie frei für den anderen sind. Doch das fällt ihnen schwer.
Es wird gut dargestellt, dass ein Neuanfang im Alter nicht unbedingt einfach ist. Gefallen hat mir, dass hier einmal über ein Paar jenseits der Lebensmitte erzählt wird, noch dazu abwechselnd aus der Perspektive eines jeden Partners. Dazu passt der ruhige Grundton der Geschichte.
Nur schade, dass das Buch keinen größeren Umfang hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 24.10.2022

Humorvoller Roman über Aliens

Shorty
0

Der Autor hat sich mit seinen Jennerwein-Krimis einen Namen gemacht. Hier nun zeigt er sich von einer anderen Seite, ohne auf seinen bekannten Humor zu verzichten. Über den sympathischen, wenngleich beruflich ...

Der Autor hat sich mit seinen Jennerwein-Krimis einen Namen gemacht. Hier nun zeigt er sich von einer anderen Seite, ohne auf seinen bekannten Humor zu verzichten. Über den sympathischen, wenngleich beruflich nichtsnutzigen Protagonisten Shorty wird uns die Welt der Aliens näher gebracht. Shorty nämlich erhält während eines Jobs als Elektriker über eine Stimme in seinem Smartphone den Auftrag, einen Kurzschluss auszulösen und auf diese Weise die Welt zu retten. Die Durchführung des Auftrags läuft schief, ohne dass Shorty hierfür verantwortlich wäre. Jedenfalls gerät die Welt in seiner Stadt und auf der ganzen Welt aus den Fugen und Shorty wird als der Schuldige dargestellt. Für ihn beginnt eine Odyssee, die ihn in unterschiedliche Universen führt, wo er andere Lebensformen kennenlernt.
Die Geschichte sprüht nur so von Fantasie, Wortwitz, lustigen Wortschöpfungen und ebensolchen Situationen. Manchmal scheint der Autor sich selbst immer noch mehr überbieten zu wollen, so dass es dann gelegentlich für mich doch zu viel des Guten war. Bei allem vordergründig Humorigen wird auch auf ernste gesellschaftliche Probleme eingegangen. Insgesamt fühlte ich mich gut unterhalten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere