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Veröffentlicht am 03.08.2017

Der Aufstieg John Hollands zum Herrn der Bogenschützen spannend erzählt

Der Herr der Bogenschützen
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In „Der Herr der Bogenschützen“ erzählt uns Mac P. Lorne die Geschichte von John Holland, der sich während des 100jährigen Krieges zwischen England und Frankreich seine Titel zurückerobern möchte. Erschienen ...

In „Der Herr der Bogenschützen“ erzählt uns Mac P. Lorne die Geschichte von John Holland, der sich während des 100jährigen Krieges zwischen England und Frankreich seine Titel zurückerobern möchte. Erschienen ist der Roman im August 2017 im Knaur-Verlag. Die ebook-Ausgabe konnte man bereits vorab erwerben.

England, 1400: Bei der Folterung seines Vaters und Richards II. anwesend, muss der junge John Holland früh lernen, dass das Leben nicht immer gerecht zugeht. Außerdem werden seinem Vater auch noch alle Titel genommen und so ist es John Hollands vorrangiges Lebensziel sich an seinen Peinigern zu rächen und alle Titel seines Vaters zurückzugewinnen. Unter dem Sohn Henry Bolingbrokes bekommt er die Chance dazu. In der Schlacht von Azincourt rettet er König Harry das Leben und steigt so zum Herren der Bogenschützen auf. Die Engländer sind vom Erfolg verwöhnt und wähnen sich bereits am Ziel ihrer Träume. Doch dann taucht die Jungfrau Jehanne Darc auf und das Blatt scheint sich zu wenden.

Wieder ein toller historischer Roman aus der Feder von Mac P. Lorne. Dass ich länger zum Lesen gebraucht habe, lag mit Sicherheit nicht am Roman, sondern daran, dass zur selben Zeit so viele andere tolle Romane erschienen sind.
Der Schreibstil lässt sich hervorragend lesen und sorgt für ein lebendiges Kopfkino. Nach dem ersten Kapitel war mir erstmal ein bisschen schlecht, da hier die Folterung Richards II. eindrucksvoll beschrieben wird. Aber keine Sorge, solche Szenen kommen nicht allzu häufig vor und sind dadurch gut erträglich. Auch meine längere Unterbrechung hat dem Lesespaß keinen Abbruch getan. Ich war sehr schnell wieder in der Geschichte drin.
Mit dem Schicksal John Hollands habe ich mich verbunden gefühlt und so habe ich seine Geschichte mit Spannung verfolgt. An seiner Seite erleben wir einen wichtigen Abschnitt in der englischen und französischen Geschichte. Mac P. Lorne hat hervorragend recherchiert und so gibt es am Ende des Buches auch ein ausführliches Nachwort sowie eine Bibliografie. Mir persönlich ist gerade bei historischen Romanen ein Nachwort sehr wichtig, da es mir dabei hilft das Gelesene besser einordnen und gegebenenfalls auch ein wenig selber recherchieren zu können.
Sehr gefallen hat mir auch, dass sich möglichst genau an die historischen Fakten gehalten wurde. So wurde ein authentisches Bild der damaligen Ereignisse geschaffen. Gerade auch die Sichtweise auf die Geschehnisse rund um Jehanne Darc fand ich sehr interessant, da wir hier beide Seiten kennengelernt haben, sowohl die englische als auch die französische.
Zum insgesamt positiven Bild dieses Buches gesellen sich noch ein Personenverzeichnis sowie ein Glossar und eine Zeittafel, die einen guten Überblick über den gesamten 100jährigen Krieg gibt.
Ein paar Kleinigkeiten haben mich allerdings auch gestört. Diese sind ähnlich gelagert wie auch schon bei „Der Pirat“. Der Autor greift manchmal mit kleinen Sätzen der Geschichte vorweg. Das sind dann so Sätze wie „John ahnte nicht wie sehr er sich irren sollte“. Diese haben mir manches Mal ein bisschen die Lesefreude getrübt und ich weiß auch ehrlich gesagt nicht, wozu diese gut sein sollen und auch die Sexszenen waren für meinen Geschmack etwas zu billig. Das Wort „Zauberstab“ möchte ich in einem historischen Roman nicht wirklich lesen. Darüber hinaus verfällt der Autor manchmal in einen eher geschichtsbuchmäßigen Schreibstil. Da werden dann über mehrere Seiten nur zähe Verhandlungen geschildert, was ich eher als ermüdend empfand.

Fazit: Ein gut recherchierter historischer Roman mit kleinen Schwächen, der ein authentisches Bild rund um die Schlacht von Azincourt und Jehanne Darc zeichnet. Wer sich hierfür interessiert, wird mit diesem Roman bestens unterhalten.

Veröffentlicht am 09.07.2017

Der Kamp um die Nachfolge des Raen geht weiter

Die Magie der tausend Welten - Die Mächtige
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„Die Mächtige“ von Trudi Canavan ist der dritte Teil aus der Reihe „Die Magie der tausend Welten“, in dem wir auf das fulminante Finale rund um die Nachfolge des Raen zusteuern. Erschienen ist der Roman ...

„Die Mächtige“ von Trudi Canavan ist der dritte Teil aus der Reihe „Die Magie der tausend Welten“, in dem wir auf das fulminante Finale rund um die Nachfolge des Raen zusteuern. Erschienen ist der Roman Ende Juni im Penhaligon-Verlag.

Weitere fünf Jahre sind vergangen in denen viel passiert ist. Rielle konnte den Jungen retten, der das neue Gefäß für den Raen werden sollte. Mittlerweile ist er ein junger Erwachsener und nun liegt es an Rielle ihn auf die zukünftigen Gefahren vorzubereiten. Dahli, ein glühender Anhänger des toten Raens Valhan, hat es immer noch auf den Jungen abgesehen und möchte diesen in den Raen verwandeln.
Währenddessen hat Tyen sich ein neues Leben in einer der tausend Welten erschaffen und hilft den Töpfern dieser Welt mit seiner mechanischen Magie. Zu seinem Leidwesen muss er über Dahli erfahren, dass seine Erfindung der Insektoiden dazu genutzt wurde, um Kriegsmaschinen herzustellen. Er macht es sich zur Aufgabe diese zu zerstören und dann wäre da auch noch Pergama, das Buch, das zurück in eine Frau verwandelt werden soll…

Es fällt mir schwer dieses Buch zu bewerten, da ich mit sehr hohen Erwartungen an diesen dritten Teil herangegangen bin und leider wurden diese Erwartungen nicht so ganz erfüllt.
Auch der dritte Teil hat mir insgesamt gut gefallen, aber nach dem zweiten Teil, der mich so sehr geflasht hat, hatte ich mir mehr erhofft. Die Geschichte plätschert eher gemächlich vor sich hin, ist aber durchaus interessant. Rielle und Tyen haben neue Aufgaben bekommen und müssen sich in neuen Welten zurecht finden. Spannender wird es erst als Rielle sich um den jungen Quall kümmern muss, der als Gefäß für den Geist des Raen auserkoren wurde, was Rielle verhindern möchte. Hier beginnt dann ein Wettlauf gegen die Zeit und es wird von Kapitel zu Kapitel spannender. Gerade das letzte Viertel hatte es echt in sich, obwohl ich sagen muss, dass das Ende dann wieder recht unspektakulär war.
Den Schreibstil von Trudi Canavan fand ich wieder angenehm zu lesen. Die Art wie sie Magie beschreibt finde ich immer wieder klasse. Wer andere Romane von Trudi Canavan gelesen hat, wird durchaus die ein oder andere Parallele zu anderen Reihen von ihr erkennen, es wurde aber dennoch auch wieder eine komplett neue Welt erschaffen, die sehr faszinierend und komplex ist. Weiteren Romanen wäre ich auch auf jeden Fall nicht abgeneigt. Die Reihe an sich und auch das Ende des Buches hat hierfür auf jeden Fall genügend Platz gelassen. Ich hätte spontan gleich drei Ideen für weitere Reihen aus dieser Welt.
Dieses Buch hat auch einen sehr interessanten Umstand. Die deutsche Ausgabe ist eher erschienen als die englische, was bei einer australischen Autorin wohl als ungewöhnlich bezeichnet werden darf. Woran das genau liegt, kann ich euch leider nicht sagen. Die ersten beiden Teile habe ich auf englisch gelesen, aber ich hatte einfach nicht die Geduld nach dem zweiten Teil. Bei einem Namen musste ich mich dann auch umgewöhnen. Auf englisch heißt das Buch Vella und nicht Pergama. Ich persönlich bevorzuge ja den Namen Vella. Witziger Fun Fact: einmal hat die Übersetzerin vergessen Vella in Pergama umzubenennen. Kann passieren und empfinde ich als nicht so schlimmen Fehler, aber ich denke, der ein oder andere wird verwirrt sein.
Sehr schade fand ich, dass das Buch Pergama in diesem Teil doch relativ deutlich in den Hintergrund gerückt ist. Gerade sie empfand ich als einen der interessantesten Parts dieser Welt. Ich hätte mir an sich mehr bahnbrechende Erkenntnisse in diesem Teil erhofft. Im zweiten Teil haben wir so viel erfahren und es ist so viel passiert. Diese Intensität hätte ich mir einfach auch fürs Finale gewünscht.

Fazit: Ein typischer Trudi Canavan-Roman, der leider etwas gegen Teil zwei verblasst und uns erneut in die komplexe Welt von „Die Magie der tausend Welten“ entführt. Wer die anderen Reihen von ihr mochte, sollte unbedingt auch diese lesen.

Veröffentlicht am 23.06.2017

Die Again-Reihe geht in die finale Runde mit Sawyer und Isaac

Feel Again
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„Feel Again“ von Mona Kasten ist der 3. Teil aus der Again-Reihe. Erschienen ist der New Adult Roman Ende Mai 2017 und erzählt wird diesmal die Geschichte von Sawyer Dixon und Isaac Grant.

Es beginnt ...

„Feel Again“ von Mona Kasten ist der 3. Teil aus der Again-Reihe. Erschienen ist der New Adult Roman Ende Mai 2017 und erzählt wird diesmal die Geschichte von Sawyer Dixon und Isaac Grant.

Es beginnt als Deal, wird aber schnell mehr. Als Sawyer mitbekommt, wie sich mehrere Mädchen über den schüchternen Nerd lustig zu machen, beschließt sie ihm zu helfen und aus ihm einen Bad Boy zu machen. Als Gegenleistung steht Isaac für Fotos von seiner Verwandlung zur Verfügung. Doch hierbei lernt sie unweigerlich auch den Menschen hinter der Schüchternheit kennen und so beginnt es recht schnell zwischen beiden zu knistern und das obwohl Sawyer niemals jemanden an sich ran lassen wollte.

Auch dieser 3. Teil hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es mir diesmal wieder ein wenig zu viel Drama für meinen Geschmack war. Mein Favoriten-Pärchen ist definitiv Dawn und Spencer.
Der Schreibstil ist auch wie in den vorherigen Bänden locker und flockig zu lesen, so dass man zügig vorankommt. Es gibt humorvolle Szenen, bei denen ich lachen musste und auch tiefgründige Szenen mit viel Gefühl. Insgesamt gesehen kam zu keinem Zeitpunkt so etwas wie Langeweile auf.
Bei Sawyer mag ich auf jeden Fall ihre sehr direkte Art und es wurde ganz klasse eingefangen, wie sie im Laufe des Buches ihr Bild von Isaac revidieren muss. Anfangs ist er einfach nur ein schüchterner Nerd, der kaum etwas auf die Reihe bekommt und schon gar nicht ein Mädchen erobern kann. Je mehr die beiden sich allerdings kennenlernen, umso mehr Facetten kommen dazu.
Sehr schön finde ich auch die Veränderung von Sawyer im Buch. Ich bin froh, dass wir in diesem dritten Teil endlich mehr in ihr Seelenleben blicken konnten und so auch ihr Verhalten besser verstehen. Im ersten Teil war mir Sawyer eher unsympathisch und im zweiten Teil durfte man an der Seite von Dawn schon ein wenig mehr von Sawyer kennen und schätzen lernen. Da ist dieser dritte Teil mit ihr als Protagonistin auf jeden Fall ein runder Abschluss der Reihe.
Sehr gut geschrieben fand ich auch wieder die Sexszenen, die definitiv gut eingesetzt wurden und das Buch nicht überfrachten. Für mich ist es tatsächlich eher ein Liebesroman mit wohldosierten Sexszenen und definitiv kein Erotik- oder Groschenroman. Liebesromane sind ja nicht unbedingt mein Genre, aber ab und zu so ein Roman mit dem richtigen Humor finde ich ganz gut.
Als kleinen Kritikpunkt habe ich, dass mir die Freundschaften ein bisschen zu perfekt und rosarot sind. Egal was Sawyer auch anstellt und wie doll sie Personen von sich wegstößt, Dawn hält immer zu ihr, auch wenn sie nichts genaues erfährt. Wenn ihr so jemanden im echten Leben findet, dann haltet diese Person gut fest. Sowas gibt es glaube ich nur ganz selten. Und auch das Kaden und Allie letzten Endes mit ihr befreundet sind, ist ein bisschen zu rosarot. Meiner Lesefreude hat dies allerdings nicht wirklich getrübt.

Fazit: Ein gut geschriebener und unterhaltsamer Liebesroman, mit kleinen Schwächen, der insgesamt gesehen, aber alles hatte, was ich erwartet und mir gewünscht habe.

Veröffentlicht am 27.05.2017

Ein Roman mit extremer Sogwirkung und ernstem Thema

Tote Mädchen lügen nicht - Filmausgabe
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Thirteen Reasons Why oder auf deutsch „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher erzählt die Geschichte von Hannah Baker und wie es zu ihrem Suizid kam. Erstmals erschienen ist der Roman 2009 beim cbt-Verlag. ...

Thirteen Reasons Why oder auf deutsch „Tote Mädchen lügen nicht“ von Jay Asher erzählt die Geschichte von Hannah Baker und wie es zu ihrem Suizid kam. Erstmals erschienen ist der Roman 2009 beim cbt-Verlag. Ich habe die englische TV-Ausgabe gelesen, die im März 2017 von PUFFIN herausgebracht wurde.

Clay Jensen erhält ein ominöses Paket als er von der Schule nach Hause kommt. Darin enthalten sind 7 Kassetten, die von Hannah Baker aufgenommen worden sind. Hannah hat sich vor zwei Wochen das Leben genommen und auf den Kassetten erklärt sie ihre Gründe dafür. Einer davon ist Clay Jensen. Nach dem Hören soll er die Kassetten an die nächste Person auf der Liste weitergeben, damit jeder, der mit ihrem Suizid zu tun hat, es erfährt.

Wie man anhand der Zusammenfassung schon merkt, hat das Buch ein sehr schwieriges Thema. Das ist es auch, was mir die Bewertung dieses Buches so schwierig macht. Es handelt sich hier explizit um ein Jugendbuch, dass eine Altersempfehlung ab 13 hat.Mein erster Gedanke beim Titel „Tote Mädchen lügen nicht“ war ein Thriller, in dem ein Serienkiller Mädchen tötet. Aufmerksam auf das Buch bin ich durch den Hype um die Netflix-Serie „Thirteen Reasons Why“ geworden. Zuerst habe ich beide Titel nicht wirklich zusammengebracht und dachte es wären zwei unterschiedliche Dinge.
Das Buch lässt sich sehr gut lesen und ich habe mich schnell an die Perspektivwechsel zwischen Hannah und Clay gewöhnt. Das Buch ist in 13 Kasettenabschnitte, also ihre 13 Gründe unterteilt und wir begleiten Clay Jensen dabei, wie er sich diese Kassetten anhört. Dabei entwickelt das Buch eine enorme Sogwirkung, weil man unbedingt erfahren möchte, wer die nächste Person ist und was diese Person getan hat.
Zu Beginn hat das Buch sehr viel Wut in mir ausgelöst, weil ich es einfach nicht richtig fand und auch immer noch nicht finde, dass sie den Personen, um denen es auf den Kassetten geht, die Schuld an ihrem Tod gibt. Mit der Zeit relativiert sich dies ein bisschen, weil es wirklich eine sehr traurige Geschichte ist und gezeigt wird, dass auch schon kleine Dinge, die sich potenzieren, dazu führen können, dass jemand nicht mehr weiterleben möchte. Es gibt eher banale Gründe für ihren Suizid als auch ein paar schwerwiegendere Ereignisse, die sie zu dieser finalen Entscheidung geführt haben und man merkt mit der Zeit ganz deutlich, dass sie professionelle Hilfe gebraucht hätte.
Hätte jemand etwas besser machen können? Diese Frage werden sich sicher einige der Personen stellen, nachdem sie die Kassetten gehört haben. Niemand wusste so wirklich was in ihr vorgeht und ich bin mir sicher einige ihrer Gründe haben die meisten von uns auch am eigenen Leib erlebt. Wie man merkt ist dies also ein Buch, worüber man sehr viel nachdenken kann: über sich, über andere und wie man mit bestimmten Dingen umgehen möchte.
Es ist ein wichtiges Thema, mit dem sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten auseinandersetzen sollte, dennoch tue ich mich hier schwer mit einer Leseempfehlung. Wenn man depressiv ist, ist das Buch glaube ich nicht unbedingt das Beste und auch mit der Altersempfehlung ab 13 tue ich mich ein wenig schwer. Man kann dieses Buch durchaus ab 13 lesen, aber ich denke, es ist ein Buch über das man sich mit anderen austauschen sollte, sei es in der Schule, mit den Eltern oder vielleicht sogar mit Freunden, aber meiner Meinung nach, sollte man mit diesem Buch nicht alleine sein, weil man nie wissen kann, in welche Gedankenspirale dieses Buch einen abdriften lässt.

Fazit: Ein Buch, das einen nur schwer wieder loslässt und eine enorme Sogwirkung entwickelt und ein schwieriges, aber wichtiges Thema anspricht. Meine Leseempfehlung: Überlegt euch vorher gut, ob ihr euch den Umgang mit diesem Thema zutraut.

Veröffentlicht am 05.02.2017

Das Schicksal der Zigeuner im 18. Jahrhundert

Das Lied der Freiheit
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In „Das Lied der Freiheit“ erzählt Ildefonso Falcones von der besonderen Freundschaft zwischen einer Zigeunerin und einer Schwarzen und von der Freiheit.

Sevilla, 1748: Als Caridad mit einem Schiff in ...

In „Das Lied der Freiheit“ erzählt Ildefonso Falcones von der besonderen Freundschaft zwischen einer Zigeunerin und einer Schwarzen und von der Freiheit.

Sevilla, 1748: Als Caridad mit einem Schiff in Spanien ankommt, ist sie total verloren. Sie ist eine schwarze Sklavin, die nach dem Tod ihres Besitzers freigelassen worden ist. Noch nie auf sich alleine gestellt, weiß sie nicht, was sie mit ihrer Freiheit anfangen soll. Nach einer schweren Anfangsphase findet sie Zuflucht bei einer Zigeunerfamilie. Dort trifft sie auch auf Milagros, mit der sie schnell Freundschaft schließt. Und auch ihre Erfahrungen als Sklavin auf einer Tabakplantage sind sehr gefragt.

Mit "Das Lied der Freiheit" ist Ildefonso Falcones ein sehr interessanter Roman gelungen. Man wird in die Welt der Zigeuner entführt und erfährt viel über deren Verständnis vom Leben. Ehre, Stolz und Freiheit sind hierbei wichtige Aspekte. Mitten in diese Welt platzt die frei gelassene Sklavin Caridad, die wiederum ein ganz andere Sicht auf das Leben hat. Caridads Leben war bisher von absolutem Gehorsam und Unterwürfigkeit geprägt.
Hieraus entsteht ein interessanter Kontrast. Auch wenn Zigeuner und Schwarze gleichermaßen in der Gesellschaft nicht hoch angesehen werden, so wird Caridad auch bei den Zigeunern größtenteils ausgeschlossen. Nur zu Milagros, Enkelin, und Melchor, Großvater und früherer Galeerensträfling, entsteht eine innige Beziehung und Freundschaft, die im Laufe der Geschichte auf harte Proben gestellt wird. Diese Personen im Buch sind es auch, mit denen ich am meisten mitgefiebert habe, auch wenn ich nicht alle Entscheidungen ganz nachvollziehen konnte.
Es ist schwer eine Rezension zu schreiben, die den Zauber dieses Buches wieder gibt, weil man dann meiner Meinung nach zu viel vom Inhalt wiedergeben muss. Weitere wichtige Themen sind der Tabakschmuggel, mit dem die Zigeuner ihr Geld verdienen, das Singen und Tanzen der stolzen Zigeuner und Fehden zwischen Zigeunerfamilien. Gerade das Singen und Tanzen als Ausdruck der Gefühle sind ein immer währender Bestandteil des Buches. Diese gelten als Vorläufer des heute bekannten Flamencos.
Ich habe viel Neues über das Leben der Zigeuner im 18. Jahrhundert gelernt. Gerade die Verfolgung und Einsperrung ebenjener war mir bis zu diesem Buch unbekannt. Leider driftet der Schreibstil gerade an diesen Stellen aber auch zeitweise ins Sachbuch ab, so dass man ein wenig das Interesse verliert und sich erschlagen von der Informationsfülle fühlt.
Insgesamt wurde mir auch die Geschichte zu ausschweifend erzählt. Die Kapitel sind sehr lang und zwischendrin habe ich nur quer gelesen. Dennoch habe ich nicht das Gefühl, dass ich etwas verpasst habe. Wenn die Geschichte für mich wieder interessanter wurde, konnte mich der Schreibstil wiederum aber auch für sich einnehmen und packen.

Fazit: Ein interessanter historischer Roman mit einem tiefgründigen Thema, der einige Längen aufweist und teilweise ins sachbuchmäßige abdriftet, der mich letztendlich aber doch auf ganz besondere Weise berühren konnte. Hierfür gibt es von mir 3,5 Sterne.