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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2022

Typischer Sträter-Humor gepaart mit ernsten Themen

Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen
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"Sie und ich, du und ich, wir werden nie perfekt sein, also sollten wir alles daran setzen, uns locker zu machen. So ist der Mensch. Ich vor allem. [...] Es hört nie auf. Und das ist gut. Sich zum Deppen ...

"Sie und ich, du und ich, wir werden nie perfekt sein, also sollten wir alles daran setzen, uns locker zu machen. So ist der Mensch. Ich vor allem. [...] Es hört nie auf. Und das ist gut. Sich zum Deppen zu machen, ist gut für die Seele."

Endlich! Torsten Sträters neuestes Buch "Du kannst alles lassen, du musst es nur wollen" ist erschienen und beinhaltet die besten Geschichten der letzten drei Jahre.
Es ist aufgeteilt in neun Kapitel, welche übersichtlich im Inhaltsverzeichnis gegliedert sind ("Was [im Buch] drinsteht? Steht drin."), sodass man sich auch ohne Lesezeichen mühelos zurechtfindet - falls das Buch denn aus der Hand gelegt werden kann.

Im ersten Teil "Stories" lesen wir im altbekannten Sträter-Stil Alltagssituationen, die durch Abschweifungen ins Absurde geführt werden und deren Pointe wie gewohnt immer wieder überraschend kommt. Absolutes Highlight war für mich definitiv die zweite Geschichte "Zucker", eine Anspielung auf Stephen Kings "Shining".

In den weiteren Kapiteln widmet sich Sträter ernsteren Themen, nähert sich diesen aber stets humorvoll.
Natürlich dreht sich viel um Corona, auch mit der Politik wird sich kritisch befasst, aber zur Sprache kommen auch Probleme, die darüber hinaus nicht vergessen werden dürfen. Der Autor richtet sich dabei mit einem Appell an den Leser, man solle beim eigenen Verhalten anfangen, etwas zu verändern, ohne dass einem jedoch das Gefühl vermittelt wird, belehrt zu werden.

Sehr persönlich und nahbar wird es im Kapitel über Sträters Depressionen.
Außerdem widmet er sich dubiosen Formulierungen und Redewendungen der deutschen Sprache, gibt Filmtipps und schreibt über die Spielzeuge seiner Kindheit.

Der Autor hat einen geschickten Mix aus lockeren und ernsten Themen gewählt, wobei alle Geschichten kurzweilig und unterhaltsam, teilweise auch sehr berührend sind. Sie bringen einen sowohl zum Lachen, als auch zum Nachdenken und bieten somit beste Unterhaltung.

Ich empfehle das Buch allen Sträter-Fans, Freunden von Wort- und Sprachspielen, sowie jenen, die satirische Kurzgeschichten mögen und mal wieder ein paar herzhafte Lacher brauchen.

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Veröffentlicht am 17.09.2024

Spannend und emotional

Die Entführung
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Unternehmerstochter Leni und ihre beste Freundin Ronja werden entführt. Die Lösegeldforderung: drei Millionen Mark. Obwohl die Familien alles tun, was die Entführer verlangen, fallen Schüsse.
Siebzehn ...

Unternehmerstochter Leni und ihre beste Freundin Ronja werden entführt. Die Lösegeldforderung: drei Millionen Mark. Obwohl die Familien alles tun, was die Entführer verlangen, fallen Schüsse.
Siebzehn Jahre später scheint der Fall längst gelöst zu sein, als eine skelettierte Leiche aufgefunden wird und alle damaligen Ermittlungen infrage stellt.

Petra Johann hat mich mit “Die Entführung” mal wieder komplett überzeugt. Auf gut 500 Seiten führt sie ihre Leserinnen an der Nase herum und überrascht mit einer absolut unvorhersehbaren Auflösung.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und nahbar. Ich mochte es sehr, dass wir auch einen Einblick in das Privatleben der Ermittler
innen bekommen.
Den ersten Teil fand ich persönlich etwas stärker als den zweiten, hier werden die Emotionen enorm gut dargestellt; sowohl die der beiden entführten Mädchen, als auch die der Familien. Der Fokus wurde darauf gelegt, was das Verbrechen mit den Angehörigen macht. Die Situation war so nervenaufreibend, dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte.
Aber auch der zweite Teil ist spannend, denn hier eröffnen sich gefühlt mit jedem weiteren Kapitel neue Fragen, auf deren Beantwortung man bis zum Schluss warten muss.

Insgesamt ist “Die Entführung” ein Krimi mit Sogwirkung, der ohne blutige Gewaltdarstellungen auskommt, dafür ein überraschendes Ende hat. Die Charaktere wachsen einem ans Herz, Familie und Freundschaft spielen eine große Rolle. ⭐️4,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 23.08.2024

Eindringlich

Cujo
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Cujo ist ein liebenswürdiger Bernhardiner, der keiner Fliege etwas zuleide tun würde.
Bis er von einer tollwütigen Fledermaus gebissen wird und sich das Virus nach und nach in ihm ausbreitet.
Und so ist ...

Cujo ist ein liebenswürdiger Bernhardiner, der keiner Fliege etwas zuleide tun würde.
Bis er von einer tollwütigen Fledermaus gebissen wird und sich das Virus nach und nach in ihm ausbreitet.
Und so ist die extreme Hitze in diesem Sommer nicht die einzige tödliche Gefahr in Castle Rock …

“Cujo” ist ein echter King-Klassiker. Und wieder einmal wurde ich beim Lesen bzw. Hören positiv überrascht. Klingt der Klappentext erst einmal nach trashigem Horror, bietet der Roman doch so viel mehr.
King lässt uns tief eintauchen in die Leben der Familien Trenton und Camber. Manche würden es als unnötige Ausschweifungen bezeichnen, ich hingegen liebe es, wie King fiktive Personen beschreibt, als gäbe es sie wirklich. Wir erfahren von den Sorgen und Problemen der Charaktere und binden uns Stück für Stück mehr an sie. Und so sind wir auch hautnah dabei, wenn Donna und Tad immer weiter in die Misere rutschen und sehen, wie viele unglückliche Zufälle dazu führen, dass sie in ihre missliche Lage kommen.
Ihr Überlebenskampf ist der Kern der Geschichte und obwohl ich dessen Ausgang schon kannte (da ich zuvor “Klapperschlangen” gelesen habe), waren jene Szenen unfassbar spannend, emotional und für mich als Mutter kaum zu ertragen.

Insgesamt ist “Cujo” wieder ein Roman, der mich sehr berührt hat und mit dessen Figuren ich von Anfang an (eine der gruseligsten Szenen ist die erste) mitgefiebert habe. Wer einen Splatter-Roman erwartet, wird sich langweilen, wer die Ausschweifungen des Autors genauso liebt wie ich, sollte das Buch unbedingt lesen.
Ich habe mich für die Hörbuchversion entschieden, die wieder einmal grandios von David Nathan eingesprochen wurde. Er versteht es wie kein Zweiter, dem King'schen Universum Leben einzuhauchen. ⭐️4,5/5⭐️



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Veröffentlicht am 18.06.2024

Gelungene Sammmung

Ihr wollt es dunkler
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Mit “Ihr wollt es dunkler” präsentiert Stephen King ein neues Buch voller Erzählungen - diese finde ich besonders lesenswert, da er hier in kürzester Zeit sein schriftstellerisches Können und seinen Ideenreichtum ...

Mit “Ihr wollt es dunkler” präsentiert Stephen King ein neues Buch voller Erzählungen - diese finde ich besonders lesenswert, da er hier in kürzester Zeit sein schriftstellerisches Können und seinen Ideenreichtum präsentiert.
Sein neuestes Werk bildet da keine Ausnahme. King schafft mal wieder wunderbar authentische Charaktere, jede noch so kleine Nebenfigur ist absolut glaubwürdig. Dabei sind manche sympathisch, manche haben merkwürdige Eigenarten und manche lernt man nach wenigen Seiten zu hassen. Auffällig ist, dass die meisten Protagonisten - wie der Autor selbst - ältere Herren sind, was dem Hineinfühlen aber keinen Abbruch getan hat.
Bei den meisten Geschichten schafft King es, nach wenigen Sätzen das Interesse seiner Leserinnen zu wecken. Dabei gibt es unter anderem unheimliche Geistergeschichten (“Klapperschlangen”), rührselige Freundschaften (“Laurie”) und philosophische Gedankengänge (“Der Antwortmann”). So ist für jeden etwas dabei.
Besonders positiv hervorheben möchte ich “Danny Coughlins böser Traum”, meinen absoluten Favoriten. Ein Kriminalfall mit einer übersinnlichen Eingebung, der deutlich macht, was falsche Beschuldigungen bewirken können. Eine interessante Grundidee, wahnsinnig gute Charaktere und spannend vom Anfang bis zum Ende.

Insgesamt ist es also wieder ein vielschichtiger Sammelband, der auf über 700 Seiten keine Langeweile aufkommen lässt. ⭐️4,5/5⭐️

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Veröffentlicht am 27.03.2024

Facettenreicher Roman

Das Diamantenmädchen
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Berlin in den 1920ern: Diamantenschleifer Paul van der Laan erhält von der deutschen Regierung einen Geheimauftrag. Fast zeitgleich wird die Leiche eines Schwarzen zusammen mit einem Rohdiamanten aufgefunden.
Die ...

Berlin in den 1920ern: Diamantenschleifer Paul van der Laan erhält von der deutschen Regierung einen Geheimauftrag. Fast zeitgleich wird die Leiche eines Schwarzen zusammen mit einem Rohdiamanten aufgefunden.
Die Verbindung zwischen den beiden Ereignissen scheint das Diamantenmädchen Lili Kornfeld zu sein.

"Das Diamantenmädchen" lässt sich nur schwer einem Genre zuordnen: Es umfasst Elemente einer Liebesgeschichte, eines historischen Romanes und natürlich eines Krimis.
Ewald Arenz verbindet diese drei Gattungen wunderbar zu einer vielschichtigen Geschichte. Er entführt seine Leser*innen mit Leichtigkeit in das betriebsame und glanzvolle Berlin der 1920er Jahre, schafft vollends ohne Kitsch große Gefühle und lässt einen ganz nebenbei die spannende Suche nach einem Mörder begleiten.
Eine große Rolle spielt außerdem der erste Weltkrieg mit seinen (emotionalen) Folgen für die Soldaten an der Front. Und ganz unterschwellig werden einem noch Informationen über Diamanten vermittelt, ohne dabei zu sehr ins Fachliche abzuschweifen.

Meiner Meinung nach ist Ewald Arenz ein Meister der Stimmungen: Wie er es schafft, einen die Geschichte geradezu miterleben zu lassen, ist unvergleichlich.
Seine Charaktere haben Tiefe und sind lebendig, was unter anderem daran liegt, dass der Autor mit Rückblicken arbeitet und ihnen so eine Vergangenheit gibt. Die Szenen aus der Kindheit von Lili, Paul und Wilhelm fand ich besonders berührend.

Ich könnte noch ewig von diesem facettenreichen Roman weiterschwärmen, stattdessen gebe ich einfach eine klare Leseempfehlung.

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