Menschliche Abgründe
Für mich ist „Die Vergessene“ das erste Buch d Autorin, wobei ich Band 1 allerdings als Verfilmung gesehen habe und somit ein bisschen von der Vorgeschichte wusste (wobei Verfilmungen sich in der Regel ...
Für mich ist „Die Vergessene“ das erste Buch d Autorin, wobei ich Band 1 allerdings als Verfilmung gesehen habe und somit ein bisschen von der Vorgeschichte wusste (wobei Verfilmungen sich in der Regel nur marginal an das Buch halten).
Der Schreibstil, eher die gewählten Formulierungen bzw. die Wortwahl, waren für mich zu Anfang sehr gewöhnungsbedürftig. Es wurden viele Wörter, wie z.B. Anorexie, Skeletor u. ä. benutzt, die ich überhaupt nicht kenne und die auch nicht im Buch erklärt wurden. Daher hat fast 80 Seiten gedauert, bis ich mich damit arrangiert hatte bzw. die mir nicht bekannten Wörter ignorieren konnte. Das hatte zur Folge, dass ich sehr spät in die Geschichte reingekommen bin. Eigentlich erst, als die „Rückblicke“ auf die Geschehnisse im ersten Buch abgehakt waren und die eigentlichen Ermittlungen starten konnten. Das sind aber auch die einzigen negativen Punkte an dem Buch.
Die Charaktere sind gut gezeichnet und Andrea und Bible ein wirklich tolles Team. Lehrer und Schülerin, gespickt mit Anmerkungen und Situationen, die einem unweigerlich ein Grinsen ins Gesicht zaubern, trotz des traurigen Hintergrundes.
Die Story selbst ist wirklich klasse. Es handelt sich zu Anfang um die Aufklärung eines Cold Cases mit sehr persönlichem Hintergrund für Andrea, die durch die Aufklärung ihren Vater des Mordes überführen und so zu lebenslanger Haft „verhelfen“ soll. Ihren neuen Partner soll sie nicht einweihen und quasi „undercover“ ermitteln, wobei ihr neuer Partner (und Lehrmeister) sein eigenes Süppchen zu kochen scheint. Hauptgrund für ihre Anwesenheit in der Geburtsstadt ihres Vaters ist die Bewachung der Bundesrichterin, deren Tochter Emelie vor 40 Jahren ermordet wurde und die Todesdrohungen erhält. Vor Ort geschieht dann plötzlich ein Selbstmord, in den die Verdächtigen des Cold Case irgendwie verstrickt zu sein scheinen. Wer ist der/die Böse? Wer hat damals das Verbrechen verübt und wer ist heute für das Verbrechen verantwortlich? Wie konnte es jeweils überhaupt so weit kommen?
Normalerweise mag ich keine Bücher, in denen es von Rückblicken in die Zeit vor dem Verbrechen nur so wimmelt. Das Buch ist aber genauso aufgebaut: Immer im Wechsel die aktuellen Geschehnisse und ein Rückblick auf Emelie. Aber diese Rückblicke beginnen etwa sechs Monate vor der Tat und dadurch hat man als Leser keinen Wissensvorsprung, sondern kann sich einfach nur besser in die damalige Situation hineinversetzen. Der/Die Täter/in wird dadurch nicht zu früh verraten. Im Gegenteil werfen diese Kapitel mehr Fragen auf als sie Antworten geben. Genau richtig, um selbst zu kombinieren. Auch muss man sich immer wieder die Situation vor Augen halten, in welcher Zeit die Rückblicke spielen. Die damaligen Ansichten sind heute unfassbar und traurig.
Ich bin auf jeden Fall nach Anfangsschwierigkeiten begeistert von dem Buch und kann eine absolut Leseempfehlung aussprechen.