Wichtiges Thema, mäßig umgesetzt
Im südkalifornischen San Diego werden zwei übel zugerichtete Mädchenleichen entdeckt. Die Polizei geht von Zwangsprostitution und Menschenhandel aus und zieht die hartgesottene Privatdetektivin Alice ...
Im südkalifornischen San Diego werden zwei übel zugerichtete Mädchenleichen entdeckt. Die Polizei geht von Zwangsprostitution und Menschenhandel aus und zieht die hartgesottene Privatdetektivin Alice Vega hinzu, weil eines der Mädchen einen Zettel mit deren Namen umklammert hält. Schnell kommt die clevere Ermittlerin dahinter, dass es noch mindestens vier weitere Opfer geben muss, die es rechtzeitig zu finden gilt...Mit dem sensiblen Ex-Polizisten Max Caplan, den Vega aus einem früheren Fall kennt, ist das Team perfekt.
Ein ergreifender Einstieg, ein erschütternder Stoff, das ungleiche Duo - kein neues Setting, aber doch eines, das einen soliden Thriller verspricht. Vor allem, wenn schon das Cover die "knisternde Spannung" und "atemberaubende Lektüre" feiert. Doch leider wird das Versprechen nicht gehalten.
Die Handlung versandet schnell in kleinschrittiger Ermittlungsarbeit, die Protagonisten bleiben seltsam holzschnittartig, ihre Charaktere in Andeutungen gehüllt, die auch später nicht aufgelöst werden. Richtig schwierig wird das, als der Roman im letzten Drittel endlich Fahrt aufnimmt und mit der Spannung auch die Ungereimtheiten zunehmen. Planloser Haudrauf-Aktionismus, emotionale Ausbrüche, die eher auf Distanz gehen lassen, bis hin zum Dauereinsatz des Bolzenschneiders, mit dem sich die anfänglich so scharfsinnige Alice Vega zum Ende durchprügelt. Dieses kommt dann recht unvermittelt daher und hat mich so wenig überzeugt wie der Umgang mit dem Stoff selbst. Das Thema Mädchenhandel wird oberflächlich - als Einzelfall - abgehandelt und dient der Geschichte lediglich als Aufhänger.
Auch sprachlich bewegt sich der Roman oft außerhalb des Thriller-Registers. All die abgebrühten Kerle, vom Cop bis zum Kartellboss, "sausen", "flitzen" oder „kichern“ nur so durch die Handlung.-
Der Suhrkamp-Verlag steigt hier mit dem zweiten Vega-Band der New Yorker Autorin Louisa Luna in die Reihe ein. Ob das Unbehagen beim Lesen daraus resultiert, dass man etwas verpasst zu haben glaubt? Ich fürchte, ich werde auch bei Gelegenheit das Versäumte nicht nachholen. ⭐️⭐️⭐️/5