Roman, der mich gefesselt hat und sprachlos zurücklässt
FeldpostDie Anwältin Cara Russo trifft kurz vor Weihnachten 2000 eine ominöse Frau in einem Café. Diese übergibt ihr eine Aktentasche mit alten Verträgen, Fotos und vor allem Feldpostbriefen und ist daraufhin ...
Die Anwältin Cara Russo trifft kurz vor Weihnachten 2000 eine ominöse Frau in einem Café. Diese übergibt ihr eine Aktentasche mit alten Verträgen, Fotos und vor allem Feldpostbriefen und ist daraufhin wieder verschwunden. Schnell ist das Interesse der Anwältin geweckt und sie beginnt erste Nachforschungen anzustellen. So kommt sie auf die Spur der Familien Kuhn und Martens, deren Schicksal durch den Nationalsozialismus eng miteinander verwoben ist. Nach und nach zeichnet sich ein bitteres Bild von Schuld, Intrigen, Liebe und Verrat ab.
Das Buch „Feldpost“ ist der neue Roman der Autorin Mechtild Borrmann, von der ich bis dato noch kein Buch gelesen habe. Der viel beworbene Roman und das schlichte Cover haben mich neugierig gemacht und da ich sehr gerne Literatur aus der NS-Zeit lese, habe ich zum Buch gegriffen. Dem Buch sind wahre Begebenheiten zugrunde gelegt und die Autorin hat hierzu sehr viel recherchiert und wurde letztendlich so inspiriert. Das Buch fesselt sofort von Seite 1 an, so etwas habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Der Sprachstil der Autorin ist modern und baut viele Bilder im Kopf auf, aber gleichzeitig von Anfang an Spannung. Als Leser/in betrachtet man die Geschichte aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln, mal geht es um die jungen Leute Adele und Albert Kuhn, dann wieder über den mittlerweile alt gewordenen Richard Martens. Auch die Eltern der Kuhn-Geschwister haben eigene Anteile am Buch sowie natürlich die Anwältin Cara Russo. Durch diesen schnellen und kurzweiligen Wechsel der Kapitel, muss man einfach wissen, wie es weitergeht, zumal die Sprünge in die Vergangenheit sehr gut mit der Gegenwart verwoben wurden sind, äußerst flüssig und harmonisch. Stück für Stück wird somit ein Puzzle zusammengesetzt, dass mit Wendungen daherkommt, mit denen ich persönlich absolut nicht gerechnet habe und somit auch mal wieder überrascht worden bin. Die letztendliche Aufklärung der Familiengeschichte und den späteren Verbleib der zunächst überlebenden Kuhn-Mitglieder und dann vermissten Mitgliedern nach dem Krieg, ist sehr gut erzählt und steht sicherlich für so manches, grausames Schicksal in den Wirren des Krieges, aber es zeigt auch die Unmenschlichkeit der Menschen untereinander, um selbst überleben zu können oder Vorteile herauszuholen. Besonderer Wert wird auf die Gefühle aller Beteiligten gelegt und unterschwellig haben wir es neben den Schrecken des Krieges hauptsächlich mit einer Liebesgeschichte zu tun, die aber ein bisschen anders ist als zunächst angenommen. Die Charaktere sind sehr feinfühlig skizziert worden und man kann sie sich sehr gut vorstellen und auch mit ihnen mit fiebern. Insgesamt wurde außerdem die Zeitepoche sehr gut und bewegt eingefangen, man fühlt sich mittendrin im Geschehen.
Mein Fazit: Für alle Liebhaber von Büchern der NS-Zeit ist dieses hier eine klare Empfehlung und volle 5 Sterne wert. Ich habe schon lange nicht mehr so sprachlos vor einem Buch gesessen und länger darüber nachgedacht. Ich kann das Buch daher nur weiterempfehlen.