Profilbild von SusanD

SusanD

Lesejury Profi
offline

SusanD ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit SusanD über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2023

Großartiger Ansatz schlecht umgesetzt

Prophet
0

In der Nähe einer Militärbasis in England taucht aus dem Nichts ein hellerleuchtetes amerikanisches Diner auf, dem jedoch Stromanschlüsse und anderes Wesentliches fehlt - und bald darauf wird eine Leiche ...

In der Nähe einer Militärbasis in England taucht aus dem Nichts ein hellerleuchtetes amerikanisches Diner auf, dem jedoch Stromanschlüsse und anderes Wesentliches fehlt - und bald darauf wird eine Leiche gefunden. Die beiden Agenten Adam Rubenstein und Sunil Rao, der für den Auftrag sogar aus dem Gefängnis geholt wird, werden mit der Aufklärung beauftragt und zu einem amerikanischen Geheimlabor geflogen, wo sie sich bald als Teil von Experimenten wiederfinden und Nostalgie zu einer Waffe wird ....

Die Autorin und Wissenschaftshistorikerin Helen Macdonald hat mit der Autorin und Musikerin Sin Blaché gemeinsam ihren - für beide Autorinnen - ersten Roman geschrieben und sich ein genresprengendes Werk als Ziel gesetzt, das vom Klappentext und Leseproben her vielversprechend klang.

Trotz der flüssigen Sprache war beim Lesen höchste Aufmerksamkeit erforderlich, denn die ständigen Wechsel in Ort und Zeit, Rückblicke, Erklärungen und Gedanken, alle ohne jegliche Kennzeichnung in den Kapiteln, machen den Fortgang unübersichtlich. Überhaupt ist nicht konzeptibel, in welcher Zeit die Handlung spielt: Während man teilweise einen Zukunftsroman vermutet, könnten sich jedoch die geheimen Forschungen und Versuche durchaus in der Gegenwart abspielen, was ein zusätzliches Unbehagen auslöst.

Die wissenschaftlichen Fantasien zeigen eine bedrohliche Realität auf und zwingen zu einer Beschäftigung mit wichtigen gesellschaftlichen Themen. Allerdings bleibt meiner Meinung nach hier vieles unausgesprochen und viel zu vage, um ernsthaft aufrütteln zu können. Zusammenhänge bleiben im Unklaren, Machtverhältnisse werden lediglich angedeutet und ich vermisste oftmals weitere Informationen oder eine gewisse Logik in den Zusammenhängen. Hier hätte meiner Meinung sehr viel mehr aus der grundsätzlich großartigen Grundidee gemacht werden können!

Während der Einstieg und die zugrunde liegenden Gedanken sofort mein Interesse weckten und Spannung hervorriefen, folgten den Großteil des Buches über langatmige Beschreibungen und Dialoge, die weder Story noch ZUsammenhänge nicht wirklich weiterbrachten und ich kämpfte damit, überhaupt noch weiterlesen zu wollen. Erst ein Showdown mit teils schon surrealen Elementen konnte mich wieder halbwegs fesseln, bevor ich mit einem schrägen Ende "belohnt" wurde.

Die Figuren des stoischen, mysteriösen Geheimagenten Colonel Adam Rubenstein und dem oftmals sowohl chaotischen als auch übersensiblen Spezialisten Sunil Rao als wandelndem Lügendetektor, die das durch die Droge "Prophet" ausgelöste Chaos erkunden sollen und letztlich Teil des Forschungsprojekts werden, bildeten ein interessantes Ermittlerduo. (Andeutungen über vorhergehende gemeinsame Einsätze könnten auf ein früheres Buch verweisen, das es jedoch nicht gibt.) Ihre Beziehung zueinander ist durchaus spannend und zeigt eine Anziehung zueinander; allerdings empfand ich die Anrede Adams als "mein Herz" durchaus sperrig und fragte mich, ob damit im englischen Originaltext eine andere Bedeutung zugrunde liegen könnte. Die im Klappentext angekündigte queere "mitreißende Liebesgeschichte" konnte ich allerdings nicht entdecken; die wahre Bedeutung der beiden Geheimagenten füreinander wurde lediglich im Schlusskapitel thematisiert.

Wenngleich auch sehr deutlich wurde, was "Prophet" eigentlich ist und wie es wirkt - und sich sogar erschreckenderweise weiterentwickelt - , erschließt sich mir leider nicht die Bedeutung des Titels. Da das griechische Wort Prophet "Voraus-Sager" bedeutet, die Droge hier jedoch einen RÜCKBlick (Nostalgie) verursacht, sehe ich hier einen Antagonismus, dessen Divergenz das Surreale unterstreicht.

"Prophet" von Helen Macdonald und Sin Blaché konnte meine Erwartungen leider überhaupt nicht erfüllen, lässt mich unbefriedigt zurück, und ich kann das Buch auch nicht wirklich anderen Lesern empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2022

Wenn Polizisten unter Mordverdacht stehen ....

Unter Verdacht
0

Kommissar Mark Richter muss vorzeitig aus seiner Elternzeit zurückkommen, denn sein Partner und Freund Dominik steht unter Mordverdacht. UNd selbst er fragt sich, ob sein Partner diesmal zu weit gegangen ...

Kommissar Mark Richter muss vorzeitig aus seiner Elternzeit zurückkommen, denn sein Partner und Freund Dominik steht unter Mordverdacht. UNd selbst er fragt sich, ob sein Partner diesmal zu weit gegangen ist in seinen Verschwörungstheorien ...

"Unter Verdacht" ist der vierte Regional-Krimi des in Nürnberg lebenden Autors Sören Prescher um die "Kommissare Mark und Felix" , wobei darauf hinzuweisen ist, dass Felix Marks Hovawart und Polizeihund ist, der jedoch insgsamt keine nennenswerte Rolle in diesem Buch einnimmt. Obwohl es etliche Verweise auf die hervorgehenden Bände gibt, ist das Buch auch ohne Kenntnis der Vorgeschichte schlüssig.

Der Erzählstil des Autors ist flüssig und mit einer feinen Ironie ganz einem Regionalkrimi angemessen. Allerdings nervten die hanebüchenden Verschwörungstheorien des unter Mordverdacht stehenden Kollegens und die zahlreichen Figuren mit verzwickten Beziehungen untereinander mich zusehends und minderten den Lesegenuss. Diese und auch die lange Autofahrten des Kommissars mit einer langen Playlist sind hier einfach zu ausufernd.

Wirkliche Spannung kam leider für mich nicht auf und das Ende - mit einer durchaus interessanten Auflösung - war viel zu abrupt.

Schade, konnte mich einfach nicht mitreißen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2022

Anstrengende Reha

Mord im Kurhotel
0

Anne-Maj Mortensen landet nach einer Knie-OP in einem luxuriösen Kur-Hotel zur Reha, allerdings hat sie überhaupt keine Lust auf Krankengymnastik und ist von ihren Mitpatienten, aber vor allem der ihrer ...

Anne-Maj Mortensen landet nach einer Knie-OP in einem luxuriösen Kur-Hotel zur Reha, allerdings hat sie überhaupt keine Lust auf Krankengymnastik und ist von ihren Mitpatienten, aber vor allem der ihrer Meinung nach schlechten Küche einfach nur genervt. Doch dann findet ausgerechnet sie eine Mitpatientin tot im Schlammbad und stürzt sich - zum Missfallen der örtlichen Polizei - in die Aufklärung und begibt sich schließlich selbst in Gefahr.

"Mord im Kurhotel" ist der zweite Band um "die dänische Miss Marple" Anne-Maj Mortensen von einer der meistgelesenen dänischen Krimiautorinnen, Anna Grue, der sich ohne Vorkenntnis des ersten Bandes lesen lässt bzw. hören wie in meinem Fall.
Gelesen wird das ungekürzte Hörbuch von Sabine Fischer und ich muss zugeben, dass ich von ihrer pointierten Lese-Art schnell genervt war und gar nicht damit zurechtkam.

Genausowenig konnte ich mich der Titelheldin anfreunden: Anne-Maj Mortensen ist in meinen Augen eine überaus anstrengende ältere Dame, die ihre Ansichten gerne anderen aufdrängt und mit allem unzufrieden scheint. Auch ihr fortwährend beschriebener Schmerzmittel-Missbrauch stieß mir unangenehm auf, sowie ihr Unwillen, an ihrer Genesung mitzuarbeiten. Dagegen unterhielten mich die auf den Punkt gebrachten Neben-Figuren mit all ihren Ansichten und Unzulänglichkeiten recht gut. Vor allem die Darstellung der Polizisten und Anne-Majs patenter Enkelin war ansprechend.

Und weil die Autorin Anna Grue viel Wert auf das Drumherum legt, gibt es ausreichend weitschweifige Erzählungen, unter denen sich die Spannung dieses "Krimis" in Grenzen hält. Lediglich am Ende kommt es zu einem großen Show-Down, als der in die Enge getriebene Mörder aus der Deckung kommt.

Großen Raum nimmt das (zur Zeit allgegenwärtige) Thema "Corona" ein: Auch die Patienten des Kurhotels haben unterschiedliche Ansichten zur Maskenpflicht und den vorgeschriebenen Maßnahmen; wer diesbezüglich der Realität entfliehen möchte, wird hier immer wieder darauf gestoßen.

Besonders gut gefallen hat mir die Thematisierung des Impfgegnertums; mit Interesse habe ich über ihre Einschätzungen, Maßnahmen und die Gefahren gelesen.

Diese "dänische Hygge" hatte ich mir als Unterhaltung in meiner eigenen Reha ausgesucht, allerdings quälte ich mich durch das Hörbuch mehr als durch anstrengende Therapien.

Mit etwas gutem Willen kann ich das Buch als Untermalung für kuschelige Lesetage empfehlen; ich habe allerdings keine Lust auf weitere Bände dieser Reihe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere