Handlung:
England 1932
Auch nach fast vierzig Jahren steht immer noch Sir Laurence Wilder an der Spitze des Savoys. Ihn erfüllt es immer noch mit Freude, durch sein Hotel zu gehen, sich um die Belange zu kümmern und mit den Gästen zu plaudern. Bis er eines Tages einen Schlaganfall erleidet, der Auftakt zu einer Reihe von merkwürdigen Begebenheiten ist...
Er vertraut seiner Enkelin Violet die Führung des Hotels an. Doch die junge Frau hat eigentlich andere Pläne, sie träumt von einer Karriere als Autorin, ist derzeit bei der BBC angestellt. Violet will ihrem Großvater den Wunsch erfüllen und arbeitet sich langsam in die Welt des Hotels ein. Doch sie hat Probleme, sich in dieser Welt zurechtzufinden und sich mit der Situation zu arrangieren. Noch dazu glaubt Violet nicht daran, dass der Schlaganfall ihres Großvaters aus heiterem Himmel kam...
Meinung:
Das Cover ist sehr schlicht gehalten, die dominierende Farbe ist weiß, zusammen mit einem auffälligen rot, welches sich immer wieder erkennen lässt. Sei es an der Schrift, dem Mantel der Dame oder in den Schaufenstern der Geschäfte. Insgesamt finde ich die wenigen Details auf dem Cover richtig gut. So wird das Hauptaugenmerk auf die Dame, sowie die Gebäude gelenkt. Es scheint, als würde die Dame erst mal stehen und das Savoy bewundern, was ich nur zu gut verstehen kann. Ich habe im Internet gesucht, und war erstaunt, wie schön das Gebäude ist. Und ganz besonders toll ist es, dass die Häuser genau dem Original entsprechen und ein wahres Bild wiedergeben. Ein toller Anblick!
Ich finde, dass das gesamte Cover sehr edel und ausgewählt wirkt. Es scheint eine besondere Welt zu zeigen, in diesem Fall die Welt der Reichen und Schönen im Savoy.
Das Savoy ist ein geläufiger Begriff, von dem ich aber tatsächlich nichts weiter weiß, außer, dass es sich hierbei um fabelhafte Hotels handelt. Ich glaube mich auch schwach erinnern zu können, dass ich das Londoner Savoy während einer Studienreise mal vom Bus aus gesehen habe. Ansonsten habe ich keinen Bezug zu dem Hotel. Daher war ich gespannt, das Buch zu lesen und mehr über dieses aufregende, luxuriöse Hotel zu erfahren.
Sofort hat mir die Schreibweise gefallen. Das hat durchweg angehalten und ich habe das Buch richtig gerne in die Hand genommen. Sie war recht einfach gehalten, teilweise mit etwas Witz oder anspruchsvolleren Szenen, im Grunde konnte man es einfach und flüssig lesen. Ich fand es besonders toll, dass ganz viele Charaktere stark beschrieben wurden, nicht so sehr vom Aussehen, eher von Gewohnheiten oder Erlebten. Dadurch wurde wirklich ein jeder lebendig, egal ob er eine große oder eher kleine Rolle einnimmt.
Während der ganzen Handlung gibt es einen allwissenden Erzähler, der über viele verschiedene Personen berichtet. So handeln die Kapitel nicht nur von Sir Laurence oder Violet, sondern auch von Hotelgästen oder dem Hoteldetektiv. Obwohl manche eher Nebenfiguren sind, werden auch diese auf eine besondere Art beschrieben und ein Teil ihres Lebens näher erzählt. So wurde die Handlung sehr abwechslungsreich gestaltet, man wusste nie, was einem im nächsten Kapitel erwartet. Und am Ende zieht sich ein roter Faden durch all die erwähnten Personen, auch wenn dieser nicht vollständig aufgelöst wird und erklärt wird. Man kann sich zwar einiges zusammenreimen und einiges wurde auch erwähnt. Aber richtig zufrieden bin ich mit dem Ende nicht. Wahrscheinlich wird es in der Fortsetzung eine Auflösung geben, auf die ich schon sehr gespannt bin.
Es gibt eine Unterteilung in meist kurze Kapitel, die alle einen Überschrift haben. Diese Titel beziehen sich immer auf das Kapitel, bei einigen wird der Sinn dahinter schnell deutlich, bei anderen erst am Ende des Kapitels. Ich finde, dass es sich hierbei um ein schönes Detail handelt.
Die Handlung erstreckt sich über einige Wochen. Das kommt während des Lesens nicht immer so raus, manchmal war ich erstaunt, wenn angegeben war, dass eine bestimmte Zeit vergangen ist. Hier hätte ich es durchaus für angebracht gehalten, wenn es eine klarere Abgrenzung gegeben hätte.
Gleichzeitig haben mir die zeitlichen Sprünge gefallen. Die Kapitel wurden nicht nur kurzweilig erzählt, sondern es entstanden keine Längen. Stets wurden nur wichtige Ereignisse beschrieben, die für den weiteren Verlauf wichtig sind. Mal handelt es sich hierbei um ein Gespräch, mal um eine Begebenheit oder um Gedanken von Violet.
Mit London und bevorzugt dem Savoy wurde ein interessantes und mir recht unbekanntes Setting gewählt. Dazu kommt eigentlich nur noch die Redaktion der BBC und die Haupthandlungsorte sind genannt. Das Studio wurde für meinen Geschmack zu weitläufig und zu wenig eingängig beschrieben. Ich konnte mir nicht wirklich etwas darunter vorstellen, weder das Gebäude mit den Zimmern irgendwie verorten, noch mir die Räume vorstellen.
Das Savoy im Gegensatz war ein Traum. Ein schillernder Ort des Luxus mit wahnsinnig interessanten Persönlichkeiten und Geschehnissen. Auch das Gebäude erschien endlos groß, hat mich aber absolut nicht gestört. Vielleicht weil dort viele Orte genauer beschrieben werden und so ein Bild geben, was ich mir vorstellen konnte.
Als ich mit dem Lesen angefangen habe, hatte ich durchaus meine Erwartungen, die alle durch den Klappentext entstanden sind. Ich hatte erwartet, dass es Informationen zu dem Savoy und den täglichen Vorgängen in dem Hotel gibt. Dazu war ich gespannt darauf, wie sich Violet wohl mit der Leitung des Hotels abfinden wird und ob sie dafür geschaffen ist. Immerhin stellt sich die junge Frau einer Mammutaufgabe, die man nicht mal eben mit links macht. Im Grunde hatte ich mit einer recht ruhigen Geschichte gerechnet, in der alltägliche Probleme und Begebenheiten beschrieben werden. Und war dann mächtig überrascht, dass dem nicht so war.
Oft hat der Roman Züge einer kleinen Detektivgeschichte auf der Suche nach dem Schuldigen und den Beweggründen hinter den Handlungen. Eigentlich entspricht das eher weniger meinem Interesse, für Krimis, Detektivgeschichten und dergleichen konnte ich mich nie sonderlich begeistern. Doch hier hat es funktioniert. Ich bin der Geschichte mit viel Spannung gefolgt, habe mir meine Gedanken gemacht und mitgerätselt. Am Ende hat genau dieser Aspekt mein Interesse geweckt und die Geschichte ausgezeichnet.
Zu guter letzt noch einige Worte zu den Protagonisten. Violet ist die Hauptprotagonistin, eine junge Frau, die ihre eigenen Pläne hat, welche aber durchkreuzt werden. Stellenweise fand ich sie sympathisch, in anderen Situationen war sie mir zu unentschlossen. Violet fällt es nicht nur schwer, sich zwischen dem Hotel und der BBC zu entscheiden, sondern auch zwischen zwei Männern. Gerne hätte ich ihr zugerufen, dass sie mit den Gefühlen der Herren spielt und sich endlich mal entscheiden soll. Mit ihrer Figur kam ich nicht so klar, wie ich es mir erhofft hatte.
Sir Laurence fand ich einfach fantastisch. Er wirkt wie ein sympathischer alter Herr, mit viel Stil und Klasse, der mit seinem Auftreten einen Raum ausfüllen kann. Dieses Charisma hat vielen anderen Personen gefehlt, weshalb er definitiv meine Lieblingsfigur ist.
An dem Buch fand ich es besonders, dass selbst die Nebencharaktere recht ausführlich dargestellt wurden und es einige Kapitel gab, die sich nur ihnen gewidmet haben. Darin konnte man kleine Details aus dem Leben erfahren und so werden sie lebendig und ich habe mir auch über sie Gedanken gemacht.
Fazit:
Obwohl meine Erwartungen andere waren, hat mich das Buch nicht enttäuscht. Es gibt kleine Kritikpunkte, für die ich gesamt einen Stern abziehe, dazu zählt die Darstellung Violets und die nicht genau erklärten Zusammenhänge, die die Geschehnisse ziemlich unerklärt lässt. Ansonsten hat mir das Buch wirklich gut gefallen, die Schreibweise hat dazu eingeladen, immer weiterzulesen und die restlichen Protagonisten waren interessant. Dazu war die Darstellung des Savoys traumhaft und ich fand es interessant, einen Einblick in diese Welt zu erhalten.