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Veröffentlicht am 10.01.2024

Der Chronist des Nationalrates

Melody
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Die Geschichte, dass ein Mensch im Angesicht seiner Vergänglichkeit den Drang verspürt, die Wahrheit aufzudecken, ist nicht neu.

So geschieht es auch hier, wo der gut betuchte und todkranke Dr. Stotz ...

Die Geschichte, dass ein Mensch im Angesicht seiner Vergänglichkeit den Drang verspürt, die Wahrheit aufzudecken, ist nicht neu.

So geschieht es auch hier, wo der gut betuchte und todkranke Dr. Stotz den jungen Tom Elmer als seinen Nachlassverwalter einstellt und bei ihm wohnen lässt. Von seiner Köchin lässt er ihm nicht nur kulinarische Highlights servieren, sondern auch häppchenweise in regelmäßigen Kamingesprächen an seiner Vergangenheit teilnehmen, die sich um die verschwundene Liebe seines Lebens drehen: Melody.

Schnell wird klar, dass Dr. Stotz sich gerne selbst reden hört. Seine Selbstverständlichkeit im Umgang mit seinem Personal und die Tatsache, dass er Tom Elmer zum Alkoholtrinken bei ihren regelmäßigen Treffen nötigt, bringen ihm auch keine Sympathiepunkte bei mir ein.

So wie sein Chronist lausche ich höflich seinen ausschweifenden Erzählungen, die sich immer wieder um seine Verflossene drehen, von der er immer noch fast schon besessen zu sein scheint, jedenfalls zeugen die unzähligen Gemälde und sogar ein ganzes Zimmer in seinem Haus davon.

Als Melody mit nichts als ihren Kleidern am Leib aus ihrer Wohnung geflüchtet sein soll, ist der Verdacht einer religiös motivierten Entführung aufgrund der Herkunft der Gattin in spe naheliegend und passt gut ins Bild. Zu keiner Zeit wird dem Verlassenen Misstrauen entgegengebracht. Auch nicht, als dieser aus der Bahn gebrachte Geschäftsmann abreist, um eine Pilgerreise in der Einsamkeit Griechenlands macht.

Am Ende des Weges der Selbstreflexion bleibt nur noch das Eingeständnis der Lebenslüge und bedeutet somit auch Abschied.

Die Entdeckung, die Tom und die Nichte von Stotz dann machen, kommt einem Happy End gleich. Aber war das nicht zu viel des Guten?

Wieder einmal stellt sich mir am Ende die Frage: Was bezweckt der Autor mit seiner Geschichte? Ganz klar, auch negative Gefühle haben ihre Daseinsberechtigung, welche dieser Roman über Macht, Geld und Täuschung zweifelsohne in mir ausgelöst hat. Allerdings können auch die dargereichten Speisen wie Pennette alla Norma, Orata forno con patate, Ravioli aus hauchdünnem Teig und andere nicht den bitteren Nachgeschmack vertreiben, den „Melody“ bei mir hinterlassen hat.

Fazit: 3/5 Sternen

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Veröffentlicht am 14.06.2023

Ich weiß ja nicht…

Noch wach?
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Ich habe mir dieses Buch bewusst selbst gekauft und nicht als Rezensionsexemplar angefragt, um es nicht rezensieren zu müssen. Nun ja, here we go…

Bookstagram war voller Abbruchrezensionen, aber ich wollte ...

Ich habe mir dieses Buch bewusst selbst gekauft und nicht als Rezensionsexemplar angefragt, um es nicht rezensieren zu müssen. Nun ja, here we go…

Bookstagram war voller Abbruchrezensionen, aber ich wollte mich durch 363 Textseiten kämpfen. Und ich habe es geschafft. Es hat oft Überwindung gekostet, das Buch in die Hand zu nehmen, weil es wirklich furchtbar anstrengend zu lesen ist. Zwar nimmt die Zahl der WAHLLOS in Versalien geschriebenen WÖRTER mit der Zeit ab, gerade am Anfang ist es aber eine Qual. Warum Stuckrad-Barre seine Leser*innen so quält? Ich weiß es nicht. Selbsthass, Misanthropie, who cares?

Völlig kontextlos stolpert man in die Geschichte. Ich hatte vorab wenig Inhaltliches zu dem Buch gelesen und brauchte einige Seiten um zu verstehen, dass es aus seiner höchstpersönlichen Sicht geschrieben ist und „sein Freund“ (namenlos) Matthias Döpfner sein soll, der Springer-Chef. Beziehungsweise natürlich genau nicht sein soll, wegen Klage und so, ja klar. Deswegen geht es auch nicht um BILD, sondern einen namenlosen TV-Sender. Sicherheitshalber wird die BILD auch erwähnt, damit klar wird, dass es nicht um BILD geht. Raffiniert.

Am Anfang bin ich auch brav in die gestellte Falle getappt - wenn aus der Ich-Perspektive „mein Freund“ geschrieben wird, muss die erzählende Person ja eine Frau sein. Okay, point taken. Weiter im Text. Unser Protagonist ist best buddy eines Medienzampanos, führt das Leben eines Literaten (mir kam immer wieder die meiner Meinung nach völlig sinnfreie BMW-Radiowerbung meiner Kindheit und Jugend in den Sinn: „So mancher Literat frönt der brotlosen Kunst und fährt trotzdem BMW!“ - so ein Schwachsinn brennt sich natürlich ins Hirn, aber den Namen des Nachbarkindes kann ich mir nicht merken…) und trifft in einer Selbsthilfegruppe eine Journalistin, die vom Chefredakteur des oben nicht genannten Senders durch Machtmissbrauch in eine Affäre gezogen wird. Er jettet zwischen LA und Berlin hin und her und vermischt wild den #metoo-Skandal in Hollywood mit den Machtstrukturen bei (Nicht-)BILD.

Wer den Skandal um den BILD-Chefredakteur, dessen Namen ich hier einfach nicht nenne, im Ansatz verfolgt hat, oder auch den hörenswerten Podcast „Boys Club“ gehört hat, erfährt in diesem Buch wirklich nicht viel Neues.

Hier und da bricht ein Sprachwitz durch, der erkennen lässt, dass Stuckrad-Barre durchaus sein Handwerk versteht. Aber was er mit dem Buch bezwecken will, ist unklar. Es ist eine Nacherzählung, die zwar durch Personifizierung nahbarer ist als die Berichterstattung in den einschlägigen Medien, aber wer den Frauen, die hier die Betroffenen (Belastungszeuginnen!) sind, eine Stimme geben will, sollte auch IHNEN eine Stimme geben und nicht die eigene verwenden. Machtmissbrauch von Männern gegenüber Frauen, erzählt von einem Mann - genau, willkommen bei Mansplaining deluxe. Ja, das mag jetzt irgendwie unfair sein gegenüber Stuckrad-Barre, aber ich werde nach der Lektüre diesen faden Beigeschmack einfach nicht los.

Klar, er ist nicht „so einer“ und ich würde mir nicht einmal anmaßen, ihm hier andere als hehre Motive zu unterstellen. Aber zwischen Intention und Rezeption klafft halt manchmal eine Lücke.

Punkte gibt es keine. Wer sich selbst eine Meinung bilden will, soll es lesen (vielleicht geht das ja, ohne es zu kaufen - empfehle die örtliche öffentliche Bücherei) - empfehlen kann ich es nicht. Wer unsicher ist, ob er es lesen soll: Greift zu einem anderen Buch. Wer mehr zum Thema wissen will, hört „Boys Club“ bei Spotify.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Eine Geschichte mit Potential

Mr. Goebbels Jazz Band
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Schon als ich angefragt wurde, ob ich das Buch vorab lesen und rezensieren wollte, war meine Neugier geweckt. Joseph Goebbels hatte eine Jazzband? Das hatte ich noch nicht gehört und erschien mir zunächst ...

Schon als ich angefragt wurde, ob ich das Buch vorab lesen und rezensieren wollte, war meine Neugier geweckt. Joseph Goebbels hatte eine Jazzband? Das hatte ich noch nicht gehört und erschien mir zunächst völlig absurd. Beim näheren Hinsehen ist es natürlich durchaus plausibel - und sowieso historisch belegt. Zur Propaganda gehört es eben, Reichweite zu erzeugen, da war dann auch ein Mittel recht, das man in Deutschland selbst in jener Zeit nicht zugelassen hätte. Galt Jazzmusik im Dritten Reich als „entartet“, garnierte man das englischsprachige Programm der Propagandasender mit Musik, die bei den Adressaten in Großbritannien ankam. Und da man selbst produzierte, ließ sich in den Songtexten selbst auch Propaganda transportieren. So weit, so nachvollziehbar.

Meine Erwartung, viel über die Band, ihr Entstehen, Wirken und späteres Schicksal zu erfahren, oder auch über die Wirkweise der Propaganda, wurde jedoch enttäuscht. Auch Details über das Leben in Deutschland in den 40er-Jahren sucht man vergebens. Im Epilog wird zumindest kurz zusammengefasst, was aus den Protagonisten der wahren Geschichte wurde.

Im Fokus der Story stehen William Joyce, besser bekannt als Lord Haw-Haw, der Radiostimme des deutschen Propagandasenders für Großbritannien, und der Schriftsteller Fritz Mahler. Der US-Amerikaner/Ire/Brite und der Schweizer begleiten das Wirken der Jazzband, die eigentlich „Charlie and his Orchestra“ heißt. Mahler soll einen (Propaganda-)Roman über die Band schreiben, konzentriert sich dabei aber zunehmend auf Joyce als Hauptperson. Dessen (wahre) Lebensgeschichte ist durchaus spannend und lesenswert.

Der Stil des Buches ist außergewöhnlich. Die vollständige Abwesenheit direkter Rede wird Freunde des Konjunktiv I erfreuen, denn Dialoge werden durchaus reichlich geführt. Lienhardt gibt den allwissenden Erzähler, der mit seinem Schreibstil die Lesenden mit einbezieht, das Geschehen kommentiert und durch Einschübe, zum Teil in Klammern gesetzt, bewusst Distanz zum Beschriebenen aufbaut. Die Gefahr, den Protagonisten Sympathien entgegenzubringen, wird durch die Erzählweise effektiv entgegengewirkt (zumal sie ohnehin wenig Anlass bieten, sie zu mögen). Das ist dem Thema und der Zeit angemessen, die Methode transportiert (Wort-)Witz und hat mir gut gefallen. Dennoch ist der Schreibstil eigenartig und wer lange, verschachtelte Sätze nicht mag, wird das Buch wohl schnell aus der Hand legen.

Aus der Hand gelegt habe ich es auch immer wieder und musste mich zum Weiterlesen fast zwingen, denn dynamisch oder fesselnd ist die Geschichte nicht. Das laut Klappentext „furiose Tempo“ hat mich nicht gepackt, langweilig war das Buch jedoch keineswegs. Mein Urteil ist entsprechend ambivalent: Kann man gut lesen, muss man aber nicht unbedingt. Es ist ein außergewöhnliches Buch, bedient gewisse künstlerische Ansprüche und bietet eine Metaebene, die ich nicht erwartet hatte. Gleichzeitig ist mir die Intention nicht klar geworden, auch nicht durch die Nachworte. Ich mag Bücher, die in mir einen Denk- und Veränderungsprozess auslösen - die Geschichte selbst hat das Potential, aber richtig gefunkt hat es nicht.

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Veröffentlicht am 07.04.2023

Ein außergewöhnliches Buch

Mr. Goebbels Jazz Band
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Schon als ich angefragt wurde, ob ich das Buch vorab lesen und rezensieren wollte, war meine Neugier geweckt. Joseph Goebbels hatte eine Jazzband? Das hatte ich noch nicht gehört und erschien mir zunächst ...

Schon als ich angefragt wurde, ob ich das Buch vorab lesen und rezensieren wollte, war meine Neugier geweckt. Joseph Goebbels hatte eine Jazzband? Das hatte ich noch nicht gehört und erschien mir zunächst völlig absurd. Beim näheren Hinsehen ist es natürlich durchaus plausibel - und sowieso historisch belegt. Zur Propaganda gehört es eben, Reichweite zu erzeugen, da war dann auch ein Mittel recht, das man in Deutschland selbst in jener Zeit nicht zugelassen hätte. Galt Jazzmusik im Dritten Reich als „entartet“, garnierte man das englischsprachige Programm der Propagandasender mit Musik, die bei den Adressaten in Großbritannien ankam. Und da man selbst produzierte, ließ sich in den Songtexten selbst auch Propaganda transportieren. So weit, so nachvollziehbar.

Meine Erwartung, viel über die Band, ihr Entstehen, Wirken und späteres Schicksal zu erfahren, oder auch über die Wirkweise der Propaganda, wurde jedoch enttäuscht. Auch Details über das Leben in Deutschland in den 40er-Jahren sucht man vergebens. Im Epilog wird zumindest kurz zusammengefasst, was aus den Protagonisten der wahren Geschichte wurde.

Im Fokus der Story stehen William Joyce, besser bekannt als Lord Haw-Haw, der Radiostimme des deutschen Propagandasenders für Großbritannien, und der Schriftsteller Fritz Mahler. Der US-Amerikaner/Ire/Brite und der Schweizer begleiten das Wirken der Jazzband, die eigentlich „Charlie and his Orchestra“ heißt. Mahler soll einen (Propaganda-)Roman über die Band schreiben, konzentriert sich dabei aber zunehmend auf Joyce als Hauptperson. Dessen (wahre) Lebensgeschichte ist durchaus spannend und lesenswert.

Der Stil des Buches ist außergewöhnlich. Die vollständige Abwesenheit direkter Rede wird Freunde des Konjunktiv I erfreuen, denn Dialoge werden durchaus reichlich geführt. Lienhardt gibt den allwissenden Erzähler, der mit seinem Schreibstil die Lesenden mit einbezieht, das Geschehen kommentiert und durch Einschübe, zum Teil in Klammern gesetzt, bewusst Distanz zum Beschriebenen aufbaut. Die Gefahr, den Protagonisten Sympathien entgegenzubringen, wird durch die Erzählweise effektiv entgegengewirkt (zumal sie ohnehin wenig Anlass bieten, sie zu mögen). Das ist dem Thema und der Zeit angemessen, die Methode transportiert (Wort-)Witz und hat mir gut gefallen. Dennoch ist der Schreibstil eigenartig und wer lange, verschachtelte Sätze nicht mag, wird das Buch wohl schnell aus der Hand legen.

Aus der Hand gelegt habe ich es auch immer wieder und musste mich zum Weiterlesen fast zwingen, denn dynamisch oder fesselnd ist die Geschichte nicht. Das laut Klappentext „furiose Tempo“ hat mich nicht gepackt, langweilig war das Buch jedoch keineswegs. Mein Urteil ist entsprechend ambivalent: Kann man gut lesen, muss man aber nicht unbedingt. Es ist ein außergewöhnliches Buch, bedient gewisse künstlerische Ansprüche und bietet eine Metaebene, die ich nicht erwartet hatte. Gleichzeitig ist mir die Intention nicht klar geworden, auch nicht durch die Nachworte. Ich mag Bücher, die in mir einen Denk- und Veränderungsprozess auslösen - die Geschichte selbst hat das Potential, aber richtig gefunkt hat es nicht.

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Veröffentlicht am 06.11.2022

Toller Einzelband

Banshee Blues – Der Fluch der Todesfeen
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Es ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, und ich war sehr gespannt auf die Geschichte. Der Klappentext und das hübsche Cover haben mich magisch angezogen.

Das Buch startet langsam ...

Es ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, und ich war sehr gespannt auf die Geschichte. Der Klappentext und das hübsche Cover haben mich magisch angezogen.

Das Buch startet langsam und ich habe leicht in die Urban Fantasy-Geschichte hineingefunden.

Ich mochte die Idee, dass die Nachfahrinnen der Todesfeen ihre Stimme nicht erheben dürfen, von Anfang an. In dieser Form habe ich noch keine Geschichte gelesen, überhaupt kannte ich bis jetzt Banshees (bzw. Bansheenys, wie ihre Nachfahrinnen heißen) noch gar nicht.

Erzählt wird das Buch in der ersten Person von Dee. Sie hat mich mit ihrer sensiblen Art und ihrem Faible für Musik von Anfang an abgeholt und ich mochte ihren Charakter sehr.

Zwischen den Kapiteln gibt es mysteriöse, handschriftlich verfasste Einschübe. Ich habe bis zum Schluss gerätselt, was es damit auf sich haben könnte.

Geister spielen in dem Buch auch eine nicht gerade unerhebliche Rolle und somit passt das Buch für mich perfekt in diese Jahreszeit. Der Geist „Lumi“ ist übrigens ganz toll! Ich möchte auch einen „Lumi“ haben!

Von einigen Wendungen und auch Charakteren wurde ich immer wieder überrascht und die kurzen Kapitel und der angenehme Schreibstil haben dazu beigetragen, dass ich das Buch schnell durchgelesen hatte.

Was mir nicht so gut gefallen hat: Die Liebe kam mir zu kurz. Ich fühlte es nicht. Am Ende habe ich doch etwas Lovestory bekommen, aber das war mir leider zu wenig.

Den Anfang und das Ende fand ich wirklich stark. Leider habe ich mich im Mittelteil etwas durch die Seiten kämpfen müssen, es war mir zu langatmig.

Fazit: „Banshee Blues“ ist ein innovativer Fantasy-Einzelband mit spooky Vibes!

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