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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.07.2017

Starker Beginn mit schwacher zweiten Hälfte

Die Tochter des Seidenhändlers
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Bei der Lesejury durfte ich die letzten Wochen in einer Leserunde diesen exotischen Landscape Roman lesen. Er erzählt von Vietnam in den 1950-iger Jahren, als das Land noch Indochine hieß und unter französischer ...

Bei der Lesejury durfte ich die letzten Wochen in einer Leserunde diesen exotischen Landscape Roman lesen. Er erzählt von Vietnam in den 1950-iger Jahren, als das Land noch Indochine hieß und unter französischer Herrschaft stand. Eine Zeit, aus der wir eigentlich viel zu wenig wissen und die mich vorallem an diesem Roman gereizt hat.

Der erste Leseabschnitt erfüllte auch zu 100% meine Erwartungen und ich tauchte in die exotische Welt von Hanoi ein. Mit Nicole und Sylvie lernte ich zwei Schwestern kennen, die nicht nur vom Aussehen, sondern auch von ihrem Charaktere her sehr unterschiedlich sind. Sylvie, die Ältere der Schwestern, hat ihr französisches Aussehen von ihrem Vater geerbt, der als Seidenhändler sein Imperium an sie überträgt, um sich mehr der Politik widmen zu können. Nicole, die schon immer im Schatten ihrer Schwester stand und das vietnamesiche Aussehen ihrer, bei der Geburt verstorbenen, Mutter geerbt hat, erhält nur einen kleinen Stoffladen. Dieser liegt im Viertel der Einheimischen. Nicole versucht das Beste daraus zu machen und fühlt sich immer mehr zwiegespalten, was ihre Herkunft anbelangt. Als "Métisse", die Bezeichnung für Kinder gemischter Abstammung, wird sie beschimpft und fühlt sich keinem Kulturkreis richtig zugehörig. So widmet sie sich mehr und mehr ihren Seidenladen, denn die bunten Stoffe verzaubern sie schon seit ihrer Kindheit. In O-Lan, die im Nebenhaus wohnt, findet sie eine wunderbare Freundin. Ihr Kousin Tran versucht Nicole ihre vietnamesischen Wurzeln näher zu bringen, doch der junge Widerstandskämpfer der Vietminh verfolgt damit auch seine eigenen Ziele. Als sich die politische Lage immer mehr zuspitzt und sie erfährt, dass ihr Vater in dunkle Machenschaften verwickelt ist, muss sich Nicole entscheiden....

Ein großartiger Plot, der mich sofort mitgerissen hat. Die Autorin hat die Beschreibung der bunten Seidenstoffe, des Viertels mit seinen Menschen und Düften und den Bräuchen des Landes zu Beginn noch großartig eingefangen. Ich konnte auch den Kampf von Nicole verstehen, die sich weder als Französin, noch als Vietnamesin fühlt. Von ihrem Vater wird sie eher kühl behandelt. Auch von ihrer Schwester, die Nicole gegenüber immer bevorzugt wird, kann sie kaum auf Verständnis hoffen. Vorallem Sylvie verhält sich ihr gegenüber oftmals komisch, begegnet ihr manchmal liebevoll und dann wieder herablassend. Nicole's einzige Vertraute ist die Köchin Lisa, die für sie die Ersatzmutter ist. Als sich Nicole in Mark, einem amerikanischen Seidenhändler verliebt, der zu oft mit ihrer Schwester Sylvie gesehen wird, spitzt sich die Situation zu.....

Leider verliert der Roman ab der Hälfte all diese positiven Eigenschaften, die mich zuvor noch verzaubert haben. Die wunderbaren exotischen Beschreibungen weichen immer mehr der Liebesgeschichte, die Figuren und ihre Taten erschlossen sich mir immer weniger. Auch einzelne Handlungsstränge verlaufen im Nichts.
Der Titel des Romans spielt ebenfalls nicht mehr wirklich eine Rolle, denn die Handlung führt den Leser in eine ganz andere Richtung, die mir nicht gefallen hat. Daher bleibt von der Faszination kaum mehr etwas übrig, was ich sehr schade fand.

Auch die Charaktere konnten mich mit Ausnahme von O-Lan nicht überzeugen. Sylvie ist eine unsympathische, egoistische junge Frau, die nur auf ihre Vorteile bedacht ist. Nicoles Vater lässt gegenüber Nicole nur Gefühlskälte walten und Mark spielt eine sehr undurchsichtige Rolle in der Geschichte. Mit ihm konnte ich mich nicht wirklich anfreunden. Genauso mit Tran, der zwar voll hinter seiner politischen Gesinnung steht, aber sein wahres gesicht gut zu verhüllen weiß.
Aber auch Nicole brachte mich manchmal zum Verzweifeln und ich konnte ihr Handlungen nicht nachvollziehen. Ich hatte öfters Schwierigkeiten mich in die Figuren hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufühlen. Die Umsetzung ihrer Gefühle ist der Autorin nur teilweise gelungen.

Positiv und sehr lebendig fand ich die Beschreibung des Landes, der Kultur und den politischen Unabhängigkeitskampf. Am Ende gibt es noch einen historischen Abriss des Landes von 1787 an bis in die Gegenwart.

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin konnte mich zu Beginn fesseln. Sie schreibt flüssig und sehr bildhaft, doch fühlte sich zum Ende hin der Schreibstil etwas holpriger an. Die politischen und kulturellen Informationen sind interessant und sehr lebendig erzählt. Zum Ende hin hatte ich aber immer mehr Schwierigkeiten die Längen zu überbrücken und die Charaktere sympathisch zu finden. Nicoles Handeln konnte ich nicht immer verstehen und fand es teilweise unglaubwürdig.


Fazit:
Ein exotischer Roman, der uns in die Nachkriegszeit nach Vietnam entführt und die politischen Unruhen in den 1950-iger Jahren sehr deutlich aufzeigt. Der Beginn ist faszinierend und fesselnd, doch aber der Mitte lässt die Geschichte stark nach und verliert sich in Nebensächlichkeiten. Es gibt offene Handlungsstränge, die nicht zu Ende geführt werden und ich begann die anfängliche bildhafte Beschreibung zu vermissen, die mich an den Roman fesselte. Das Buch lässt mich sehr zwiegespalten zurück, denn das großartige erste Drittel verlor sich immer mehr in einer Handlung, die mich mit dem Ansteigen der Seitenanzahl immer weniger begeisterte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Dramaturgie
  • Figuren
  • Gefühl
Veröffentlicht am 09.07.2017

Blühende Barbara-Zweige bringen Glück

Winterblüte
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Da der Klappentext eigentlich alle nenneswerten Hintergrundinformationen zur Geschichte liefert, werde ich diesmal keine weiteren Details verraten, denn sonst ist auch schon der komplette Roman erzählt.

Die ...

Da der Klappentext eigentlich alle nenneswerten Hintergrundinformationen zur Geschichte liefert, werde ich diesmal keine weiteren Details verraten, denn sonst ist auch schon der komplette Roman erzählt.

Die Geschichte spielt im Jahre 1902 im Kurort Ostseebaad Heiligendamm.
Während ich erst vor kurzem den Roman "Das Hotel auf dem Drachenfels" (meine Rezi klick) gelesen habe, der ebenfalls zur Jahrhundertwende spielt, hatte ich mir etwas ähnliches vorgestellt, da das Setting ebenfalls in einem Hotel/Gästehaus spielt. Jedoch bleibt bei "Winterblüte" dieses Thema fast außen vor, auch wenn wir einen kurzen Einblick in das Leben der Dienstboten bekommen.
Der Großteil der Geschichte dreht sich hier jedoch um Christian und Johanna Baabe, die Kinder der Hoteliersfamilie. Während sich Christian in die unbekannte Schiffbrüchige verliebt, freundet sich auch Johanna trotz des Verbotes ihre Mutter mit dem Mädchen an. Sie lernt dadurch den Brauch des Barbara Zweiges kennen, durch den sich Johanna Glück erhofft. Ihre Eltern wollen nämlich beim großen Winterball ihre Verlobung bekannt geben. Die beiden Kandidaten, die ihre Mutter dafür ins Auge gefasst hat, sind für Johanna indiskutabel, denn ihre heimliche Liebe gilt dem Sohn der einzigen Familie, die seit Generationen mit den Baabe's verfeindet ist.
Wer sich nun auf einen Roman a la "Romeo und Julia" erwartet, wird bald ernüchtert sein. Aber das hatte ich auch gar nicht erwartet. Die Idee des Plots fand ich wirklich interessant und mir ist dieser Brauch auch bekannt....heiße ich doch nach meiner Oma im zweiten Vornamen auch Barbara =). Trotzdem fand ich die Erzählung rund um den Brauch des Barbara-Zweiges leider etwas vorhersehbar.
Die oft verwendeten zwei Zeitebenen gibt es in diesem Roman nicht. Die Geschichte spielt ausschließlich im Jahr 1902. Trotzdem machten sich auf den nicht ganz 400 Seiten einige Längen breit, die mir das Gefühl gaben in der Geschichte dahin zu dümpeln. Überraschende Wendungen habe ich vermisst und das äußerst merkwürdige Verhalten der Mutter von Christian und Johanna, die das gestrandete Mädchen von Beginn an ablehnt, wirkt etwas überzogen. Ihre Taten konnte ich nicht nachvollziehen.

Die Figuren wirken diesmal leider etwas klischeehaft und sind mir zu schwarz-weiß gezeichnet. Außer der jungen schiffbrüchigen Frau, die Johanna und Christian "Barbara" nennen, bleiben die restlichen Charaktere sehr an der Oberfläche. Vorallem Johanna's Gedanken kreisen nur um ihre baldige Verlobung. Sie scheint keinerlei anderen Interessen und Freundinnen zu haben.
Obwohl sich das alles eher negativ anhört, hatte ich ein paar nette Stunden mit der Geschichte rund im die Irrungen und Wirrungen der Familie Baabe....

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin lässt sich angenehm lesen, ist flüssig und bildhaft. Ich kenne auch ihre anderen Romane und bin immer wieder überrascht wie unterschiedlich ihre Geschichten geraten. Die einen sind fesselnd und interessant, die anderen sehr klischeehaft und vorhersehbar. Es gibt nur eine einzige weitere Autorin bei der ich nie weiß, was mich erwarten wird und das ist Marian Keyes.

Fazit:
Mit den wunderbaren Roman der Autorin "Die Jasminschwestern", den ich wirklich empfehlen kann, hat "Winterblüte" leider wenig gemeinsam. Trotzdem ist es ein netter Roman, der sich dem Brauch des Barbara-Zweiges widmet und der ruhige Stunden auf der Couch verspricht. Für Zwischendurch und in der Vorweihnachtszeit zu empfehlen, aber einen bleibenden Eindruck hat das Buch bei mir leider nicht hinterlassen.

Veröffentlicht am 04.07.2017

Einladung zum Sockenstrickkurs

Die Maschen des Schicksals
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Im zweiten Band der Reihe rund um die Blossom Street und dem Wollgeschäft "A Good Yarn" von Debbie Macomber stehen wieder Lydia, die Besitzerin des mittlerweile erfolgreichen Lädchens, und eine neue Strickrunde ...

Im zweiten Band der Reihe rund um die Blossom Street und dem Wollgeschäft "A Good Yarn" von Debbie Macomber stehen wieder Lydia, die Besitzerin des mittlerweile erfolgreichen Lädchens, und eine neue Strickrunde im Mittelpunkt. Aber wir treffen auch Jacqueline, Alix und Carol wieder, die wir aus dem ersten Band kennen.
Deswegen würde ich auch empfehlen mit "Das Muster der Liebe" zu beginnen, sonst werdet ihr nämlich mächtig gespoilert!!!

Lydia bietet diesmal einen Sockenstrickkurs an und die bunt zusammengewürfelte Gruppe erscheint zu Beginn noch kurioser als beim Strickkurs aus Band 1.
Die kürzlich in Rente gegangene Elise, die bereits ihre Wohnung gekündigt und Zeit ihres Lebens auf ein ein eigenes Häuschen gespart hat, steht nach dem Konkurs des Bauunternehmens nun ohne Unterkunft da. Sie zieht deswegen schweren Herzens bei ihrer Tochter ein. Als sie erfährt, dass ihr Exmann ebenfalls kurzfristig einziehen wird, ist sie empört. Ihre Ehe ging vor Jahren wegen seiner Spielsucht in die Brüche. Elise sucht nach Ablenkung und außerhäuslichen Tätigkeiten, um ihren Ex so wenig wie möglich über den Weg zu laufen. Da entdeckt sie den Aushang zum Sockenstrickkurs bei Lydia und meldet sich an.

Bethanne sucht ebenfalls Zerstreuung. Ihr Mann hat sie eben erst wegen seiner Sekretärin verlassen und sie sitzt mit ihren beiden Kindern im schwierigen Teenageralter zuhause. Das große Haus soll weiterhin finanzierbar bleiben, doch seit der Geburt der Kinder war Bethanne Mutter und Hausfrau. Wie soll sie nur nach all den Jahren zuhause einen Job finden? Ihre Tochter rebelliert und ihr Mann will seine Unterhaltszahlungen minimieren. Beim Stricken will sie ihre Sorgen vergessen....

Courtney ist vom anderen Ende der USA nach Seattle zu ihrer Großmutter gezogen. Nach dem Tod der Mutter muss ihr Vater noch mehr arbeiten und ist im Ausland unterwegs. Die älteren Geschwister sind am College untergebracht und so soll Courtney ihr Abschlussjahr in Seattle machen. Courtney kämpft mit Übergewicht und Einsamkeit. Da nimmt sie ihre überaus agile Großmutter mit ins Schwimmbad und zum Strickkurs. Dort nehmen sich die älteren Damen dem Küken in der Runde an und Bethanne versucht Courtney mit ihren Kindern bekanntzumachen...

Aber auch Lydia hat Sorgen, denn Brad geht zu seiner Exfrau zurück, ihre Mutter erkrankt und ihre Schwester scheint etwas vor ihr zu verschweigen....

Probleme gibt es im zweiten Band der Blossom Street Reihe also wieder zuhauf und natürlich erleben wir auch diesmal wieder ein Happy End für alle Beteiligten. Die Geschichte wird wie beim Vorgänger abwechselnd aus der Sicht der jeweiligen Frauen erzählt und jeder ein Kapitel gewidmet. Die Charaktere sind sehr bildhaft dargestellt und Themen wie Verlust, Angst, Gewichtsprobleme, Einsamkeit, Spielsucht, Schulden und Krankheit nehmen die gesamte Geschichte ein. Wie die ebenfalls sehr unterschiedlichen Frauen und Courtney noch gute Freundinnen werden, erzählt Debbie Macomber auf diesen 416 Seiten in ihrer gewohnten Art.

Leider fand ich "Die Maschen des Schicksal" sehr ähnlich gestrickt wie "Das Muster der Liebe". Es ist zwar wieder äußert vergnüglich zu lesen, wie sich alle Frauen aus der Strickrunde gegenseitig unterstützen und gegen ihre Probleme ankämpfen, doch kam mir die Auflösung diesmal noch schneller und zu vorhersehbar vor. Die Geschichte ist unterhaltsam und nett zu lesen, doch zwei Romane ganz nach dem selben Muster gestrickt, finde ich doch etwas einfallslos. Sicherlich handelt es sich um einen Fortsetzungsroman und die Autorin kann auch das Rad nicht neu erfinden, aber im Großen und Ganzen ist die Geschichte sehr vorhersehbar.
Schön war allerdings das Wiedersehen mit den Charakteren aus Band Eins, die sich jeden Freitag treffen und für Wohlfahrtsorganisationen stricken.

Schreibstil:
Am Schreibstil der Autorin kann man rein gar nichts bemängeln, denn jedes Buch von ihr lässt sich wirklich super gut und flüssig lesen. Die Charaktere sind sehr lebensnah und bildhaft beschrieben, auch die Umgebung, in der sie wohnen, wird lebendig beschrieben. Wie schon im Vorgängerband stehen die jeweiligen Namen der Frauen, aus deren Leben wir gerade lesen, am Kapitelanfang.
Am Ende gibt es wieder eine Strickanleitung, diesmal natürlich für Socken.

Fazit:
Wieder sehr warmherzig und emotional geschrieben, jedoch finde ich, dass die Geschichte Band Eins zu sehr ähnelt. Also entweder Band 2 alleine lesen, da sowieso alles aus dem Vorgänger nochmals erzählt wird oder sich damit abfinden, dass"Die Maschen des Schicksals" eher ein Abklatsch von "Das Muster der Liebe" ist. Wohlfühlgeschichten, die sich leicht lesen lassen, sind beide Bücher und für Strickbegeisterte sicherlich eine wundervolle Lektüre, die sich um ihr liebstes Hobby dreht. Zum abschalten und genießen.

Veröffentlicht am 24.06.2017

Leider hat das Ende alles vermasselt...

Der Brief
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Der Klappentext zu diesem Debütroman von Carolin Hagebölling hört sich wahnsinnig interessant an. Was würdest du tun, wenn du einen Brief von einer Freundin erhältst, der von dir und deinem Leben erzählt, ...

Der Klappentext zu diesem Debütroman von Carolin Hagebölling hört sich wahnsinnig interessant an. Was würdest du tun, wenn du einen Brief von einer Freundin erhältst, der von dir und deinem Leben erzählt, welches aber ganz anders verlaufen ist? Klingt doch wahrhaftig verrückt und hat mich furchtbar neugierig gemacht.

Bei der Leserunde waren wir auch alle sehr schnell mitten in der Geschichte, die mich von Beginn an gefesselt und fasziniert hat. Marie, die in Hamburg gemeinsam mit ihrer Freundin Johanna in einer lesbischen Beziehung lebt, ist eine erfolgreiche Frau und steht mit beiden Beinen im Leben. Umso erstaunter ist sie, als sie einen ominösen Brief erhält, der an sie adressiert ist. Jedoch steht unter ihrem Namen eine Pariser Adresse. Er ist von ihrer besten Freundin aus Kindheitstagen, Christine, die noch in ihrem Heimatdorf lebt. Als Absender steht jedoch eine Berliner Adresse mit Christines Namen. Verwirrt wendet sich Marie an Christine, die diesen Brief jedoch nie geschrieben hat und genauso verstört reagiert, wie ihre Freundin. Doch woher kennt der Verfasser so viele persönliche Dinge, die nur die beiden Frauen wissen können? Marie lässt dies keine Ruhe und macht sich auf nach Paris, um den Dingen auf den Grund zu gehen...

Der Roman lässt sich sehr schnell lesen, denn die Kapitel sind kurz und die Schrift ist eher groß gehalten. Außerdem liest sich Carolin Hageböllings Schreibstil sehr angenehm, leicht und flüssig und ich musste einfach wissen, was hinter dieser Geschichte stecken könnte. Maries Suche nach ihrem anderen Ich oder ihrem Leben in Paris wird sehr bildhaft beschrieben. Sie fühlt sich in der Stadt der Liebe sehr wohl und viele Dinge kommen ihr bekannt vor. Gemeinsam mit Marie rätselt und überlegt man, was hinter diesen Briefen stecken könnte. Ich war sehr schnell im Sog des Romans gefangen und die erste Hälfte des Buches konnte mich wirklich begeistern.
Doch ab dem Mittelteil flaute die Erzählung immer mehr ab. Die neu hinzugekommenen Figuren wirkten teilweise zu oberflächlich und hatten weniger Tiefe. Die Recherchen zum beigelegten Foto im Brief wurden meiner Meinung zu schnell aufgeklärt. Die Zerissenheit zwischen der Liebe zu Johanna und zu Victor, der in der geheimnisvollen Post ihr Lebensparter ist, und den sie bei ihrem Besuch in Paris kennenlernt, ist kaum vorhanden. Ich konnte keine wirkliche Liebe von Marie für Victor fühlen und auch keine Gewissenbisse Johanna gegenüber.

Das Ende hat leider meine bereits fiktive gute Bewertung zur Geschichte völlig zunichte gemacht. Ich mag keine Bücher mit offenen Enden. Sie geben mir das Gefühl "umsonst" gelesen zu haben. Und besonders hier habe ich richtig auf die Enthüllung, der Lösung, der mysteriösen Briefe hingefiebert und dann sitzt man vor der letzten Seite und fragt sich: Und das wars? Wo ist die Auflösung?
Meiner Meinung ist der Roman auch mit einer falschen Genre-Bezeichnung erschienen.
Ich könnte mit einigen offenen Fragen leben, aber mit einem komplett offenen Ende: NEIN! So ließ mich die Geschichte einfach nur ratlos und frustriert zurück. Schade!

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist mitreißend, flüssig und man fliegt nur so durch die Seiten. Die Kapitel sind kurz und der Roman ist in drei Teile geteilt. Die beiden Handlungsorte Hamburg und Paris werden sehr anschaulich beschrieben und die Autorin vermittelt das besondereFlair beider Städte sehr bildhaft und glaubwürdig. Passend zu den jeweiligen Handlungsorten befindet sich über den Kapiteln entweder ein Anker oder ein umgedrehter Eifelturm, was mir sehr gefallen hat. So weiß man auch gleich, wo sich Marie in den nächsten Kapiteln befinden wird.

Fazit:
Wer sich nicht an offenen Enden stört, kann hier zugreifen, denn der Schreibstil und der Plot sind klasse. Wer aber genauso wenig offene Enden mag, wie ich, der sollte die Finger vom Buch lassen.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Ein Toter am Polsterlift

Steirerpakt
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Im bereits siebenten Fall rund um Sandra Mohr und Sascha Bergmann wird das Duo zu einem skurillen Leichenfund in die Region rund um den Erzberg geschickt. Am alten Einser-Sesselift, der vom Präbichl auf ...

Im bereits siebenten Fall rund um Sandra Mohr und Sascha Bergmann wird das Duo zu einem skurillen Leichenfund in die Region rund um den Erzberg geschickt. Am alten Einser-Sesselift, der vom Präbichl auf den Polster führt, wird die nackte Leiche eines unbekannten Mannes gefunden. Ein Detaill wird allerdings den berichtenden Medien verschwiegen: Der Mann wurde kastriert. Es handelt sich dabei um den vor 15 Jahren ausgewanderte Frauenarzt Doktor Rupert Kronsteiner, der zum Begräbnis seiner Mutter aus Kanada angereist ist. Die Tat lässt auf ein emotionales Wiedersehen schließen.....oder doch nicht? Denn in der Region steht die Schließung des bald 70jährigen Polstersesselliftes bevor. Bürgermeisterin Susanna Kaltenegger befürwortet diese, während eine Bürgerinitiative um die Erhaltung des Einsersesselliftes kämpft, die auch der Tote unterstützt hat...

Sandra und Sascha stoßen im Erzgebirge auf eine Mauer des Schweigens und schon bald ist ihnen klar, dass sie hier tief in die Vergangenheit der handelnden Personen graben müssen, um ein bisschen Licht in das Verbrechen bringen zu können. Da das Opfer bereits fünfzehn Jahr im Ausland gelebt hat und in der Heimat nicht viel über sein Leben bekannt ist, gestalten sich die Ermittlungen schwierig. Der allseits unbeliebte Leiter der Spurensicherung aus dem LKA Graz, Manfred „Mani“ Siebenbrunner, der mit dem Toten die Schulbank drückte, ist dabei auch keine große Hilfe und wird vom Fall abgezogen. Doch schon bald gibt es eine weitere Leiche...
Der neue Regionalkrimi von Claudia Rossbacher hat knappe 300 Seiten und trotzdem kommt der Kriminalfall nicht so richtig in Schwung. Die privaten Probleme von Sandra und Sascha stehen zu viel im Vordergrund und die Ermittlungen kommen teilweise zu kurz. Ebenso treten die Beiden lange auf der Stelle bis der Krimi im letzten Drittel etwas an Fahrt aufnimmt. Das Ermittlerpaar, das einst nicht gegensätzlicher hätte sein können, nähert sich langsam immer mehr an, was mir gut gefällt.
Gekonnt hat die Autorin die wirtschaftlichen Probleme der Region aufgegriffen. Der Erzberg, der über Jahrhunderte das Überleben der Menschen in der Region Eisenwurzen und der östlichen Obersteiermark gesichert hat, ist noch immer Lebensgrundlage, jedoch sterben die Orte in der Umgebung aus, nachdem viele Betriebe geschlossen haben. So werden auch Lifte in kleinen Schigebieten eingestellt, wie hier der historische Einser-Sessellift und oft gleich ein ganzes Schigebiet einfach als zu unrentabel stillgelegt....

Ich mag Mohr und Bergmann und liebe auch ihr Geplänkel, aber hier plätscherte mir die Handlung einfach zu viel dahin. Die Auflösung hat mir jedoch gefallen und ist stimmig. Das Interesse an den kommenden Band ist mit einem kleinen Cliffhanger am Schluss bereits vorprogrammiert....

Schreibstil:
Claudia Rossbacher schreibt flüssig, sehr dialoglastig und mit viel Lokalkolorit. Ich hatte diesmal das Gefühl, dass die Autorin mehr Dialektwörter eingebracht hat, als in ihren letzten Krimis. Für mich kein Problem, obwohl ich aus einem anderen Bundesland komme. Für alle anderen gibt es wie gewohnt hinten ein Glossar.

Fazit:
Der siebente Teil der bereits teilweise im TV verfilmten Reihe rund um Sandra Mohr und Sascha Bergmann plätschert leider etwas dahin, bis er in einem spannenden Finale mit einer Überraschung und einen kleinen Cliffhanger endet. Das Ermittlerduo ist mir bereits ans Herz gewachsen und das Lokalkolorit kommt auch diesmal wieder nicht zu kurz.