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Veröffentlicht am 17.11.2022

Liebenswert und ein wenig skurril

Vilma zählt die Liebe rückwärts
0

In der ungekürzten Hörbuchfassung habe ich Vilmas Geschichte kennengelernt. Die Mittdreißigerin lebt eher zurückgezogen, ein wenig schrullig gar, ihre Brötchen verdient sie als Klavierlehrerin. Ein beschauliches ...

In der ungekürzten Hörbuchfassung habe ich Vilmas Geschichte kennengelernt. Die Mittdreißigerin lebt eher zurückgezogen, ein wenig schrullig gar, ihre Brötchen verdient sie als Klavierlehrerin. Ein beschauliches Leben ohne Höhen und Tiefen führt sie, bis sie eines Tages die Nachricht vom Tod ihres Vaters, den sie nie kennengelernt hat, erhält. Sein Nachlass sind Briefe, viele Briefe. Jeden Tag soll sie einen davon lesen. Was er ihr darin erzählt, ist tieftraurig und wunderschön zugleich.

Die beiden hervorragenden Sprecher Felicity Grist und Wolfgang Gerber geben jeder Figur ihren ganz eigenen Charakter, sie sind wie gemacht für Vilmas Geschichte. Diese liest jeden zweiten Tag einen Brief, dieses Ritual ist ihr ganz persönlicher Adventskalender. So lernt sie nicht nur ihren Vater besser kennen, auch erfährt sie die Liebesgeschichte zwischen ihm und ihrer Mutter. Und wie nebenbei träumt sie sich weg, in ein Leben voller Liebe und Zweisamkeit. Schon ein wenig weltfremd - oftmals musste ich schmunzeln.

Eine Liebesgeschichte ist nicht unbedingt das, wonach ich zuerst greifen würde und doch hat mich Vilmas Zählart voll erwischt. Es scheint, dass sie durch die Briefe aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht ist. Das Hörbuch habe ich sehr genossen, es waren sehr berührende Momente dabei, heitere und ironische, auch so manch skurrile Szene, alles zusammen war ein kurzweiliges Vergnügen.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Schlaflos durch die Nacht

Das Schlaflabor
5

Wer kennt sie nicht, die durchwachten Nächte, in denen man kein Auge zutut. Am nächsten Morgen ist man wie gerädert, möchte sich verkriechen und doch muss man funktionieren. Auch Tom Sonnborn leidet sehr ...

Wer kennt sie nicht, die durchwachten Nächte, in denen man kein Auge zutut. Am nächsten Morgen ist man wie gerädert, möchte sich verkriechen und doch muss man funktionieren. Auch Tom Sonnborn leidet sehr an seiner Schlaflosigkeit. Der Job steht auf der Kippe, es muss sich dringend etwas ändern. Eine Klinik in der Schweiz verspricht Abhilfe. Ihre angebotene neuartige, fünftägige Therapie ist zwar ausgesprochen teuer, auch ist ihre Methode wissenschaftlich noch nicht erwiesen und doch ist es ein Strohhalm, an den Tom sich verzweifelt klammert.

Schon die ersten Seiten rauben mir den Schlaf, es geht heftig zur Sache. Miriam, eine Leidensgenossin von Tom, macht einen nächtlichen Spaziergang. Das hätte sie besser bleiben lassen sollen. Kurz darauf sitzt Tom im Zug Richtung Schweiz. In der Gerolamo-Cardano-Klinik wird er herzlich willkommen geheißen, die Zimmer sind karg, so manche Behandlungsmethode seltsam und doch schläft er wie lange nicht mehr.

Mehrere Todesfälle im weiteren Umfeld dieser Klinik rufen die Kantonspolizei Bern auf den Plan. Merkwürdiges geschieht, der Albtraum legt sich wie ein wabernder Nebel um Das Schlaflabor. Schon der Klappentext verrät, dass Tom in einen Mordfall verwickelt sein soll. Blöd nur, dass er einen kompletten Filmriss hat, sein Erinnerungsvermögen lässt ihn diesbezüglich total im Stich.

Marc Meller versteht es, die stetige Ungewissheit aufrecht zu erhalten. Ist Tom infolge seiner Insomnie tatsächlich ein Mörder? So einige Theorien entwickeln sich während des Lesens, ich vertraue niemandem mehr. Und je weiter ich lese, traue ich so manchem alles zu. Meine Sympathie gehört Tom – immer noch, auch wenn er zeitweise schon eigenartig agiert und reagiert. Auch so mache Behandlungsmethode klingt abenteuerlich, ich nehme es hin, frage mich aber schon, ob dies nicht ein wenig zu dick aufgetragen ist. Das Schlaflabor entwickelt sich zeitweise zu einem Road Movie. Rasant, undurchsichtig, manipulativ. Ich habe einen starken Verdacht, es kristallisiert sich immer mehr heraus, dass ich lange Zeit einem bis dahin unverdächtig scheinenden Typen zu wohlgesonnen war. Aber kann das sein? Letzte Zweifel bleiben. Letztendlich hat der Autor hat mich geschickt auf eine falsche Fährte gelockt.

Neben den Thriller-Elementen erfahre ich so einiges über Insomnie. Diese eher trockenen Einschübe sind schon auch interessant, für die Story ist es jedoch eher irrelevant, z. B. über Panpsychismus zu philosophieren.

Ein rasanter Thriller, der sich ab und zu in Nebensächlichkeiten verliert, mit interessanten, teilweise sehr suspekt wirkenden und zweifelhaften Charakteren und einem über weite Strecken schlaflosen Hauptakteuer, der seinen persönlichen Albtraum durchlebt. Das ganze Schlaflabor hat mich gut unterhalten und mich ganz schön auf Trab gehalten. Ein durchaus gutes Buch mit Abstrichen, viel Action und spannend bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 07.11.2022

Es wird zunehmend spannend

The Dark
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Die Gegend trägt den Spitznamen Weißer Mars zurecht, wie die Notärztin Kate North feststellt. Es ist der kälteste und verlassenste Ort der Erde, dieses unwirtliche Fleckchen ist ihr Zuhause für die nächsten ...

Die Gegend trägt den Spitznamen Weißer Mars zurecht, wie die Notärztin Kate North feststellt. Es ist der kälteste und verlassenste Ort der Erde, dieses unwirtliche Fleckchen ist ihr Zuhause für die nächsten zwölf Monate. Nachdem sie endlich aus dem kleinen Flugzeug steigen kann und neben der UN-Forschungsstation nichts sieht als Schnee und Eis, ist ihr noch nicht bewusst, auf was sie sich da einlässt. Ihr Antarktis-Abenteuer beginnt, die Sommercrew wird ausgeflogen, zurück bleiben die 13köpfigen Überwinterer. Noch ist Kate voll motiviert.

Schon das Cover macht deutlich, dass hier eine Lichtquelle unabdingbar ist, auch wenn eine Taschenlampe die Düsternis immer nur punktuell durchdringen kann. Die ersten Seiten lesen sich ganz gut und dank des sehr hilfreichen Personenregisters kann ich sie alle bald zuordnen. Sie kommen aus allen Ecken der Welt, es sind neben den Forschern auch jene, die die Station am Laufen halten. Noch ist es draußen hell, die monatelange Dunkelheit naht jedoch mit Riesenschritten.

Bald erfährt Kate von Jean-Lucs Schicksal, ihrem Vorgänger. Wie tragisch sein Unfall und die Umstände darum waren, wird ihr erst später bewusst - keiner will darüber reden, sie blocken ab. War Jean-Lucs Tod ein Unfall oder befindet sich gar ein Mörder unter ihnen? Es geschehen Dinge, die zunächst seltsam anmuten. Jedoch wird es zunehmend mysteriös und unheimlich. Aus Kates Sicht durchlebe ich all diese Vorkommnisse und Ungereimtheiten. Bildet sie sich dies alles ein? Hat sie gar Wahrnehmungsprobleme? Es wird zunehmend beklemmend, die mörderische Kälte tut ein Übriges. Bald traut Kate keinem mehr über den Weg, zumal weitere Todesfälle nicht aus bleiben.

Dem kurzen Einstieg in diese düstere Geschichte folgen viele Seiten, in denen ich die Crew und ihren Alltag auf der Station besser kennenlerne. Ähnlich wie Kate gelingt es mir jedoch nur bedingt, sie richtig einzuschätzen, sie lassen sich nicht in die Karten schauen. So etlichen traue ich alles zu, trauen würde ich keinem.

Nach den so spannend wie informativen Anfangsseiten dümpelt es so dahin, gefühlt habe ich auf der Station und drumherum alles x-mal durchlebt. Endlich dann zieht die Story wieder an - je weiter ich lese, desto nervenaufreibender wird es. Das zunehmend bedrohliche Szenario endet actionreich - nichts für schwache Nerven. Es braucht schon eine ganze Weile, bis der Thriller als solcher bezeichnet werden kann. Aber dann ist es wie ein Sog, das Buch kann nicht mehr weggelegt werden.

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Veröffentlicht am 04.11.2022

Gute Unterhaltung

Die Spur der Luchse
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Einen weiteren Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss hat das Autorenduo Voosen/Danielsson mit „Die Spur der Luchse“ vorgelegt, ihre 10. Ermittlung.
Es geht spannend los. Der Prolog wirft viele Fragen ...

Einen weiteren Fall für Ingrid Nyström und Stina Forss hat das Autorenduo Voosen/Danielsson mit „Die Spur der Luchse“ vorgelegt, ihre 10. Ermittlung.
Es geht spannend los. Der Prolog wirft viele Fragen auf und diese ziehen sich durchs Buch, ohne dass man diese ersten Seiten ins nachfolgende Geschehen einordnen könnte.

Eine radikale Aktivistenzelle aus etwa zehn Leuten haben ihr Lager mehrere Kilometer von Green Village entfernt aufgeschlagen, sie nennen sich Wilde Luchse. Sie sind inmitten eines unter Naturschutz stehenden Mischwaldes, der sich über 9.000 ha ausbreitet. Ob dieser weiterhin als geschützter Raum betrachtet werden kann, muss gerichtlich entschieden werden.

Im Rahmen eines Biologieprojekts haben vier Oberstufenschüler eine Mottenfalle aufgebaut, um die Vielfalt dieser Spezies zu bestimmen. Zwei Lehrer begleiten ihre Exkursion. Diese kleine Gruppe hat auch hier, im Naturschutzgebiet, ihre Zelte aufgeschlagen. Erst in der darauffolgenden Nacht wacht die Lehrerin auf, von den anderen fehlt jede Spur.

Und bald darauf brennt der Wald. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Nyström und Forss, die beiden Ermittlerinnen, sind sehr eigenwillige Charaktere. Sie kennen sich schon lange und auch wenn sie immer wieder aneinandergeraten, sich dann wieder eher ignorieren, arbeiten sie doch gut zusammen. Es gilt, die vermissten Schüler mitsamt ihrem Lehrer zu finden und in dieser misslichen Lage – die Flammen kommen immer näher – ist dies eine verzweifelte Suche, die Zeit läuft ihnen regelrecht davon. Und zwischendrin erfahren die Leser die Gedanken einer lange unbekannten Person, die sich selber als Monster sieht.

Der Krimi verspricht gute und spannende Unterhaltung und gibt bis fast zum Schluss sein Geheimnis nicht preis. Den Charakteren habe ich ihre Ambitionen voll abgenommen, auch wenn ich so manche Person ob ihres Verhaltens kritisiert habe. Nicht nur den beiden Hauptakteurinnen bin ich gerne gefolgt, auch die anderen Figuren waren authentisch, allesamt mit genug Ecken und Kanten. Und diese Charaktere waren sowohl bei der Polizei zu finden als auch in der Elternschaft der vermissten Kinder. Ein rundum gelungenes Gesamtpaket, das durch den Schluss leider etwas gelitten hat. Wie zurechtgebogen, zu gewollt, wurden auf die Schnelle so einige Auflösungen dargeboten.

Nyström und Forss haben viel miteinander erlebt und es bleibt natürlich nicht aus, dass so manches Mal Bezug zu den Vorgängerbänden gezogen wird. Da wäre es schon besser, alle Bücher zu kennen und doch ist jeder Band in sich abgeschlossen. Wer Wert auf alle Details legt, sollte die ganze Reihe gelesen haben, wer dies allerdings nicht unbedingt braucht, der kann durchaus in diese ´Spur der Luchse´ einsteigen.

Ein spannender 10. Fall, der mich durchweg – bis auf den zu gewollten Schluss - gefesselt hat. Der Epilog dann begleitet unsere Akteure noch ein Stück ihres Weges, nachdem sie sich alle von den aufreibenden Tagen ins Private zurückziehen.

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Veröffentlicht am 30.10.2022

Gute Unterhaltung

Shorty
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Shorty ist sehr vielseitig, zumindest wenn man sein Berufsleben betrachtet. Man könnte auch sagen, er hangelt sich von Job zu Job. Jetzt gerade arbeitet er in einem Architekturbüro. Nein, nicht als Architekt ...

Shorty ist sehr vielseitig, zumindest wenn man sein Berufsleben betrachtet. Man könnte auch sagen, er hangelt sich von Job zu Job. Jetzt gerade arbeitet er in einem Architekturbüro. Nein, nicht als Architekt oder Bauzeichner, als Elektriker hat er hier zu tun. Und da – er hört Stimmen. Besser gesagt: Er hört eine Stimme, die ihm einen irrwitzigen Auftrag erteilt. Was soll das denn? Die Welt soll er retten und dafür muss er lediglich zur richtigen Zeit für einen Kurzschluss sorgen.

Jörg Maurer hat sich diesen Spaß ausgedacht, hat Shorty zum Leben erweckt, um ihn dann gleich mal in (s)eine utopische Welt zu beamen. Er stolpert sich durch das Universum, in der ihm altbekannten Welt, auch Erde genannt, ist immer mal wieder Bluna an seiner Seite. Sie ist ahnungslos, weiß nicht um die Wichtigkeit von Shorty. Und doch ist sie in so manch brenzliger Situation einfach da.

Das Hörbuch vom Argon-Verlag wird vom Autor selbst gesprochen, ein Riesenspaß. Seine Stimme mag ich sowieso, auch wenn eigentlich der bekannte Hörbuchsprecher Simon Jäger zunächst dafür vorgesehen gewesen wäre. Na, ich glaubs mal. Zumindest bei der An- und Absage durfte er ran.

Aufs Shorty sollte man sich schon einlassen, auch darf man nicht alles zu ernst nehmen. Die phantastische Geschichte entwickelt sich, der immer etwas unbedarft daherkommende Held kommt immer mehr in Fahrt. Der Blick hinter die Kulissen, in unsere Gesellschaft, ist schon ein kritischer. Manches ist arg an der Schmerzgrenze, ja absurd und aberwitzig und doch humorvoll mit einer gehörigen Prise Wortwitz. Ganz einfach - Jörg Maurer und Shorty haben mich gut unterhalten.

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