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Veröffentlicht am 20.12.2022

Eine ungewöhnlich gute Krimi-Reihe made in Switzerland

Frau Morgenstern und die Flucht
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Ihr wollt mal eine besondere Krimireihe lesen? Eine besonders gute? Dann seid Ihr bei Frau Morgenstern genau richtig. Hier erwarten euch: besondere Protagonisten, besondere Szenarien und besondere Sprachfinessen. ...

Ihr wollt mal eine besondere Krimireihe lesen? Eine besonders gute? Dann seid Ihr bei Frau Morgenstern genau richtig. Hier erwarten euch: besondere Protagonisten, besondere Szenarien und besondere Sprachfinessen. Damit ist auch der 4. Morgenstern-Band ein Lesefest der Extraklasse. Die Bücher um die Mordslady gehören zu meinen absoluten Lieblingen. Mit besonderer Qualität haben sie mein Herz erobert und sich da so richtig festgezeckt.
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Ich bin bei neuen Bänden meiner Lieblingsreihen immer zwiegespalten und besonders kritisch. Zum einen freue ich mich unbändig, dass es weitergeht. Zum anderen habe ich aber immer auch Sorge, ob der Zauber wohl anhält. Bei Frau Morgenstern habe ich mich nach Band 3 gefragt: Wo geht die Reise hin? Was soll da noch kommen? Marcel Huwyler hat es aber geschafft, mich positiv zu überraschen. Mit Einfallsreichtum hat er die Geschichte um ein Auftragskiller-Duo vom Schweizer Liquidierungs-Ministerium "Tell" auf ein neues Level gehoben. Neue Situation, neue Herausforderung - und schon laufen Morgenstern & Schlunegger mehr denn je zu Hochform auf.
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Wörter und Beschreibungen werden den Büchern nicht gerecht. Man muss einfach selbst in diese ungewöhnliche Geschichte mit Spannung, Humor, mörderisch liebenswerten Protas und einer facettenreiche Handlung eintauchen. Huwyler hat mich einmal mehr mit seiner charmanten Erzählweise, kunstvollen Morden und wieder mal wunderbarer Sprache samt Wortschöpfungen bezaubert.
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Fazit: "Frau Morgenstern und die Flucht" ist ein weiterer Volltreffer. Für mich das vorläufige Highlight in einer Reihe von Highlights. Und weil mir langsam die Superlative ausgehen, sage ich einfach: Lest selbst!

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Filmreifer Antarktis-Thriller

The Dark
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Was war das bitteschön für eine wilde Lesereise? Nachdem ich den Klappentext von "The Dark" gelesen hatte, stand fest: Diesen Thriller will ich unbedingt lesen. Mit extrem hohen Erwartungen bin ich ins ...

Was war das bitteschön für eine wilde Lesereise? Nachdem ich den Klappentext von "The Dark" gelesen hatte, stand fest: Diesen Thriller will ich unbedingt lesen. Mit extrem hohen Erwartungen bin ich ins Buch gestartet. Was kam, war erst mal Ernüchterung. Aber dann…
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Ein kurzes Wort zum tollen Cover: Es spielt genial mit Licht- und Schatten-Effekten. Hinzu kommt mit den "spürbaren" Eiskristallen auch noch eine tolle Haptik. Das stimmt schonmal auf die Atmosphäre im Buch ein.
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Ein Mord. 12 Verdächtige. 24 Stunden Dunkelheit. Ha, und da hatte er mich, der Klappentext. Allerdings hat es dann gute 150 Seiten gedauert, bis bei mir der Knoten geplatzt ist. Das Setting ist MEGA. Aber ich musste mich doch erst mal in dieser fremden Welt einer Forschungsstation in der Antarktis orientieren und auch die unterschiedlichen Charaktere kennenlernen. Bis dahin war es eher ein "Hmmm"-Buch. Dann hatte ich aber plötzlich diesen WOW-Effekt. Und von da an konnte ich den Thriller nicht mehr aus der Hand legen.
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"Die Antarktis ist ein gefährlicher Ort, kein Zweifel. Aber das hier sieht allmählich nach mehr als nur einem Zufall aus." (Zitat S. 288)
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Erzählt wird die Story komplett aus der Sicht der Ärztin Kate. Die Frau flüchtet vor Problemen und muss sich als "Neue" erst mal auf der Station einarbeiten. Schließlich findet sie auch noch heraus, dass ihr Vorgänger unter mysteriösen Umständen gestorben ist. Kate steckt ihre Nase tiefer in die Sache. Ja, und dann überschlagen sich plötzlich die Ereignisse. Holla die Waldfee - was hier alles passiert …
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Fazit: "The Dark" ist ein Agatha Christie Locked-Room 2.0. Nach Anfangsschwierigkeiten hat mich der Thriller eiskalt erwischt. Ich bin in geradezu halsbrecherischem Tempo durch die Story geschlittert. Das Kopfkino lief irgendwann auf Hochtouren. Letzendlich konnte mich das Buch doch noch total begeistern.

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Veröffentlicht am 19.11.2022

Eiskalte Spannung mit der neuen Krimi-Reihe von Viveca Sten

Kalt und still
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Viveca Sten hat etwas Neues am Start! Seit eh und je bin ich schon Fan ihrer Sandhamn-Reihe. Auch die dazugehörige TV-Serie "Mord im Mittsommer" mag ich sehr. Sandham steht für Flatterkleid-Feeling und ...

Viveca Sten hat etwas Neues am Start! Seit eh und je bin ich schon Fan ihrer Sandhamn-Reihe. Auch die dazugehörige TV-Serie "Mord im Mittsommer" mag ich sehr. Sandham steht für Flatterkleid-Feeling und immer einen Hauch von Sonne auf der Haut. "Kalt und Still" führt die Leser*innen dagegen an den Polarkreis. Hier hat man ein ständiges "Daunenjacke und trotzdem Gänsehaut"-Gefühl. Was beide Reihen eint, ist Viveca Stens leichtgängiger Schreibstil, den ich einfach liebe.

Darum geht’s.: In Are, hoch im Norden Schwedens, verschwindet die 18-jährige Amanda nach einer Feier. Die Suche wird bei Minus 20 Grad zum Wettlauf gegen die Zeit. Die Stockholmer Polizistin Hanna Ahlander sucht gerade Zuflucht im Ferienhaus ihrer Schwester. Sie bietet der örtlichen Polizei ihre Unterstützung an. Und schon bald ermittelt sie an der Seite von Kriminalkommissar Daniel Lindskoog.

Charakter, Charakter, Charakter. Viveca Sten versteht es, Romanfiguren zu entwickeln, ihnen Leben einzuhauchen und eine Biografie mit auf den Weg zu geben. Und so startet auch "Kalt und Still" mit einer perfekten Einführung von Stens neuer Protagonistin Hanna Ahlander, für die ich sofort Sympathie und Mitgefühl entwickelt habe. Und auch der männliche Ermittler ist ein ganz Netter. Hier spürt man gleich, dass ein tolles neues Team zusammenfindet.

Auch der Fall konnte mich begeistern. Sten baut den Plot mit einer Selbstverständlichkeit auf, die ihresgleichen sucht. Die Story entwickelt sich sanft und eindrucksvoll. "Kalt und still" liefert eiskalte Winterspannung. Es knistert und knirscht an allen Ecken und Enden. Subtil statt plakativ. Der Krimi ist lebendig und atmosphärisch. Man hat Szenen und Charaktere genau vor Augen. Alles wirkt wie echt aus dem Leben gegriffen. Dadurch entwickelt sich ein Sog, dem man sich nicht mehr entziehen kann.

Fazit: Viveca Sten in Hochform! "Kalt und Still" ist ein Krimi, wie ich ihn von ihr erwartet habe. Ahlander & Lindskoog rütteln am Thron von Andreasson & Linde aus der Sandhamn-Reihe. Ich finde, dass die neue der alteingesessenen Serie nichts wegnimmt. Beide können friedlich nebeneinander co-existieren können. Im Frühjahr wird es mich weiter auf die Schäreninsel ziehen. Und im Winter halte ich mir dann gerne ein paar Tage für das verschneite Are frei. Kurz gesagt: Viveca Sten geht immer. Sie ist einfach ein Garant für gute Krimis.

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Veröffentlicht am 13.11.2022

Gauner-Komödie im Stil der Louis de Funes-Filme

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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O la la, hier ist dem Autorenduo Klüpfel/Kobr ein ganz großer Coup gelungen. Was für eine herrlich verrückte und liebenswerte Geschichte haben die beiden da geschrieben. Diesmal besuchen wir nicht Kluftinger ...

O la la, hier ist dem Autorenduo Klüpfel/Kobr ein ganz großer Coup gelungen. Was für eine herrlich verrückte und liebenswerte Geschichte haben die beiden da geschrieben. Diesmal besuchen wir nicht Kluftinger und Langhammer in Altusried, sondern lernen Lipaire & Konsorten in Port Grimaud kennen.

Et voila, da ist sie, eine astreine Gauner-Komödie, die an Filme aus den 50er und 60er Jahren erinnert. "Nein!" "Doch." "Oh!" (S. 45). Wer denkt bei diesem wortgewaltigen Dialog nicht sofort an den französischen Schauspieler und Komiker Louis de Funes? Eine Steilvorlage. Die Bilder habe ich beim Lesen nicht mehr aus dem Kopf bekommen und ein Dauer-Schmunzeln hat mich durch das ganze Buch begleitet.

Hauptfigur ist Guillaume Lipaire. Als Guardian "kümmert" er sich um die Häuser der Reichen und Schönen, wenn die gerade anderswo weilen. Lipaire ist ein ausgekochtes Schlitzohr, der auf eigene Rechnung fremdvermietet, die Sonnenterrasse nutzt und Weinkeller plündert. Voila, ja, so lässt sich das Leben genießen.

Aber, sut alors, in der Villa der Vicomtes liegt eine Leiche. Lipaires Gaunereien drohen aufzufliegen. Allerdings führt der Tote auch auf die Spur eines Familienschatzes. Formidable, findet Lipaire. Diese Chance lässt er sich natürlich nicht entgehen. Um ihn herum versammelt sich ein ungewöhnliches Grüppchen, das ihm bei der Lösung des Rätsels helfen will. Die Unverbesserlichen von der Cote d'Azur sind geboren und planen den Coup ihres Lebens.

"Diese Gurkentruppe wird ja immer sonderbarer." (Zitat S. 379) Bien Sur, dieses Buch wäre kein Klüpfel/Kobr, wenn alles glatt laufen würde. Das Team wider Willen ist einfach köstlich. Was sich entwickelt, ist eine humorvolle Schnitzeljagd. Das ist mir alles so herrlich vertraut und altbekannt vorgekommen. Excusez-moi, gerade das macht den besonderen Reiz und riesigen Spaß des Buches aus.

Fazit: Mon Dieu, was habe ich Lipaire & Co ins Herz geschlossen. Das darf es doch jetzt nicht gewesen sein, oder? Das schreit geradezu nach mehr. Und der Schlussatz "das Spiel ist noch nicht zu Ende" lässt mich tatsächlich hoffen, dass "Die Unverbesserlichen" wiederkehren werden.

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Veröffentlicht am 08.11.2022

Matthew Perry und sein ewiger Kampf gegen die Sucht

Friends, Lovers and the Big Terrible Thing
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Ich bin ein großer Fan der Serie "Friends". Die amerikanische Sitcom hat mich 10 Jahre meines Lebens intensiv begleitet. 10 Staffeln habe ich mit den Freunden Rachel, Monika, Phoebe, Joey, Chandler und ...

Ich bin ein großer Fan der Serie "Friends". Die amerikanische Sitcom hat mich 10 Jahre meines Lebens intensiv begleitet. 10 Staffeln habe ich mit den Freunden Rachel, Monika, Phoebe, Joey, Chandler und Ross verbracht. Karrieren und Privatleben der Schauspieler habe ich auch abseits der Serie immer ein bisschen verfolgt. Sorgenkind war ganz klar immer Matthew Perry. Ich wusste, dass er mit dem Dämon "Sucht" zu kämpfen hat. Seine Autobiografie war für mich aus alter "Freundschaft" ein Must-Read.
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"Friends, Lovers and the Big Terrible Thing" ist keine Friede-Freude-Eierkuchen-Biografie. Das Gegenteil ist der Fall. Es wird ganz, ganz düster. Perry berichtet schonungslos und intensiv von seiner "Suchtkarriere" mit Alkohol und Tabletten und lässt die Leser*innen an seinen allertiefsten Tiefpunkten teilhaben. Es gibt Aufs und Abs und immer wieder schwere Rückfälle. Dass Perry überhaupt noch lebt, grenzt an ein Wunder.
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Das Buch ist keine leichte Kost. Der Inhalt geht an die Substanz. Ein Mann im Strudel der Selbstzerstörung. Gefangen in einer Endlosspirale. Zwischen Alkohol und Tabletten hangelt Perry sich von Entzug zu Entzug. Sobald ein Fünkchen Hoffnung besteht, steht der Schauspieler in einem Wimpernschlag-Moment schon wieder am Abgrund. Die Geschichte fasziniert auf erschreckend abschreckende Art und Weise. Perry erzählt ungeschönt, echt, nüchtern und doch tiefgründig. Ein bisschen habe ich mich beim Lesen wie ein Gaffer gefühlt, der bei einem schlimmen Unfall trotzdem hinguckt. Und so habe ich hautnah miterlebt, wie Perry immer wieder ins offene Messer rennt, seinen Körper und sich selbst kaputt macht.
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Danke, Matthew Perry, für deine absolute Ehrlichkeit. Ich wünsche dir, dass du "The Big Terrible Thing" immerhin mal in Schach halten kannst. Ich möchte diese eine finale Schlagzeile über dich einfach nicht lesen müssen.

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