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Veröffentlicht am 11.11.2022

Sehnsucht

Unsre verschwundenen Herzen
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In einer nicht allzu fernen Zukunft lebt der zwölfjährige Noah, der von seiner Mutter immer Bird genannt wurde, mit seinem Vater im Wohnheim einer Uni. Seine Mutter ist vor einigen Jahren verschwunden. ...

In einer nicht allzu fernen Zukunft lebt der zwölfjährige Noah, der von seiner Mutter immer Bird genannt wurde, mit seinem Vater im Wohnheim einer Uni. Seine Mutter ist vor einigen Jahren verschwunden. Sie gehörte zur Gruppe der asiatisch-stämmigen Amerikaner, die seit der Krise großen Repressalien ausgesetzt sind. Bird lebt nun allein mit seinem Vater, der in der Bibliothek arbeitet. In der Öffentlichkeit wird Bird Noah genannt und er soll sich möglichst unauffällig verhalten. Am besten sollte er garnicht zu sehen sein, damit seine asiatische Herkunft nicht auffällt. Doch der Junge vermisst seine Mutter. Gibt es keine Möglichkeit, mit ihr Kontakt aufzunehmen.

Bekommt Bird eine Möglichkeit, seine Mutter wiederzusehen. Manchmal fragt er sich, ob er sich überhaupt noch richtig an sie erinnert. Und sein Vater spricht nicht. Immer mahnt er zur Vorsicht. Natürlich wissen sie in der Schule, dass Birds Mutter Asiatin war und so ist sein Stand in der Klasse nicht besonders. Während einer kurzen Phase war seine Klassenkameradin Sadie ein Lichtblick in seinem Leben. Doch Sadie, in einer ähnlichen Situation wie er, verschwand von einem Tag auf den anderen. Nach einem winzigen Zeichen beginnt Bird gegen alle Widerstände nach seiner Mutter zu suchen.

Dieser dystopische Roman erzählt von einem Amerika, von dem man hofft, dass es so nie oder nie wieder bestehen möchte. Auch wenn man sich gerade in der heutigen Zeit mit Hoffnungen etwas schwer tut. Gerade zu Beginn des Buches fällt es einem schwer sich in Birds Lage zu versetzten. Etwas Ungläubig steht man davor und denkt, eigentlich kann es das nicht geben im Land der Freien. Wieso sind sie so? Schnell kommt die Überlegung, sind wir anders? Fast schon erleichtert macht man sich mit dem gewitzten Bird auf die Suche. Doch irgendwann ändert sich der Tonfall und die Erzählung wirkt mehr wie ein Bericht. Dieser kühle Ton macht es noch schwerer zu ertragen, was man vorgesetzt bekommt. Geradezu herzzerreißend wird die Handlung zum Ende hin. Dieser Roman angesiedelt in einer bedrückenden Welt hat doch auch etwas hoffnungsvolles.

Veröffentlicht am 09.11.2022

Hitzesommer

Kant und der Schachspieler
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Es ist heiß im Sommer 2018 in München. Da ist es nicht so angenehm für Kommissar Joachim Kant zu einem Leichenfund gerufen zu werden. Gemeinsam mit seinem Kollegen Rademacher begibt er sich auf den Weg ...

Es ist heiß im Sommer 2018 in München. Da ist es nicht so angenehm für Kommissar Joachim Kant zu einem Leichenfund gerufen zu werden. Gemeinsam mit seinem Kollegen Rademacher begibt er sich auf den Weg zu einer alten Farbenfabrik, die schon lange geschlossen ist. In einem riesigen Metallbehälter liegt ein Toter, der wohl vor längerer Zeit verstarb. Die Beamten rechnen mit Schwierigkeiten bei der Identifizierung. Doch ihre neue Kollegin Hanna Weiß erweist sich in diesem Punkt als Joker. Da der Tote eine Schachfigur in der Hand hielt, versucht sie, ob dieser Hinweis zu einem Vermissten passen könnte. Und sie wird fündig.

In diesem zweiten Band um Kommissar Kant und sein Team gibt es einen rätselhaften Todesfall aufzuklären. Was die Sache nicht einfacher macht: die Leiche muss schon länger auf dem Fabrikgelände gelegen haben. Erst jetzt, als mit Abrissarbeiten begonnen wurde, wurde der Tote von einem Bauarbeiter entdeckt. Die Ermittler wollen herausfinden, warum der eher einfach gekleidete Tote eine so teure Jacke getragen hat. Doch wo anfangen, nur der Eigentümer der Anlage kann vielleicht ein paar Hinweise geben. Die neue Hanna Weiß macht sich gut und sein Partner Anton Rademacher hat immer gute Ideen, nur momentan hält er sich etwas zurück.

Es ist immer schön, wenn man mal wieder einen richtigen Kriminalroman zu lesen bekommt. Kommissar Kant und seine Kollegen ermitteln zielstrebig und akribisch. Schnell werden sie dem Leser sympathisch. Sie haben ein Privatleben, das eine gewisse Wichtigkeit hat, aber dennoch kommt der Fall nicht zu kurz. Manchmal ist einfach Klinken putzen angesagt und gerade dieses Unaufgeregte macht Spaß beim Lesen und es fördert die Lust am miträtseln. Und Rätsel gibt dieser Todesfall genug auf. Schon was es mit dieser Schachfigur auf sich hat, ist nicht so leicht festzustellen.

Ein ausgesprochen lesenswerter klassischer Krimi, der durch seine Schnörkellosigkeit besticht mit einem Ermittlerteam, von dem man gerne mehr lesen möchte.

Veröffentlicht am 08.11.2022

Speed-Killing

Ringelpietz mit Abmurksen
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Loretta Luchs will nicht länger alleine bleiben. Sie hat sich in einem Internet-Portal angemeldet, um auf Partnersuche zu gehen. Besonders ein Chatpartner ist ihr sympathisch. Aber auf einem Bein kann ...

Loretta Luchs will nicht länger alleine bleiben. Sie hat sich in einem Internet-Portal angemeldet, um auf Partnersuche zu gehen. Besonders ein Chatpartner ist ihr sympathisch. Aber auf einem Bein kann man nicht stehen und so nimmt Loretta an einem Speed-Dating teil. Schon beim ersten Treffen lernt sie Mike kennen, der mit ihr auf einer Wellenlänge zu sein scheint. Sie wollen sich bei einer weiteren dieser Veranstaltungen treffen. Es lässt sich gut an, bis Mike bei dem zweiten Speed-Dating plötzlich stirbt. Nein, das kann doch wohl nicht sein, wo Loretta doch allen unnatürlichen Todesfällen abgeschworen hatte.

Eigentlich wollte Loretta nicht mehr ermitteln. Aber wie es der Zufall so will, fällt ihr bei ihrer Suche nach einem Partner ein Toter förmlich vor die Füße. Wenn das schon so ist, muss Loretta natürlich auch bei ihrem zwölften Auftritt in die Ermittlungen einsteigen. Und ihre Freunde helfen ihr dabei. Sie sind alle dabei Frank und Bärbel, Erwin und Doris, Dennis und sogar Diana mischt aus der Ferne mit. Doch wer sollte einen Grund haben, jemanden zu töten, der wie die anderen auf der Suche nach Liebe war. Die Teilnehmer an dem Speed-Dating waren Loretta zwar nicht alle persönlich sympathisch, aber einen Mörder würde unter ihnen nicht vermuten.

Man kann ja verstehen, dass Loretta nach der Trennung von Pascal wieder einen Partner haben möchte. Aber was dann geschieht, ist doch typisch Loretta. Und es geht nicht nur um die Frage, wer Mike umgebracht hat, sondern auch noch etwas ganz anderes. Das ist überraschend und lustig zu lesen. Obwohl er durchaus seinen Platz einnimmt, ist der Fall nicht ganz so im Vordergrund, weil die andere Sache einfach unerwartet und damit interessanter ist. Irgendwie sind auch alle nett, so dass man garnicht glauben kann, dass sich unter den Parntersuchenden ein Mörder befindet. Ein schöner zwölfter Fall mit Loretta und ihren Freunden.

Veröffentlicht am 05.11.2022

Detective Jai

Die Detektive vom Bhoot-Basar
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Jai und seine Freunde gehen in die öffentliche Schule. Sie wohnen in einem der Armenviertel und obwohl ihr Leben nicht einfach ist, Dann verschwindet ein Schulkamerad und seine Eltern sind sehr besorgt. ...

Jai und seine Freunde gehen in die öffentliche Schule. Sie wohnen in einem der Armenviertel und obwohl ihr Leben nicht einfach ist, Dann verschwindet ein Schulkamerad und seine Eltern sind sehr besorgt. Die Polizei vermutet, der Junge sei weggelaufen und sie wollen erst nach ihm suchen, wenn er in weiteren Tagen nicht wieder aufgetaucht ist. Jai, der gerne Polizei-Serien schaut, meint, wenn die echte Polizei nichts unternimmt, dann müssen er und seine Freunde zu Detektiven werden. Sie beginnen mit ihren Nachforschungen. Als jedoch ein weiteres Kind verschwindet, könnte die Suche auch gefährlich werden.

Mit diesem Debütroman wird nicht nur die Armut in den Vierteln einer Stadt in Indien dargestellt, sondern auch die Lebhaftigkeit und der Witz der Kinder. Der ungefähr zehnjährige Jai nimmt die Gelegenheit wahr, sich den Traum von einer Tätigkeit als Detektiv zu erfüllen. Natürlich will er seinen Freund finden, der es wegen eines Sprachfehlers weder daheim noch in der Schule leicht hatte. Er könnte zwar abgehauen sein, aber er war eigentlich nicht der Typ dafür. Die Kinder gehen jeder Idee nach und sie wagen sich über die Grenzen ihres Viertel hinaus. Sie hatten noch keinen Erfolg als das zweite Kind aus der Nachbarschaft verschwindet.

Nach hiesigen Maßstäben ist es kaum vorstellbar, wie die Kinder in diesem ärmlichen Viertel leben, immer unter der Bedrohung, dass die Häuser plattgemacht werden. Und doch geben die liebevollen Beschreibungen der Autorin den Kindern große Lebendigkeit. Da sind sie manchmal auch einfach nur Kinder, die ihr Abenteuer leben. Doch auch der Ernst des Lebens hinterlässt Spuren, die Sorge der Eltern um ihre Kinder, denen sie kein so behütetes Leben bieten können wie sie es wünschen würden. Und dann die Polizei, die die Menschen aus armen Verhältnissen und ihre Probleme für nicht so wichtig hält. Jai, der kleine Detektiv nimmt einen für sich ein und man wünscht, sein Leben würde nicht so viele Veränderungen erfahren.

Veröffentlicht am 26.10.2022

Freudenfest

Die Hochzeit der Chani Kaufman
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Ihr Vater ist Rabbi einer kleinen Gemeinde in London. Ihm und der Mutter fällt es nicht leicht die acht Töchter unter die Haube zu bringen. Chani ist inzwischen neunzehn Jahre und immer noch ledig. Und ...

Ihr Vater ist Rabbi einer kleinen Gemeinde in London. Ihm und der Mutter fällt es nicht leicht die acht Töchter unter die Haube zu bringen. Chani ist inzwischen neunzehn Jahre und immer noch ledig. Und sie möchte mal raus aus dem Elternhaus, weg von der Mutter, die für sie als mittleres Kind nur noch wenig Zeit hat. Auf einer anderen Hochzeit wird Chani von Baruch, einem angehenden jungen Rabbi entdeckt. Er ist fasziniert von ihr und möchte sie kennenlernen. Das erweist sich zwischen den gläubigen Juden als nicht so einfach. Die Treffen müssen erstmal ausgehandelt werden und eine mögliche Ehe vermittelt.

Im diesem Debütroman bekommt man einen kleinen Einblick in eine andere Welt, die angesiedelt in London neben der vermeintlich normalen angesiedelt zu sein scheint. Chanis Leben ist ebenso streng geregelt wie das von Baruch. Von ihrer Mutter bekommt Chani wenig Unterstützung, hilfreicher ist da die Frau des Rabbis, deren Horizont einst weiter war. Die Unterstützung, die Baruch von seiner Mutter bekommt, ist dafür intensiver als er jemals benötigen würde. Und so ist Baruch gehalten, zum ersten Mal seinen eigenen Weg zu gehen. Sein Freund Avirom überschreitet zur gleichen Zeit die engen Grenzen der Vorgaben seiner Religion.

Das ist mal ein etwas anderer Roman. Neugierig liest man von einer ganz fremden Welt, die zwar manchmal auch befremdet, meist aber Verständnis und Sympathie weckt. Trotz der vermeintlichen Enge, die das Leben der gläubigen Juden zu bestimmen scheint, wirken die Protagonisten doch neugierig und einander zugewandt. Und mit den Eltern ist es wie mit allen Eltern, sie wollen das Beste für ihre Kinder. Und wie so häufig sind die Interpretationen von Eltern und Kindern darüber, was denn das Beste ist, durchaus unterschiedlich. Es entspinnt sich eine Geschichte, die wirklich alles hat, tragische Momente bestehen neben lustigen und frechen. Es gibt ernste Dinge zu bereden, aber auch das Geschnatter junger Hühner kommt nicht zu kurz. Auf ganz unterschiedliche Weise sind die Protagonisten in ihren unterschiedlichen Lebenssituationen dargestellt. Das zu lesen macht einfach Spaß.