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Veröffentlicht am 02.12.2022

ein Leben für den Kommunismus

Agent Sonja
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Der 1. Mai 1924 war der Tag, an dem die sechzehnjährige Ursula Kuczynski zur glühenden Kommunistin wurde. Im Berlin der 20-er Jahre sah sie die entsetzliche Armut und den aufkommenden Nationalsozialismus ...

Der 1. Mai 1924 war der Tag, an dem die sechzehnjährige Ursula Kuczynski zur glühenden Kommunistin wurde. Im Berlin der 20-er Jahre sah sie die entsetzliche Armut und den aufkommenden Nationalsozialismus mit all seinen Schrecken. Aufgewachsen im gutbürgerlichen jüdischem Haus mit einem älteren Bruder, mit dem sie wetteiferte und drei jüngeren Schwestern hatte sie ein privilegiertes Leben. Sie sprach mehrere Sprachen und war weltoffen. Mit ihrem Mann, dem Architekten Rudi Hamburger ging sie nach Shanghai, in ein China von Chiang Kai-Shek und dort begann ihre Zeit als Spionin der Sowjetunion. Mit ihrem kleinen Sohn Michael saß sie immer auf gepackten Koffern. Ihr unstetes Leben führten sie in mehrere Länder vor, während und nach dem 2. Weltkrieg, mehrere Männer, die sie liebte und von denen sie geliebt wurde und zwei weiteren Kindern von verschiedenen Vätern.
Mit viel Glück und der Unmöglichkeit, als Frau und Mutter Spionin zu sein, wurde sie nie enttarnt. Doch auch mit ihrem freiwilligen Ende der Spionagetätigkeit und der Rückkehr nach Ostberlin war ihre Karriere nicht beendet, sie wurde unter dem Pseudonym Ruth Werner eine Bestsellerautorin.
Ein außergewöhnliches Leben wird in diesem Sachbuch geschildert, dass zwar die Fakten wie ein Sachbuch auflistet, von der Schreibweise aber wie ein Spionagethriller zu lesen ist. Sehr viele Hintergrundinformationen und politische Ereignisse werden geschildert, viele Spione genannt, die in Büchern oder Filmen später Berühmtheit erlangten. Hoch interessant.

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Veröffentlicht am 09.11.2022

Ellys Pflegesohn

Ein Kind namens Hoffnung
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Elly ist mit ihrem Leben und ihrer Arbeit als Haushälterin und Freundin der Familie Sternberg in Berlin glücklich. Hans Sternberg ist ein angesehener Arzt, Sara eine Konzertpianistin, die für ihren Sohn ...

Elly ist mit ihrem Leben und ihrer Arbeit als Haushälterin und Freundin der Familie Sternberg in Berlin glücklich. Hans Sternberg ist ein angesehener Arzt, Sara eine Konzertpianistin, die für ihren Sohn Leon ihre Karriere zurückgestellt hat. Als Juden spüren sie bereits Repressalien, die drohende Gefahr für sich selbst sehen sie nicht, bis es zu spät ist. Hans und Sara werden abgeführt. Elly gibt den sechsjährigen Leon als ihren eigenen Sohn aus. Sie flüchtet in ihre Heimat nach Köln, im Pastorenhaushalt ihres Vaters findet sie jedoch keine Hilfe. Sie muss einen Weg finden, Leon vor den Nazis zu schützen und durch die Schrecken und Hunger des Krieges zu bringen. Das hat sie Sara versprochen.
Elly ist eine starke Frau, mit der wir die Zeit vor, während und nach des zweiten Weltkrieges erleben. Die Sorge um das Wohlergehen eines kleinen jüdischen Jungen und später die Suche nach Sara treibt sie an und lässt sie vieles ertragen. Sie trifft auf Menschen die ihr helfen und auf welche, die sie ausnutzen und missbrauchen. Spannend und mitfühlend geschrieben.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

rechte Szene

Bullauge
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Kay Oleander ist ein gewissenhafter Polizist, noch nie hat er von der Schusswaffe Gebrauch machen müssen. Akribisch hat er Tathergänge und Vernehmungen protokolliert. Seine Frau hat ihn schon vor Jahren ...

Kay Oleander ist ein gewissenhafter Polizist, noch nie hat er von der Schusswaffe Gebrauch machen müssen. Akribisch hat er Tathergänge und Vernehmungen protokolliert. Seine Frau hat ihn schon vor Jahren verlassen und nun ist er auch noch ein seelisches und körperliches Wrack geworden. Bei einer Demonstration wurde er von einer Flasche getroffen und hat dabei ein Auge verloren. Die Demonstrierenden gehörten zur Querdenker- und rechten Szene, der Flaschenwerfer wurde nicht identifiziert. Kay stößt bei seinen eigenen Ermittlungen auf die gehbehinderte Silvia Glaser, die nach eigenen Angaben durch einen Polizeieinsatz eine Behinderte wurde. Ihre Sympathie für die rechte Szene will Kay für einen Undercovereinsatz ausnutzen. Doch wem kann er trauen?
Es ist kein klassischer Kriminalroman, eine Spannung in der Handlung ist zwar da, jedoch steht sie nicht im Vordergrund. Es geht um persönliche Befindlichkeiten der Protagonisten, die Hilflosigkeit der Polizei, wie der Rechtsruck in der deutschen Gesellschaft im Alltagsleben stattfindet. Diese Themen werden von Friedrich Ani sehr detailliert beschrieben, in seiner ganz eigenen Sprache.

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Veröffentlicht am 25.09.2022

aufgeweckte Telefonistin

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
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In Baden-Baden im Jahr 1922 arbeitet die junge Alma Täuber als Fräulein vom Amt. Stundenlang der gleiche Satz, hier Amt, was beliebt, immer freundlich, möglichst auch noch eine Fremdsprache sprechend, ...

In Baden-Baden im Jahr 1922 arbeitet die junge Alma Täuber als Fräulein vom Amt. Stundenlang der gleiche Satz, hier Amt, was beliebt, immer freundlich, möglichst auch noch eine Fremdsprache sprechend, immer schnell mit einer Antreiberin als Chefin, gelegentlich gibt es Stromschläge und fast jeden Abend hat sie Kopfschmerzen. Das Gehalt ist gering, doch zu dieser Zeit gibt es für Frauen nicht viele Möglichkeiten. Um nicht mehr bei ihren Eltern leben zu müssen teilt sie sich ein Zimmer mit Emmi, die als Floristin in den Luxuskurhotels der Stadt die Blumendekorationen vornimmt. Der normale Alltag ändert sich als Alma bei der Vermittlung eines Anrufs mithört und anschließend eine ermordete Prostituierte überall Gesprächsthema ist. Bei der Kriminalpolizei, die sie von ihren Kenntnisse berichten möchte, trifft sie auf den Kriminalsanwärter Ludwig Schiller, der einzige, der ein Interesse an der Aufklärung des Falles hat, schließlich war es ja nur eine Prostituierte, da gibt es wichtigeres zu erledigen.
Durch die Recherche Almas lebt die Kurstadt des Jahres 1922 vor uns auf, das Leben der reichen Fabrikanten, das Leben der vom Krieg Versehrten und Traumatisierten, das Leben in der Unterwelt und der Wettbüros. Besonders erleben wir, wie sich Frauen in dieser Welt behaupten müssen. Hoch interessant, gefühlvoll und spannend.

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Veröffentlicht am 31.08.2022

von der Schweiz in den wilden Westen

Susanna
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Susanna ist erst fünf Jahre alt als ihre Mutter ihren Vater verlässt um in der neuen Welt mit dem Freund ihres Vaters aus der Fremdenlegion, Karl Valentiny, ein neues Leben zu starten. Es erwartet sie ...

Susanna ist erst fünf Jahre alt als ihre Mutter ihren Vater verlässt um in der neuen Welt mit dem Freund ihres Vaters aus der Fremdenlegion, Karl Valentiny, ein neues Leben zu starten. Es erwartet sie ein New York zur Zeit der ersten Glühbirnen, die Brooklyn Bridge ist noch im Bau. Die Familie ist wohlhabend, durch eigenes Vermögen seitens Maria und der gut gehenden Arztpraxis ihres Stiefvaters. So kann sich Susanna nach ihrer Schulzeit ganz ihren Porträts in Öl widmen. Sie malt nur nach Fotografien, Fotostudios sind gerade erst aufgekommen, doch diese Fotos sind nicht nur schwarzweiß, durch die starre Haltung fehlt ihnen Leben. Susanna kann in diese Bilder mit Lebendigkeit versehen und hat mit ihrer Arbeit auch finanziell ausgesorgt.
Die Lebensgeschichte der real existierenden Susanna Faesch wird bis zur Begegnung mit dem Indianerhäuptling Sitting Bull erzählt.
Es ist ein Roman, auch mit nicht belegten Passagen, jedoch auch mit wirklich passiertem Geschehen. Dieses ist ganz hervorragend miteinander kombiniert, die sonst üblichen Fußnoten wurden sehr geschickt im Text verwoben. Es ist einerseits ein geschichtlicher Abriss des aufstrebenden Amerikas, andererseits fühlt man mit den Menschen mit. Der Schreibstil von Alex Camus ist außergewöhnlich gut, er ist anspruchsvoll und doch leicht lesbar.

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