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Veröffentlicht am 03.12.2022

Völlig irre und spannend

Totenfrau
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Kurz bevor die Verfilmung von „Totenfrau“ startet, wollte ich noch den ersten Band lesen. Da ich bereits Aichners Bronski Reihe kenne, hatte ich eine ungefähre Ahnung, was mich hier in Sachen Schreibstil ...

Kurz bevor die Verfilmung von „Totenfrau“ startet, wollte ich noch den ersten Band lesen. Da ich bereits Aichners Bronski Reihe kenne, hatte ich eine ungefähre Ahnung, was mich hier in Sachen Schreibstil erwartet. Kurze Sätze und Dialoge wie Pingpong Bälle, lassen den Leser nur so durch die Seiten fliegen. Es beeindruckt mich, wie man sich einerseits so nüchtern und gleichzeitig so spannend ausdrücken kann.
Leichen pflastern den Weg von Brünhilde Blum. Nicht nur, weil sie Bestatterin ist, denn seit dem Mord an ihrem Mann Mark ist sie als Racheengel unterwegs. Mark war einem schrecklichen Verbrechen auf der Spur und nun tritt Blum in seine Fußstapfen.
Mir gefällt, wie Bernhard Aichner die Geschichte aufbaut. Zunächst ist nur von „unaussprechlichen Taten“ die Rede, so schlimm, dass keiner sie glauben kann. Man ist als Leser fast froh, dass es nicht näher ausgeführt wird. Doch mit dem Fortschreiten der Handlung legt Aichner stückchenweise Details des Verbrechens offen.
Auch spart er nicht damit, die Vorgehensweise eines Bestatters und Blums Rache zu beschreiben.
Stellenweise ist das Buch wirklich ekelhaft und so realistisch, dass man meint, die beschriebenen Gerüche selber wahrnehmen zu können.
Trotzdem kommt man von dem Buch überhaupt nicht mehr los. Dabei ist es völlig egal, wie übertrieben und unrealistisch all das klingt.
Blum ist eine Antiheldin. Ihre Methoden sind skrupellos und man fragt sich mehr als einmal, wie ein Mensch, der so eine liebevolle Ehe geführt hat und so einen herzlichen Umgang mit seiner Familie pflegt, aus dem Stegreif zu solchen Bluttaten fähig ist. Trotzdem sympathisiert man mit ihr und kann ihre Wut nachvollziehen, ihre Opfer haben es im Grunde nicht besser verdient. Auch Karl, Reza und die Kinder sind Menschen, die man ins Herz schließt.
Mich hat „Totenfrau“ sehr gefesselt. Der Abschluss ist rund und es bräuchte nicht unbedingt eine Fortsetzung. Da es zwei weitere Bände gibt, bin ich aber natürlich neugierig, wie es mit Blum weitergeht.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Eine Tragödie, die zu Herzen geht

Feldpost
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„Feldpost“ umfasst nur knapp 300 Seiten und Mechthild Borrmann nutzt jede einzelne davon aus. Dieses Buch ist wirklich von der ersten bis zur letzten Zeile fesselnd. Die Geschichte zieht den Leser in den ...

„Feldpost“ umfasst nur knapp 300 Seiten und Mechthild Borrmann nutzt jede einzelne davon aus. Dieses Buch ist wirklich von der ersten bis zur letzten Zeile fesselnd. Die Geschichte zieht den Leser in den Bann und lässt ihn nicht mehr los, noch lange über das letzte Wort hinaus.
Der Klappentext ist relativ wage und ich hatte eigentlich gar nicht so wirklich eine Vorstellung, worum es geht. Vermutet hatte ich eine Geschichte über die unrechtmäßige Aneignung von Besitz im zweiten Weltkrieg. Tatsächlich wird dies zwar auch thematisiert, aber im Zentrum steht eine Liebesgeschichte, die so tragisch ist, dass es einem das Herz zerreißt.
Als die Rechtsanwältin Cara zufällig auf alte Briefe stößt, beginnt sie neugierig zu recherchieren. Der überwiegende Teil der Handlung spielt dann in der Vergangenheit, als die Familie Kuhn versucht, den Krieg zu überleben. Um den Gefängnis zu entgehen, fliehen die Eltern ins Ausland. Eine Odyssee voller Gefahren und Ungewissheiten beginnt.
Sohn Albert wird ebenfalls zu einer Haftstrafe verurteilt und lebt fortan als Flüchtling im Verborgenen. Tochter Adele versucht einfach das Richtige zu tun. Für ihren Bruder, ihre Familie und die Menschen, die ihr etwas bedeuten. Obwohl sie die besten Absichten hat, löst sie eine Tragödie aus.
Dieses Buch hat mich so mitgenommen, weil die Charaktere niemals den Mut verlieren und immer Hoffnung behalten, egal, welche Widrigkeiten sich ihnen in den Weg stellen. Und trotzdem spielt das Schicksal ihnen so übel mit. Mechthild Borrmann scheut sich nicht davor, ihren Protagonisten ein Happy-End zu verwehren. Ich hatte vermutet und gehofft, wie die Geschichte enden könnte, aber am Ende ist alles anders als erwartet. Auf der letzten Seite angekommen, saß ich mit dem Buch in der Hand einen Augenblick schockiert da und musste das Gelesene kurz verarbeiten.
Ich würde „Feldpost“ gerne mit mehr als 5 Sternen bewerten und empfehle es unbedingt weiter.

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Veröffentlicht am 05.11.2022

So macht lesen Spaß

Die Töchter der Ärztin
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Nachdem mir die Reihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs so gut gefallen hat, wollte ich Helene Sommerfelds neues Buch unbedingt lesen. Hier handelt es sich um eine Ergänzung zu ihrer erfolgreichen „Die ...

Nachdem mir die Reihe um die Polizeiärztin Magda Fuchs so gut gefallen hat, wollte ich Helene Sommerfelds neues Buch unbedingt lesen. Hier handelt es sich um eine Ergänzung zu ihrer erfolgreichen „Die Ärztin“ Trilogie, welche ich ehrlich gesagt nicht kenne, da ich selten Romane lese, die vor 1900 spielen. Vorkenntnisse sind auch nicht unbedingt erforderlich um „Die Töchter der Ärztin“ verstehen zu können, da zum einen die wesentlichen Punkte zusammengefasst werden und zum anderen die beiden Töchter Henny und Toni im Zentrum sind.
Henny steht mit beiden Beinen fest im Leben und verfolgt ehrgeizig ihre Karriere. Am Anfang der Geschichte wirkte sie sehr zugeknöpft und streng auf mich, auch im Umgang mit ihrer Tochter. Deswegen fand ich es sehr schön, ihre Entwicklung zu beobachten. Henny trifft ihren Exmann wieder. Beide scheinen auf den ersten Blick nicht zueinander zu passen, doch schnell stellt sich heraus, dass sie sich perfekt ergänzen. Je aufgeschlossener Henny wurde, desto sympathischer wurde sie mir.
Mit der jüngeren Schwester Toni ging es mir ganz anders. Sie ist so aufgeweckt und neugierig, dass man sie sehr schnell ins Herz schließt.
Toni hat keine Erinnerung an ihre Kindheit in Afrika und hat dieses Land auf einen Podest gestellt. Als sie dort ankommt, stellt sie schnell fest, dass die Realität nicht viel mit ihren Träumen gemein hat. Die Menschen begegnen ihr mit Misstrauen und das Wohl der Patienten steht nicht an erster Stelle, sondern die finanziellen Mittel.
Obwohl ich grundsätzlich alles an diesem Buch super fand, hat mir der Teil, der in Afrika spielt, besonders gut gefallen. Zur damaligen Zeit war es sehr außergewöhnlich, dass eine Frau alleine so weit reist, insbesondere, da man die Strecke mit dem Schiff zurücklegen musste und sehr lange unterwegs war.
Ich fand Toni ausgesprochen mutig. Ihre Erlebnisse in dem fernen Land waren sehr interessant, spannend und überraschend tragisch.
„Die Töchter der Ärztin – Zeit der Sehnsucht“ war für mich ein Highlight. Genau diese Art von Buch zeigt mir, warum lesen so ein wunderbares Hobby ist. Der Schreibstil war so lebendig und mitreißend, dass es mir sehr leicht fiel, mich auf die Handlung zu konzentrieren und den Alltag hinter mir zu lassen. Ich wollte den Roman gar nicht aus der Hand legen und habe gerne längere Zeit am Stück gelesen. Dieses Buch ist das, was man sich unter einem Schmöker vorstellt.

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Veröffentlicht am 23.10.2022

Pure Magie

Die Wintergarten-Frauen. Der Traum beginnt
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Dieses Buch ist pure Magie. „Die Wintergarten Frauen“ ist bildgewaltig, aufregend und voller pulsierender Energie. Der Auftakt von Charlotte Roths neuer historischer Romantrilogie war für mich einfach ...

Dieses Buch ist pure Magie. „Die Wintergarten Frauen“ ist bildgewaltig, aufregend und voller pulsierender Energie. Der Auftakt von Charlotte Roths neuer historischer Romantrilogie war für mich einfach grandios.
Die 20-jährige Nina wächst behütet und geliebt in der Uckermark auf. Von Kindheit an ist sie ein Freigeist, der vom Theater besessen ist. Ihr Bruder Carlos ermöglicht ihr einen Umzug nach Berlin. Allein in der Metropole stellt Nina schnell fest, dass es in der Realität sehr viel schwerer ist, ihren Traum zu leben, als sie es sich in der Geborgenheit ihres Dachbodens ausgemalt hat. Auf ihrem Weg zum Ziel trifft sie auf viele außergewöhnliche Personen.
Was mir an Nina sehr gefallen hat, war ihre unerschütterliche Energie und ihr Glaube an sich selbst. Sie hat keine Ausbildung und im Grunde von nichts eine Ahnung. Sie ist sehr isoliert aufgewachsen und hatte außer ihrer Familie keine sozialen Kontakte. Trotzdem weiß sie, dass sie Talent hat und zu Größerem bestimmt ist.
Ihr offen zur Schau getragenes Selbstbewusstsein verschafft ihrer Sympathie keinen Dämpfer. Sie ist eine gutherzige, junge Frau, die man einfach mögen muss. Sie hat kaum Geld und das Wenige, was sie hat, teilt sie noch mit anderen.
Manchmal wirkt Nina fast wie ein Kind und an anderen Stellen scheint sie so viel weiser, als ihre 20 Jahre. Ich fand sie auf jeden Fall toll und habe ihr von allem das Beste gewünscht.
Die Charaktere in diesem Buch sind ein kunterbuntes Sammelsurium. Da ist zum Beispiel Jenny, die ihren Körper bis zum Rand des Unmöglichen verbiegen kann, Sonja, die in sekundenschnelle beeindruckende Skizzen malen kann, Darius mit seinen zahlreichen Katzen und viele andere. Alle haben eins gemeinsam, obwohl sie bettelarm sind, sind sie immer füreinander da und lassen niemanden im Stich. Die Wohn- und Arbeitssituationen waren in den 20er Jahren katastrophal, Geld entwertete sich schneller, als man schauen kann und doch ist „Die Wintergarten Frauen“ vor allem ein positiver Roman. Perfekt geeignet für eine Flucht, in eine Welt voller Zauber. Ich habe mich perfekt unterhalten gefühlt.
Die Dialoge sind oft in blumiger Sprache und insbesondere Jenny liebt es, eigene Worte zu kreieren, was dem Buch einen ganz besonderen Charme verleiht und mir viel Freude bereitet hat.
Dies ist der Auftakt einer Trilogie und so nimmt sich die Autorin Zeit, das Thema Varieté einzuführen. Der Wintergarten spielt hier eigentlich nur eine Nebenrolle, wird aber vermutlich im nächsten Band mehr Raum einnehmen. Mir gefällt, dass das Ende an sich rund ist und man nicht mit einem extremen Cliffhanger zurückgelassen wird. Im Grunde kann man das Buch sogar als Einzelband lesen. Der Wunsch nach mehr ist trotzdem riesengroß bei mir, denn hier ist noch so viel Potenzial, so viele Geschichten, die erzählt werden wollen und ich kann es kaum erwarten, die Reise der Protagonisten weiter zu verfolgen.

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Veröffentlicht am 15.10.2022

Überraschende Fortsetzung

Die Wunderfrauen
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Mit großer Überraschung und deswegen besonders erfreut, habe ich entdeckt, dass Stephanie Schusters Wunderfrauen Reihe einen vierten Band bekommen hat.
Es war toll, die Protagonisten wiederzusehen. Gleichzeitig ...

Mit großer Überraschung und deswegen besonders erfreut, habe ich entdeckt, dass Stephanie Schusters Wunderfrauen Reihe einen vierten Band bekommen hat.
Es war toll, die Protagonisten wiederzusehen. Gleichzeitig hat mich das Buch auch melancholisch gestimmt. Ich habe mich daran erinnert, wie jung die Frauen waren, als wir sie im ersten Band kennenlernten und nun, in den 90ern, sind alle vier im Rentenalter bzw. kurz davor.
Dadurch wird einem die eigene Vergänglichkeit bewusst. Trotzdem war es sehr schön zu erfahren, was aus Luise, Helga, Marie und Annabel geworden ist. Ich habe mich gleich wieder wohl in der Geschichte gefühlt, kaum dass ich mit dem Lesen begonnen hatte. In den 90er Jahren war ich ein Kind und an viele Dinge, die hier erwähnt werden, konnte ich mich auch noch erinnern, wie zum Beispiel der Fund von Ötzi oder der erste eigene Computer.
Toll finde ich, dass keine der Frauen in ihrem Leben stehen geblieben ist. Alle vier haben sich stetig weiterentwickelt und immer wieder etwas Neues ausprobiert. So führt zum Beispiel Luise eine Pension und Annabel hat zusammen mit ihrer Tochter Marlene eine Buchhandlung.
„Wünsche werden wahr“ ist eine gute Mischung aus Glücksmomenten und Schicksalsschlägen. Die Themen Freundschaft und Zusammenhalt ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Reihe.
Der Roman wird zwar als Weihnachtsbuch beworben, aber ich kann das Lesen guten Gewissens zu jeder beliebigen Jahreszeit empfehlen, denn Weihnachten ist nur ein Bruchteil von dem, was hier passiert.
Mein einziger Kritikpunkt ist, dass knapp 300 Seiten einfach zu wenig sind. Ich hätte die Wunderfrauen gerne noch viel länger begleitet.

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