Völlig irre und spannend
TotenfrauKurz bevor die Verfilmung von „Totenfrau“ startet, wollte ich noch den ersten Band lesen. Da ich bereits Aichners Bronski Reihe kenne, hatte ich eine ungefähre Ahnung, was mich hier in Sachen Schreibstil ...
Kurz bevor die Verfilmung von „Totenfrau“ startet, wollte ich noch den ersten Band lesen. Da ich bereits Aichners Bronski Reihe kenne, hatte ich eine ungefähre Ahnung, was mich hier in Sachen Schreibstil erwartet. Kurze Sätze und Dialoge wie Pingpong Bälle, lassen den Leser nur so durch die Seiten fliegen. Es beeindruckt mich, wie man sich einerseits so nüchtern und gleichzeitig so spannend ausdrücken kann.
Leichen pflastern den Weg von Brünhilde Blum. Nicht nur, weil sie Bestatterin ist, denn seit dem Mord an ihrem Mann Mark ist sie als Racheengel unterwegs. Mark war einem schrecklichen Verbrechen auf der Spur und nun tritt Blum in seine Fußstapfen.
Mir gefällt, wie Bernhard Aichner die Geschichte aufbaut. Zunächst ist nur von „unaussprechlichen Taten“ die Rede, so schlimm, dass keiner sie glauben kann. Man ist als Leser fast froh, dass es nicht näher ausgeführt wird. Doch mit dem Fortschreiten der Handlung legt Aichner stückchenweise Details des Verbrechens offen.
Auch spart er nicht damit, die Vorgehensweise eines Bestatters und Blums Rache zu beschreiben.
Stellenweise ist das Buch wirklich ekelhaft und so realistisch, dass man meint, die beschriebenen Gerüche selber wahrnehmen zu können.
Trotzdem kommt man von dem Buch überhaupt nicht mehr los. Dabei ist es völlig egal, wie übertrieben und unrealistisch all das klingt.
Blum ist eine Antiheldin. Ihre Methoden sind skrupellos und man fragt sich mehr als einmal, wie ein Mensch, der so eine liebevolle Ehe geführt hat und so einen herzlichen Umgang mit seiner Familie pflegt, aus dem Stegreif zu solchen Bluttaten fähig ist. Trotzdem sympathisiert man mit ihr und kann ihre Wut nachvollziehen, ihre Opfer haben es im Grunde nicht besser verdient. Auch Karl, Reza und die Kinder sind Menschen, die man ins Herz schließt.
Mich hat „Totenfrau“ sehr gefesselt. Der Abschluss ist rund und es bräuchte nicht unbedingt eine Fortsetzung. Da es zwei weitere Bände gibt, bin ich aber natürlich neugierig, wie es mit Blum weitergeht.