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Veröffentlicht am 11.02.2023

Familiengeschichte über Liebe, Geheimnisse und Vergebung um ein fast vergessenes Hobby - einfühlsam und unaufgeregt erzählt.

Der Glasmurmelsammler
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Nach einem Schlaganfall lebt Fergus Boggs in einem Pflegeheim und leidet unter Gedächtnisstörungen und Erinnerungslücken. Nach einem Jahr seines Aufenthalts werden Kisten aus seiner alten Wohnung geliefert, ...

Nach einem Schlaganfall lebt Fergus Boggs in einem Pflegeheim und leidet unter Gedächtnisstörungen und Erinnerungslücken. Nach einem Jahr seines Aufenthalts werden Kisten aus seiner alten Wohnung geliefert, die seine Tochter Sabrina sichtet. Dabei entdeckt sie eine umfangreiche Murmelsammlung, von der sie bisher nichts wusste. Ihr Vater hat die Murmeln akribisch archiviert, aber einige wertvolle Murmeln fehlen, weshalb sich Sabrina auf die Suche nach ihnen begibt. Dabei erfährt sie erst von der Leidenschaft ihres Vaters und dass er seit Jahrzehnten ein geheimes Doppelleben führte. Sabrina fühlt sich getäuscht, ist enttäuscht und fragt sich, was ihr Dad noch alles vor ihr und ihrer Mutter verborgen haben mochte. Beim Wandeln auf den Spuren der Vergangenheit ihres Vaters merkt sie jedoch, dass sie ihrem Vater gar nicht so unähnlich ist.

Der Roman wird wechselnd aus den Perspektiven von Fergus und Sabrina erzählt. Während sich Sabrinas Suche nur auf einen Tag beschränkt, wird Fergus' Leben beginnend mit seiner Kindheit erzählt, als er nach dem Tod seines Vaters zusammen mit seiner Mutter und drei Brüdern von Schottland nach Irland gezogen ist. In ärmlichen Verhältnissen in Dublin wurden die Murmeln zu einem Halt für ihn. Über die Jahre hinweg perfektionierte er sein Geschick im Spiel mit den Murmeln. Der Tod seines ältesten Bruders und die Heirat mit seiner Frau Gina führten zu einem Einschnitt. Das Murmelspiel wurde zu seinem Geheimnis, zu seiner persönlichen Freiheit.

Sabrina ist 33 Jahre alt, verheiratet und Mutter von drei Kindern. Ihre Beschäftigung als Bademeisterin in einem Altenheim erfüllt sie nicht. Zudem fühlt sie sich durch ihren Mann unter Druck gesetzt. Das Auffinden der Murmeln und die Suche nach Erklärungen, um ihren Vater besser verstehen zu können, ist einerseits aufgrund des Vertrauensbruches belastend, andererseits jedoch wie ein Befreiungsschlag, ihren Vater und auch sich selbst besser kennenzulernen.

"Der Glasmurmelsammler" beschreibt ein fast vergessenes Hobby mit einer ungeahnten Bandbreite an Spielvarianten und Murmeln mit verschiedensten Mustern, Größen und Werten.
Es ist eine Familiengeschichte mit einem Hauch von Nostalgie, die bis zur Entschlüsselung aller Geheimnisse einfühlsam und unaufgeregt erzählt wird und authentische Charaktere zeichnet, die am Ende zu sich selbst finden. Es ist ein Roman über zweite Chancen, Liebe und Vergebung, bei dem am Ende vielleicht nicht ganz nachvollziehbar ist, warum Fergus so ein Geheimnis aus seiner Leidenschaft machte und bei dem etwas eigentümlich erscheint, dass Sabrinas Suche nach Wahrheit an nur einem einzigen Tag stattfindet.

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Veröffentlicht am 09.01.2023

Temporeicher und unterhaltsamer Spannungsroman, der am Ende jedoch überzogen und arg konstruiert dargestellt ist

Nachricht von dir
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Der Amerikaner Jonathan Lempereur und die Engländerin Madeline Greene stoßen am Flughafen New York JFK zusammen und vertauschen versehentlich ihre Smartphones. Den Irrtum merken sie erst, als sie in San ...

Der Amerikaner Jonathan Lempereur und die Engländerin Madeline Greene stoßen am Flughafen New York JFK zusammen und vertauschen versehentlich ihre Smartphones. Den Irrtum merken sie erst, als sie in San Francisco bzw. Paris angekommen sind. Neugierig stöbern sie jeweils im Mobiltelefon des anderen und erhalten interessante Einblick in deren Leben, die sie zu weiteren Recherchen im Internet anregen. Während Jonathan stutzig wird, warum Madeline ihren Verlobten verliebt und regelmäßig eine Psychologin aufsucht, fragt sich Madeline, warum der ehemalige Sternekoch nur noch ein einfaches Lokal führt und von seiner glamourösen Frau getrennt ist.
Im weiteren Verlauf wird deutlich, dass die beiden mehr verbindet als der Zusammenprall am Flughafen. Ein eigentlich gelöster Kriminalfall führt beide zurück in ihre Vergangenheit.

"Nachricht von dir" ist keine Liebesgeschichte, die sich aus ausgetauschten Nachrichten von Fremden ergibt, wie man vielleicht meinen könnte, sondern eine mysteriöse Geschichte über zwei Protagonisten mit bewegter Vergangenheit, die sich zu einem Kriminalroman entwickelt.
Der Handlungsverlauf ist durch die wechselnden Schauplätze, eingefügte Briefe, Nachrichten und Zeitungsartikel abwechslungsreich. Zudem ist es spannend zu entdecken, was Madeline und Jonathan über einander nur durch die Auswertung ihres Handys und Internetrecherchen herausfinden. Als dann auch noch klar wird, dass sie beide in einen vermeintlich abgeschlossenen Kriminalfall verwickelt sind, kreuzen sich ihre Wege wieder, um die Ungereimtheiten, die sie bewegen, aufzuklären. Die Geschichte ist wendungsreich und typisch für den Autor Guillaume Musso geheimnisvoll.

"Nachricht von dir" ist weder klassischer Kriminalroman noch Liebesgeschichte. Es ist ein Spannungsroman, der durch die Geheimnisse, die peu à peu ans Licht kommen, fesselnd, temporeich und unterhaltsam ist, dabei jedoch an mancher Stelle nicht ganz glaubwürdig ist und von vielen Zufällen geprägt ist. So fragt man sich, ob es tatsächlich realistisch ist, dass beide Charaktere kein PIN-geschütztes Smartphone haben und beide von einer derartigen Neugier auf einen Fremden getrieben sind. Auch die "Ermittlungen" der beiden Hauptfiguren am Ende erscheinen ein wenig fern der Realität.
Da ich aber keinen klassischen Kriminalroman erwartet hatte, konnte mich die Geschichte, die sogar Thrillerelemente entwickelte, trotz der überzogenen und konstruierten Darstellung und letztendlich unvorhersehbaren, aber doch sehr abenteuerlichen Geschichte, gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 19.12.2022

Lebendige und rührende Fortsetzung, aber aufgrund der schwermütigen Themen ohne Weihnachtsstimmung

Weihnachten in der kleinen Sommerküche am Meer
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Es ist Winter auf der kleinen Insel Mure im Norden Schottlands, wo der sibirische Wind für eisige Temperaturen sorgt. Während ihr Freund Joel beruflich noch in New York ist, stellt Flora überraschend fest, ...

Es ist Winter auf der kleinen Insel Mure im Norden Schottlands, wo der sibirische Wind für eisige Temperaturen sorgt. Während ihr Freund Joel beruflich noch in New York ist, stellt Flora überraschend fest, dass sie schwanger ist. Die Freude darüber ist getrübt, denn sie weiß nicht, wie sie es Joel erklären soll, der für eine Familiengründung noch nicht bereit ist.
Floras Schwager Coltan, der an Krebs erkrankt ist, geht es immer schlechter und dann taucht auch noch sein Bruder Tripp aus Texas auf, der offenbar nur aus finanziellen Gründen nach Mure gekommen ist.
Der syrische Inselarzt Dr. Saif Hassan, der erst vor wenigen Monaten seine beiden Söhne wiedergefunden hat, weiß noch immer nichts über den Verbleib seiner Ehefrau Amena, die seine große Liebe ist. Gefühle hat er inzwischen auch für Lorna, die Lehrerin seiner Kinder entwickelt, was ihm schwer zu schaffen macht und auch Lorna ist unglücklich in ihn verliebt und verzehrt sich vor Sehnsucht.

"Weihnachten in der kleinen Sommerküche am Meer" ist der dritte Band von "Floras Küche" und knüpft fast nahtlos an die beiden Bücher zuvor an. Durch eine kurze Vorstellung der wesentlichen Charaktere zu Beginn des Romans ist man schnell wieder mitten im Geschehen und freut sich auf ein Wiedersehen mit den Figuren auf dieser abgelegenen, nordischen Insel.
Cover und Titel sowie die Werbung als "Ein Roman so süß und winterlich wie Weihnachts-Shortbread und Früchtekuchen" weckt allerdings etwas falsche Erwartungen, denn Floras Café und auch Weihnachten stehen nicht im Vordergrund der Geschichte. Stattdessen dreht sich das Buch um die Sorgen und Probleme von Flora und Joel, die mit einer unerwarteten Schwangerschaft konfrontiert werden, um Fintan und den todkranken Colton, die von einander Abschied nehmen müssen und um Said und Lorna, die ihre Liebe zueinander nicht ausleben können. Es ist deshalb über weite Teile ein eher schwermütiger Roman über das Unglück der Inselbewohner.

Der Schreibstil von Jenny Colgan ist wie gewohnt bildhaft und warmherzig. Durch die stetigen Wechsel der Perspektiven fällt es zudem leicht, sich in die Lebenssituation der Hauptpersonen hineinzudenken und mitzufühlen.

Das Buch schreibt die Geschichte auf Mure lebensnah, lebendig und rührend fort. Für einen Weihnachtsroman ist mir Band 3 der Reihe jedoch mit zu vielen betrüblichen Themen wie Krankheit, Tod, Abschied und unglücklichen Liebesbeziehungen besetzt.
Ich bin gespannt, ob der vierte Band der Reihe, "Weihnachten im kleinen Inselhotel", der bereits erschienen ist, mehr in die Kategorie Wohlfühlroman einzuordnen und insgesamt hoffnungsvoller gestimmt ist.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Weniger spannend und bewegend als der Vorgängerroman. Für mich kam vor lauter Schilderung historischer Ereignisse die Geschichte der beiden Schwestern zu wenig zum Tragen

Kinder des Aufbruchs
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Der Klappentext verrät schon fast zu viel, denn der Mord an der Sängerin und ehemaligen Freundin von Alice aus dem Kinderheim in der DDR, Irma Assmann, ereignet sich erst im letzten Drittel des Romans. ...

Der Klappentext verrät schon fast zu viel, denn der Mord an der Sängerin und ehemaligen Freundin von Alice aus dem Kinderheim in der DDR, Irma Assmann, ereignet sich erst im letzten Drittel des Romans. Bis dahin beschreibt der Roman die Lebenssituation der beiden Zwillingsschwestern Emma und Alice, die inzwischen beide verheiratet sind. Emma Laakmann ist Dolmetscherin, die deshalb einiges von den politischen Verwicklungen zwischen Ost und West aus erster Hand erfährt und sowohl beruflich als auch privat den Kalten Krieg zu spüren bekommt. Alice Weiß schreibt für die Tageszeitung Telegraf, worin sie ihre linkspolitisch gerichtete Einstellung zum Ausdruck bringen kann.
Der Roman handelt in den späten 1960er-Jahren in West-Berlin, wo auch Alice nach ihrer Flucht ein Zuhause gefunden hat und wo die Studentenunruhen und die geplanten Notstandsgesetze das Tagesgeschehen und die Nachrichten beherrschen.
Emma, Alice und ihre Ehemänner Julius Laakmann und Max Weiß haben ihre (dunklen) Geheimnisse und werden jeder auf unterschiedliche Art von ihrer Vergangenheit eingeholt. Dabei spielt stets die politische Situation, die deutsche Teilung und der Ost-West-Konflikt im Mittelpunkt, die jede(n) von ihnen auf unterschiedliche Art und Weise betrifft. Durch die massiven Geheimdienstaktivitäten von BND und Stasi in der geteilten Stadt herrscht ein grundsätzliches Misstrauen vor Fremden und Geflüchteten aus der DDR. Ängste werden geschürt, die vor allem Alice zu spüren bekommt, als sie von den Geistern der Vergangenheit heimgesucht wird und sich notgedrungen als Fluchthelferin engagiert.

"Kinder des Aufbruchs" ist die Fortsetzung des Romans "Kinder ihrer Zeit", der als Vorwissen und zur Einordnung der Charaktere vorab gelesen werden sollte. Er beginnt gut fünf Jahre nach dem Ende von "Kinder ihrer Zeit" und dem Bau der Berliner Mauer, mit dem die deutsche Teilung zementiert wurde. Die bewegende Geschichte der Zwillingsschwestern Emma und Alice geht damit weiter, die so lange von einander getrennt waren.

"Kinder des Aufbruchs" ist eine fiktive Geschichte, die eng in die historischen Ereignisse zur Zeit des Kalten Krieges, der Hochzeit der Spionage und der Studentenunruhen eingebettet ist. Sie ist durch die gelungene Mischung mit realen und historisch belegten Geschehnissen sowie die Involvierung bekannter historischer Persönlichkeiten authentisch und vielschichtig, aber weniger emotional als "Kinder ihrer Zeit".
Durch die vier Hauptfiguren und ihre Geheimnisse handelt der Roman von vielen unterschiedlichen Themen - von Kinderwunsch, über Familienzusammenführung und Vergangenheitsbewältigung bis hin zu politischem Protest, Widerstand und Spionage - und wirkt deshalb ein wenig überladen. Für meinen Geschmack wäre ein stärkerer Fokus auf weniger Themen einträglicher gewesen, um ihnen die nötige Tiefe zu verleihen. Der Aufbau der Geschichte, die aus wechselnden Perspektiven geschildert ist und wie die einzelnen Handlungsstränge am Ende zusammengeführt werden, ist interessant - für meinen Geschmack aber auch ein wenig zu konstruiert. Viele Zufälle spielen eine Rolle, zu sehr scheinen Emma und Alice in den Fokus der Geheimdienste zu rücken.

Nichtsdestotrotz ist der Schreibstil bildgewaltig und flüssig. Es fällt leicht, sich in die Lebenssituation der Charaktere hineinzuversetzen und aktiv an den politischen Geschehnissen der späten 1960er-Jahre teilzuhaben.
Claire Winter schafft es, Geschichte lebendig werden zu lassen, indem sie nicht nur historische Ereignisse nacherzählt, sondern sie mit einer fiktiven Geschichte um vier sympathische Charaktere verknüpft. Mir waren es in diesem Roman aber fast schon zu viele reale Ereignisse, die Einfluss hatten, so dass mir die persönlichen Umstände von Emma und Alice zu kurz kamen.

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Veröffentlicht am 04.10.2022

Beklemmendes Buch über Rassismus, Ungerechtigkeit, Willkür und Angst. Bewegende Themen, aber durch die überwiegende Nacherzählung von Ereignissen wenig fesselnd und ergreifend.

Unsre verschwundenen Herzen
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Bird ist ein zwölfjähriger Junge, der zusammen mit seinem Vater auf dem Campus der Universität Harvard lebt. Seine Mutter, eine Dichterin, ist asiatischer Herkunft und seit drei Jahren verschwunden. Bird ...

Bird ist ein zwölfjähriger Junge, der zusammen mit seinem Vater auf dem Campus der Universität Harvard lebt. Seine Mutter, eine Dichterin, ist asiatischer Herkunft und seit drei Jahren verschwunden. Bird selbst wird aufgrund seines Aussehens argwöhnisch betrachtet und begreift erst nach und nach, was der Hintergrund dafür ist.
Vor zehn Jahren wurde das Land von einer nationalen Krise erschüttert, weshalb ein neues Gesetz - PACT = Preserving American Culture and Traditions - ein Gesetz zur Wahrung der amerikanischen Kultur erlassen wurde. Dies sollte vor allem den negativen Einfluss aus China zurückdrängen. Personen asiatischer Herkunft haben deshalb mit enormen Vorurteilen und Diskriminierung zu kämpfen, werden als unamerikanisch und illoyal betrachtet. Als Mittel der Bestrafung, um die Menschen mundtot zu machen, wird ihnen das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen. Die Kinder werden meilenweit entfernt in Pflegefamilien untergebracht.
Bird hat gelernt, dass er nicht auffallen darf und dass er seine Mutter und ihre Lyrik verleugnen muss, um keinen Ärger zu provozieren. Dennoch macht er sich auf die Suche nach ihr, denn sie hat ihm eine Botschaft hinterlassen, wo er sie finden kann.

Der Roman ist zunächst aus der Sichtweise des 12-jährigen Jungen Bird geschrieben, bevor die Perspektive auf seine Mutter Margaret Mui wechselt. Bird ist ein Außenseiter, der seine Mutter vermisst und sie wiederfinden möchte. Auf seiner Suche nach ihr gelangt er an eine Bibliothekarin und lernt ein raffiniertes Netzwerk für Botschaften kennen, wodurch er zu seiner Mutter gelangt. Auf seine Nachfragen erzählt sie ihm von der Zeit der Krise und was sie bewogen hat, die Familie zu verlassen. Auslöser ist eine ihrer Gedichtzeilen "Unsre verschwunden Herzen", die viral ging.

Es ist eine traurige Familiengeschichte, die in dem dystopischen Amerika beispielhaft für viele Familien asiatischer Wurzeln steht, die auseinandergerissen werden. Es ist eine Zeit der Angst, in der ein übersteigerter Patriotismus und Nationalismus herrscht und in der Menschen asiatischer Herkunft stigmatisiert und diskriminiert werden. Die Menschen stehen unter Beobachtung, werden indoktriniert und für angeblich unpatriotisches Verhalten und antiamerikanisches Gedankengut bestraft. Zensur und die Unterdrückung selbst friedlicher Proteste sind an der Tagesordnung.

Es ist ein erschreckendes Szenario, das skizziert wird, und an den Holocaust und die Verfolgung jüdischer Menschen erinnert, die als Sündenbock herhalten mussten. Beängstigend ist zudem, dass diese Herabwürdigung und Verfolgung anderer Menschen aus einer Krise heraus entstanden ist, was die Geschichte aktuell und real macht und deshalb als Warnung verstanden werden kann.

Da die Krise und ihre Folgen überwiegend in Rückblenden erzählt werden, ist der Roman im Vergleich zu einer lebendigen Erzählweise nicht so fesselnd und emotional und schöpft nicht das volle Potenzial der Geschichte aus.
Das Buch ist stark von Themen wie Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Rassismus, Willkür und Angst und weniger von einer aktiven Handlung und Charakterentwicklung bestimmt. Auch wenn am Ende ein spannender Abschnitt gesetzt wird und sich der Kreis zwischen Mutter und Kind schließt, fehlt trotz Heldenmuts ein Funken Hoffnung und Aussicht auf Veränderung.

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