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Veröffentlicht am 09.05.2022

Die großen Gefühle federleicht – Ein Roman für den die Tempos erfunden wurden und der die Lachmuskeln trainiert

Remember when Dreams were born
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Worum geht`s (VORSICHT SPOILER)
Remember when dreams were born dreht sich um eine junge Frau namens Maggie, die sich nach einem schweren Unfall, bei dem auch ihr Gedächtnis verletzt wurde, ins Leben zurückkämpfen ...

Worum geht`s (VORSICHT SPOILER)
Remember when dreams were born dreht sich um eine junge Frau namens Maggie, die sich nach einem schweren Unfall, bei dem auch ihr Gedächtnis verletzt wurde, ins Leben zurückkämpfen muss. In einem Pub lernt sie den Hotelier Thomas kennen, in den sie sich verliebt. Sie werden ein Paar und Tom kann sich ungewöhnlich gut in Maggie hineinversetzen.
Geschrieben ist das Buch sowohl aus Toms, als auch aus Maggies Perspektive.
Es gibt von Anfang an Hinweise auf die Geschichte, die sich hinter dem scheinbar zufälligen Kennenlernen der beiden verbirgt. Tom und Maggie waren nämlich schon vor dem Unfall zusammen. Ihr Kind kam jedoch ums Leben und Maggie konnte das nicht verwinden. Sie versuchte sich umzubringen, und überlebte schwer verletzt. Während sie sich danach nicht an Tom oder das Kind erinnert, weiß Tom um alles, verschweigt es aber auf Anraten von Maggies Therapeut. Tom hatte sich nach dem Tod des Kindes komplett in die Arbeit zurückgezogen und Maggie darüber vernachlässigt. Er ringt mit seinen Schuldgefühlen.
Am Ende erlangt Maggie ihr Gedächtnis zurück und bekennt sich erneut zu Tom. Nun können sie den Verlust ihres Kindes gemeinsam betrauern und als Paar neu anfangen.

Meine Meinung
Remember when Dreams were born ist das vierte Werk der Ausnahmeschriftstellerin Anne Goldberg, die schon mit der Only One-Reihe die Emotionen der Leserschaft aufkochen ließ, die Lachmuskeln strapazierte und die Nerven unter Strom setzte. Ich hatte bereits zwei Bücher dieser Reihe verschlungen und hohe Erwartungen an Remember when dreams were born. Um dem Fazit vorzugreifen – ich wurde nicht enttäuscht. Das liegt neben der brillanten Story mit vielen unvorhergesehenen Wendungen, den lebendigen Charakteren und dem leichtfüßig vermittelten Faktenwissen vor allem an dem ganz besonderen Schreibstil der Autorin. Anne Goldberg schreibt mit viel Herz, Wortwitz und gleichzeitig mit einer sarkastischen Trockenheit, die ihresgleichen sucht. Der Leser wird, während er sich noch verblüfft fragt, wie es möglich ist, so zu schreiben, vom ersten Wort an in den Roman gezogen und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Im Grunde liest man Anne Goldberg-Romane nicht, man lebt in ihnen. Erst wenn man auch noch die allerletzte Seite mit den Danksagungen gelesen hat, legt man das Buch bedauernd zur Seite und wünscht sich, das nächste wäre schon geschrieben.
Unterschiede zwischen der Only One-Reihe und diesem Roman gibt es natürlich. Manchmal fand ich hier, dass, was den einzigartigen Stil von Anne Goldberg mit ausmacht, dass beispielsweise körperliche Attribute vermenschlicht werden, wie motivierte Organe, etwas zu oft benutzt wurden. Remember when dreams where born ist nicht so scharfzüngig-spritzig geschrieben, wie beispielsweise Only One Note. Der Erzählfluss von Remember when dreams where born ist – der Schwere der Thematiken angemessen – insgesamt etwas langsamer. Die Mischung aus Dialog und den sehr originell geschriebenen E-Mails sorgen dabei aber für genügend Tempo und die erwähnte Beanspruchung der Lachmuskeln. Vor allem wird dieser Roman durch die vielen unerwarteten Wendungen zu einem hoch spannenden Erlebnis. Von Anfang an werden viele Hinweise auf die wahre Geschichte hinter der der unzuverlässigen Erzählerin gestreut. Beispielsweise fällt durchaus auf, dass Tom ungewöhnlich schnell Gefühle für eine Frau entwickelt, die er scheinbar noch gar nicht kennt. Außerdem nennt Maggie ihn öfters Sam, was, wie sich später aufklärt, der Name des verstorbenen Kindes ist. Man ahnt, dass diese Ungereimtheiten etwas zu bedeuten haben, weiß aber nicht, was genau und will es unbedingt herausfinden.
Die Charaktere waren für mich nicht einfach Hauptprotagonisten eines gelungenen Romans, sie waren lebendig und begleiteten mich im Alltag. Ich fühlte mich Maggie nah, weil sie, obwohl sie so tough war, gleichzeitig verletzlich und oft hilflos wirkte. Die Wut auf ihre Familie, die erst lernen musste, mit Maggies PTBS umzugehen, und dabei alles falsch machte, was man falsch machen kann, war nachvollziehbar. Ebenso, wie schwer es sein muss, nach einer solchen Tragödie wieder ins Leben zurückzufinden. Maggies Traumatisierung finde ich sehr gut dargestellt: Die Erklärung mit dem beschädigten präfrontalen Cortex beispielsweise hilft ihren Zustand einzuordnen und zu verstehen. Dass ihr oft die Worte fehlen und sie Ausdrücke verwechselt, führt dabei zu einiger Situationskomik. Auch Tom, von Maggie als Snob tituliert, konnte ich mit seiner etwas hölzernen, unbeholfenen und dabei absolut sympathischen, ja fast herzerweichenden Art richtiggehend spüren.
Was das Layout angeht, finde ich die Pusteblumen über den jeweiligen Kapiteln sehr schön. Tom‘s Hotel, das Dandelion’s Inn, hat seinen Namen vom Löwenzahn, der sich nach dem Krieg unverwüstlich auf dem Areal ausbreitete. Dies könnte ein Symbol für die Hoffnung sein, dass letztlich auch aus den schlimmsten Umständen etwas Schönes hervorgehen kann. Und so verströmt der Roman die Hoffnung, dass man mit Mut und Durchhaltevermögen selbst die schlimmsten Schicksalsschläge bewältigen kann. Anne Goldberg hat es wieder geschafft, schwere Themen wie Suizid, Schuld, Trauma, den Umgang damit und den Tod eines Kindes auf so leichte Weise aufzubereiten und zu vermitteln, dass der Roman bei aller Tiefgründigkeit vor allem schöne und intensive Stunden schenkt, in denen Humor über die Schwere gewinnt.
Lesetipp: Man sollte sich Taschentücher für Lachflashs und Tränen der Rührung bereitlegen, und einen Notizzettel für die vielen klugen Lebensweisheiten, die die Autorin zwischendurch einfließen lässt. Mein persönliches Lieblingszitat ist zum Beispiel: "Laute Menschen sind nicht wichtig, und wichtige Menschen sind nicht laut"(S.67).

Fazit
Bei großen Büchern bleibt bei mir immer eine gewisse Leere, wenn ich den letzten Buchstaben gelesen habe. Hier bin ich erleichtert, herausgefunden zu haben, dass weitere Remember When-Bücher schon in der Pipeline stecken. Die künftigen Lesenächte sind gerettet und die Vorbestellung ist so gut wie getätigt. Ich empfehle dieses Buch uneingeschränkt weiter.


Ich vergebe 5 Lurche.

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Veröffentlicht am 12.11.2022

Weihnachtliche Liebeskomödie mit Irland-Flair

Maybe this year - Dieser eine Tag im Winter
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VORSICHT SPOILER in der Bewertung

„Maybe this year – dieser eine Tag im Winter“, handelt von der zweiunddreißig-jährigen Norah, Gesangslehrerin an einer Mädchenschule und ehemalige Jazz-Musikerin, die ...

VORSICHT SPOILER in der Bewertung

„Maybe this year – dieser eine Tag im Winter“, handelt von der zweiunddreißig-jährigen Norah, Gesangslehrerin an einer Mädchenschule und ehemalige Jazz-Musikerin, die vor zehn Jahren im Italienurlaub den Ausnahme-Musiker Andrew kennenlernte und eine Urlaubsromanze mit ihm erlebt hat. Die Liebe der beiden hielt später den unterschiedlichen Lebensweisen und der großen räumlichen Entfernung nicht stand. Während Norah in London lebt und arbeitet, verfolgt Andrew seine Musikerkarriere zunächst am Juilliard in New York, später in Berlin. In der magischen Woche, als sie sich kennenlernten, hatten sie verabredet, sich 2019 in Dublin im Bewley’s Café auf der Grafton Street zu treffen, sollten sie sich aus den Augen verlieren. Andrew feiert dort jedes Jahr Weihnachten mit seiner Familie, Norah hat verschüttete Verwandtschaft dort, zu der kein Kontakt bestand. Im Jahr 2019 ist Norah tatsächlich Single, hat Andrew alles andere als vergessen und hofft, dass es ihm geht wie ihr, und dass er sich an das Versprechen erinnert. Also bricht sie, zusammen mit ihrem besten Freund Joe nach Dublin auf. Die Autorin Emily Bell ist in Dublin aufgewachsen, lebt heute in London und arbeitete bereits als Tour Guide und Pubsängerin – beste Voraussetzung also, um diesen Roman zu schreiben.
Vorwarnung: Die Rezension enthält Spoiler.

Meine Meinung
Die Idee, dass zwei Menschen, die sich im Urlaub kennen- und lieben lernen, sich für zehn Jahre später in Dublin verabreden, weil sie befürchten, dass ihre Liebe im Alltag keinen Bestand hat, und zehn Jahre später tatsächlich vor der Frage stehen, ob der andere sich erinnert, und zum Treffpunkt kommt, könnte romantischer nicht sein und hat mich fasziniert. Sicher ist die Grundidee nicht ganz neu, man denke, was Film-Klassiker angeht an „Die große Liebe meines Lebens“ oder „Schlaflos in Seattle“. Ich finde, dass der Stoff immer wieder spannend und herzerwärmend ist, und nicht oft genug aufgegriffen werden kann. Nicht nur die Idee, auch Cover und Leseprobe hatten mich verzaubert, und die Erwartungen waren dementsprechend hoch.
Das Buch beginnt tatsächlich rasant. Als Norah ausgerechnet kurz vor Weihnachten in einem rappelvollen Kaufhaus einen Anruf von ihrer esoterisch-abgehobenen und emotional unterkühlten Mutter bekommt, war ich sofort bei ihr. Voller himmlischer Details wird der Roman stimmungsvoll eingeleitet, man ist sofort mitten drin. Beispielsweise hätte ich die Zitronenplätzchen für Mutter bei Chormusik und Duft nach Tee und Lebkuchen im Londoner Einkaufsparadies Fortnum und Mason am liebsten selbst schnell ins Regal zurückgestellt und wäre der Weihnachstvorhölle entkommen. Als Norah dann von ihrer Mutter für Weihnachten versetzt, und klar wird, dass sie nun frei ist, sich aufzumachen, ihren nach wie vor starken Gefühlen für Andrew auf den Grund zu gehen, indem sie ihrer Verabredung nachkommt, ist der Buchstart perfekt. Aber, um es vorwegzunehmen: So stark wie das Buch beginnt, mit Wortwitz im Sekundentakt, bleibt es nicht. Nachdem man sich über den fulminanten Einstieg gefreut hat und ungeduldig darauf wartet, dass Norah sich nach Dublin begibt, um ihren Andrew dort zu treffen, gibt es zunächst etwas langatmige Erzählungen über Norahs Leben in London, die meines Erachtens nach nichts zur Geschichte beitragen. Dann wird Norahs bester Freund Joe vorgestellt. Ihre Beziehung wird als warmherzig beschrieben, da sind zwei, die auf einer Wellenlänge liegen und die nicht nur eine gemeinsame Geschichte, sondern auch tiefe Gefühle füreinander haben. Zwar glaubt Norah bis kurz vor Schluss noch, dass es rein freundschaftliche Gefühle seien, aber dem Leser ist Joes künftige Rolle sofort klar. Bereits im zweiten Kapitel wird so die Spannung herausgenommen. Man fiebert nicht mehr so sehr mit Norah mit, ob sie und Andrew sich wirklich treffen und ob sie am Ende zusammenkommen werden oder nicht. Zwar beschreibt Emily Bell sehr einfühlsam und unterhaltsam in zwei Rückblenden, wie Andrew und Norah sich im Urlaub kennengelernt haben, wie besonders diese Begegnung war und wie verliebt besonders Norah war. Aber schon in der nächsten Rückblende, und dann in allen weiteren, wird Andrew als wenig liebenswert, als nur von der Karriere besessen und gar nicht an Norah interessiert – kurz als absolut ungeeigneter Partner für Norah beschrieben. Insofern wünscht man sich fast, dass er später nicht zum Treffpunkt erscheint. Die Reise nach Irland wird damit belanglos und das Ende des Romans zeichnet sich von Anfang an sehr eindeutig ab. Der Rest Unsicherheit diesbezüglich reicht meines Erachtens nicht, um diese Mikrospannung zu erzeugen, die den Leser durch ein Buch fliegen lässt. Was den Spannungsbogen anging, gab es also im Mittelteil keinen Höhenflug und kein Herzklopfen, eher Tiefenentspannung, aber ich habe mich gut unterhalten gefühlt, weil das Buch insgesamt schön geschrieben ist, und mit vielen originellen Ideen und klugen Lebensweisen aufgepeppt wurde.
Zum Ende hin nimmt die Geschichte wieder an Tempo auf und es gibt doch noch ein paar unerwartete Wendungen. Um aber nicht komplett zu spoilern, werden diese hier nicht näher ausgeführt.
Mein Fazit ist, dass ich das Buch allen Liebhabern romantischer Liebeskomödien empfehle, denen Spannung nicht ganz so wichtig ist und die gerne nach Irland reisen, denn die Beschreibung dieser faszinierenden Stadt kommt nicht zu kurz.




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