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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.08.2017

Die Kraft der Freundschaft

Der Sommer der Inselschwestern
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Was soll man machen, wenn nach zehnjähriger Beziehung der Bräutigam seine Braut allein vor dem Traualtar stehenlässt und verschwindet. Die Kinderärztin Andi entschließt sich zu einem Neuanfang. Kurzentschlossen ...

Was soll man machen, wenn nach zehnjähriger Beziehung der Bräutigam seine Braut allein vor dem Traualtar stehenlässt und verschwindet. Die Kinderärztin Andi entschließt sich zu einem Neuanfang. Kurzentschlossen kauft sie ein stark vernachlässigtes Haus auf Blackberry Island. Es gehört zu einem Ensembles von drei Häusern, die auf der Insel die „Drei Schwestern“ genannt werden. Andi sieht sich selbst in diesem Haus und glaubt, wenn sie das Haus in Ordnung bringt, würde ihr Leben auch wieder in Ordnung sein.

Bald lernt sie ihre beiden Nachbarinnen kennen. Die Künstlerin Boston, die voller Verzweiflung um ihren verstorbenen kleinen Sohn trauert und für sich noch keinen Weg gefunden hat, von ihm Abschied zu nehmen. Und Deanna, die alles perfekt machen will, um die Schatten ihrer Vergangenheit zu vertreiben.

Dies war mein erstes Buch von Susan Mallery und ich wurde nicht enttäuscht. Der Schreibstil ist frisch und lebendig ohne kitschig zu sein. Einige Passagen regten zum Nachdenken an und gleichzeitig kam auch eine Prise Humor nicht zu kurz. Die Figuren haben Persönlichkeit, wobei nicht alle am Anfang meine Sympathie hatten. Es war unterhaltsam, dass Miteinander der drei Frauen zu beobachten. Langsam zu sehen wie sie sich einander öffnen und sich gegenseitig Unterstützung geben. Ein wunderschönes Buch über die Kraft von Frauenfreundschaften und das Leben. Ein herrlicher Roman, den man am Schluss ungern aus der Hand legt.

Veröffentlicht am 16.08.2017

Den Frauen eine Stimme geben

Der Frauenchor von Chilbury
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1940 - zu Beginn des Weltkriegs werden immer mehr Männer eingezogen. Aufgrund der fehlenden männlichen Stimmen gibt der Vikar des kleinen Dorfes Chilbury durch einen Anschlag bekannt, dass der Kirchenchor ...

1940 - zu Beginn des Weltkriegs werden immer mehr Männer eingezogen. Aufgrund der fehlenden männlichen Stimmen gibt der Vikar des kleinen Dorfes Chilbury durch einen Anschlag bekannt, dass der Kirchenchor aufgelöst wird. Die Frauen sind enttäuscht. Als die charismatische Musiklehrerin Primrose Trent in den Ort kommt, will sie den Chor wieder aufleben lassen. Die Skepsis ist zu Beginn groß, denn wie soll ein Chor ohne Bässe und Tenöre funktionieren. Doch Primrose will den Frauen eine Stimme geben und ihre Leidenschaft überträgt sich auf die anderen Mitglieder, denn wo steht geschrieben, dass das Singen ohne Männer verboten ist. Im Krieg sind die Regeln außer Kraft gesetzt und mit ihrem Chor wollen die Frauen den Menschen Zuversicht schenken.

Jennifer Ryan lässt diese wunderbare Geschichte anhand von Tagebucheinträgen, Journalen und Briefen von fünf unterschiedlichen Frauen erzählen. Margaret Tilling, die ihren Mann verloren hat und nun ihren Sohn David in den Krieg ziehen lassen muss. Die fast vierzehnjährige Kitty Winthrop, die wunderschön singen kann und für einen Verehrer ihrer Schwester Venetia schwärmt. Venetia, die Verehrer sammelt und entschlossen ist, den Künstler Alaistair Slater einzufangen, ob wohl er sich nicht für sie interessiert. Silvie, ein zehnjähriges jüdisches Flüchtlingskind, die bei der Familie Winthrop wohnt. Die Hebamme Edwina Paltry, die ihr Glück wenden möchte und ein unmoralisches Angebot annimmt. Alle von ihnen werden Veränderungen in ihrem Leben erfahren, gemeinsam wachsen und stärker werden.

Durch die besondere Art der Erzählung erhält man einen interessanten Blick auf den Alltag im Dorf während der Kriegszeit und erfährt einige Begebenheiten aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Charaktere wirken sehr lebendig, wobei mir Mrs. Tilling und Kitty besonders ans Herz gewachsen sind. Die Autorin hat auch darauf geachtet, dass der Sprachstil der schreibenden Personen, dem Alter und dem Charakter entspricht.

Für mich war dieses fabelhafte Buch ein regelrechter Pageturner und zeigt den Zusammenhalt von Frauen auch in schwierigen Zeiten, die trotz der Umstände ihre Zuversicht behalten haben. Für mich ein wirklich empfehlenswertes Lesehighlight 2017.

Veröffentlicht am 11.08.2017

Spannender Action-Thriller

Projekt Orphan
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Nach Orphan X ist Projekt Orphan der zweite Band um Evan Smoak. Obwohl ich den ersten Band nicht gelesen habe, kam ich ohne Probleme in dieses Buch.

Evan Smoak wurde bereits als zwölfjähriger für das ...

Nach Orphan X ist Projekt Orphan der zweite Band um Evan Smoak. Obwohl ich den ersten Band nicht gelesen habe, kam ich ohne Probleme in dieses Buch.

Evan Smoak wurde bereits als zwölfjähriger für das Orphan-Programm ausgewählt und von der US-Regierung zu einem hocheffizienten Killer ausgebildet. Nach Jahren des Mordens im Regierungsauftrag ist er ausgestiegen, denn er möchte sich einen Rest an Menschlichkeit erhalten. Unter einer Telefonnummer, die zu dem „Nowhere Man“ führt, hilft er wie ein moderner Robin Hood Menschen, die sich in einer ausweglosen Situation befinden. Als er Anna aus den Fängen eines Mädchenhändlerrings befreit, wird er selbst gefangen genommen und entführt. Doch wer steckt in der Entführung, ist es sein früherer Auftraggeber oder steckt jemand anderes dahinter?

Das Buch lebt von der Hauptperson Evan Smoak. Er ist intelligent, charmant und trotz seiner Killertätigkeit sowie der Selbstjustiz, die er ausübt, kommt er sehr sympathisch herüber. Die Charakterzeichnung einzelner Personen oder die Beschreibungen von Szenen zeigen auf, dass der Autor einen besonderen Blick aufs Detail hat. Beim Lesen der tollen Actionszenen musste ich oft an James Bond denken und Evan Smoak braucht sich vor einem Vergleich nicht scheuen.

Die Handlung ist spannend und vielfältig. In der deutlich gekennzeichneten Nebenhandlung weisen kurze Flashbacks von Evan auf seine Vergangenheit, so dass einiges für den Leser nachvollziehbar wird. Sie sind nicht einfach dazwischen geschrieben, sondern wirken gut platziert.

Projekt Orphan ist für mich ein hochintelligenter Action-Thriller. Wer Spannung und Nervenkitzel liebt, sollte an diesem Buch nicht vorbei gehen, denn er kommt voll auf seine Kosten.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Zeitreise in die Goldenen Zwanziger

Das Café unter den Linden
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In ihrem neuen Roman „Das Café unter den Linden“ lässt die Autorin Joan Weng den Leser eine Zeitreise in die Goldenen Zwanziger Jahre unternehmen.

Nach dem Tod ihres Vaters und einer geplatzten Verlobung ...

In ihrem neuen Roman „Das Café unter den Linden“ lässt die Autorin Joan Weng den Leser eine Zeitreise in die Goldenen Zwanziger Jahre unternehmen.

Nach dem Tod ihres Vaters und einer geplatzten Verlobung kommt Fritzi aus der Provinz in die Weltstadt Berlin. In der Tasche hat sie ein Empfehlungsschreiben von ihrem verstorbenen Vater, der unter den Grafen von Keller gedient hatte. Sie hofft bei ihm eine Anstellung als Tippfräulein zu finden, um ihren Traum einer Drehbuchautorin näher zu kommen. Doch kaum in Berlin angekommen, fühlt sie sich überrollt von der Hektik hier. Keiner hat Zeit und alle scheinen es eilig zu haben. Ein hilfsbereiter junger Mann erklärt ihr den Weg nach Grunewald, wo Hans von Keller wohnt, doch als sie ihr Billet lösen will, ist ihre Geldbörse verschwunden. Mit ihrem Koffer und ihrer Schreibmaschine Orga Privat kommt sie bei der Villa des Grafen an, die sich als kleine Künstlerkolonie entpuppt. Doch die Reaktion des Grafen ist anders als erwartet, er setzt sie einfach vor die Tür. Doch zwei junge Männer, Rosa und Wlad, haben Mitleid mit ihr und nehmen sie in ein kleines Häuschen abseits der Villa mit. Hier auf einem quietschgelben Plüschsofa kann sie die Nacht verbringen. Doch wie wird es weitergehen mit Fritzi, kommt sie ihrem Traum ein Stück näher?

Die Autorin hat es wieder geschafft mich in die Goldenen Zwanziger zu entführen. Viele Vergnügungen waren in den zwanziger Jahren salonfähig und die Gesellschaft war deutlich ungezwungener und freier als in den 30er Jahren, gerade in Berlin. Durch gute Recherche und den tollen Beschreibungen fühlte ich die damalige Atmosphäre hautnah. Ich atmete die Berliner Luft ein und saß im Café unter den Linden mit am Tisch.

Joan Weng hat die Charaktere liebevolle gestaltet und in Szene gesetzt. Sie waren sehr vielschichtig gezeichnet, denn oft täuschte der erste Eindruck. Besonders ist mir Fritzi ans Herz gewachsen mit ihrem Wortwitz, der mich begeistert hat. Man kann sich auch gut in ihre Lage versetzen – von der ruhigen Provinz ins quirlige Berlin. Mit ihrer Einstellung zum Leben wirkte sie sehr authentisch.

Ein rundum gelungener Roman, der mir eine Zeitreise nach Berlin in die Goldenen Zwanziger ermöglichte. Hier stimmte für mich alles - gute Recherche, bildhafte Sprache und ein herrlicher Humor. Ein Roman, der mir unterhaltsame Lesestunden bereitet hat.

Veröffentlicht am 10.07.2017

Spannend von der ersten bis zur letzten Seite

Engelsschlaf: Thriller
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In ihrem neuen Thriller erzeugt Catherine Shepherd von Anfang an ganz viele Spannungsmomente. Bereits der Prolog zog mich so tief in seinen Bann, dass es unmöglich war, das Buch aus der Hand zu legen. ...

In ihrem neuen Thriller erzeugt Catherine Shepherd von Anfang an ganz viele Spannungsmomente. Bereits der Prolog zog mich so tief in seinen Bann, dass es unmöglich war, das Buch aus der Hand zu legen. Er ist aus der Ich-Perspektive eines der Opfer geschrieben.

Der eingehende Notruf meldet eine leblose Frau im Park. Der Notarzt hat bereits den Tod festgestellt, als Kommissar Taylor Field eintrifft und die sorgsam abgelegt Frau betrachtet. Der hinzugezogene Rechtsmediziner sieht plötzlich eine Bewegung am Kehlkopf der Frau. Schnell wird sie ins Krankenhaus gebracht und überlebt. Das Opfer wurde durch Medikamente ruhiggestellt, so dass der Puls kaum messbar war. Die junge Frau kann sich an nichts erinnern. Nach dem Training in einem Fitness-Center verlässt sie dieses mit einem Fahrstuhl und ab da verblasst ihre Erinnerung.

Laura Kern und ihr Partner Max Hartung vom LKA Berlin übernehmen diesen Fall. Dann taucht ein weiteres Opfer auf. Die Nachforschungen laufen ins Leere. Auch die Frage nach dem Motiv, welches hinter den Entführungen steckt, kann lange nicht geklärt werden.

Ich war begeistert von diesem Thriller. Durch ihren Erzählstil hat es Catherine Shepherd geschafft, die Spannung auf hohem Niveau zu halten und immer noch weiter zu steigern. Die Handlung war sehr komplex, gut durchdacht und es gab Überraschungen sowie Wendungen, die meine Neugier immer weiter steigerten, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen konnte. Dazu kamen die Charaktere, die für mich sehr glaubhaft beschrieben waren.

Das Buch war für mich ein spannendes Lesevergnügen, ganz nach meinem Geschmack mit gut ausgearbeiteten Charakteren und einem Täter, dessen Handlung nachvollziehbar war. Diesen Roman kann ich auf jeden Fall allen Thriller-Fans empfehlen.